Erzähl es niemandem! Lilian Crott Berthung / Randi Crott

  • Für Randi Crott, die Moderatorin der WDR 5 Funkhausgespräche, hatte das Leben mit dem Erwachsen-Werden noch eine große Überraschung bereit, deren Entstehung und Verlauf sie jetzt zusammen mit ihrer Mutter Lilian Crott Berthung rekonstruiert und veröffentlicht hat:


    Erzähl es niemandem!
    Die Liebesgeschichte meiner Eltern.
    DuMont Buchverlag 2012; Preis: 19,99


    amazon-Kurzbeschreibung:


    Zitat

    Dass sie jüdische Wurzeln hat, erfährt Randi Crott erst, als sie erwachsen ist. Und genau wie ihre Mutter 1942 soll auch sie jetzt über zwei Jahrzehnte nach dem Krieg mit niemandem darüber sprechen. Bis zum Tode des Vaters bleibt seine Geschichte verborgen. Weggepackt in alten Briefen und Dokumenten. Mit großer Leidenschaft rekonstruiert die Autorin den Lebensweg ihrer Eltern. Er reicht von der Verfolgung der Juden in Deutschland über die deutsche Besatzung in Norwegen bis hin zu den Problemen der Vergangenheitsbewältigung nach dem Krieg. Randi Crott hat sich in einem bewegenden Buch auf die Suche nach der Geschichte ihrer Familie gemacht. Ohne Hitler hätte es mich nicht gegeben. Welches Gefühl ist für so einen Fall reserviert? Ich bin auf der Welt, weil meine norwegische Mutter sich in einen deutschen Besatzungssoldaten verliebt hat. Aber es gibt noch eine andere Wahrheit, die mir lange genug verschwiegen wurde. RANDI CROTT


    Eine ca. sechsminütige Einführung in die Geschichte kann auf dem WDR angesehen werden. Sie wurde im Rahmen der Sendung WestArt über die LitCologne am 20.03. 2012 um 22:30 Uhr ausgestrahlt.


    http://www.wdr.de/tv/westart/dienstag/sendungsbeitraege/2012/0320/crott.jsp?startMedium=573816&startPicture=/bilder/mediendb/westart_do/img/2012/0320/120320_erzaehl_es_niemanden.jpg&dslSrc=rtmp://gffstream.fcod.llnwd.net/a792/e2/mediendb/westart_do/video/2012/0320/120320_westart_web-m.mp4&overlayPic=/tv/westart/dienstag/codebase/img/overlay_video.png&offset=73&red=fsstd-tv%2Fwestart_do&base=/tv/westart/dienstag/codebase/video/&isdnSrc=rtmp://gffstream.fcod.llnwd.net/a792/e2/mediendb/westart_do/video/2012/0320/120320_westart_web-s.mp4&vtCaptionsURL=&vtCaptionsWidth=400&vtCaptionsURL=&vtCaptionsWidth=400

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

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  • Danke für den Link. Es klingt sehr interessant und ich weiß, dass es z.T. heute noch ein heikles Thema in Norwegen ist.


    Hast Du das Buch selbst schon gelesen? :wave

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

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  • Huhu Lesehest

    Zitat

    Hast Du das Buch selbst schon gelesen?


    Nein, ich habe bisher nur die Vorstellung auf dem WDR gesehen, und die hat mir sehr gefallen. Randy Crott ist eine versierte Journalistin, die sich hier im Bezug auf dieses Familienthema allerdings in einer Doppelrolle befindet: die der gefühlsmäßig involvierten Tochter und die zum neutralen Beobachten und Wiedergeben verpflichteten Fachfrau... ich könnte mir vorstellen, dass die Tiefe des Erlebens beider, der Mutter und der Tochter, durch die professionelle Wiedergabe dennoch stark spürbar wird. Ich habs auf meiner To-Read-Liste und freue mich drauf
    LG, Holle.

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

  • Ich habe es mir auch notiert. Die Bücherei hat es leider noch nicht. Mal gucken, wann es mir in die Hände fällt :-)

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Ich habe das Buch an den Weihnachtstagen gelesen, es lag unter meinem Weihnachtsbaum.
    Besonders gut hat mir gefallen, dass ich aufgrund von Briefausschnitten und Fotos eine Art "Familienmitglied auf Zeit" geworden bin und gleichzeitig einen winzigen Ausschnitt Geschichte des zweiten Weltkriegs miterleben konnte.
    Diese Mischung erlaubt es dem Leser, ein wenig in den Alltag der damaligen Zeit einzutauchen und z.B. ganz hautnah zu erleben, was es heißen konnte, sich in einen feindlichen Besatzungssoldaten zu verlieben.


    Die Ereignisse im Norden Norwegens sind in Deutschland so gut wie unbekannt und mir hätte es sehr geholfen, wenn ich dieses Buch vor meinen Aufenthalten dort gekannt hätte.

  • x Autorinnen: Randi Crott, Lillian Crott Berthung
    x Titel: Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern
    x Genre: Biografie
    x Erscheinungsdatum: 16. Februar 2012
    x bei Dumont
    x 284 Seiten
    x ISBN: 3832196404
    x Erste Sätze: Ich bin schon fast 18, als meine Mutter mich an einem Herbstnachmittag im Jahr 1969 ins Wohnzimmer holt. Sie sagt, sie müsse mir etwas erzählen. Auf dem runden Eichentisch steht ein kleiner Henkeltopf aus Emaille. Er ist grau und hat einen schwarzen Rand. Daneben liegt ein hellbrauner lederner Brustbeutel mit einer geflochtenen dünnen Kordel aus Garn.


