'Jenseits von Eden' - Teil 4 Kapitel 34 - 43

  • Kapitel 24 lässt mich etwas ratlos zurück.
    Es ist von dem Tod dreier Männer die Rede, die Steinbeck erwähnt. Aber er nennt keine Namen.
    Habe ich nur einen Denkfehler? Wer ist gemeint! ?(


    In diesem Abschnitt wird, unter anderem, ein bisschen Licht auf Calebs Wesen geworfen. Mich erstaunt vor allem seine bedingungslose Liebe zum Vater, obwohl der ihn weder versteht noch sich wirklich lange für ihn interessiert. Kurz flammt mal Verständnis zwischen beiden auf, als Adam erfährt, dass Cal von seiner Mutter und deren Verbleib weiß, aber es flaut schnell wieder ab. Und Cal stellt sich immer wieder schützend vor seinen Bruder, schätzt ihn für sein Alter, hier wohl ca. 15 Jahre, ziemlich gut ein.


    Dass Cal nächtelang durch die Stadt wandern konnte, ohne dass der Vater das bemerkte, kann ich nicht nachvollziehen.


    Cal durchschaut auch Kate in gewisser Weise. Er erkennt, dass sie Angst hat, vor dem Alter, vor der ungewissen Zukunft mit der Krankheit, vor Calebs Kraft der Jugend, die sie nicht mehr hat. Ihre Macht und Überlegenheit wird ihr durch die Finger rinnen, das merkt sie. Dieser bevorstehende Kontrollverlust muss gerade für sie furchtbar sein.


    Adam und Abra spielen schon verlobt und Mann und Frau, nun ja. Abra ist die Starke, die Kluge. Adam ist stark von der Meinung anderer abhängig und beeinflussbar.


    Interessant war auch Adams Idee, frischen Salat auf Eis mit der Bahn an die Ostküste zu bringen. Solche Männer mit solchen Ideen waren Vorreiter, nicht alles hat geklappt, so wie bei Adam. Er hat viel Geld verloren und viel Ansehen im Ort. Ob er es noch mal versuchen wird?

  • Eigentlich erst ab diesem Abschnitt hatte Regisseur Elia Kazans die Handlung in seinem Film beginnen lassen. Wahrscheinlich eine gute Entscheidung, denn die ganzen komplexen Familiengeschichten hätte er nicht so leicht in einen klassischen Hollywood-Film hineinbekommen.


    Das zeigt aber auch, dass ein Roman manchmal deutlich mehr Möglichkeiten besitzt eine Geschichte zu erzählen, schließlich sind die ganzen Vorgeschichten auch für diesen Abschnitt sehr wichtig.


    Cal und Aaron leben das Erbe von Adam und Charles.
    Mit Abra ist außerdem eine weitere gelungene Figur entwickelt worden.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Eigentlich erst ab diesem Abschnitt hatte Regisseur Elia Kazans die Handlung in seinem Film beginnen lassen. Wahrscheinlich eine gute Entscheidung, denn die ganzen komplexen Familiengeschichten hätte er nicht so leicht in einen klassischen Hollywood-Film hineinbekommen.


    Das zeigt aber auch, dass ein Roman manchmal deutlich mehr Möglichkeiten besitzt eine Geschichte zu erzählen, schließlich sind die ganzen Vorgeschichten auch für diesen Abschnitt sehr wichtig.


    Cal und Aaron leben das Erbe von Adam und Charles.
    Mit Abra ist außerdem eine weitere gelungene Figur entwickelt worden.


    Der Film ist nicht schlecht, aber der Roman ist eben nur Vorlage, selbst wenn man vom späten Einstieg in die Geschichte absieht. Vieles wurde verändert, wie das bei Verfilmungen halt so ist.


    Herr Palomar, weißt du, welche drei Männer und ihre bedeutenden Tode im Kapitel 34 gemeint sind? :gruebel


    Edit hat aus 24 schnell 34 gemacht.

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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  • Schade, ich hatte so auf dich gehofft.


