Ich höre jetzt auf damit in Minischritten durch das Buch zu marschieren. Sonst verhungerst du mir hier noch am ausgestreckten Arm, Doc! Fertig bin ich mit dem Buch allerdings noch nicht. Aktueller Stand: Seite 150.
Bisher sehe ich den Roman noch nicht als Geschichte über eine Vater-Sohn-Beziehung. Erst auf Seite 104 wird die Mutter mit der kleinen Schwester zum Bahnhof gebracht und ist (vorerst?) damit aus der Geschichte verschwunden. Und in diesen bisherigen 104 Seiten kam der Vater nur sehr sporadisch vor.
Im Kontext mit der Familie eigentlich nur einmal, als sie am Sonntag gemeinsam frühstücken. (S. 66 bis 73) Absolut typisch: Der Vater spricht über seine Arbeit, die Mutter hört pflichtschuldigst zu, gibt ein paar nichtssagende Floskeln von sich und gut ist. Genaugenommen habe ich der Erzählung des Vaters nicht großartig folgen können. Die Welt eines Bergmannes ist mir so fremd, dass ich seine Worte und Begriffe nicht verstanden habe. Sätze wie "Wie soll ich bei der Gedingelage den Hobel ansetzten." erzeugen bei mir kein Bild, es ist mir zu exotisch.
Und ich glaube, symptomatisch für die Zeit ist das große Schweigen, sobald das Gespräch auf den Krieg kommt. Die kleine Sophie fragt den Papa, ob er im Krieg jemanden erschossen hat. Der Vater bleibt ihr die Antwort schuldig, ja noch nicht einmal seine Frau scheint die Wahrheit zu wissen. Vergessen wollen durch Verdrängung? Vielleicht die einzige Möglichkeit damals mit den schlimmen Erinnerungen fertig zu werden.
Mein Opa hat auch nur lustige Anekdoten aus dem Krieg erzählt. Bei mir entstand als kleines Kind die Vorstellung, dass die Männer in Russland eine Menge Spaß hatten.
Bisher empfinde ich den Roman als Entwicklungsgeschichte eines Jungen in den 60er Jahren. Er steht am Übergang von der Kindheit ins Jugendalter.