Die Überläuferin – Monika Maron

  • Fischer, 1988, 221 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Eines Morgens spürt die wissenschaftliche Mitarbeiterin eines Historischen Instituts in Ostberlin, daß ihre Beine gelähmt sind. Ähnlich Gontscharows Oblomow bleibt sie fortan im Bett, geht nicht mehr zur Arbeit, entzieht sich ihrer »lebenslangen Dienstverpflichtung«. Niemand vermißt sie, auch nicht ihr langjähriger Freund, mit dem sie zusammengelebt und den sie gerade verlassen hat. Von nun an lebt sie nur noch ihren Erinnerungen, Tagträumen und Phantasien. Die Autorin zu ihrem Buch: »In der Überläuferin wollte ich keinen Unterschied zwischen Traum und Leben machen. Ich will das Wort "Traum" nicht Aussprechen. Es enthält immer eine Art Fluchtgedanken. Statt Dessen meine ich einfach das Ausdenken, den Entwurf vom Leben. Im übrigen ist Literatur sowieso eine Art Traum, das Nicht gelebte Leben.«


    Über die Autorin:
    Monika Maron ist 1941 in Berlin geboren, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentlichte u. a. die Romane ›Flugasche‹, ›Die Überläuferin‹, ›Stille Zeile sechs‹, ›Animal triste‹, ›Pawels Briefe. Eine Familiengeschichte‹, ›Endmoränen‹ und ›Ach Glück‹, außerdem mehrere Essaybände. Zuletzt erschien die Reportage ›Bitterfelder Bogen‹. Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter dem Kleist-Preis (1992), dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2003), dem Deutschen Nationalpreis (2009) und dem Lessing-Preis des Freistaats Sachsen (2011).


    Mein Eindruck:
    Das ist nicht gerade Monika Marons bestes Buch, aber da sie eine Autorin von Relevanz ist, hatte auch dieser Roman etwas zu sagen.
    Die Protagonistin lebt in den 80zger Jahren in der DDR Se heißt Rosalind Polkowski und leidet plötzlich an einem Zustand der Lähmung. Da sie nicht mehr funktioniert, wie es sich der Staat vorstellt, bleibt sie in ihrer Wohnung im Bett und gibt sich ganz ihren Gedanken, Imaginationen und Erinnerungen hin. Dazu gehören kritische und selbstkritische Betrachtungen. Das ist von Maron geschickt gestaltet. Weniger gut gefallen mir hingegen die Zwischenspiele, in denen Marons Heldin verschiedenen Äußerungen und Gesprächen von „Typen“ lauscht.
    Besser sind die Passagen, in denen Rosalind an ihre zerbrochene Partnerschaft mit ihrem Freund Bruno denkt. Misstrauen und gegensätzliche Charaktereigenschaften haben ihre Beziehung zerstört.
    Eine weitere wichtige Bezugsperson für Rosalind ist die ungewöhnliche Martha, die sie vor 15 Jahren kennen lernte. Martha lebt selbstbestimmt und unangepasst, sie verweigert sich der DDR und entschließt sich, den Staat zu verlassen.
    In meiner Lesart stellen Martha und Rosalind zwei verschiedene Lebensmöglichkeiten intellektueller Frauen in einem repressiven Staat dar, in der sich jede für sich entscheidet und entsprechende Konsequenzen erlebt.
    Es gibt Abschnitte im Buch, die ich als langweilig empfunden habe, aber es gibt auch einige beeindruckende Szenen, die starke Bilder erzeugen.
    Daher 6 Punkte!


    ASIN/ISBN: 3455012760

  • Danke für diese Rezi, Herr Palomar!
    Ich habe das Buch gleich mal auf die Wunschliste gesetzt, auch wenn es "nicht gerade ihr bestes Buch ist". Ich habe Bücher der Autorin immer mit großem Interesse gelesen.

  • Titel: Die Überläuferin

    Autorin: Monika Maron

    Verlag: Hoffmann und Campe

    Erschienen: November 2021

    Seitenzahl: 224

    ISBN-10: 3455012760

    Preis: 24.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Als die wissenschaftliche Mitarbeiterin eines Historischen Instituts in Ost-Berlin eines Morgens plötzlich ihre Beine nicht mehr spürt, bleibt sie fortan im Bett. Sie geht weder ihrem Berufs- noch Privatleben nach und entzieht sich ihrer „lebenslangen Dienstverpflichtung“. Vermisst wird sie nicht, nicht einmal von ihrem langjährigen Partner, den sie erst kürzlich verlassen hat. Gänzlich in die Einsamkeit zurückgezogen lebt sie ausschließlich in ihren Erinnerungen, Träumereien und Fantasien.


    Die Autorin:

    Monika Maron, geboren 1941 in Berlin, ist eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Sie wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik nach Hamburg und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentliche zahlreiche Romane und mehrere Essaybände. Ausgezeichnet wurde sie mit zahlreichen Preisen, darunter der Kleistpreis (1992), der Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Homburg (2003), der Deutsche Nationalpreis (2009), der Lessing-Preis des Freistaats Sachsen (2011) und der Ida-Dehmel-Literaturpreis (2017). Bei Hoffmann und Campe erschienen zuletzt die Erzählung Bonnie Propeller (2020) und der Essayband Was ist eigentlich los? (2021).


    Meine Leseeindrücke:

    Kein Roman den man eben mal so zwischen „Tür und Angel“ wegliest. Man sollte dieses Buch konzentriert und aufmerksam lesen. Und ggf. kann es ein klein wenig dauern, bis man sich in die Sprache von Monika Maron eingelesen hat. Sie schafft den Spagat zwischen Sprachmächtigkeit und Verklausulierung. Dieses Buch erschien 1986 und hat genaugenommen nichts von seiner Aktualität verloren.

    Irgendwann muss es auch dem Letzten klarwerden, das man allein ist. Da kann man sich noch so oft einreden dem wäre nicht so – aber das ist halt ein durchaus nachvollziehbarer Irrtum.

    Monika Maron ist eine Autorin die zu unrecht in die rechte Ecke gepackt wird. Obwohl das eben schon normal. Wer den Meinungs-Mainstream nicht bedient, der ist eben ein Rechter rsp. eine Rechte.

    Ein sehr lesenswerter Roman – der zeigt, was auch in der DDR-Literatur möglich war.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.