Das Rosenhaus am Merkur - Rita Hampp

  • Kurzbeschreibung
    Rita Hampps neues Buch ist ein berührender Liebesroman und eine fesselnde Familiengeschichte vor dem Hintergrund des mondänen Baden-Baden. Zeit ihres Lebens hat Kinderbuchautorin Clara unter ihrer hartherzigen Mutter, der einstigen Rosenkönigin von Baden-Baden, gelitten. Nun liegt die Mutter im Sterben. Clara kehrt in ihre Heimatstadt zurück, um sich um ihren geliebten Vater zu kümmern. Im Keller ihres Elternhauses entdeckt sie ein handgeschriebenes Buchmanuskript, gewidmet einer gewissen »Carlotta«. Was hat es damit auf sich? Wer ist Carlotta? Und was hat die Rosenleidenschaft ihrer Mutter damit zu tun? Mit Hilfe des attraktiven jungen Antiquars Gregor begibt sie sich auf die Spur des unbekannten Verfassers. Und schließlich muss sie sich nicht nur einem lange gehüteten Familiengeheimnis stellen, sondern auch ihren eigenen Gefühlen für den wesentlich jüngeren Gregor.


    Über den Autor
    Rita Hampp, Jahrgang 1954, arbeitete nach dem Jurastudium zwanzig Jahre als Redakteurin bei der Main-Post in Würzburg, davon zehn Jahre als Rechts- und Gerichtsberichterstatterin. Nach mehrjährigem Aufenthalt in den USA lebt sie seit zehn Jahren in Baden-Baden.


    Meine Meinung
    Reife Frau am Wendepunkt ihres Lebens - der Gedanke schleicht sich ein, wenn man die Kurzbeschreibung zu Rita Hampps neuem Buch liest, mit dem die Autorin einen Genrewechsel vollzogen hat. Kein Krimi ist es diesmal, sondern eine Geschichte über schwierige Familienbeziehungen, über Geheimnisse und über die Liebe zwischen einem ungleichen Paar.
    Reife Frau am Wendepunkt ihres Lebens - schnell merkt man, dass dieser Gedanke zu banal ist für die warmherzige Geschichte, die Rita Hampp hier auf 373 Seiten vor dem Leser ausbreitet und mit der sie südländisches Temperament, Lebensfreude und die Lust am Leben ins beschauliche Baden-Baden zaubert. Im Mittelpunkt steht Clara, die mit ihrem stürmischen und aufbrausenden Wesen so gar nicht zu ihren Eltern zu passen scheint und die nach einer Lebenskrise nun auch noch für ihre alten und pflegebedürftigen Eltern sorgen muss. Zur Seite steht ihr dabei der Antiquar Gregor, der deutlich jünger ist als sie und gegen dessen Zuneigung sie sich zunächst sperrt. Sensibel und mit Tiefgang schildert Rita Hampp Claras aufkommende Gefühle, die Zweifel ob des großen Altersunterschiedes und das nicht glauben wollen, dass auch ein jüngerer Mann durchaus eine Frau über 50 begehren kann. Nie wirkt das, was sich zwischen den beiden entwickelt, unglaubwürdig, sondern auf ganz besondere Weise schön und sinnlich. So gelingt es der Autorin auch, den Leser Clara durch die Augen Gregors sehen zu lassen und man versteht, was den deutlich jüngeren Mann so an der impulsiven und kraftvollen Frau fasziniert.


    Es wäre kein echter Rita-Hampp, wenn es nicht doch ein gewisses Maß an Spannung geben würde, selbst wenn es sich hier nicht um einen Krimi handelt. So stößt Clara im Keller ihres Elternhauses auf ein altes Familiengeheimnis, dessen Aufklärung ihr keine Ruhe lässt und das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Ich hatte recht schnell eine Vermutung, die sich am Ende auch bestätigt hat. Das tat der Spannung aber insofern keinen Abbruch, als mich hier eher interessiert hat, wann sich Clara endlich die Zusammenhänge erschließen. Auf ihrem Weg zur Entschlüsselung des Gehemnisses, der Reise zu sich selbst, der Aufarbeitung der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter und der Erkenntnis, dass Liebe unabhängig vom Alter ist, habe ich Clara sehr, sehr gerne begleitet.


