Zu viert waren wir diesmal unterwegs, zu meiner zweiten Lesung von Volker Klüpfel und Michael Kobr. Die erste war damals zu "Laienspiel" in Erlangen in einer Buchhandlung gewesen, diesmal ging es in die Comödie Fürth. Man merkt, das Publikum wird immer größer.
An den Tischen in der Comödie kann man sich Getränke bestellen, was gar nicht unpraktisch ist, wenn die Luft mal trockener wird. Aber bald schon erloschen die Lichter im Saal...
Aus dem Dunkel der Bühne erklang Michael Kobrs Stimme, gefolgt von einem Chor der um Beistand vom Heiligen Magnus (dem Schutzpatron des Allgäus) erbat. Beim Thema Schutzheilige blieb's dann auch erst mal, als die beiden Autoren sich ihre jeweils zuständigen um die Ohren hauten (z.B. Die Heilige Brigitta für den sanften Tod).
Kommissar Kluftinger soll kein rein deutsches Phänomen mehr bleiben, so gibt es z.B. eine tschechische Ausgabe, die sich wohl aber nicht sooo besonders gut verkauft. Bei dem Versuch herauszufinden, woran das liegen könnte, wurde u.a. ein Rückübersetzungsprogramm sowie die in Michi tief verborgenen, vererbten Tschechischkenntnisse bemüht (inklusive Sendung mit der Maus-Melodie und Kommentar "Das war... Tschechisch").
Das Ergebnis brachte Klarheit, die Übersetzung ins Tschechische ist einfach zu anspruchsvoll und poetisch. Vielleicht wird ja die neu angefragte mazedonische Ausgabe ein größerer Renner.
Gleich in den ersten Minuten wurde das Allgäuer Autorenduo übrigens von einigen Mikroproblemen heimgesucht. Immer wieder kam es zu lauten, dumpfen Tönen, als hätte jemand direkt aufs Mikro geschlagen. Die Vermutung, dass noch ein Leibwächter des jetzigen Bundespräsidenten irgendwo verirrt durch die Kulisse geistert und herumschießt, war ja nicht ganz abwegig.
Immer, als gerade weitergemacht werden sollte, ging der Lärm wieder los, was dann zur Folge hatte, dass Volker (der vermeintlich Schuldige) kaum noch wagte sich zu bewegen. Irgendwann verschwand er dann doch mal kurz Backstage, als sein Kollege anfing es bedenklich zu finden, dass die Probleme mehr Lacher bekamen als sie. Kurz darauf wieder ein lautes Krachen... nur war Volkers Mikro da schon deaktiviert. Mit einem kurzen "Oh, dann bin's vielleicht doch ich?" ließ Michael nun seinerseits das Headset tauschen und ab da war das Problem behoben.
Sehr lustig war, dass Volker in der Zwischenzeit versuchte, die schauerlich-neblige Stimmung des Prologs (auf Allgäuerisch: Vorrrn) darzulegen, als Michi von hinten einen Soundeffekt dazu beisteuerte.
Michi: Huhuuuuuuuu
Volker: ... und ein halb-totes Huhn.
Michi: Des war a Waldkauz, du Depp! *bei der Rückkehr auf die Bühne*
Das zwischenzeitlich geforderte "richtige" Mikrofon, wie es der Herr Gauck hatte, bekamen sie übrigens nicht.
Solche Situationen sind zwar sicher für die armen Leute auf der Bühne nicht gerade angenehm, für den Zuschauer aber ungemein amüsant und macht es ja letztendlich auch nur menschlicher. Also von meiner Seite gibt's da absolut keine Beschwerden.
Das mit dem Geräusche machen wurde dann noch etwas beibehalten, was auch durch völlig vom Text abweichende Schilderungen nicht gebremst werden konnte. Man merkte, die beiden waren voll in ihrem Element.
Netterweise wurde auch auf die Lokalität eingegangen ("Erklär's nochmal, es sind auch Nürnberger da" :rofl). Aber der Michi hat hier schließlich Verwandtschaft, der kennt sich da ein bisschen mit den Befindlichkeiten aus.