    Das Kapitel ist insgesamt interessant, Steinbeck gibt an solchen Stellen immer mal wieder Einblick in seine Weltsicht. An diese Stelle geht es wohl um den Sinn und Antrieb des menschlichen Lebens: dem Widerstreit zwischen Gut und Böse, den eigenen positiven und negativen Anlagen, dem, was man aus seinem Leben gemacht hat.
    Deshalb fand ich es so seltsam, dass der Autor die Namen seiner drei Beispiele dann nicht nennt. Die Leser zu seiner Zeit wussten wahrscheinlich sofort, wer gemeint ist. Schade!

  • Clare


    Meinst du vielleicht Kapitel 34? (weil du weiter oben 24 geschrieben hattest)
    Wer die drei Männer sind, ist für die Geschichte ziemlich unwesentlich, aber genaueres kannst du unter Krösus und Solon: Das Motiv der Hybris bei wikipedia nachlesen:


    In dieser Erzählung wird Krösus als eitel beschrieben, der seinen einfachen Gast respektvoll aufnimmt und bewirtet, dann aber durch seine prachtvollen Schatzkammern führt und ihn fragt, wen er nach seinen ausgedehnten Reisen für den glücklichsten Menschen halte. Er erwartet insgeheim, dass nun sein Name falle. Doch der Weise führt Tellos an, dessen Lebensgeschichte bis zu seinem Heldentod für Athen er kurz anreißt. Krösus fragt weiter und hofft, wenigstens nun genannt zu werden. Solon aber nennt an nächster Stelle die Brüder Kleobis und Biton, die den schweren Prozessionswagen ihrer Mutter als Priesterin der Hera mit eigener Körperkraft bis zum Tempel gezogen hätten, damit diese das Fest für die Göttin rechtzeitig eröffnen hätte können, und die - auf die Bitte der Mutter an Hera, ihre Kinder dafür zu belohnen - noch in der gleichen Nacht ruhmvoll entschlafen seien. Nun fragt Krösus seinen Gast, ob er denn sein eigenes Glück nicht einmal mit jenem dieser schlichten Leute als gleichwertig erachte. Solon führt aus, dass das Schicksal (die Tyche) launisch sei und er den König erst dann glücklich nennen könne, wenn dieser sein Leben auch so beschlossen habe. Es sei notwendig, das Ende abzuwarten, da viele Leute zuerst vom Glück begünstigt und am Schluss doch zu Grunde gerichtet worden wären. Krösus aber hält ihn für töricht und entlässt ihn ungehalten.




    Edit: Ok, das meintest du NICHT. Weiterlesen hilft manchmal ;-)


    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der reichste Mann der Welt Henry Ford.
    Das könnte schon mal der erste gewesen sein.

  • Charlotte
    Ja, Kapitel 34 meinte ich. Ein Tippfehler, danke! :wave



    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Der reichste Mann des Jahrhunderts muss ja Rockefeller gewesen sein.
    Der hatte einen äußerst schlechten Ruf. Um den zu verbessern, gründete Rockefeller eine Anzahl von Stiftungen.


    Kann ich mir vorstellen.


    Ich habe im Netz gesucht, an verschiedensten Stellen, habe aber zu diesen drei Männern, an deren Tode sich Steinbeck erinnert, nichts gefunden.


    Zitat

    Original von Charlotte
    Das lässt mir jetzt keine Ruhe. Wer weiß, ob Steinbeck bei der Beschreibung wirklich reale Persölichkeiten meinte.
    Aber wir können ja mal gemeinsam weitersuchen.


    Ich glaube schon, dass er reale Personen meinte und dass zu seiner Zeit wahrscheinlich jeder Amerikaner wusste, wer gemeint war. Vielleicht fand er deshalb auch Namensnennungen unnötig.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Der reichste Mann des Jahrhunderts muss ja Rockefeller gewesen sein.
    Der hatte einen äußerst schlechten Ruf. Um den zu verbessern, gründete Rockefeller eine Anzahl von Stiftungen.


