'Jenseits von Eden' - Teil 3 Kapitel 23 - 26

  • Samuel Hamilton stirbt. Er stirbt als alter Mann im Kreis seiner Kinder, und das war ja irgendwann zu erwarten. Traurig ist es trotzdem, dass er aus der Geschichte verschwindet. Er war immer so etwas wie der ausgleichende Geist, lebensklug und menschlich.
    Immerhin schafft er es noch, Adam wach zu rütteln, bevor er sich auf seine Reise zu seinen Kindern und seine größere Reise begibt


    Dass Adam tatsächlich zu Kate/Cathy geht, hätte ich allerdings nicht gedacht. Und dass er lebend und einigermaßen erhobenen Hauptes aus dieser Situation herauskommt, finde ich auch bemerkenswert.

  • Obwohl die Hamiltons anteilsmäßig nicht über die Trask-Handlung dominieren, hat mich insbesondere die Darstellung Samuel Hamiltons regelrecht begeistert.
    Ein humorvoller, aufrechter Mann, mal bauernschlau, meist lebensklug.
    Für seine Familie und Nachbarn oft eine Stütze!
    Als er und Lee sich Ende des 24 Kapitels verabschieden, war mir klar, das Samuels Lebensweg endet.
    So hat Steinbeck seinem Großvater wirklich ein würdiges Denkmal gesetzt.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Obwohl die Hamiltons anteilsmäßig nicht über die Trask-Handlung dominieren, hat mich insbesondere die Darstellung Samuel Hamiltons regelrecht begeistert.
    Ein humorvoller, aufrechter Mann, mal bauernschlau, meist lebensklug.
    Für seine Familie und Nachbarn oft eine Stütze!
    Als er und Lee sich Ende des 24 Kapitels verabschieden, war mir klar, das Samuels Lebensweg endet.
    So hat Steinbeck seinem Großvater wirklich ein würdiges Denkmal gesetzt.


    Ich habe Samuels Gespräche mit Lee auch sehr genossen.
    Er hatte für jeden das rechte Wort. Wenn man es sich recht überlegt, dann hat er, rein wirtschaftlich, so gut wie nichts erreicht im Leben, zumindest nicht auf seiner Ranche. Die Familie ist zu keinem Wohlstand gekommen. Was er erreicht hat, ist die Achtung und Anerkennung seiner Mitmenschen, denen er mit Ideen, Geschicklichkeit und klugem Gespräch half. Wenn Steinbecks Großvater wirklich so war, dann hätte ich ihn gerne gekannt.

  • Nun habe ich auch diesen Abschnitt beendet.


    Samuel stirbt. Ein wirklich bemerkenswerter Mann. Er wird mir ebenso fehlen.
    Ich fand es toll, dass er allen (Nachbarn, Freunden, Familie) die Gelegheit gegeben hat sich von ihm zu verabschieden, bevor er auf die lange Reise ging, von der er nicht mehr zurückkommen sollte.
    Es würde mich sehr interessieren, ob Steinbecks Großvater wirklich so war.
    Wäre vielleicht aufschlußreich auch mal eine Biografie von John Steinbeck zu lesen.


    @Palomar
    Hast du eigentlich dieses Tagebuch zum Roman schon gelesen?
    Es wäre toll, wenn du noch ein paar Hintergrundinformationen liefern könntest.


    Die Szene als Adam Kate aufsucht, hat mir am besten gefallen. Mich hat es gefreut, dass er Kater überlegen war und sie jetzt endlich überwunden hat.
    Bin sehr gespannt, wie er jetzt sein neues Leben in Angriff nehmen wird.

  • Zitat

    Original von Charlotte
    Es würde mich sehr interessieren, ob Steinbecks Großvater wirklich so war.


    Es gibt in "Tagebuch eines Romans" im Anhang den Entwurf zu einer Widmung zu Jenseits von Eden, der dann doch nicht verwendet wurde und der aus einem fiktiven Interview Steinbecks mit seinem Lektor bestand.