    Rita Hampp zeigt mit diesem Buch, dass ihr schriftstellerisches Talent nicht nur auf dem Gebiet des Krimis liegt. Ich hoffe, dass dieser Ausflug in das Genre Familienroman keine einmalige Sache war.


    ASIN/ISBN: 3842511817

  • Liebe Bouquineur! Ich danke dir sehr, dass du den Geist dieser Geschichte so unglaublich gut erfasst und wiedergegeben hast. Du bist ja der erste "Profi", die sich zu diesem Buch äußert, entsprechend habe ich erst mal den Atem angehalten und dann ganz langsam wieder rausgelassen. Jetzt sitze ich vor dem Bildschirm und freue mich. Ich habe also den richtigen Ton getroffen, mein Anliegen richtig rübergebracht, sehe mich in meinem Ringen um die richtigen Worte bestätigt. Es war ein sehr emotionales und schwieriges Buch für mich, da ich mit meinen Gefühlen ja streng haushalte, um es mal so auszudrücken... Mich haben oft Selbstzweifel geplagt. Jetzt hast du mir ein ganz großes Geschenk gemacht, indem du schreibst, dass das Buch dich berührt hat. Danke.

  • Meine Meinung:
    Die Kinderbuchautorin Clara überlegt nach einer tiefen Enttäuschung, wie sie ihr Leben umkrempeln kann, als sie ein merkwürdiger Anruf erreicht. Ihre Mutter liegt anscheinend schon länger schwerkrank im Krankenhaus und ihr herzkranker, alter Vater ist allein in der Familienvilla. Kurz entschlossen fährt Clara direkt nach Baden-Baden ins Krankenhaus um nach ihrer Mutter zu sehen, zu der sie immer ein sehr gestörtes Verhältnis hatte. Ihrer Mutter geht es jedoch so schlecht, dass keine Kommunikation möglich ist. Daraufhin beschließt Clara, zu ihrem Vater weiterzufahren, um dort nach dem Rechten zu sehen. Im Haus angekommen trifft sie auf einen fremden Mann, der sich gerade um ihren Vater kümmert. Ihre schwerkranke Mutter im Krankenhaus und ihr pflegebedürftiger Vater in der Villa sind nur zwei der vielen Probleme, um die Clara sich in den nächsten Wochen kümmern muss….


    Völlig überraschend habe ich das Buch "Das Rosenhaus am Merkur" geschenkt bekommen und wollte eigentlich nur mal eben kurz die ersten paar Seiten anlesen, um mir einen ersten Eindruck über das Buch zu verschaffen. Allerdings hatte mich die Autorin bereits auf der ersten Seite am Haken hängen und so habe ich das Buch an einem Nachmittag regelrecht verschlungen, denn die Geschichte von Clara mit ihren Problemen und Widrigkeiten hat für mich eine regelrechte Sogwirkung entfaltet. Clara muss sich zig Herausforderungen stellen und dabei ihr Leben komplett neu ordnen, wobei ich sie als Leserin sehr gerne begleitet habe.
    Mein Lieblingszitat aus dem Buch steht auf Seite 145: "Wenn wir vergeben, dann entscheiden wir lediglich, nicht länger zuzulassen, dass unsere Vergangenheit auch unsere Zukunft negativ beeinflusst". Dieses Zitat ist nicht nur wunderschön geschrieben, sondern bedeutet auch einen Umbruch in Claras Denken und Leben. Der hartherzigen Mutter zu vergeben macht ihren Kopf freier und so kann sie sich um viel zu lange vernachlässigte Dinge kümmern, egal ob es dabei um finanzielle Dinge oder um eine gerade aufkeimende neue Liebe geht. Dabei muss Clara auf ihrem neuen Weg auch schmerzhaftes aus ihrer Vergangenheit erfahren und endlich lernen, was Vertrauen bedeutet.


    Die Autorin Rita Hampp hat mit "Das Rosenhaus am Merkur" ihren ersten Familienroman geschrieben, der mir außerordentlich gut gefallen hat und den ich sehr gerne weiterempfehlen möchte.


