Die Tigerfrau - Téa Obreht

  • Erschienen: 03/2012
    416 Seiten
    ISBN- 13: 978-3-871-34712-2


    Kurzbeschreibung:


    Natalia arbeitet in einem Waisenhaus irgendwo in Südosteuropa, als sie vom rätselhaften Tod ihres geliebten Großvaters erfährt. Nach Erklärungen suchend, erinnert sich die junge Ärztin an jene Geschichten aus seinem Leben, die sich um zwei seltsame, fatale Gestalten drehen – die Tigerfrau, eine schöne Taubstumme in seinem Heimatdorf, die einen geflüchteten Tiger pflegte; und einen charmanten, obskuren Mann, der nicht sterben kann. Während Natalia auf den Spuren des Großvaters durch idyllische und kriegsverwüstete Landschaften reist, werden ihr diese Figuren immer gegenwärtiger. Bald entspinnt sich ein ganzer Kosmos an Mythen und Gestalten, und Natalia begreift, welche Wahrheit über die Lebensrätsel ihrer Familie und ihre versehrte Heimat in ihnen steckt … Sprachgewaltig, mit unvergesslichen Figuren und einer erzählerischen Virtuosität, die an Gabriel García Márquez erinnert, entwirft Téa Obreht das schmerzlich-schöne Bild einer zwischen gestern und heute gefangenen, mythengläubigen Welt. «Time» schrieb über «Die Tigerfrau»: «Liebe, Legende und Tod werden hier so wundervoll geschildert, dass jeder andere Roman in diesem Jahr Gefahr läuft, an der unheimlichen Schönheit dieses Buches gemessen zu werden. Seit Zadie Smith debütierte kein junger Autor mit solcher Kraft und Eleganz.»


    Über den Autor:


    Téa Obreht, geboren 1985 in Belgrad, lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr in den USA. Dort veröffentlichte sie erste Erzählungen u.a. im "New Yorker", in "Harper‘s" und der "New York Times". Ihr Debütroman "Die Tigerfrau" (2011), der in den USA und England zu einem sensationellen Überraschungserfolg wurde, erscheint in mehr als dreißig Sprachen. Im Sommer 2011 erhielt Téa Obreht den Orange Prize for Fiction, im Herbst wurde "Die Tigerfrau" für den National Book Award nominiert.


    Meine Meinung:


    Ist das Belletristik, Zeitgenössisch oder gar ein historischer Roman? Für mich ist es ein Märchenbuch für Erwachsene.


    Die Ich Erzählerin, eine junge Ärztin fährt im zerrissenen Ex- Jugoslavien nach dem Krieg (alle Städte und Ländernamen sind fiktiv) in ein Kloster des nun mehrigen Nachbarlandes um dort in einem Kinderheim medizinische Hilfe für Waisen zu leisten, mit einer Kollegin hat sie Impfstoffe und Medikamente dabei für Kinder, die durch die Soldaten des eigenen Landes erst zu Waisen gemacht wurden. Unterwegs erfährt sie vom Tod ihres Großvaters, einem ehemals sehr angesehenen Arzt und nun reflektiert sie in der Art des "es war einmal" die Geschichte dieses Großvaters - auch dabei spielt als Hintergrund ein Krieg eine wichtige Nebenrolle, die Situation im zweiten Weltkrieg. Vor allem aber geht es um die Beziehungen der Menschen in einen Dorf, ihr Misstrauen , ihr Aberglauben, ihre Ängste, ausgelöst als Katalysator durch einen entlaufenen halbzahmen Tiger und eine taubstumme Frau. Zum Zeitpunkt dieser Ereignisse war der Großvater neun Jahre alt und wurde für sein Leben von diesen Ereignissen geprägt - und damit indirekt auch die Ich- Erzählerin. Eine weitere, phantastische Geschichte ist mit dem Leben des Großvaters verwoben. Dieser hat als junger Arzt einen Mann getroffen, der nicht sterben kann. Mehrmals noch in seinem Leben begegnen sie der alternde Großvater und der alterslose Mann der nicht sterben kann und führen tiefschürfende Gespräche. Die Ich- Erzählerin reflektiert dabei immer wieder den Einfluss dieser Geschichten und Geschehnisse auf ihre jetzige Realität und sie versucht den Mann der nicht sterben kann zu finden, dabei sucht sie auch ein wenig nach sich selbst und ihren Wurzeln.


    Das Buch ist sehr eindringlich geschrieben, ein Erstlingswerk von wirklich beeindruckender Sprachqualität. Kein Buch zum Wegschmöckern, sondern eines, das alle paar Seiten eine Lesepause braucht. Ein Buch das sicher auch noch eine Zeit nachwirkt. Für mich einer der Höhepunkte des bisherigen Lesejahres.