    Lektor: Cathy ist zu schwarz geraten. Das nimmt Ihnen der Leser nicht ab. Sam Hamilton ist zu weiß gehalten. Das nimmt Ihnen der Leser auch nicht ab. Kein Ire hat je so geredet.


    Verfasser: Doch, mein Großvater.

  • So, wie das klingt, hat Steinbeck wohl wirklich seine Familienmitglieder nahezu identisch abgebildet. Sehr interessant.
    Cathy zu "schwarz" :gruebel Mir ist sie auch als Figur zu absolut negativ dargestellt, was sie überspitzt geschrieben erscheinen lässt.

  • Ich habe zwar erst das Kapitel 23 gelesen, aber ich muss mal schon etwas loswerden. Und auch wenn es nervt, ich habe die Kommentare davor noch nicht gelesen. :-]


    Ich mag den Schreibstil von John Steinbeck ja sehr gern. Wie er die Leute beschreibt gefällt mir einfach. Ich kann es gar nicht beschreiben, ist es trockener Humor? Oder einfach nur Beschreibung ohne Schnörkelei?
    Ich denke da z.B. gleich Am Anfang Kapitel 23 an die Beschreibung von Unas Mann Anderson. Er beschreibt ihn ohne eigene Emotionen, einfach Tatsachen.
    Folgender Satz hat mich zum Schmunzeln gebracht:

    Zitat

    Die Gabe der Mitteilsamkeit war ihm nur karg verliehen.


    Der Satz gefällt mir einfach. :-]


    Was mir auch noch aufgefallen ist, während man in anderen Büchern oder im Alltag viel in englisch ausdrückt, wird hier aus Thanksgiving plötzlich der Danksagungstag.


    Ansonsten ist es schön zu sehen, wie sich die Kinder Sorgen um ihre Eltern machen und einen Plan aushecken, damit sie mal etwas Erholung bekommen. Und wie sie es von ihrem Vater gelernt haben, müssen sie eine List anwenden, um sie vom Hof loszueisen.
    Allerdings gefällt mir das Ende gar nicht, es hört sich an als ob Samuel Abschied für immer nehmen wird und stirbt. Anders kann man eine lange Reise ja nicht definieren, oder?


    Hoffentlich nicht, Samuel soll noch nicht sterben.
    Die Abschnitte mit ihm und seiner Frau sind mir die liebsten im Buch. :cry

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    ...
    Ich mag den Schreibstil von John Steinbeck ja sehr gern. Wie er die Leute beschreibt gefällt mir einfach. Ich kann es gar nicht beschreiben, ist es trockener Humor? Oder einfach nur Beschreibung ohne Schnörkelei?...


    Da kann ich dir nur zustimmen: Steinbecks Schreibstil hat schon etwas Besonderes. Er lässt dem Leser viel Raum.


    Zitat

    Ansonsten ist es schön zu sehen, wie sich die Kinder Sorgen um ihre Eltern machen und einen Plan aushecken, damit sie mal etwas Erholung bekommen. Und wie sie es von ihrem Vater gelernt haben, müssen sie eine List anwenden, um sie vom Hof loszueisen.
    Allerdings gefällt mir das Ende gar nicht, es hört sich an als ob Samuel Abschied für immer nehmen wird und stirbt. Anders kann man eine lange Reise ja nicht definieren, oder?


    Samuel und seine Frau haben scheint es alles richtig gemacht bei der Erziehung der Kinder, soweit man das überhaupt kann. Wenn so viele Erwachsene zusammen sitzen und über die eigenen Eltern beraten, dann sind solche Gespräche nicht immer einfach. Samuels Kinder finden eine Lösung, gemeinsam. Das zeichnet sie aus.


    Die Bemerkungen über die lange Reise habe ich auch nicht anders interpretiert. Samuel spürt, glaube ich, dass sich sein Weg dem Ende nähert.