  • Rita Hampp kann schreiben, das hat sie mit ihren wunderbaren, spannenden und humorvollen Krimis bewiesen.


    Nun hat sie - dafür ein Lob vorweg - ohne sich ihres Namens zu schämen und ein Pseudonym zu wählen- einen Genrewechsel vorgenommen. Wenn man wie ich gerne weitere Krimis von ihr lesen will schleicht sich in die Bewertung, dass sie das mit Bravour hingelegt hat leises Bedauern, den eigentlich würde ich von ihr auch gerne aus diesem Genre des Familienromans weiteres lesen.


    Die Autorin hat einen Familienroman über eine Frau geschrieben, die keine Famile hat, zunächst wird sie uns vorgestellt als Tochter, die von der Lieblosigkeit der eigenen Mutter entflohen ist in die Unselbständigkeit von Beziehungen zu Männern, die ihr keinen Freiraum für die eigene Entwicklung ließen, die aber auch keine richtige Familie mit ihr gründeten. Ihre Erfahrung ist betrogen zu werden und wegen jüngeren Frauen verlassen zu werden.


    In diesem Zustand kommt sie zurück in ihre alte Heimat Baden- Baden in die badische Provinz aus der Großstadt München. Innerlich fühlt sie sich dabei erheblich zerrissen, einerseits fühlt sie sich von der Stadt aufgrund der Vergangenheit abgestoßen, anderseits kennt sie jeden Stein und empfindet die Stadt als Heimat. Die Tatsache, dass sie mit ihrer Mutter nicht kommunizieren kann, also weder der altbewährte Streit ausbricht, noch Versöhnung stattfinden kann hilft dabei wenig weiter. Auch dass sie sich in der Mutter getäuscht hat, die Mutter keinesfalls alles in ihrem Leben im Griff hatte, im Gegenteil, die Zwangsräumung des Hauses droht, wegen katastrophaler Überschuldung hilft Clare nicht gerade weiter. Außerdem muß sie sich um ihren 91jährigen Vater kümmern, der geistig zwar noch auf der Höhe ist, aber körperlich schwach. Mit ihrem sehr explosiven Temperament und ihrem naiven Glauben an Horoskope versucht Clare das Chaos zu beherrschen, dabei kommt ihr dann noch ganz blöde eine neue Liebe dazwischen. Auch dort Zerissenheit - ausgerechnet der Sohn ihrer Jugendliebe, viele Jahre jünger als sie selbst, da verbieten sich doch Gefühle einfach logischerweise. Aber hat Liebe was mit Logik zu tun? Und was will die Mutter mit ihrem gestammelten Hinweis auf ein altes Manuskript, welche Geheimnisse sind in der Vergangenheit ihrer Nichtfamilie vergraben?


    Die Autorin versteht es die Geschichte einer Persönlichkeitsentwicklung, einer Emanzipation als die Suche nach sich selbst mit der Suche nach der Vergangenheit und der auf den Ergebnissen dieser Suchen fußenden Zukunft mit viel Emotion und Spannung zu schildern. Schade vielleicht das am Ende das Ergebnis so gar keinen Bruch aufweist, aber die geneigte Leserin erwartet wohl bei so einem Buch ein Happy end, der geneigte Leser hatte zum Abschluß lieber einen Cognac als einen Süßwein.


    Trotzdem, volle 9 von 10 und zur Erläuterung ich halte es wie der Gault/ Millau volle Punktzahl gibt es nicht, oder so gut wie nie.

  • Liebe Wolke, lieber Beo,


    ich bin sehr stolz und berührt davon, wie ihr dieses Buch empfunden habt. Ich war sehr unsicher, ob ich es schaffe, meine Gefühle und Gedanken vermitteln zu können, und bis jetzt habe ich das Rosenhaus eher wie eine sehr kritische, unzufriedene Mutter beäugt. Damit ist jetzt Schluss. Ich freu mich. Danke.

  • Liebe Rita, liebe Eulen: gestern kam per Post dieses Buch hereingeflattert und - trotz eines terminlich übervollen Tages - hab ich mir spätabends Stunden gestohlen und bis ca. 2 Uhr gelesen. Bis Seite 150!


