Muss Grass sagen, "Was gesagt werden muss" ?

  • newmoon


    Deine politischen Überzeugungen müssen noch die Reife Deiner literarischen erreichen.
    ;-)



    Dieter Neumann


    Zitat

    Donnerwetter, du traust dich was! Ich bin beeindruckt!


    :rofl


    Ist der Ruf erst runiert ...


    Du machst Dir keine Vorstellung, wie runiert mein Ruf hier ist. :lache
    Außerdem bin ich eine alte Tante und wir dürfen das. So there.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Neumann schreibt:
    Abenteuerlich, diese Behauptung, aber Gott sei Dank Unsinn. Träfe sie zu, lebten wir in einer Militärdiktatur. Übrigens ging es meiner Erinnerung nach ja nicht um einen Präventivschlag unseres Landes, also Deutschlands, gegen den Iran oder wen auch immer. Mit taktischen Atomwaffen könnten wir den sowieso nicht führen, weil wir über solche - wieder Gott sei Dank - gar nicht verfügen. Außerdem wäre er uns per Grundgesetz verboten. Was nun die Vorstellung (ist da der Wunsch der Vater des Gedankens?)anbetrifft, in Deutschland herrsche das Primat des Militärs, so ist diese mit Unsinn nur schwach und sehr höflich beschrieben. Ich bin sicher, gäbe es ein solches, wäre es mir während meiner Dienstzeit in verschiedenen Luftwaffengeschwadern, im Verteidigungsministerium und bei der NATO irgendwann mal aufgefallen ..


    Dann hätten wir uns ja direkt treffen können, Herr Kamerad.


    Ansonsten möchte ich nicht weiter auf deinen Unsinn eingehen. Es lohnt sich einfach nicht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Geht es eigentlich darum, was in dem Gedicht gesagt wurde, oder eher darum, von wem?


    Wieso darf das ein Günther Grass nicht? Darf es überhaupt jemand? Grundsätzlich darf man politische Themen lyrisch verpacken, warum auch nicht? Das tut man ja, um eine Reaktion zu erzeugen. Gut, man könnte das auch prosaisch in einem Artikel verwursten, aber der Effekt ist so vermutlich größer. Auf jeden Fall erreicht er, dass darüber sehr kontrovers diskutiert wird. Gut. Was ich erschreckend finde, ist eher die Tatsache, dass er sowas wie eine Rechtfertigung eines atomaren Erstschlags hervorbringt. :wow Das lässt sich mit absolut nichts rechtfertigen, außer man möchte diesem Planeten endgültig das Licht ausblasen. Egal, ob es Israelis, Palästinenser oder Araber sind, wer in dieser Pulverfassregion den Finger am Atomhebel hat, riskiert mehr, als jedes Volk verantworten kann. Noch mehr Atomsprengköpfe können nicht die Antwort auf vermutlich oder tatsächlich vorhandene der Gegenseite sein.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Aua, damit erklärst du das Publikum steht sehr nah am Antisemitismus, wie ihn Herr Grass vertritt.



    Nein.
    Der Schluß ergibt sich nur, wenn man von der These ausgeht, daß Grass Antisemit ist.
    Was per definitionem jede und jeder ist, die und der sich gegen die israelische Regierung äußern. Womit sich das Ganze in den Schwanz beißt, was beabsichtigt ist.


    Grass ist kein Antisemit. Um das mal hierhin zu schreiben.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Danke Magali, so sehe ich das auch.


    Es gibt Standpunkte zwischen entweder/oder. Nur weil man Israels Säbelrasseln nicht billigt, heißt das nicht, dass man damit automatisch das Säbelrasseln dieses verblödeten Egomanen billigt, der an der Spitze des Iran den Mund aufreißt - ob im Sinne seiner Bevölkerung, sei mal stark dahingestellt. Ganz genauso, wie die Militaristenfraktion in Israel sicher nicht im Sinne all ihrer Bürger pöbelt.
    Sich dagegen auszusprechen, macht einen nicht automatisch zum Antisemiten.


    Ich bin mit Sicherheit kein Antisemit (tatsächlich ist es mir piepegal, wo ein Mensch herkommt, wie er aussieht, wer seine Eltern sind und ob er jetzt Weihrauchstäbchen anzündet oder auf dem Bauch liegend gen Mekka betet für seine geistige Erbauung oder was auch immer tut), aber Attacken gegen Vernunft und tolerantes Zusammenleben gehen mir gegen den Strich.
    Egal, wer sie androht oder ausführt.
    Ich bringe deine Kinder um, weil du meine Kinder umgebracht hast, weil die meine Enkel umgebracht haben, weil die deinen Urenkeln die Sandförmchen weggenommen haben, diese Geisteshaltung geht mir gegen den Strich. Und genauso geht's mir gegen den Strich, wenn einer die Strichliste führt und sagt: Der hat aber noch drei Tote gut. Oder dreihundert. Oder drei Millionen, bis man die Moralkeule in die andere Richtung heben darf.


