Klausner, Uwe: Engel der Rache

  • Zitat

    Rothenburg ob der Tauber im Jahre 1418. Geheimnisvolle Vorfälle halten die Freie Reichsstadt in Atem. Am Anfang steht der Selbstmord einer 14-jährigen Färbertochter, deren eilig bestatteter Leichnam auf rätselhafte Weise verschwindet. Kurze Zeit später schlägt der Leichendieb erneut zu. Als dann auch noch die Frau des Baders tot aufgefunden wird, macht sich große Angst breit. Auf Bitten des örtlichen Franziskanerkonvents beginnt Bruder Hilpert von Maulbronn ein über die Grenzen seines Klosters hinaus bekannter Meisterdetektiv den mysteriösen Dingen auf den Grund zu gehen (Quelle: Klappentext)


    „Engel der Rache“ ist der fünfte Fall des Bruder Hilperts und mein erster. Dementsprechend war meine Neugierde groß, ob mir der Quereinstieg gut gelingen und mir die Figuren schnell ans Herz wachsen würden.


    Schnell wird deutlich, dass auch Quereinsteiger das Buch ohne Sorge genießen können. Alle wichtigen und bekannten Charaktere werden ausnahmslos authentisch eingeführt, sodass man das Gefühl hat sie schon länger zu kennen, ohne die Erlebnisse aus den anderen Büchern wissen zu müssen. In dem Punkt führt der Autor alte Bekannte auf eine angenehme Art und Weise ein. Selbst für Kenner der Reihe wird es nicht langweilig, da nur wenig auf alte Ereignisse eingegangen wird. Es ist so, dass man Personen wiedererkennt, aber ein eigenständiges Buch vor sich hat. Besonders Bruder Hilpert ist ein Charakter, der mich sofort überzeugen konnte. Liebenswert, natürlich und klug kommt er daher. Auch die anderen Figuren werden authentisch eingeführt und konsequent weiter entwickelt, sodass die damalige Zeit einfach realistisch dargestellt werden kann.


    Als Schauplatz wird Rothenburg ob der Tauber im Jahr 1418 gewählt. Es ist eine fremde Zeit, die vom Autor jedoch lang und breit eingeführt wird. Von Gehältern, Währungen, Längenmaßen und einer Straßenkarte ist alles dabei. Leider sind es so viele Informationen, die ich mir gar nicht merken konnte. Aber immerhin hat der Leser so die Möglichkeit nachzuschlagen, falls er etwas vergessen hat. Nachdem sich der Autor am Anfang so viel Mühe gegeben hat, alles zu erklären, war ich guter Hoffnung, denn ein historischer Roman muss die Zeit schon authentisch darstellen. Doch danach war ich der Verzweiflung echt nahe.


    Uwe Klausner verwendet einen bildhaften und modernen Stil, der durch angenehme Sätze gut zulesen ist. Den Stil kombiniert er jedoch gekonnt mit der damaligen Zeit. Dies hat zur Folge, dass er zahlreiche lateinische Begriffe einbaut und Begriffe verwendet, die in der heutigen Zeit nicht geläufig sind. Und genau das hat bei mir den Lesefluss enorm gehemmt. Zwar übersetzt er wirklich jeden lateinischen Spruch und alle fremden Worte werden ebenfalls erklärt, aber dafür gibt es zahlreiche Fußnoten. Hier hätte der Autor diese auch lieber in einer Liste am Ende zusammenfassen sollen. Bei einzelnen Fußnoten bin ich immer froh, wenn ich diese sofort am Buchrand erläutert bekomme, ohne ständig umblättern zu müssen. Hier ist es jedoch so viel, dass ich mir viele Worte gar nicht merken konnte.


    Auf der anderen Seite entsteht ein gutes Bild des mitteralterlichen Schauplatzes. Vom Alltag bis zu medizinischen Erkenntnissen ist alles gut erklärt, sodass das Kopfkino erstklassig entsteht. Selbst einzelne Häuser konnte ich mir auf Grund der Beschreibungen richtig gut vorstellen. Historisch einwandfrei kommt die Spannung jedoch am Anfang zu kurz. Die Ermittlungen nehmen erst im zweiten Drittel Formen an, die rasant voranschreiten müssen. Dadurch kommt es häufig zu Zufällen, Ansätzen und Wendungen, die überraschend eingebaut werden. Das Tempo nimmt zum Schluss so zu, dass man wirklich aufmerksam lesen muss, um kein wichtiges Detail zu überlesen. Die Ermittlungen selbst sind humorvoll, logisch und interessant. So zumindest habe ich mir einen Detektiv des Mittelalters vorgestellt.


    Der Kriminal-Fall findet einen krönenden Abschluss in einem konsequenten und schlüssigen Finale, welches für einen letzten Schub Spannung sorgt. Allerdings hatte ich am Ende des Buches eher das Gefühl einen historischen Roman gelesen zu haben, der mit einer angenehmen Prise Ermittlungsarbeit versehen wurde. Spannend, mittelalterlich, aber mit einer Spur zu vielen Fußnoten. Wodurch das Buch nur 3 Sterne bekommt.


    3.4.2012

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  • Ich habe das Buch gerade beendet. Zum Inhalt wurde schon alles gesagt.
    Für mich war es das erste Buch des Autors und einige liegen noch auf dem SUB.
    Als Neueinsteigerin hatte ich keine Probleme. Die beiden Ermittler Bruder Hilpert und Berengar von Gaumburg wurden ausreichend vorgestellt.



    Ich fand das Buch jetzt nicht sooo spannend, erst auf die letzten 50 Seiten wurde es etwas temporeicher. Den Stadtplan von Rothenburg und die handelnden Personen waren sinnvoll. Die anderen Anmerkungen zu Maßen, Löhnen etc. waren ok. Die Fußnoten fand ich nervig, stattdessen hätte ich ein Glossar besser gefunden.


    Die einzelnen Figuren wurden ausreichend vorgestellt, ebenso die Örtlichkeiten. Nur irgendwas hat mir bei dem Buch gefehlt, um mich so richtig zu packen. Die anderen Bücher von meinem SUB werde ich schon noch lesen - aber nicht sofort.