    Obwohl ein Frauenroman für mich ein eher ungewohntes Genre ist, habe ich den geschilderten Erlebnisfluss als so wohltuend unterhaltsam empfunden, dass ich mich noch bedanken wollte. Vieles ist schon geschrieben worden, was in den Rezensionsbereich gehört, darum wiederhole ich es nicht.


    Nochmals hinweisen möchte ich allerdings auf den Satz, den auch Wolke betont hat:

    Zitat

    Mein Lieblingszitat aus dem Buch steht auf Seite 145: "Wenn wir vergeben, dann entscheiden wir lediglich, nicht länger zuzulassen, dass unsere Vergangenheit auch unsere Zukunft negativ beeinflusst".


    Ich empfinde diesen Ausspruch als einen Schlüssel für befreitere Lebensqualität, zu der nicht nur das eigene Wollen sondern auch noch so eine Art "geschenkte" Befreiung gehört, die sich im Verschwinden der schmerzenden inneren "Bitterkeitsspitze" über erlebtes Unrecht äußert.


    So, jetzt weiter in den Tag hinein mit Lesepausen ;-)


    Edit 13.4.: Da ich mich hier so quasi unberechtigterweise nebenherlesend hineingeschlängelt habe, ohne zur Leserunde dazuzugehören, nur abschließend noch dieses: Feine, unterhaltende Lektüre! Ich hab heute zu jeder nur möglichen Zeit weitergelesen und mir so das ganze Buch an insgesamt einem Tag "einverleibt".
    LG an Rita und die Leserunde

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

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  • Den treffenden Rezis von Bouquineur, beowulf und Wolke ist kaum noch etwas hinzuzufügen, abgesehen von meinem subjektivem Leseempfinden:


    Die Protagonistin Clara hat es wahrlich nicht leicht in dieser Geschichte. Für eine jüngere verlassen, beruflich gerade auf dem absteigenden Ast, muss sie ihre Wahlheimat München verlassen und sich in der Stadt ihrer Kindheit der todkranken, unnahbaren Mutter, dem pflegebedürftigen Vater und dem finanziellen Ruin ihrer Eltern stellen. Zu dem ganzen Schlamassel kommt ihr aufbrausendes Temperament, das ihr bei der Lösung von Problemen oft im Weg steht und ihre Zuneigung zu einem gewissen Gregor, der fast halb so alt ist wie sie. Da bietet die Entschüsselung des Geheimnisses um ein mysteriöses Manuskript, das sie im Keller der heimischen Villa findet, eine willkommene Verschnaufspause.


    Rita Hampp versorgt ihre Leser unauffällig und geschickt mit kleinen Hinweisen, so dass man immer ein wenig mehr weiß, als die temperamentvolle Clara, die aufgrund ihrer aufbrausenden Art und Geradlinigkeit manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen scheint. Trotzdem kommt sie nicht nur dem Geheimnis des Manuskriptes auf die Spur und hat am Ende die Chance ihr Leben in neue Bahnen zu lenken.


    Mir hat das Rosenhaus am Merkur sehr viel Spaß gemacht, vor allem weil es vor sympathischen, kleinen Nettigkeiten strotzt. Der Fingerbreit Wein, den Paps so gerne trinkt, die urige Stammkundschaft des Antiquariats oder die Erwähnung kulinarscher Köstlichkeiten erzeugen eine angenehme Atmosphäre, die das notwendige positive Gegengewicht zu den dramatischen Ereignissen der Geschichte bilden.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Ich habe nun zufrieden die letzte Seite geschlossen und das Buch beendet.


