john galsworthy: die forsyte saga
"der reiche mann" ist der erste band der weltberühmten forsyte saga, für die john galsworthy mit dem nobelpreis für literatur ausgezeichnet wurde.
thomas mann äusserte sich über diese figurenreiche familiengeschichte, die von der victorianischen ära bis in die nahe vergangenheit spielt:
"ich werde die bekanntschaft mit dem dichterischen historiker des englischen bürgertums immer als einen gewinn ersten ranges betrachten."
galsworthys epos bildete die grundlage für eine 26-teilige fernsehserie, die in 50 ländern mit einem einzigartigen erfolg ausgestrahlt wurde.
isbn: 3548029698
diese noch in schwarzweiss ausgestrahlte serie war es in den 70ern auch, die mich diese saga auf meinen weihnachtswunschzettel setzen liess.
john galsworthys stil gefällt nicht jedem. viel "action" ist nicht seine art, obwohl es an ereignissen und verwirrungen nicht mangelt, aber alles spielt sich eher unterschwellig, leise "pas devant les dometikes" ab.
die ersten 3 bände behandeln das schicksal von irene, soames und jolyon, die zweiten 3 bände jenes der nächsten generation
die letzten 3 bände sind eigentlich die chronik eines anderen familienzweiges und die forsytes tauchen nur am rande auf.
dann gibt es von einem anderen autorin noch: die forsytes kehren zurück - ungefähr gleichzusetzen mit ripleys "scarlett".
vor dem hintergrund einer dem bauernstand gar nicht lang entstiegenen, dies aber selbstverfreilich gut verdrängenden wohlhabenden familie spielt sich das ehedrama von irene und soames forsyte ab.
irene hat erst nach langem drängen seitens soames in diese ehe eingewilligt und erkennt auch sofort nach vollzug derselben, dass es ein fehler war. auf diesem fehler und den konsequenzen, die dadurch für irene, soames - er liebt sie, er kann nicht dafür, dass sie ihn körperlich abstossend findet - und dessen cousin jolyon, der irene liebt und von ihr wieder geliebt wird, sowie für die ganze übrige familie entstehen... auf diesem fehler baut die serie auf. man darf bei der einschätzung dieses problems nicht die zeit vergessen, in der die saga handelt.
gleichzeitig wäre es verkehrt, wollte man sich in der inhaltsangabe allein auf dieses problem beschränken. es ist ein weitgespanntes epos und liefert ein eindrucksvolles bild englands in der zeit von 1886 bis nach dem ersten weltkrieg. mir gefiel besonders, mit welch feinem pinsel galsworthy die vielen verschiedenen charaktere skizzierte.
4einhalb von 5 punkten