    J. D. Rockefeller 1839-1937 könnte es tatsächlich gewesen sein. Aber ich habe nicht herausbekommen, warum Steinbeck dann schreibt, dass die Passagiere die Todesnachricht mit Vergnügen lasen und einige ausriefen: "Gott sei gedankt, daß der Schweinehund tot ist"



    Adam zieht mit Cal und Aron nach Salinas. Abra taucht wieder auf
    (wobei ich bei diesem Namen immer überlege, ober er zufällig mit A und Cathys Name zufällig mit C beginnt).


    In diesen Kapiteln wird einem die Gedankenwelt von Aron und Caleb nähergebracht.
    Aron wird durch sein Äußeres und sein Art von jedermann geliebt und beschützt. Scheinbar kann er die Welt nicht so aktzeptieren wie sie ist und flüchtet sich in eine Traumwelt. Außerdem kommt er mir auch sehr egoistisch vor.
    Cal dagegen setzt sich mit der Welt, so wie sie ist, auseinander.
    Das macht ihn im Laufe der Geschichte viel sympathischer als Aron.

  • Das stimmt. Die Frage ist aber, ob Aaron in der Familie in diese Rolle gedrängt wird.
    Ich mache Adam keinen direkten Vorwurf, aber er hat sich nie ganz von Cathys Angriff erholt (körperlich ja, aber nicht seelisch) und die Kinder vernachlässigt.
    Er ist mitverantwortlich, dass die Zwillinge ohne starke, positive Führung aufwachsen mussten, obwohl Lee wirklich sein Bestes tut!


    Cal aber hat alle Anlagen in sich, die guten wie die Schlechten.
    Deswegen kann man bei ihm eigentlich optmistischer sein, dass er sein Leben meistert.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Das stimmt. Die Frage ist aber, ob Aaron in der Familie in diese Rolle gedrängt wird.
    Ich mache Adam keinen direkten Vorwurf, aber er hat sich nie ganz von Cathys Angriff erholt (körperlich ja, aber nicht seelisch) und die Kinder vernachlässigt.
    Er ist mitverantwortlich, dass die Zwillinge ohne starke, positive Führung aufwachsen mussten, obwohl Lee wirklich sein Bestes tut!


    Cal aber hat alle Anlagen in sich, die guten wie die Schlechten.
    Deswegen kann man bei ihm eigentlich optmistischer sein, dass er sein Leben meistert.


    Adams Verzweiflung und Unfähigkeit zum Überwinden dieser persönlichen Tragödie kann ich auch nachvollziehen. Er hat geliebt, er ist zerbrochen, und sein Glaube an Wahrheit, Liebe und Vertrauen ist zerstört. Es gibt Menschen, die machen weiter, und es gibt andere, die es nicht können. Hier könnte man auch eine Parallele sehen zu Samuel und dessen Frau und ihrem unterschiedlichen Umgang mit dem Tod.

  • Adam zieht mit seinen Kindern nach Salinas. So richtig nachvollziehen kann ich seine Entscheidung eigentlich nicht, weil da ja auch Kate ihr Gewerbe betreibt. Da ist doch die Wahrscheinlichkeit groß das die Jungen irgendetwas über Kate erfahren bzw. es auffliegt, das er die Jungen die ganze Zeit belogen hat. Und Cal erfährt es dann ja auch ziemlich schnell. Aron erfährt es duch Abra auch bzw. kommt ins Grübeln, aber im Gegensatz zu Cal geht er den einfachen Weg und läßt Kate bei den Toten.


    Adam und sein eisgekühlter Salattransport. Die Idee war ja nicht schlecht, aber mit der Ausführung hapert es noch. Und wie immer kriegen die Kinder den entsprechenden Spott in der Schule zu hören. Ich glaube das sind Dinge, die sich auch nie ändern werden. Kinder untereinander sind einfach manchmal nur grausam.
    Aron nimmt sich die Sache sehr zu Herzen, während Cal es etwas gelassener nimmt bzw. dem Vater beisteht. Es ist irgendwie schon wie ein Dejavu, das Buhlen um die Gunst der Liebe des Vaters, wie bei Charles und Adam damals.