    Eine ergreifende und spannende Geschichte, ein Familiengeheimnis, das Thema Vergebung und Liebe sind die Hauptmerkmale des Buches. Als Kulisse dient die Stadt Baden-Baden und eine alte Villa die es zu retten gilt, aber eigentlich ist es ein Herz das gerettet wird. Clara ist Kinderbuchautorin, Anfang 50 und vom Schicksal nicht gerade verwöhnt. Sie hatte eine unliebsame Kindheit, hartherzige Mutter und auch als junge Frau wurde sie nicht mit Liebe gekrönt. Als sie von einer schlimmen Krankheit ihrer Mutter erfährt, sie nach Hause kommt, muss sie sich den Geistern ihrer Vergangenheit, aber auch vielen Schwierigkeiten die vor ihr liegen stellen. Unterstützung erfährt sie dabei durch den jungen Antiquar Gregor, der ihr bei der Betreuung des Vaters, manchen Sorgen und in Sachen Liebe eine starke Schulter bietet. Rita Hampp erzählt feinfühlig die Höhen und Tiefen im Leben von Clara und deren Familie, bietet anschauliche Charaktere, lässt den Leser mitleiden, hoffen und schmunzeln. Ein schöner und leichter Roman mit einer Herzensbotschaft, für alle die noch oder wieder an die Liebe glauben möchten. Obwohl ich die Krimis von Rita sehr schätze und auch lieber lese, kam ich hier auch auf meine Kosten.
    Vielen Dank für die schönen Stunden mit Clara.

  • Von Rita Hampp kenne ich bisher die Baden-Baden-Krimis, die mir alle sehr gut gefallen haben. Deshalb habe bin ich ihr zum Genre „Familienroman“ gefolgt, obwohl das nicht unbedingt die Bücher sind, bei denen ich mich am liebsten aufhalte.
    Rita hat eine warmherzige, aber doch direkte und ungekünstelte Art, die Dinge zu erzählen, die mir gefällt und die habe ich trotz des Genrewechsels wieder gefunden. Natürlich gibt es auch eine gewisse Spannung und detektivische Ermittlungen, die Clara durch die Jugend ihrer Mutter führen. Aber auch die zwiespältigen Gefühle, die die temperamentvolle Clara für ihre immer kontrollierte und kritische Mutter und neuerdings auch für Gregor, der ihr Sohn sein könnte, hegt, sind so beschrieben, dass ich jederzeit mit dabei war und ihre Suche nach Liebe aber auch ihre Zweifel und Ängste verstehen konnte.
    Hinzu kommt eine Riege von sympathischen Nebenfiguren, die das Antiquariat bevölkern und für so manchen Schmunzler sorgen.
    Ein Familienroman, der mich gut unterhalten hat und von dessen Sorte ich mir mehr aus Ritas Feder wünsche.

  • Titel: Das Rosenhaus am Merkur
    Autorin: Rita Hampp
    Verlag: Silberburg-Verlag
    Erschienen: März 2012
    Seitenzahl: 383
    ISBN-10: 3842511817
    ISBN-13: 978-3842511811
    Preis: 12.90 EUR


    Da ist eine Autorin und da ist eine Idee. Eine Idee die außerhalb der Grenzen des Genres liegt, welches die Autorin sonst bedient. Und da kann man sich schon vorstellen, dass eventuell Selbstzweifel vorhanden waren: "Soll ich diese Idee umsetzen"? "Wird mich meine Lesergemeinde auf diesem Ausflug begleiten?"


    Diese beiden Fragen lassen sich nach der Lektüre des Buches sehr leicht beantworten. Ja, es war eine gute Sache, diese Idee so umzusetzen wie sie dann umgesetzt wurde. Ja, und die Lesergemeinde täte gut daran, die Autorin auf diesem Ausflug zu begleiten - würde sie (die Lesergemeinde) es nämlich nicht machen, gingen ihr schon einige Stunde beste Unterhaltung verloren.


    Rita Hampp, bekannt von ihren "Baden Baden Krimis" versucht sich in einem anderen Genre. Dieses Genre könnte man mit dem Begriff "Belletristrik - anspruchsvoll, unterhaltend" umschreiben. Erzählt wird die Geschichte der Kinderbuchautorin Carla Funke, eine attraktive Mittfünzigerin die in München lebt, die sich in sicheren Lebensverhältnissen wähnt, dann aber von einer auf die andere Minute aus ihren Träumen gerissen wird. Ihr Lebensgefährte hat sie wegen einer anderen, jüngeren Frau verlassen. Mehr oder weniger mittelos steht Carla vor den Trümmern ihrer Beziehung. Da erreicht sie ein Anruf, dass ihre Mutter im Krankenhaus liegt und ihr über neunzigjähriger Vater sie braucht.
    Carla fährt nach Baden Baden. Zehn Jahre war sie nicht mehr in ihrem Geburtsort gewesen; das Verhältnis zu ihrer Mutter ist und war denkbar schlecht und Carla schien froh darüber zu sein, ihre Mutter nicht mehr zu sehen. Es schien Carla immer wichig zu wissen, dass viele Kilometer zwischen ihr und ihrer Mutter lagen.


