Die Frau die singt - Incendies

  • Hab doch tatsaechlich noch keinen Kommentar zu diesem Film gefunden, der letztes Jahr eine Nominierung fuer den besten fremdsprachigen Oscar bekam. Und er haette ihn durchaus verdient gehabt!!!


    "Die Frau die singt" ist die Mutter der Zwillinge Jeanne und Simon, die in ihrem Testament ihre Kinder auf eine Reise in die Vergangenheit schickt in der Suche nach dem Vater und dem Bruder, von dessen Existenz die Kinder nichtmal wussten.


    Der Film verwebt in Perfektion Gegenwart und Vergangenheit, das Leben in Kanada und im Libanon.


    Ein grandioser Film, der eindruecklich den Wahnsinn eines jeden (Buerger)Krieges aufzeigt, die Wunden, die er hinterlaesst - und jeden traumatisiert egal auf welcher Seite er steht. Ein Film, der auch ohne zu viel sichtbares Blut und Gewalt das Grauen (ganz ohne geht es aber natuerlich nicht!) sehr eindringlich rueber bringt. Ein Film, der unter die Haut geht und dessen ueberraschendes Ende einen lange nicht los lassen wird. Der Film spielt im Nahen Osten, die menschlichen Tragoedien koennten sich aber leider in vielen Orten der Welt so wiederholt abspielen. Und genau die Erkenntnis gibt dem Film eine besondere Wirkung.


    Nichtsdestotrotz funktioniert der Film bei all dem Grauen aber auch, weil er Hoffnung zeigt, weil am Ende der groessten Tragoedie auch Verzeihen stehen kann. So schwer es auch sein mag.


    Ich steh immer noch unter Schock und weiss nur, dass es einer der besten Filme ist, die ich seit langem gesehen hab.


    edit: hab nun auch die DVD verlinkt

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Kann mich der Empfehlung von Beatrix nur anschließen. Schwieriges Thema, das trotz all seines emotionalen Potentials kaum in unnötiger Melodramatik schwelgt. Eher nicht für die gemütliche Abendunterhaltung gedacht.

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

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  • Der Film war gestern noch einmal auf Arte zu sehen. Ich bin immer noch ziemlich erschüttert, das war einer der dramatischsten Filme, die ich je gesehen habe.
    Dabei ein trotzdem eher "leiser" Film - das Grauen, das aus dem Geschehen logisch erwächst, formt sich nur im Kopf des Zuschauers.


    Eine Frage an alle, die den Film kennen: Die Zwillinge schienen gegen Ende mit der Vergangenheit, die sie aufgedeckt hatten, doch einigermaßen zurechtzukommen - diesen Eindruck hatte ich jedenfalls, sie konnten sich gegenseitig trösten und stützen. Aber was ist mit dem frühgeborenen Sohn?
    Habe ich richtig erkannt, dass er am Ende kurz am Grab der Mutter zu sehen war?
    Sonst hat man über ihn ja nichts mehr erfahren, nachdem er die beiden Briefe bekommen hatte.
    Mir ist es ein Rätsel, wie jemand mit diesem Wissen halbwegs normal weiterleben könnte.


    Grüße von zefira

  • Ich habe vor ca. zwei Jahren das Theaterstück gesehen und fand es noch sehr viel beeindruckender als den Film. Irgendwie war es intensiver und hat mich damals unglaublich berührt und beeindruckt.
    Vielleicht weil es keine Landschaftsbilder gab, weniger Personen, mein "erstes Mal" war :gruebel? Ich kann es nicht sagen.
    Auf jeden Fall habe ich das Stück trotz des anderen Titels ("Verbrennungen" im Theater) in der Zeitung sofort wiedererkannt und mir gestern den Film angesehen.


    Hier hatte ich kurz etwas dazu geschrieben. Der Link zum Zeitungsbericht funktioniert noch.
    Falls jemand die Möglichkeit hat das Stück anzusehen, vor allem in dieser Inszenierung, kann ich es nur empfehlen.