  • Herzlichen Dank für diese sehr interessante Buchvorstellung, Beo. Das Buch wird auch gleich auf meiner Wunschliste landen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Inhalt
    Vierzig Tage nach dem Tod eines Menschen soll sein Hab und Gut nicht angerührt werden, damit seine Seele auf ihrer Reise nicht gestört wird. Natalias Großmutter kann von ihrem verstorbenen Mann noch nicht Abschied nehmen, weil das Krankenhaus, in dem er starb, seine Uhr und seine Brille nicht herausgegeben hat. Enkelin Natalia, Ärztin wie ihr Großvater, nutzt eine Impfaktion für Kriegswaisen außerhalb der Landesgrenzen, um selbst den Tod ihres Großvaters zu verarbeiten und vielleicht seinen Besitz dort aufzutreiben. Zwölf Jahre nach demn Krieg müssen die Menschen dort im Osten noch immer mit Landminen rechnen. Natalia und ihr Großvater waren eng miteinander verbunden, ihre gemeinsamen Besuche im Zoo und das Vorlesen aus dem Dschungelbuch bleiben eine unvergessliche Erinnerung an ihre Kindheit.


    Die Erzählungen von Natalias Großvater aus seiner Kindheit bilden einen der Rahmen, die diese Geschichte zusammenhält; der Tod einen zweiten und die Verbindung zwischen der Figur des Shir Khan im Kinderbuch und einem Tiger, den der Großvater als Kind gesehen zu haben glaubt, einen weiteren Rahmen. Zugleich vermittelt die Erinnerung an die im Krieg unversorgten Zootiere, die sich selbst auf Nahrungssuche begeben, viel eindringlicher, was Krieg bedeutet als manch andere Ankdote.


    Die Impfaktion, die Natalia mit einer Kollegin durchführt, konfrontiert mich als Leser mit den Folgen des Krieges und mit einem tief verwurzeltem Aberglauben, der sich um den Tod rankt. Die Geschichte vom Mann, der nicht sterben konnte und zum Wiedergänger wurde, hörte Natalia zuerst vom Großvater. Das Dschungelbuch war damals sein Wetteinsatz gegenüber dem Tod. Im Weinberg, den die junge Ärztin nun aus dem Fenster ihrer Privat-Unterkunft sieht, kann sie beobachten, wie eine Gruppe von Menschen nach einem Toten gräbt, der wegen des Krieges noch keine endgültige Ruhestätte gefunden hat. Die Grabenden im Weinberg hoffen, von ihren Krankheiten geheilt zu werden, nachdem der Tote seine Ruhe gefunden hat.


    Téa Obrehts preisgekrönter Erstling lässt sich nur mit dem Wissen um den Jugoslawienkrieg verstehen. Für Natalia sind in ihrer Kindheit Andeutungen, dass der Großvater von der falschen Seite stammt, zunächst unverständlich. Als Jugendliche erlebt sie, wie ihr Opa als älterer Arzt wegen seiner falschen Nationalität Berufsverbot erhält. In einer Schattenwelt behandelt er weiter seine ehemaligen Patienten, bis von ihnen fast keiner mehr lebt. Natalia hat den Krieg und seine Profiteuere, Schmuggler und Plünderer, als Ausnahmezustand erlebt. Kinder nutzten den Krieg als Ausrede, um ihren Pflichten auszuweichen. Nur äußerlich geht das Leben für ihre Generation nun weiter, die latente Wut auf den Krieg ist noch immer zu spüren. Natalias Berufswahl erfolgt aus dem Pflichtgefühl, für ihr Land Besonderes leisten zu müssen.


    Fazit
    Die Biografie des Großvaters hat mich in diesem Roman besonders angesprochen und ebenso wie Téa Obreht dem regionalen Aberglauben nachspürt, den ich mir als Anlass für Konflikte zwischen Volksgruppen sehr gut vorstellen kann. Dass dieses Buch beim ersten Lesen noch längst nicht alle seine Handlungsebenen preisgibt, sollte Sie ermuntern, sich auf diese ungewöhnliche Geschichte einzulassen.

  • Hm... ich lese es gerade und bin jetzt etwa auf Seite 80.
    Jede Seite ringe ich mit mir, ob ich es nicht aufgebe. Es interessiert mich einfach nicht und es ist furchtbar langweilig... *gähnt*

  • Langweilig!
    Ich habe die ersten 100 Seiten wirklich mit mir gerungen, die Geschichte kam nicht in Gang, die Charaktere waren mir unsympathisch, das Setting gefiel mir auch nicht, kurz, das Buch packte mich nicht.
    Einzig der Stil war ein irgendwie außergewöhnlicher und durchaus interessanter, trotzdem hatte ich auch nach diesen wirklich harten 100 Seiten immer wieder das Bedürfnis, das Buch ungelesen wieder ins Regal zu stellen, weil die ganze Geschichte so zusammengeschustert, gewollt und aufgesetzt ist. Frau Obreht hat zweifellos ein sehr großes Erzähltalent, denn hätte sie das nicht, hätte ich bei dem Unfug, der da erzählt wurde, bereits nach 10 Seiten die Nase voll gehabt. Ihre Art zu erzählen ist wirklich wirklich wirklich toll, ihre Wortwahl, ihre Vergleiche, ihre Beschreibungen, das alles ist faszinierend. Kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie leider nichts von Belang zu erzählen hat.
    Für ihr nächstes Buch wünsche ich ihr daher eine Geschichte, die es wert ist erzählt zu werden und bei der die Autorin selbst nicht den Faden verliert und sich in Nebensächlichkeiten verzettelt.
    Wenn man bereit ist Zeit zu investieren und sich auf die absurde Story einläßt, birgt das Buch die ein oder andere interessante Überraschung, für mich war es allerdings zum größtenteil einfach nur belanglos und langweilig, da hilft auch ein netter Stil nicht.
    Leider.