    Als Carla dann zuhause angekommen ist, muss sie feststellen, dass die Villa ihrer Eltern hoffnungslos überschuldet ist und das die Zwangsräumung droht. Auch ihr ehemaliger Schulkollege Joe kann ihr keine Hoffnung, entscheidet er doch in der Bank über die Vergabe der Kredite und scheint darüberhinaus auch ganz eigene Interessen an dem Haus von Carlas Eltern zu haben. Carla erreicht unter großen Mühen einen weiteren Zahlungsaufschub - aber die Lage wird dadurch nicht hoffnungsvoller.


    Und dann ist da auch noch Gregor, Antiquar und der Sohn ihres einstigen Lebensgefährten Helmut. Gregor kümmert sich rührend um Carlas Vater und bekommt von Carla anfangs aber nichts anderes gezeigt als deren kalte Schulter. Denn Gregor scheint auch Interesse an Carla zu haben, aber diese Meisterin des "Selbstzweifels und der falschen Situationseinschätzungen" traut Gregor - wie könnte es auch anders sein - nicht über den Weg. Doch dann merkt auch Carla, dass Gregor ihr nicht gleichgültig ist; ganz im Gegenteil.


    Doch auch Gregor benötigt Geld, hat er doch eine erhebliche Summe für Carlas Vater ausgelegt. Da Carla aber nicht bezahlen kann, arbeitet sie stundenweise im Antiquariat Gregors.
    Als Carla das Haus ihrer Eltern durchstöbert, auf der Suche nach eventuellen Wertsachen, die man zu Geld machen könnte, stösst sie auf ein Manuskript in italienischer Sprache. Ihre Mutter kann sie nicht nach dessen Herkunft fragen, liegt diese doch im Koma und ist nicht ansprechbar. Was hat es mit diesem Manuskript auf sich? Und hat die Leidenschaft für Rosen, die Carlas Mutter fest im Griff hat, etwas mit diesem Manuskript zu tun?


    Carla zweifelt an sich, an ihren Eltern und auch an Gregor, sein Verhalten interpretiert sie dabei stets so, als würde alles was er tut nur zu ihren Ungunsten sein und sich gegen sie richten.


    Zum Ende des Buches spitzen sich die Ereignisse dann dramatisch zu und der Schluss dieser Geschichte ist dann schon überraschend und fügt sich sehr gelungen in das bisher Gelesene ein. Ein Geschichte - stimmig bis zum Schluss.


    Dieses Buch bietet beste Unterhaltung. Und es eben auch eine schwierige Sache Leser gut zu unterhalten, sie nicht zu langweilen und sie bei der "Stange zu halten". Das alles ist der Autorin mit diesem Buch gelungen. Schnell findet man als Leser Zugang zu den handelnen Personen dieser Geschichte und zu dieser Geschichte selbst.


    Diese Geschichte beschäftigt sich auch mit der Gedankenwelt, den Gefühlen und den Selbstzweifeln einer Frau, die in der Mitte des sechsten Lebensjahrzehnts angekommen ist, und die Schwierigkeiten damit hat, manche Konventionen über Bord zu werfen. Die Schwierigkeiten damit hat, das eigene Leben zu akzeptieren und auf den Menschen zuschauen, nicht auf dessen Alter. Es ist auch die Geschichte genaugenommen vieler Frauen, die von ihren Lebenspartnern wegen einer jüngeren Frau verlassen werden und die sich dieses nie haben vorstellen können, obwohl es ganz sicher auch in ihrem Umfeld schon passiert ist.


    All das schildert Rita Hampp mit sehr viel Einfühlungsvermögen. Als Leser hat man sehr schnell den Eindruck: "Diese Autorin mag ihre Figuren." Gerade auch bei der Beschreibung ihrer handelnden Personen verzichtet Rita Hampp auf eine klischeebeladene Bemalung. Die Personen in ihrer Geschichte wirken authentisch und lebensecht - erzählt wird eine Geschichte die sich so oder etwas anders durchaus auch im realen Leben hätte zutragen können.