    Erlittenes Unrecht erzeugt nicht automatisch das Recht auf einen Generalablass auf jegliches Unrecht, das man andersherum jemandem antun will.


  • So sehr ich Magali auch sonst schätze - aber manchmal erzählt schon ziemlichen Unsinn (und das weiß sie aber auch!).

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  • Grundsätzliches.
    Ich bin ein Fan von Günther Grass und schätze sein politisches Engagement. Auch dass er mit 18 Mitglied der Waffen-SS war, tut dem keinen Abbruch.
    Er hat sich immer politisch klar positioniert und das war auf keinen Fall beim rechten Lager.


    ABER...mit seinem Gedicht hat er einfach unrecht. Fakten sind hier schon zur Genüge erwähnt worden. Ich bin mir sicher, dass sein Motiv kein blanker Hass auf Israel ist, schon gar nicht antisemitischer Natur. Er macht sich schlicht ehrliche Sorgen um die Menschen im Iran. Diese Sorgen sind leider so groß, dass er die Menschen, die tatsächlich von der Vernichtung seitens des Irans bedroht sind, völlig vergisst.


    Wenn man schon aus den Fehlern unserer Vergangenheit lernen will, dann sollte man Israel noch zehn weitere U-Boote liefern. Denn mit dieser Zweitschlagkapazität, und nur darum geht es Israel bei seinen Atomwaffen, ist ein zweites Ausschwitz nicht mehr möglich.


    So, das war es erst einmal.

  • agu


    ja.
    Und inzwischen bin ich auch dazu gekommen, daß mir der Vorwurf, Antisemitin zu sein, völlig wurscht ist. Dagegen muß ich mich nicht verteidigen. 'Wir reden wieder, wenn Ihr im Denken weiter gekommen seid und nicht mehr halbgare zionistische Parolen runterbetet.'
    Ich beschäftige mich aber auch seit über zwanzig Jahren mit dem Thema. Du machst Dir keine Vorstellung, was man alles genannt wird, wenn man Palästinaarbeit macht hierzulande.
    Immerhin haben sie vor mir noch nicht ausgespuckt, wie vor Ruth Fruchtman. hat sie heute morgen im Radio erzählt. Die findet die israelische Regierung auch unsäglich und das als Jüdin. Tolle Frau, übrigens.



    Voltaire


    charmanter Versuch. Aber nein.
    Ich fürchte aber, daß ich bei meinem Unsinn verharren werde.



    Hat sich inzwischen jemand die Kampagne von Ronny Edry angsehen?



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali


    Voltaire


    charmanter Versuch. Aber nein.
    Ich fürchte aber, daß ich bei meinem Unsinn verharren werde.


    Versuch? Ich versuche gar nichts. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.


  • Die kenne ich. Warte, ich schaue mal, ob es aus dem Iran etwas ähnliches gibt, wie z.B."Wir wollen euch nicht vernichten"........nee leider nichts. :)

  • Ein sehr gelungener Beitrag auf SPIEGEL-online:


    [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,826153,00.html]Schaust du hier[/URL]

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • :write
    Was mich am meisten an dieser Geschichte stört, ist, dass die Diskussion um den Brandherd "Naher Osten" durch dieses Geschreibsel unnötig emotionalisiert und aufgeputscht wird. Intelligente, sich in moralischer Verantwortung wähnende Künstler sollten ihren Einfluss eher in einer Weise ausüben, dass Wogen geglättet werden. Eine einseitige öffentliche Stellungnahme in der Art, das ist nicht nur kontraproduktiv sondern ich würde sogar soweit gehen, es als Kriegstreiberei zu bezeichnen. Die Geschichte hat schon oft gezeigt, dass aus Konflikten Kriege geworden sind, weil sich immer wieder Kriegshetzer gefunden haben, die eine Masse von Menschen mit latent vorhandenen Abneigungen eine hassende Meute verwandelt haben.

  • Zitat

    Original von arter
    Was mich am meisten an dieser Geschichte stört, ist, dass die Diskussion um den Brandherd "Naher Osten" durch dieses Geschreibsel unnötig emotionalisiert und aufgeputscht wird.


    Unnötig emotionalisiert und aufgeputscht??
    Nein, viel besser ist es natürlich, schnell zur Seite zu gucken.



    Zitat

    Eine einseitige öffentliche Stellungnahme in der Art, das ist nicht nur kontraproduktiv sondern ich würde sogar soweit gehen, es als Kriegstreiberei zu bezeichnen.


    Einseitig? Das soll wohl ein Witz sein. Warum bekommt Herr Grass ordentlich auf die Mütze. Weil er ausnahmsweise mal von der anderen Seite draufguckt.


    Zitat

    Die Geschichte hat schon oft gezeigt, dass aus Konflikten Kriege geworden sind, weil sich immer wieder Kriegshetzer gefunden haben, die eine Masse von Menschen mit latent vorhandenen Abneigungen eine hassende Meute verwandelt haben.


