Kurzbeschreibung:
Verbannt ans Ende der Welt London, Anfang des 19. Jahrhunderts. Als eine Abtreibung, mit denen Mary MacFadden ihr Geld verdient, bei einer jungen Adeligen misslingt, wird sie erst in den Kerker geworfen und dann nach Australien verbannt. Ihre Tochter Penelope geht mir ihr in die Verbannung. Doch während Mary sich auf der Überfahrt den Respekt der Aufseher erwirbt und unbehelligt bleibt, wird die sechzehnjährige Penelope von einem irischen Sträfling schwanger. Insgeheim ist sie von Liam fasziniert, doch ob sie ihn liebt, weiß sie nicht. Noch auf dem Schiff bringt Penelope ihr Kind zur Welt. Am Kai von Sydney, während eine Katastrophe die Neuankömmlinge heimsucht, wird sie von ihrer Mutter und ihrem Kind getrennt. Plötzlich steht Penelope allein da. Ihre einzige Hilfe ist Bernhard Kreuz, ein deutscher Arzt. Bald spürt sie, dass er mehr für sie empfindet als bloße Sympathie. Dann jedoch trifft sie Liam wieder. Eine große Australien-Saga über das Schicksal zweier Frauen und einem verschollen geglaubtes Kind. Ein anrührendes Epos über zwei Frauen, die dem Unrecht trotzen und versuchen, in einer fremden Welt ihr Glück zu finden.
Über die Autorin:
Dagmar Trodler, 1965 geboren, arbeitete als Krankenschwester und studierte dann Geschichte und skandinavische Philologie in Saarbrücken, Aachen und Köln. Sie lebt in der Lüneburger Heide.
Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte von Mary MacFadden und ihrer Tochter Penelope. Beide leben im armen Teil Londons, müssen hart arbeiten für das Nötigste zum Leben und Überleben. Penelope ist 14 Jahre und naiv. Typisch für ihre Jugend lebt sie weitgehend gedankenlos in den Tag hinein. In gute Zeiten, wie als Flickennäherin und später Spitzenhäklerin in einem vornehmeren Haus, freut sie sich daran, nicht mehr hungrig zu sein und daran, hie und da eine Praline von der Tochter des Hausherrn zu bekommen. In schlechten Zeiten, wie im Gefängnis oder später auf der Überfahrt nach Australien, versinkt sie in einen deprimierten Schockzustand und dämmert lustlos vor sich hin, wartet darauf, dass es wieder besser wird. Bis zur Ankunft auf dem neuen Kontinent ist es ihre Mutter Mary, die dabei immer wieder eine schützende Hand über sie hält, die versucht ihrer beider Leben zu retten. Dennoch kann Mary nicht verhindern, dass Penny in einem unbeobachteten Moment einem irischen Verurteilten in einem kurzen Moment der Leidenschaft zu Willen ist und noch während der Überfahrt ein Kind zur Welt bringt. Unreif wie sie ist, weiß sie nichts von Liebe und Sex und wenig von der Pflege eines Kleinkindes. Einer der Schiffsärzte hilft ihr in der ersten Zeit und so erreichen alle lebend Australien.
Durch unglückliche Umstände werden die zwei Frauen und das Kind bei der Landung auseinandergerissen.
Australien ist für Penelope kein gelobtes Land. Hitze, Sklavenarbeit, Angst zu Verhungern, Gewalt und Ausweglosigkeit bestimmen eine lange Zeit ihr Leben hier. Die Schilderungen dieser ersten Monate sind sehr bedrückend und waren für mich schwer zu lesen. Hier habe ich das Buch auch mal weggelegt, weil ich es erst verdauen musste. Mutter Mary kommt leider nur noch sporadisch in kurzen Kapiteln vor. Ihre Versuche, die Tochter zu finden scheitern immer kläglich. Für beide ist es kein Leben sondern ein Überleben.
Nach vielen widrigen und dann endlich einigen glücklichen Umständen findet Penelope einen Weg zu einer besseren Zukunft. Was mit ihrer Mutter und ihrer Tochter geschieht erzähle ich hier nicht. Auch für welchen Mann sie sich am Schluss entscheiden darf, müsst ihr selber lesen.
Abschließend kann ich sagen, dass es in weiten Teilen eine sehr traurige, teilweise abstoßend realistisch geschilderte Geschichte von Armut und Ausbeutung ist, in der für meinen Geschmack auch manchmal ein bisschen viel über den rohen und lieblosen Austausch von Körperflüssigkeiten zwischen Mann und Frau (und auch mal Schafen) erzählt wurde. Penny hat kaum Möglichkeiten, ihr Leben zu verändern und ist auch eher der duldsame Typ, der mich als „Heldin“ nicht so anspricht. Aber Frau Trodler hat ihren Charakter sehr sehr gut rausgearbeitet und das Mädchen kommt authentisch rüber. Dabei hilft auch die eindringliche Sprachgewalt der Autorin, die auf keiner Seite schmalzig oder seicht wurde. Das Ende stimmt versöhnlich aber im Großen und Ganzen war ich nur heilfroh, dass ich nicht in dieser Zeit in England und Australien leben musste. Kein Gute-Laune-Buch sondern ein realistischer unverschleierter Blick in die Vergangenheit.
7 von 10 Punkten