Natürlich kam auch der bald in der ARD laufende zweite Klufti-Film zur Sprache, wobei Michi sich hauptsächlich über die blasse und unsympathische Figur des Leichenbeschauers Böhm echauffierte (wer den ersten Teil schon gesehen hat weiß, der wird von Volker verkörpert). Es macht einfach Spaß, wie sich die beiden immer wieder kleine Spitzen zuwerfen ("Du bist ja beim Leichen-Casting scho durchgfallen!"), sei es über schriftstellerische Defizite, körperliche Mängel ("schütteres Haar", "Untersetzt!"), oder falsch akzentuierte Aussprache (da bricht dann der Deutschlehrer bei Michael Kobr manchmal durch). Ist doch viel netter, als wenn man ständig nur die Fähigkeiten des Kollegen lobt, oder?
Wieder zu Klufti International. Eine Übersetzung ins Englische wär's zwar, ist aber nicht ganz billig. Was läge also näher, als den deutschen Text einfach nur englisch aussprechen zu lassen? Mit Hilfe von Textplakat, Lehrerzeigestock und einem vermutlich nahen Verwandten von "Microsoft Sam" wurde das gleich mal ausprobiert. Der Anfang zur Weltkarriere war geschafft.
Als nächstes wurde dann mal wieder was gelesen. Kluftis Kampf mit Langhammers Golfsimulator. Ich liebe ja die Szenen in denen die beiden aufeinandertreffen am meisten in den Büchern.
Zur Einstimmung vor der Pause wurde gezeigt, wie sich die beiden damals bei ihrer allerersten Lesung vor Publikum gefühlt und benommen haben. Nach der Pause ging es weiter mit dem Gegenstück. Klufti-Lesungen in 25-30 Jahren. Kluftinger Band 78: Kluftinger und der Grasnarbenvampir (klingt irgendwie eher nach einer Drei Fragezeichen-Folge). Einen Teil beider Szenen sieht man im unten verlinkten Videos.
Bei der Lesung der anschließenden Szene musste Volker seinen kleinen Plüschi "Schnuffel" (wenn ich das richtig verstanden habe), dann leider wegpacken, weil er zu sehr damit gespielt hat... und da kennen Lehrer ja kein Erbarmen wie man weiß. Ich konnte diesmal von den beiden Autoren zwar leider keine Fotos machen, aber immerhin in der Pause eins von Madonna mit Schnuffel, siehe unten. Gelesen wurde Kluftis Übernachtung mit Richard Maier bei einem österreichischen Kollegen (auf die Szene hatte ich schwer gehofft!).
Anschließend der chronologisch eigentlich davor liegende Abschnitt des Hinflugs nach Wien. Volker hat ein absolutes Talent im imitieren von Pilotenstimmen. So wie Michi bei der Darstellung des Kluftingers, der diese nachäfft. Einfach nur eine genial komische Szene.
Nach dem mehr als verdienten Applaus, kamen die beiden zur Zugabe wieder auf die Bühne. Gegeben wurde: "Alpenglühen auf der Grasnarbe – Ein Berg-, Heimat-, Provinz-, Kuh- und Wald- und Wiesenkrimi" (der in "Zwei Einzelzimmer, bitte!" nachgelesen werden kann).
Ich will nicht zu viel verraten, aber die beiden haben sich für die jeweiligen Rollen dieses Stückes mit ein paar ganz besonderen Zubehörteilen ausstaffiert und ihr schauspielerisches Talent voll entfaltet. Ein wahrhaft krönender Abschluss!
Es war ein wunderschöner Abend, ich war anschließend vom vielen Lachen fast zu Tode erschöpft. Glücklicherweise stand ich beim Signieren genau an der richtigen Stelle (keiner wusste so genau, wo die beiden sitzen würden) und bekam meine Unterschriften als eine der ersten.
Für die angekündigte nächste Vorstellung am 3. Dezember (Weihnachts-Show!) haben wir bereits die Karten und ich freue mich schon wieder vor.
Links:
Das erste Video auf dieser Seite hat ein paar kurze Ausschnitte vom aktuellen Programm: http://www.kommissar-kluftinger.de/1531.0.html
Aufnahme der beiden Hauptakteure von der Bühne in die noch leeren Publikumsreihen (wir saßen übrigens in der zweiten Reihe links außen):
http://www.facebook.com/photo.php?fbid=303122093094620&set=a.144065732333591.35158.142352185838279&type=1&theater