    Sehr schön auch, dass der Leser "so wie nebenbei" immer wieder durch Baden Baden selbst und die Geschichte dieser Stadt geführt wird. Unaufdringlich wird hier Sightseeing der besonderen Art betrieben.


    Das Buch bietet beste Unterhaltung, der Spannungsbogen (ja - spannend ist dieser Roman durchaus auch) wird konsequent gehalten, er sackt nicht ab und das alles wird in einem sehr schön zu lesenden Schreibstil präsentiert.


    Unbedingt lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ihr ahnt ja gar nicht, wie glücklich ihr mich alle macht.


    Ich freue mich sehr, dass euch mein "Ausflug" so gut gefällt.


    Mein Ringen nach Worten und mit mir selbst hat sich also gelohnt. Selbstzweifel verwandelt sich in tiefe Zufriedenheit.


    Vielen Dank!

  • Himmelherrgott... da lass ich ein paar Tage die Zügel schleifen und lass mir mit dem Schreiben meiner Meinungsäusserung Zeit und dann sind so tolle Rezis geschrieben worden... was soll ich da bloss noch schreiben?


    Meine Meinung


    Das Schicksal ist der Kinderbuchautorin Clara gar nicht gut gewogen, nachdem bereits ihre Ehe in die Brüche ging findet auch ihre nächste Beziehung ein unversöhnliches Ende, die Mittfünfzigerin wird von ihrem Freund wegen einer deutlich jüngeren Frau verlassen. Ihre Bücher verkaufen sich leider nicht so gut und ihr Verlag lehnt ihr Manuskript für das nächste Buch ab. Als ob das nicht genug Pech wäre kommt bereits die nächste Hiobsbotschaft. Ein Anruf von einem Unbekannten zwingt sie zurück in den Ort ihrer Kindheit nach Baden-Baden zu ihren Eltern. Ihre Mutter liegt schwer krank auf der Intensivstation und sie muss sich um ihren betagten Vater kümmern. Dabei findet sie heraus, dass es mit den Finanzen ihrer Eltern alles andere als rosig aussieht... zum Glück ist ihr der adrette Antiquar Gregor behilflich und eine wertvolle Stütze.


    Wie steht es so schön auf der Rückseite des Buches: Liebesroman – Familienhistorie – Detektivgeschichte. Diese Worte treffen den Kern der Handlung sehr genau. Liebesroman deshalb weil es mit der Liebe eine verflixt schwere Sache ist und nach dem Volksmund wird es mit zunehmendem Alter nicht einfacher – Familienhistorie weil es in Claras Familiengeschichte einiges zu ergründen gilt womit auch die Detektivgeschichte erklärt wäre.


    Dieser Familienroman lebt unter anderem vom Erzähltalent der Autorin Rita Hampp. Sie widmet sich liebevoll den kleinen Dingen die aus dem Handlungsgerüst eine lesenswerte Geschichte mit viel Flair machen. Es ist die Leidenschaft Figuren zu gestalten die wir Leser entweder mögen oder aber ablehnen und wir gerne bereit sind mit ihnen das ganze Spektrum der Gefühlswelt zu durchleben. Es ist die Hingabe zur klassischen Musik, zum genussvollen Essen und Trinken und zur idyllischen Region Baden-Baden mit einem fingerbreit italienischen Ambiente die das Gemüt nach Claras Schicksalsschlägen besänftigt. Es ist die charmante Art der Autorin eine Geschichte zu erzählen und das sichere Gefühl die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt zu finden und nicht zuletzt erfreut mich als Buchliebhaber das spürbare Faible von Rita Hampp zum Kulturgut Buch.