    Aron und der Referend Rolf ... seit den ganzen Mißbrauchsskandalen klingeln bei mir immer leicht die Alarmglocken, wenn sich jemand so extrem um einen jungen Mann bemüht. Ich weiß, absoluter Blödsinn und vielleicht war so etwas zur damaligen Zeit gar kein Thema, aber ich kann auch nichts dagegen machen. 99% der Fälle sind sicherlich wirklich und ehrlich gemeinte Hilfen durch einen Geistlichen.


    Cal verfolgt seine Mutter Kate um sie näher kennenzulernen ... ich finde er schlägt sich da sehr wacker. Ich habe nun auch nicht erwartet das er Liebe zu seiner Mutter empfindet, aber wie er sich für den geliebten Vater einsetzt, das finde ich echt klasse. Und er erkennt für sich selbst, das das Schlechte nicht in den Genen liegt sondern jeder selbst für sich verantwortlich ist.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Aaron ist mir nicht sehr sympathisch, er ist so weltfremd und behütet. auf seine Art auch egoistisch. Er stellt sich der Welt nicht und denkt nicht nach, wie es anderen ergehen könnte. Er weiß ebenfalls, wer seine Mutter ist, Abra hat es ihm als Kind erzählt, da es nicht in sein Weltbild passt, zieht er vor, dies zu "vergessen" und erhält sich so eine gewisse heile Welt. Vielleicht ist ja Abra in seinen Augen ein bisschen seine Mutter, zumindest ist sie seine einzige nahe weibliche Bezugsperson. Schade, dass er nicht mehr Rücksicht nimmt auf sie, er überlegt sich das Priestertum, spricht über Keuchheit und Abgeschiedenheit ... ohne sich für ihre Ansichten zu interessieren. Manchmal vergesse ich, dass beide, auch Cal, noch Teenager sind.


    Lee ist den Kindern mehr Vater und Erzieher als Adam. So sehr Adam wieder ins Leben zurück gekehrt ist, so wenig kennt er seine Söhne doch wirklich. Ich denke, er macht sich von ihnen ein Bild, wie er es sich damals von Cathy gemacht hat. Zutreffender, diesmal, aber nicht wirklich realistisch. Die echten Nöte und Sorgen, die erkennt Lee. Er gibt Rat und Halt. Für mich ist er mittlerweile mehr als ein Bediensteter der Familie, mehr auch, als ein enger Freund. Adam und Lee haben schon mehr eine Lebensgemeinschaft! Kein Pidgin mehr!

  • Bei den drei Toten kann ich leider auch nicht weiterhelfen - sorry. Ich bin aber auch sehr sicher, dass Steinbeck sich auf reelle Personen bezieht.


    Mir hat dieser Teil sehr gut gefallen. Er hing für mich noch mehr zusammen, als die vorherigen.
    Die Zwillinge spiegeln für mich ebenfalls die Entwicklung von Adam und Chalres wieder. Ich bin positiv überrascht, wie sich Cal entwickelt. Er hat seine 'dunkle' Seite anscheinend voll im Griff - etwas, was für einen in der Pubertät stehenden Jungen ja nicht normal ist bzw sein muss.


    Aron scheint dahingegen eine ganz bestimme Phase durch zu machen. Der Pfarrer ist mir nur leider mehr als suspekt :yikes


    Adam hat mir z.T. sehr gut gefallen, auch wenn ich glaube, dass er ohne Lee das meiste alleine nicht hätte meistern können. Schade, dass er mit dem Salattransport nicht noch einen Versuch startet.


    Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Personen im letzten Teil noch entwickeln werden. :wave

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Zitat

    Original von Lesehest
    Bei den drei Toten kann ich leider auch nicht weiterhelfen - sorry. Ich bin aber auch sehr sicher, dass Steinbeck sich auf reelle Personen bezieht.


    ...


    So konkret, wie die Anspielung ist, nehme ich doch stark an, dass es reale Vorbilder gibt.