Die Nacht des Zorns - Fred Vargas

  • Titel: Die Nacht des Zorns


    Autor: Fred Vargas


    Sprecher: Volker Lechtenbrink


    Verlag: Lübbe Audio



    Beschreibung:


    Glühend steht die Sonne über Paris, als eine verängstigte ältere Dame Kommissar Adamsberg aufsucht: Ihre Tochter Lina hat das "Wütende Heer" gesehen - der Legende nach kündigt dieser Geisterzug kommende Todesfälle an. Vier Opfer sah Lina in dem Heer, und als der erste Mann spurlos verschwindet, zögert Adamsberg nicht lange. Er bricht in die Wälder der Normandie auf, geleitet allein von seiner Intuition. Bevor er die Fährte jedoch aufnehmen kann, ruft man ihn nach Paris zurück. Kaum aber hat er Ordebec verlassen, erfüllt sich Linas Vision erneut. Adamsberg ist sicher: Jemand bedient sich des mittelalterlichen Mythos, um ungestört zu morden. Für den Kommissar beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit ...



    Meine Meinung:


    Mit ihrer einzigartigen und unverwechselbaren Handschrift, hat die Autorin Fred Vargas hier wieder einen außergewöhnlichen und an der Kante von Mystik und französischem Charme gepaarten Krimi abgeliefert. Ihr Personal besteht dabei aus schrulligen, liebenswerten und eigenwilligen Personen wie Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg und seiner Brigade, Veyrenc, Danglard und auch der erst vor kurzem aufgetauchte Sohn Zerk, bekommt hier mehr Stellenwert.
    Die Autorin schafft dabei einmal mehr den Spagat zwischen ihrem Spezialgebiet Mittelalter und der aktuellen Gegenwart, vor dem Hintergrund einer Legende um „Das wütende Heer“, die in vielen europäischen Ländern kursiert, wobei mir der Originaltitel „L´ármée furieuse“ besser als „Die Nacht des Zorns“ gefällt. Um diese Sage rankt und baut sich also die Geschichte auf, die der Historiker Ordéric Vital schon im 12. Jahrhundert niedergeschrieben hat. Sie beschreibt wie eine Horde mittelalterlicher Reiter in einer „wilden Jagd“ all diejenigen verfolgt und stellt, die sich eines Verbrechens schuldig gemacht haben, zu dem sie nicht zur Rechenschaft gezogen wurden.
    Genau damit wird Adamsberg plötzlich von einer älteren Dame konfrontiert deren Tochter Lina, sie wird für geistig verwirrt gehalten, Visionen des Heeres hat und 4 Opfer vorhersagt. Adamsberg forscht nach, fährt in die Normandie zum Ort Ordebec und begibt sich auf Spurensuche. Es wäre kein Krimi von Vargas, wenn einem hier in der Abgeschiedenheit, aber auch im Pariser Trubel, nicht wieder eine Fülle von Kuriositäten und komischen Menschen mit Macken und ihren eigenen Geschichten vorgeführt würden. Hier hat mir die betagte Dame Léo in ihrer Rolle und Handlung sehr gut gefallen.


    Zeitgleich beginnt aber ein anderer Handlungszweig, wo man bei der Bergung eines abgefackelten Autos, einen angesehen Industriellen tot auffindet, der bei lebendigem Leib verbrannt ist. Da dies in Frankreich ja keine Seltenheit ist, das mit den angezündeten Autos, könnte man hier der Autorin unterstellen auf bestimmte politische Situationen und Vorkommnisse, sowie das Rechtssystem anzuspielen, was auch zu dem eilig gefunden und polizeibekannten Verdächtigen passt. Ein junger Mann namens Momo, ein eingewandertes Kind, wird hier schnell als schuldige Person präsentiert, aber die Vorzüge und ungewöhnlichen Methoden von Adamsberg, zusammen mit seiner Menschenkenntnis, Menschlichkeit und Tierliebe kommen dann zum Vorschein und Einsatz. Diese stellt er bei einem „Taubenkiller“, der auch noch auf der Bildfläche erscheint, ebenfalls in ungewöhnlichen Methoden unter Beweis.


    Vargas Krimis sind immer irgendwie eigenartig, seltsame Geschichten, aber überzeugende und sehr authentische Personen kreuzen sich hier und man muss schon ein wenig Zugang und eine Neigung für diese Art und Weise haben, darf sich am Anfang durch die vielen Namen, Orte, die auch in den Erzählungen von der Sage auftauchen, nicht durcheinander bringen lassen. In ihren Geschichten und auch in dieser, läuft eben nicht immer alles rund und nach Schema F, Personen sind nicht nur schwarz oder weiß, aber sie befolgt die Regeln des Genres und das gekonnt.
    Hier scheiden sich oft die Geister und entweder man mag diese Krimis oder eben auch nicht. Was aber in dem hier vorliegenden Hörbuch auf jeden Fall diesmal sehr gelungen ist, einen bis zum Schluss spannenden Plot zu konstruieren, bei dem sie Humor der nicht plump ist und Sprachwitz der brilliert, exzellent platziert hat.


    Ich habe die Fassung, die von Volker Lechtenbrink eingelesen wurde, sehr gerne gehört und bin von der warmen, tiefen und weichen Stimme angenehm durch die vielschichtigen und unterschiedlichen Personen, Handlungen und den Erzählstil getragen worden. Unterbrochen waren die einzelnen Kapitel, in dieser Version, von Einspielungen eines Chansons auf dem Akkordeon, welches die Atmosphäre passend untermalt hat.
    Insgesamt hat mich dieser Krimi mehr überzeugt, als zum Beispiel der Vorgänger „Der verbotene Ort“ und würde von mir 8 Punkte bekommen. Empfehlen würde ich ihn auf jeden Fall Vargas Liebhabern, die hier voll auf ihre Kosten kommen, aber niemanden, der auf rasante Action, Schusswechsel und einen schnellen Plot Wert legt, weil die Autorin die Schwerpunkte anders gewichtet.


    Das Hörbuch gibt es auch bei Audible und dort hat es Helmut Krauss eingesprochen klick

  • Entschuldigung das ich den Beitrag jetzt 3 Mal editiert habe ?(, aber irgendwie hat es mir beim kopieren von Word ins Forum immer etwas verrückt oder abgeschnitten.


    Nun änder ich nix mehr und lass den Beitrag so wie er ist! :bonk