Du manipulierst die Leserinnen mit den Erinnerungen von vor vierzig Jahren. Da reagiert der arme gemobbte Streber typisch wie ein pubertierender Jüngling- eben unangenehm für pubertierende Mädels - und dieses Gefühl wird gegen jedes objektive Handeln vierzig Jahre später voll im Unterbewußtsein durchgezogen.
'Das Rosenhaus am Merkur' - Seiten 090 - 165
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Huhu Beowulf: Ist das nicht wunderbar, selbst wenn es einem "peinlich" oder im schlimmsten Falle schmerzhaft sein sollte? Die entwicklungspsychologisch vergangene Zeit fällt in sich zusammen, und man erinnert sich, inszeniert und es "passiert" unendlich viel auf emotionaler Ebene... Abgleiche und Weiterentwicklungen werden möglich. Leben halt.
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Aber ist das "Leben halt" wenn ich vierzig Jahre später jemand nach seinem pubertären Verhalten beurteile? Ich habe beim dreisigjährigen Abiturtreffen manche Feindschaft begraben, weil ich gesehen habe, dass meine Erinnerung sich auf Kindereien bezogen und da saßen Erwachsene, so wie auch ich einer geworden bin- irgendwie und irgendwann.
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Wir werten ja nicht nur mit dem Verstand, Beowulf. Bei Face-to-Face-Kommunikation werden zum größten Teil unbewusste Faktoren wirksam, auch aus unseren vorhergegangenen Begegnungen. Und Claras Temperament ist zudem sicherlich nicht cool und beherrscht. Aber - wie ich eben schon schrieb - auf diese Weise werden Abgleiche und Weiterentwicklungen möglich, so, wie du es auch selbst schilderst.
Edit: Freudschen Verschreiber verbessern^^
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Beo, ich fand das letzte Klassentreffen total interessant. Zunächst saßen da Fremde um den Tisch, nette Erwachsene, an die man sich nach 35 Jahren gar nicht mehr genau erinnerte, die man objektiv betrachten konnte und deren Lebensgeschichte man sich interessiert anhörte. Je weiter der Abend allerdings fortschritt, umso mehr Erinnerungen an damals kamen hoch, und zum Schluss agierten wir wirklich wieder fast so wie mit 15. Nicht wie 18, nein, wie 15.
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Zitat
Original von beowulf
Du manipulierst die Leserinnen mit den Erinnerungen von vor vierzig Jahren. Da reagiert der arme gemobbte Streber typisch wie ein pubertierender Jüngling- eben unangenehm für pubertierende Mädels - und dieses Gefühl wird gegen jedes objektive Handeln vierzig Jahre später voll im Unterbewußtsein durchgezogen.
Ich war zu Beginn auch gegen Joe eingenommen, aufgrund von Carlas Kindheitserinnerungen, aber dann fand ich ihn ganz in Ordnung. Auch der Besuch im Krankenhaus war sehr nett von ihm, als er versuchte, Carla aufzurütteln. Ich mochte Joe, seine Heike und die Kids.Edit hat einen Buchstabendreher korrigiert.
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Naja Joe ist eben auch nur ein Mann der versucht es seiner Frau und den Kinder "schön" zu machen. Ich fand ihn nicht arrogant. Ich konnte ihn verstehen.
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Also ich sehe Joe auch nicht ganz so negativ. er ist weder besonders nett, noch besonders egoistisch, zumindest nicht mehr als man erwarten könnte. Ja klar, er will das Haus für sich und seine Familie, aber das ist doch auch nachvollziehbar!
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Was mir an euren Reaktionen so gut gefällt, ist dieser Satz/dieses Wort: "nachvollziehbar".
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Zitat
Original von beowulf
Was habt ihr nur für seltsame Vorstellungen von der Realität? Wenn Herr Oesterle miese Pläne hätte hätte er nie die Zahlen herausgerückt Damit gefährdet er seine Stellung, seine ganze berufliche Zukunft setzt er aufs Spiel, weil er seiner Schulfreundin helfen will. Wäre er ein Fiesling würde das Haus zwangsversteigert, dann käme - unter Abzug von nicht unerheblichen Kosten - vielleicht weniger als die Hälfte des Wertes raus und es verblieben noch sehr hohe Schulden. Joachim Oesterle könnte seine Arbeit mißbrauchen und ein Schnäppchen machen, stattdessen hintergeht er seinen Arbeitgeber und ist bereit das Doppelte von dem zu bezahlen was nötig wäre. Mann, ist der Mies.
Ok, ok Du hast recht. Er hat Clara ja geholfen und ihr Einsicht in die Unterlagen gegeben. Trotzdem hat er bestimmt auch seine Interessen im Blickfeld.
Viele Grüße
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Ich gehöre auch zu denen, die Clara gerne mal treten wollen
Alles liegen zu lassen hilft doch auch nicht und auch nicht mit ihrem Vater zu sprechen finde ich auch nicht gut. Ich meine er ist doch kein kleines Kind, zusammen würde sich doch vieles einfacher angehen lassen. Auch wenn der Vater vielleicht nur psychologische Unterstützung bieten kann.Gregor ist mir durchaus symphatisch, ich bin ja mal gespannt was es mit dem Unfall seines Vaters auf sich hat. Nachdem er da so geschickt ausgewichen ist, als Clara danach gefragt hat.