    Klappentext:


    “Ohne Hitler hätte es mich nicht gegeben. Welches Gefühl ist für so einen Fall reserviert? Ich bin auf der Welt, weil sich meine norwegische Mutter in einen deutschen Besatzungssoldaten verliebt hat. Aber es gibt noch eine andere Wahrheit, die mir lange verschwiegen wurde …”
    Randi Crott


    Rezension:


    Obwohl ich immer wieder über die damaligen Zustände erschüttert bin, finde ich Zeitdokumente über das 3. Reich wahnsinnig spannend – und so kam ich an “Erzähl es niemandem! Die Liebesgeschichte meiner Eltern” von Randi Crott und Lillian Crott Berthung nicht vorbei.


    Randi Crott ist schon fast 18, als ihr ihre Mutter Lillian erzählt, dass die Großmutter väterlicherseits Jüdin war, ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde und die Großtante sogar in einem KZ getötet wurde. Randis Vater wurde als Halbjude aus dem Sportverein geworfen, hatte große Probleme zu studieren und der Großvater verlor seinen Job bei der Reichsbahn, weil er sich nicht von seiner jüdischen Ehefrau scheiden lassen wollte.


    Dies alles erfährt Randi gegen den Willen ihres Vaters, der die Vergangenheit ruhen lassen möchte und erst zwei Jahre nach seinem Tod, verarbeitet Randi Crott das Tagebuch ihrer Mutter zu einem Roman, der die Liebesgeschichte der Eltern erzählt – und diese Geschichte ist wahnsinnig spannend und interessant.


    Sie lernen sich 1942 in Norwegen kennen, wo Lillian mit ihrer Familie lebt. Helmut Crott ist dort als Soldat stationiert und die beiden verlieben sich ineinander. Als immer mehr jüdische Nachbarn weggebracht werden und der Zorn der Bevölkerung auf die Deutschen wächst, wird die junge Liebe zu einem Versteckspiel, in dem sich das Paar immer wieder bis zu über einem Jahr nicht sehen kann. Doch Lillian kann ihrer Familie nicht erzählen, dass der Geliebte eigentlich selbst ein Halbjude ist – denn die Tatsache, dass niemand davon weiß, ist der Grund, warum Helmut Soldat ist und dies stellt seine Lebensversicherung dar.


    Ich konnte mich kaum von Lillians und Helmuts Geschichte losreißen. Meist bekommt man die Schrecken des 2. Weltkriegs nur aus Deutschland oder dem ehemaligen Ostblock geschildert und Länder wie Norwegen geraten dabei völlig aus dem Fokus. Durch “Erzähl es niemandem!” bekommt man neben einer persönlichen Liebesgeschichte gleichzeitig die Gelegenheit zu erfahren, wie sich der Krieg auf die skandinavischen Länder auswirkte.


    Somit ist das Buch um Familie Crott Liebesgeschichte und historisches Zeugnis zugleich und deshalb gleichermaßen für Leser geeignet, die in einer spannenden wahren Geschichte versinken wollen, als auch für solche, die historisch interessiert sind.


    Fazit:


    Liebesgeschichte und historisches Zeugnis zugleich – spannend, berührend und informativ.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

  • Seit einem Jahr gibt es den Titel auch als Taschenbuch:

    ASIN/ISBN: 3832162305

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Gucci ()

  • Ich habe das Buch im Sommer 2015 gelesen und wie ich sehe, hier gar nichts dazu geschrieben. :gruebel


    Schilderungen aus der Zeit lese ich immer mal wieder gern und interessiere mich auch für diese dunkle Zeit unserer deutschen Geschichte. Doch ich wusste und hatte mich bisher nicht mit der Situation Norwegens im Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Eine Zeitebene in Christine Kabus erstem Roman "Im Land der weiten Fjorde" spielt zwar auch zu der Zeit, doch im Crottbuch wird die Situation natürlich viel eindringlicher und umfassender beschrieben. Man ist wieder wütend auf die Zeit vor 75 Jahren, was unsere Vorfahren unschuldigen Menschen angetan haben. Das Buch ist flüssig und unterhaltsam, mitreißend und informierend geschrieben; das Springen in der Handlung und auch zeitlich hat mich nicht gestört.


    Sehr, sehr schön wird die Liebe von Randis Eltern, Lillian und Helmut geschildert und die Liebe besonders von Lillian muss unheimlich stark und unerschütterlich gewesen sein, als so junge Frau unter den schweren Bedingungen trotzdem zu dem deutschen Soldaten zu halten, gegen alle Widerstände kämpfend und gegen den Willen der eigenen Eltern an eine Zukunft mit Helmut glauben und hoffend.


    Ich möchte das Buch auch Euch ans Herz legen zu lesen.


    An das Buch wurde ich erinnert, weil ich gerade entdeckt habe, das Buch, in dem Randi Crott die Liebesgeschichte ihrer Eltern erzählt, wurde nun verfilmt, als Dokumentarfilm mit Beteiligung von Lillian Crott Berthung und Randi Crott .


    http://www.realfictionfilme.de…hl-es-niemandem/index.php
    http://www.programmkino.de/con…en/erzaehl-es-niemandem-/
    Ich möchte mir den Film unbedingt ansehen.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)