    Hä? Wenn dieses Ding eins ist, dann anti-kriegshetzerisch. Die Kriegshetzer sitzen ja wohl eher in der keulenschwingenden Kritikerfront und faseln was von der Notwendigkeit von Präventivschlägen. Während die Irren an der Spitze beider Konfliktparteien sich in gegenseitigen Auslöschungsphantasien ergehen, was der eine mit Selbstverteidigung und der andere mit göttlichem Willen begründet.


    Aber klar, wenn wir einfach nicht drüber reden, wird's schon weggehen. Ist ja zum Glück weit genug entfernt, da spritzt das Blut nicht bis hierher.

  • Grass sieht in Israel eine Bedrohung für den Weltfrieden. Erwähnt dabei aber mit keinem Wort, dass es offizielle iranische Politik ist, ein Existenzrecht Israels zu verneinen. Israel dagegen hat mit keinem Wort bisher ein Existenzrecht des Iran bestritten. Grass nimmt hier also eindeutig Partei.Wischt alles beiseite was nicht in sein krudes Weltbild passt.


    Das Regime in Teheran besteht seiner Ansicht nach aus Maulhelden - also nicht weiter gefährlich. Doch auch hier springt Grass - mal wieder - viel zu kurz. Bestünde in der islamischen Welt nicht dieser große Respekt vor der Kampfkraft der israelischen Streitkräfte, Israel wäre schon nicht mehr auf irgendeiner aktuellen Landkarte zu finden.


    Man möge sich nur an 1967 erinnern. Mit einem Präventivschlag kam Israel einem Angriff Ägyptens nur um wenige Stunde zuvor. Hätte Israel hier nicht mit dieser Entschlossenheit gehandelt, das Land wäre nicht das was es heute ist. Und auch den ägyptischen Angriff während des Friedensfestes 1973 konnte Israel nur unter großen Verlusten zurückschlagen. Wie kann man erwarten, dass Israel das Geschrei aus Teheran nur als großmäuliges Säbelrasseln einordnet? Nach den Erfahrungen aus den Jahren 1967 und 1973?


    Es ist schon interessant, wie sich dieser alte Mann Israel zur Brust nimmt. Nie hörte man von ihm ein Wort zu den Massakern in Syrien, kein Wort zur Situation in Afghanistan und Pakistan, wo zwei menschenverachtende Regime die Frauen unterdrücken und wo der Korruption Tür und Tor geöffnet ist. Man hört von Grass kein Wort zu den undemokratischen Verhältnissen in Russland oder auch zu den Menschenrechtsverletzungen in China.
    Nein, diesem alten ehemaligen Mitglied der Waffen-SS liegt da natürlich Israel für seine Hetztirade viel näher.


    Grass, der sich immer selbst als Moralist sieht bzw. sich immer als Moralist sieht, stellt seine Verlogenheit über jedes moralistische Prinzip. In seinem Gedicht stellt auch er die Existenzberechtigung Israels im Ergebnis in Frage; er sagt das zwar nicht wörtlich, aber wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, der sieht sehr schnell wessen Geistes Kind dieser Grass ist.


    Israel hat in meinen Augen nach wie vor jedes Recht für einen militärischen Präventivschlag. Ein zweites Mal werden sich die Juden nicht wieder wie die Lämmer zur Schlachtbank führen lassen. Wenn sie eines aus ihrem Leiden gelernt haben dann das: Sich zu wehren und niemand zu vertrauen.


    Zitat

    Hä? Wenn dieses Ding eins ist, dann anti-kriegshetzerisch. Die Kriegshetzer sitzen ja wohl eher in der keulenschwingenden Kritikerfront und faseln was von der Notwendigkeit von Präventivschlägen. Während die Irren an der Spitze beider Konfliktparteien sich in gegenseitigen Auslöschungsphantasien ergehen, was der eine mit Selbstverteidigung und der andere mit göttlichem Willen begründet. Aber klar, wenn wir einfach nicht drüber reden, wird's schon weggehen. Ist ja zum Glück weit genug entfernt, da spritzt das Blut nicht bis hierher.


    Mir fehlen die Worte angesichts des vorstehenden Zitats.


    Da werden doch tatsächlich Israel und Iran über einen Kamm geschert, da werden die tatsächlichen Gegebenheiten einfach ignoriert. Ist das jetzt Unwissenheit oder vielleicht sogar ignorante Boshaftigkeit?


    Nicht Grass macht mir Angst - von diesem senilen Egomanen habe ich nichts anderes erwartet. Angst macht mir vielmehr die Ignoranz und Verbohrtheit der Magalis, der agus und wie sie alle heißen, die ihre antiisraelische Haltung wie ein Banner vor sich hertragen.


    Kritik an Israel ist erlaubt und durchaus legitim; nicht aber legitim sollte es sein, die berechtigten Sicherheitsinteressen eines eingekesselten Staates zu verneinen bzw. sie als quasi einem "übertriebenen Verfolgungswahn" gleichzusetzen. Man staunt immer wieder, wie schnell doch die Pferde gesattelt sind, wenn es gilt gegen Israel zu reiten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()