In Bezug auf den Altersunterschied macht sich Clara einfach zu viele Gedanken, was die Leute wohl sagen könnten. Das muss sie wohl erst noch lernen, das zu tun, was ihr gut tut. -
Ich bin auch noch dabei lese gerade bloß paralell mit wenig Zeit im Nacken
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Lasst euch Zeit, ich bin ja da
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Es ist schon interessant, wie unterschiedlich die Figuren bei den Lesern ankommen. In diesem Abschnitt fühlte ich mich Clara auf jeden Fall schon um einiges näher.
Ich finde es schön von ihr, wie sie sich jetzt in der Not auf ihre Eltern schon viel mehr einlässt und man spürt eine zarte, schüchterne Veränderung in ihr. Mir kommt es vor, als ob sie, seitdem sie von Jan weggekommen ist, auf eine besondere Art befreien konnte. Sicher, ihre jetzige Situation ist nicht wirklich einfacher - und dennoch ist sie mehr sie selbst. Oder ist es nur mein Wunschdenken?
Auch Gregor scheint ihr ausgenommen gut zu tun. Ich hoffe, sie versteift sich nicht zu sehr auf den Altersunterschied und lässt ihre Gefühle zu.
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Erst mal kurz zum Thema Klassentreffen. Ich hatte mein 30jähriges letztes Jahr und es war sehr erstaunlich, nicht nur, dass ich dort einen Jugendfreund wiedergetroffen habe, der nun seitdem mein Freund ist ;-, nein manche Loser von damals haben sich echt gemausert, die „Tollen“ sind teilweise immer noch die Tollen gewesen. Viele sind so geblieben wie sie damals waren und haben sich nicht verändert. Aber von den pickligen, pubertierenden Jungs wie Joe war keiner mehr da, das hat sich wohl – wie bei ihm verwachsen ;-).
So ... das Buch geht super weiter, flüssig, voller Spannung, mal traurig, mal knisternd, immer etwas „lecker“ zwischendurch, lässt es sich herrlich lesen.
Die Finanzsituation ist ja echt der Hammer. Da muss es ja mindestens eine Kiste voll nur mit Post geben, wenn es schon so weit ist. Und da die Mutter ja schon so lange im Krankenhaus ist, wundert es mich, dass z. B. der Strom noch nicht abgeschaltet wurde. Wenn man da nicht zahlt, sind die ja echt schnell.
Joey ist mir hier etwas undurchsichtig. Wenn er es kaufen will, macht er ihr dann wirklich einen fairen Preis oder so viel Angst, dass sie diesen Ausweg einfach nimmt, um etwas länger – evtl. – im Haus bleiben zu können? Aber wie kann eine Bank überhaupt so lange so hohe Beträge zahlen, wenn die gesehen haben, dass keine Gelder zurückfließen?
Jan scheint ja schnell vergessen zu sein ... kein Wunder bei dem, was ihr grad passiert und Gregor ... ja Gregor, der gefällt mir. Auch wenn er etwas jünger ist und sie im Moment genug Probleme hat, könnte sie seine Bewunderung doch genießen. Und ... ich finde, das sie doch mehr für ihn empfindet ... also da bin ich echt mal gespannt wie das weitergeht mit den Zweien.
Das Verhältnis zur Mutter kann ich gut nachvollziehen, habe selber ähnliches erlebt, zwar nicht mit der Mutter, aber doch mit nahen Verwandten. Was für Geheimnisse verbirgt ihre Mutter. Ich denke, dass da echt noch was kommen wird. Vielleicht kommt Carlas Zickigkeit ja dadurch, weil sie sich immer ungeliebt gefühlt hat von ihr und einfach niemanden traut, der nett ist? Der Vater ist zwar ein total lieber und netter, aber ich denke, sie muss es ihm doch langsam mal beibringen, dass es bald vorbei ist mit dem Haus und vor allem die Situation an sich, sie muss es ja nicht so schonungslos darlegen, aber besser vorsichtig von ihr, als von jemand anderem.
Interessant finde ich auch die Horoskope und ihre Interpretation dazu. Viele gute Ideen in diesem Buch, die auch alle gut umgesetzt sind, sehr vielschichtig, niemals verworren und absolut nicht langweilig . Freu mich echt, jetzt weiterlesen zu können :lesend.
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Erst mal vorweg... ein sehr sehr schönes Buch! Ich komme momentan zwar wenig zum Lesen, aber es ist täglich in meinem Kopf präsent. Ein sehr gutes Zeichen natürlich.
Ich finde bisher alle Situationen ebenfalls "nachvollziehbar" und auch mitreißend. Joe finde ich total schrecklich und egoistisch. Ich mag ihn nicht und will ihn auch nicht mögen.
Das Knistern zwischen Clara und Gregor beginnt. Ich bin gespannt. Natürlich auch, was bei ihm diese Reaktion ausgelöst hat.
Ich bin dann mal wieder