ZitatDie erfolgreiche Krimiautorin Blanca Büchner erwartet mit 40 Jahren ihr erstes Kind. Gerade ist sie mit ihrem Mann auf den Lochbauernhof im Vogtland gezogen - dieser soll mit einem Fluch belegt sein. Kurz darauf fällt Blancas Mann durch einen Unfall ins Koma. Auch die Vorbesitzerin des Hofs erlitt ein schweres Schicksal: Sie nahm sich das Leben, nachdem sie ein Kind mit schwerem genetischen Defekt abtreiben lassen musste. Bei einer Fruchtwasseruntersuchung stellt Blancas Arzt auch bei ihrem Kind einen solchen Defekt fest. Kurze Zeit später ist er tot. Blanca glaubt nicht an einen Unfall und beginnt zu ermitteln. (Quelle: Klappentext)
Nachdem ich schon mehrere Werke aus der Lüders-Reihe von Maren Schwarz gelesen habe, und mich der Klappentext dieses Buches hier sofort faszinierte, war es nur eine Frage der Zeit, bis das Buch in meinen Händen von Seite zu Seite unter die Lupe genommen wurde. Da ich selbst vor einigen Monaten Mutter geworden bin, fand ich es interessant mal wieder einen Krimi zu lesen, wo eine Schwangere vorkommt.
Maren Schwarz ist mit Blanca eine Protagonistin gelungen, die mich stark an die Autorin selbst erinnert, und bei der sie auch versucht hat, ihre eigenen Erfahrungen als Krimi-Autorin einzubauen. Dies wird schon auf den ersten Seiten deutlich. Doch bin ich mir nicht sicher, ob ich persönlich eine solche Bindung zu einem Protagonisten gut finde. Blanca ist eine 40jährige Autorin, die jedoch deutlich älter dargestellt wird. Während in ihrer anderen Reihe der pensionierte Kommissar Lüders alt ist, jund, humorvoll und trotz Wehwechen dynamisch beschrieben wird, ist Blanca trotz weniger Jahre auf dem Buckel übervorsichtig, ernst, spießig, hausbacken und alles andere als humorvoll. Es ist als wären die Eigenschaften vertauscht worden. Eine gewisse Vorsicht und Häuslichkeit kann ich nachvollziehen. Als werdene Mutter möchte man dem Kind eine ideale Umgebung erschaffen, aber stellenweise hat sie mich an meine 73jährige Mutter erinnert, die aus gesundheitlichen Gründen einfach keinen Elan mehr hat. Hat Maren Schwarz hier eigene Eigenschaften einfließen lassen? Ich kenne sie durch ein Interview jedoch deutlich lebendiger, aber das können andere Leser schlecht beurteilen, und vielleicht falsche Schlüsse ziehen. Auf der anderen Seite sage ich mir, dass sie einfach nur eine Protagonistin erschaffen hat, die durch die hormonelle Umstellung einfach kleinbürgerlicher und langweiliger erscheint, als sie eigentlich ist. Zumindest habe ich die Hoffnung, da der erste Teil der Reihe auch noch zu Hause vorliegt. Trotzdem der Protagonistin etwas Dynamik fehlt, ist sie erstklassig beschrieben. Ihre Gedanken und Handlungen sind alle logisch und für mich komplett nachvollziehbar, genauso wie ich sie mir direkt vor meinem Auge vorstellen konnte.
Inhaltlich setzt die Autorin zum einen auf ein altes, tödliches Geheimnis, welches den Leser bis zur Aufklärung an das Buch fesselt. Auf der anderen Seite befasst sie sich mit der späten Schwangerschaft bei Frauen. Während ihr der Kriminal-Anteil hervorragend gelingt, und die kontinuierliche Spannung nicht besser hätte umgesetzt werden können, begeht die Autorin meines Erachtens einige Fehler, die den Leser an dem Können und der Qualität der Autorin zweifeln lassen.
ZitatWahrscheinlich war sie, entgegen Elvira Kunzes Einschätung, darüber wahnsinnig geworden und hatte sich das Leben genommen. (Zitat S. 69 oben)
Elvira Krug konnte von niemanden mehr zur Verantwortung gezogen werden. (Zitat S. 69/70)
Wie euch sicherlich auffällt, ein Vorname und zwei Nachnamen. Es handelt sich jedoch um ein und die selbe Person, nämlich die Hebamme. Dieser Patzer mit der Namensverwechslung passiert der Autorin in im Bezug auf Elvira häufiger. Gerade von Seite 65-70 sehr oft. Das es ihr passieren kann, ist menschlich, aber einem Lektorat sollte es doch wohl auffallen. Dies sind Fehler, die häufig bei Autoren von Selbstverlagen vorkommen, aber bei einem Gmeiner-Titel eher ungewöhnlich.
Besonders schlimm fand ich jedoch den Fehler, den das Internet oder die Erfahrung als Mutter sofort hätte abhelfen können. Ich habe meinen Sohn schon sehr früh gespürt, wenn man bedenkt, dass er mein erster ist, und man dort eigentlich Kinder erst später wahrnnimmt. In der Regel nimmt man die leicht kribbelnden Bewegungen, ich habe sie Schmetterlingsflügel genannt, gegen 18SSW war.Ich habe sie schon in der 15SSW gespürt, was sonst meist eher bei Folgeschwangerschaften der Falll ist. In der 11SSW, wie es die Autorin jedoch einfließen lässt, ist es auf Grund der Größe unmöglich. Eine gute Recherche ist für mich persönlich in jedem Buch wichtig, nicht nur bei historischen Werken. Von daher war ich doch sehr enttäuscht, da Maren Schwarz sonst so viel Herz, Arbeit und Recherche in ihre Bücher hat einfließen lassen.
Stilistisch merkt man auch bei diesem Werk, dass es eine ihrer ersten Veröffentlichungen ist. Viele Widerholungen und der Versuch krampfhaft eine gute Wortwahl zu treffen, sorgen dafür, dass es nicht immer „gut“ klingt. Jeder Satz wirkt durchdacht, wodurch Widerholungen jedoch noch stärker auffallen.
Bis auf diese zwei Schwächen konnte mich das Buch wirklich ohne wenn und aber überzeugen. Selbst der Schluss ist gut gelungen. Schlüssig und absolut passend. Dementsprechend passend empfand ich den Titel, den die Autorin ausgewählt hat, denn sie hat mich in einen echten Zwiespalt gebracht. Ich weiß, dass ihre Werke später besser geworden sind, und sie Talent hat, aber dieses Werk hat eben extreme Schwächen. Zudem sind es Schwächen, die jeder gute Lektor sofort ausgebessert bzw. gesehen hätte. Dementsprechend fällt es mir schwer, ihr einen Vorwurf zu machen. Letzten Endes ist es jedoch ihr Werk. Spannung Pur, ein interessanter Plot, aktuelle Thematik stehen einem gewöhnungsbedürftigen, leicht schwachen Stil und mehreren Fehlern gegenüber, sodass dieses Werk eher durchschnittlich ausfällt. Plot und Spannung sorgen trotz Fehler und hausmütterlicher Protagonistin für drei Sterne.
14.4.12