Dieser Beitrag gehört zum Schreibwettbewerb März/ April 2012
Der Mond ruft meinen Namen und verspricht von langen und längeren, dicken, prallen Kartoffelstäbchen. Heiß und triefend und ich kann es kaum erwarten, die köstliche, sämige Mayonnaise an meinen Lippen zu schmecken. Der Duft zieht an meinem frisch rasierten Bart vorbei direkt in meine Nase. Und grade, als ich mir eine doppelte Portion Pommes Schranke in meiner Lieblingsbude "Sultans of Kebab" bestellen will, kommt dieser schmierige Engler von gegenüber um die Ecke und bestellt einfach für mich mit. Nicht schon wieder. Der hängt doch ohnehin schon Tag und Nacht mit dem Feldstecher auf seinem Balkon und gafft mir in einer Tour auf die Melonen, Pomelos, Grapefruits, Äpfel, Pfirsiche, Aprikosen, Nüsse. ( Kokosnusse, Walnüsse, Macadamianüsse, Paranüsse, Haselnüsse)
Er drückt mich in die nächstbeste Nische und fängt auch schon an, von meinen Funkelperlenaugen zu schwärmen, das alte Schüttelfränzchen. Ich versuche noch zu erklären, dass ich gar nicht wegen IHM hier bin, sondern nur wegen dem fantastischem Essen unter Mondeinfluss, aber er versteht mich miss. Er bestellt mir nicht nur Fritten mit Ketchup anstatt Mayo, sondern auch noch einen Erdbeershake. Dabei möchte ich doch viel lieber Banane. Mit Sahne. Auch das noch. Von Boris möchte ich Soleier und Gurken und bekomme Wachteleier und Spargel. Niemand versteht mich.
Stirn an Stirn versuche ich dem Hartmut das (für das nächste Mal) hypnotisch einzutrichtern, aber ich scheitere. Der strenge Geruch von frischem, warmen Knoblauchsaft, der seinen Körper langsam durchdringt, ist einfach zu penetrant und stört meine Konzentration, lässt mich aufgeben. Dass Männer ab einem gewissen Alter tatsächlich der Werbung vertrauen und daran glauben, dass Kwai oder Ilja Rogoff- Pillen nicht nach Knoblauch riechen. Tja. Die Ramazotti- Flecken auf seinem Schiesser- Feinripp lassen meinen Slip Ouvert endgültig zum Slip Fermee morphen. Als er auch noch Halt mich, halt mich fest und drück mich säuselt, reiße ich vor Wut meine spinnefeinen Netztstrümpfe kaputt und schreie dabei laut auf, denn ich erwische aus Versehen ein paar von meinen lang gezüchteten Beinhaaren, auf die ich so stolz bin. Schnaubend verlasse ich den Sultan, auch das lasziv- flackernde Licht in Hartmuts Augen kann mich nicht dorthalten. Und den Kuss- den hat er ganz bestimmt nur geträumt.
Wasser sammelt sich in meinen Funkelperlenhöhlen und in meiner Verzweiflung will ich einfach nur weg, meinetwegen auch in die Arme eines Doppel Whoppers. Eine große, muskulöse Gestalt versperrt meinen Weg, hält mich fordend fest mit seinen kräftigen, männlichen Kartoffelpranken. Er gibt mir einen Dürümdöner mit alles und scharf, die Knoblauchsoße tropft bereits köstlich und heiß aus der Alufolie heraus. Hier, Jana, für Disch, Alda, seine Stimme süß wie Bubble Tea mit Tapioka- Topping.
Dazu reicht er mir perfekt gekühltes Dosenbier und eine Kippe. Bist Du ein Engel?, will ich ihn noch fragen, aber mein Mund ist schon voll, Lippenstift an meinem Kinn wie Blut. Guuuuut, höre ich eine röchelnde, gierige Stimme sagen. Sie hat nichts Menschliches an sich, erinnert vielmehr an einen Primaten. Es ist meine eigene. Wir essen unter dem befriedigendem Licht des Mondes, oh Freund der Nacht, Du bist auf unserer Seite. Schließlich rollen wir uns satt auf einer Parkbank zusammen, um traumlos unsere Träume zu träumen. Dem Himmel so nah. Morgen ist ein neuer Tag im abnehmenden Mond und Boris wird mit dem Essen auf mich warten, um meine Cholesterinwerte wieder auf normal zu senken und mit mir unsere Liebe zu feiern. Alles wird gut.
ENDE!!!!!!!!!!!!!!!!