  • Samuel ist tot. :cry


    Nach der Verabschiedung von Adam und Lee konnte man ja fast davon ausgehen, das es ein Abschied für immer ist. Die Szene fand ich wieder herrlich, die Gespräche zwischen den Männern. Das wird mir irgendwie fehlen.


    Lizas Einstellungen zum Tod sind ja irgendwie auch ... wie soll man sagen, witzig?

    Zitat

    Dem Himmelreich sah sie mit Freude entgegen als einer Stätte, wo die Wäsche nicht schmutzig wurde, kein Essen gekocht und kein Geschirr gespült werden musste.


    Sehr praktische Denkweise sag ich mal und ich hoffe, Liza hat damit auch noch Recht. Stellt Euch mal vor, die ganze Hausarbeit geht im Himmel weiter. :bonk


    Ansonsten hat mir auch gefallen, das Adam zu Cathy/Kate geht und sich Klarheit verschafft. Obwohl ( oder gerade weil? ) er angetüddelt ist, läßt er sich nicht wieder einlullen, auch als Cathy Gift und Galle versprüht. Selbst der Hinweis auf Charles als möglichen Vater bringt ihn nicht aus der Ruhe, zumindest läßt er sich nichts anmerken.


    Die Beerdigungen in China sind für uns ja auch irgendwie gewöhnungbedürftig, aber ich hoffe mal das das nur Fiktion ist.
    Lee meinte dazu:

    Zitat

    "Bei uns werden die Toten mit Trommelschlag und Papierschnitzel begraben, um die Teufel abzuschrecken, und statt Blumen legen wir gebratene Schweine aufs Grab."


    Trommelschlag und Papierschnitzel ok, aber gebratene Schweine auf dem Grab? :wow

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    ...
    Ansonsten hat mir auch gefallen, das Adam zu Cathy/Kate geht und sich Klarheit verschafft. Obwohl ( oder gerade weil? ) er angetüddelt ist, läßt er sich nicht wieder einlullen, auch als Cathy Gift und Galle versprüht. Selbst der Hinweis auf Charles als möglichen Vater bringt ihn nicht aus der Ruhe, zumindest läßt er sich nichts anmerken.


    Das ist endlich mal eine Situation, wo er aus dem Schatten heraustritt. Lange genug hat er die Zügel nicht mal angesehen, aber in diesem kurzen Moment nimmt er sie mal in die Hand.


    Zitat

    Die Beerdigungen in China sind für uns ja auch irgendwie gewöhnungbedürftig, aber ich hoffe mal das das nur Fiktion ist.
    Lee meinte dazu:


    Trommelschlag und Papierschnitzel ok, aber gebratene Schweine auf dem Grab? :wow


    Ich kenne mich mit Bestattungsriten in China zu dieser Zeit nicht aus.
    Laute Geräusche und andere abschreckende Maßnahmen wurden wahrscheinlich wirklich dazu gemacht böse Geister zu vertreiben. Die Speisen könnten entweder als Wegzehrung für den Toten, bzw. dessen Seele, auf dem Weg sein, oder sie könnten auch Opfergaben sein, die böse Mächte beschwichtigen sollten, damit die Seele des Verstorbenen in Frieden gelassen wurde.

  • Selbst wenn die gebratenen Schweine Wegzehrung für die Toten sind, wer räumt dann das nachher weg? Oder stelle Dir das mal im Sommer vor, bei brütender Hitze .... oder stelle es Dir besser doch nicht vor. :-]

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich höre auf! Das Buch ist einfach nicht mein Ding.
    Der nächste lose Faden - Mary die ein Junge sein will - ist mir ein loser Faden zu viel. :wave


    Lesebiene, das ist schade! Aber ich meine auch, dass man sich nicht durch ein Buch quälen soll, wenn es einfach nicht das Richtige ist.