    Das Buch richtet sich vom Aussehen her und dem Klappentext eindeutig an die weibliche Leserschaft aber Männer dürfen gerne zu diesem Buch greifen, welcher Mann lässt sich nicht gerne von Rita eine Geschichte erzählen? In der Art und Weise ein Liebesroman mit Drama, ganz klar, aber einer mit Schmiss und einer guten Portion Rasse und Klasse. Wie ein geschätzter Mitrezensent geschrieben hat, ist das Finale ähnlich einem süssen Dessertwein, ich hätte aber lieber einen schweren Whisky genossen. Dennoch Rita, Bella, du bist die beste Schriftstellerin unter der Sonne Baden-Badens!


    Edit: Schreibfehler korrigiert und leicht umformuliert

  • Danke für eure tollen Rezis! Hört sich nach einem wunderschönen Roman an und wandert sofort auf meine Wunschliste ... und wird sicher bald gekauft :-)


    Ich habe bisher noch kein Buch von Rita Hampp gelesen und eurer Begeisterung nach zu schließen, habe ich da anscheinend einiges verpasst. Deshalb sind auch gleich noch die Baden-Baden-Krimis auf meine WL gehüpft ;-)

  • Da ich alle Bücher von Rita gelesen habe, war es für mich ein muss, auch dieses Buch zu lesen.


    Ich kann mich allen hier nur anschließen, es ist ein Buch voll nach meinem Geschmack, darum habe ich es auch in 2 Tagen ausgelesen.



    Ich wünsche mir von ganzen Herzen von Dir liebe Rita, dass dieser Roman nicht dein letzter war.


    Natürlich möchte ich auch weiterhin Krimis von Dir lesen, also ab an den Schreibtisch DANKE für die schönen Stunden, die ich beim lesen hatte.

    Ministerin des Eulenministeriums für Backen und Ernährung.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Schnuckerle ()

  • Ihr Lieben,


    es tut mir einfach nur gut, eure Meinungen zu hören. :-] Danke für euer Lob.


    Sapperlot, schade, dass dir der Schluss so gar nicht gefallen hat, das war wohl kein Ende für einen herzhaften Schweizer.


    Wuermchen :-]... hm... aber ich weiß nicht, ob du vielleicht die Passage mit dem Antiquariat spoilern könntest?


    Edit: Bäh. Wuermchen, entschuldige bitte tausendmal, ich meinte natürlich Schnuckerles gewissen Antiquariats-Satz...

  • Mir hat das Buch auch gut gefallen, auch wenn ich Carla manchmal gerne in den Hintern getreten hätte :-)


    Ansonsten kann ich mich meinen Vorschreibern nur anschliessen.
    Ausserdem freue ich mich Baden-Baden bald live kennenlernen zu dürfen und dann ein Bild von den Schauplätzen des Romans zu bekommen :-)

  • Zunächst wollte ich das Buch nicht lesen, da ich dachte, dass Rita Hampp bei ihren Krimis doch sehr gut aufgehoben wäre. Warum also nun sowas?


    Doch die Lesung auf dem Büchereulentreffen hat mich neugierig gemacht, also kaufte ich und las.


    Clara, Mitte 50, steht vor einem Scherbenhaufen. nachdem sie von ihrem Lebensgefährten mit einer wesentlich jüngeren Frau betrogen wurde und auch ihre Karriere als Kinderbuchautorin den Bach runtergeht. Als der Anruf aus dem Krankenhaus kommt, dass ihre Mutter dort liegt, fährt sie in ihre Heimatstadt Baden-Baden. Dort warten nur noch mehr Probleme auf sie.


    Clara war mir nicht immer sympathisch, da sie nicht wagt, Probleme anzusprechen, bzw. sie wegschiebt. So manches Mal hätte ich ihr einen Schubs geben mögen. Auch, was die Beziehung zu dem wesentlich jüngerem Gregor angeht, verschließt sie lieber die Augen, als etwas zu wagen.


    Die Schilderung der Vergangenheit von Claras Familie und deren Auswirkungen in die Gegenwart, die Geheimnisse und Probleme, das alles las sich so spannend wie ein Krimi, doch es war noch viel mehr. Eine Familiengeschichte, die grundsätzlich so wohl gar nicht so selten ist, beruhen die Probleme nämlich auf dem "Nicht-Reden" und dem Augen verschließen.


    Von mir gibt es 9 Punkte für diese spannende und mitreißende Geschichte, die ich in kurzer Zeit verschlungen habe.