    Die von dir erwähnte Episode fand ich eigentlich ganz amüsant. Esd ist eine der wenigen Stellen, an denen Steinbeck selber auftritt. Seine Schwester Mary scheint recht eigenwillig gewesen zu sein.
    Sein Onkel Tom Hamilton kommt mir beim Lesen hier etwas näher durch die Art, wie er mit den Kindern umgeht. Sonst lässt er ja nicht unbedingt viel von sich heraus.

  • Die Episode mit Mary in Kapitel 23 fand ich ebenfalls ganz amüsant, wichtiger dabei ist aber, dass sie dazu beiträgt, Tom zu charakterisieren.
    Mit ihm hat John Steinbeck einen weiteren Verwandten liebevoll portraitiert.
    Es wird dabei deutlich, was für eine Erinnerungsleistung Steinbeck erbracht hat. Er schreibt z.B.:

    Zitat

    Daß Tom gesprochen hätte, daran kann ich mich nicht entsinnen. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, vermag ich mich weder an seinen Tonfall noch an seine Redewendungen zu erinnern. An Stimmklang und Worte meines Großvaters entsinne ich mich wohl, aber wenn ich an Tom denke, so verbindet sich damit nur die Erinnerung an etwas wie ein herzenswarmes Schweigen.


    Vielleicht gelang es Steinbeck so sogar besser, Toms Sensibilität zu erkennen. Tom war erdgebunden und eigenbrötlerisch, schrieb sogar Gedichte, selbst bei den Kindern war er schüchtern.
    Für mich gehörte er zu den Figuren im Buch, die ich ganz besonders mochte.

  • Zitat

    Original von Macska
    Samuel ist tot. :cry


    Nach der Verabschiedung von Adam und Lee konnte man ja fast davon ausgehen, das es ein Abschied für immer ist. Die Szene fand ich wieder herrlich, die Gespräche zwischen den Männern. Das wird mir irgendwie fehlen.


    Mir haben die Gespräche auch immer sehr gefallen... Aber mir gefällt der Charakter Lee im Allgemeinen sehr. Ich denke, dass man seine Ausführungen auch wirklich ein zweites Mal lesen kann, um alles zu begreifen :-)


    Zitat

    Ansonsten hat mir auch gefallen, das Adam zu Cathy/Kate geht und sich Klarheit verschafft. Obwohl ( oder gerade weil? ) er angetüddelt ist, läßt er sich nicht wieder einlullen, auch als Cathy Gift und Galle versprüht. Selbst der Hinweis auf Charles als möglichen Vater bringt ihn nicht aus der Ruhe, zumindest läßt er sich nichts anmerken.


    Nun ist endlich Adam der, der die "Macht" im Gespräch besitzt und er lässt sich dabei auch nicht von Kates unmöglichen Verhalten beirren.
    Bis zu dieser Stelle habe ich mir immer wieder gedacht "warum kann er nicht einfach aufwachen!" - endlich ist es geschehen.

  • Ohweia, nicht nur, dass ich um Monate hinterherhinke - jetzt hatte ich noch nicht mal Zeit, hier zu posten..... SORRY!



    Ich bin natürlich auch sehr traurig, dass Sam gestorben ist. Er wird mir fehlen und die Gespräche, die er mit Lee geführt hat natürlich auch. Es imponiert mir sehr, wie Sam sich von allen verabschiedet und wie er es endlich schafft, Adam zurück ins Leben zu holen.


    Adam wiederum hätte ich so viel Stärke, wie er sie bei Cathy/Kate zeigt, gar nicht zugetraut!!!!
    Ich hoffe, diese Energie bleibt ihm etwas erhalten und schwindet nicht wieder nach nur ein paar Tagen/Wochen.


    Gut hat mir gefallen, wie Tom beschrieben wird im Umgang mit seinem Neffen und seiner Nichte. Ich mag hier besonders die Art, wie er aus Kindheitserinnerungen dargestellt wird.


    Ich freue mich wirklich auf die weiteren Teile, auch wenn ich momentan leider so gut wie keine Zeit für irgendwas habe - aber so habe ich dann noch länger etwas vom Buch ;-) :grin

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts