eBook als Chance

  • Ich gehöre (noch) zur Leserschaft, die Papier bevorzugt, möchte aber auf einen Umstand aufmerksam machen, der m. E. erwähnenswert ist:


    Für einige Autoren kann die eBook-Veröffentlichung Sprungbrett für Print sein.
    Ich rede dabei bezüglich beider Varianten nur von seriösen Verlagen.


    Die Kosten für die Verlegung bis zur Fertigstellung dürften ähnlich sein: Lektorat, Korrektorat, Satz, etc.
    Dann jedoch gabelt sich der Weg. Druckkosten, Vorathaltung usw. fallen für Printprodukte weiterhin an, für eBooks nicht.


    Ich will das an meinem Beispiel erläutern. Missverstehe dies bitte niemand als Werbung für mich, ich möchte lediglich für das Medium "eBook" werben.


    Ich hatte einen der Kardinalfehler eines Neuautors begangen und ein Werk geschrieben, das schlappe 1.000 Normseiten umfasste. Zwei Verlage boten an, mein MS erneut zu prüfen, wenn es mir gelänge, es um die Hälfte zu kürzen, alle anderen lehnten kommentarlos ab. So lag es dann eine Weile im Rechner brach, bis ich mich dazu aufraffte, es ein letztes Mal zu versuchen. Beim Herausschreiben der Verlagsadressen fiel mir auf, dass Droemer/Knauer keine Manuskripte in Papierform mehr wünschte, sondern um Einstellung auf der Plattform Neobooks bat. Dort würde ich mein Werk nicht nur dem eigenen Verlag zugänglich machen, sondern auch allen anderen interessierten Verlagen und Agenten. Keine Absagen mehr per Post zu erhalten, war ein erhebender Gedanke. Also ergriff ich die Möglichkeit und erhielt sogar Verlagsantwort.
    Die erste Frage, ob ich das Werk wohl auf 600 Seiten kürzen könne, habe ich erneut verneint.
    Also bot man mir an, mein Buch zunächst in zwei Teilen als eBook herauszubringen mit einer Option für Print, sollte es sich gut verkaufen.


    Ich bin nicht die einzige, die diesen Weg geht. Es haben auch schon einige Werke den Weg vom eBook in den Druck geschafft.
    Beispiel:


    http://www.amazon.de/Friesensturm-Kriminalroman-Birgit-B%C3%B6ckli/dp/3426510227/ref=sr_1_cc_1?s=aps&ie=UTF8&qid=1333379274&sr=1-1-catcorr


    Ich denke, gerade für Neuautoren dürfte der (verlagsbetreute) eBookmarkt ganz neue Möglichkeiten eröffnen.


    Liebe Grüße
    Liane :wave

  • Vom Prinzip her habe ich mir das genau so gedacht wie Du. Ich merke aber, dass man einfach sehr schnell untergeht in dem unglaublichen Strom der Neuerscheinungen, wenn das Backup durch Verlagsmarketing fehlt. eBook ist gut, aber ohne Trommeln läuft dann nichts, oder zumindest nicht viel, denke ich.


    Viel Erfolg!

  • Prinzipiell finde ich es eine gute Strategie - sowohl von großen Verlagen als auch von Selbstverlegern - wenn sie erst mit dem Ebook den Markt erkunden und bei guter Resonanz den Druck wagen. Das schmälert das Risiko - wobei es trotzdem die Tücke gibt, dass manches zwar als Ebook gut laufen kann, aber nicht als Druckbuch und umgekehrt. Nicht bei jedem Buch gehören Ebook-Leser und Druckbuchleser gleichermaßen zur Zielgruppe.

  • Finde ich auch sinnvoll.


    allerdings die Frage - konntest du dein Buch nicht als Print in zwei Teile aufteilen? Ich meine, wäre das keine Option für den Verlag gewesen, der dir das Kürzungsangebot gemacht hat?

  • Leider nicht! Ein großer Verlag wird es sich kaum leisten, den zweiten Teil nicht herauszubringen, wenn der erste nicht so läuft wie erhofft. Das Risiko wäre also gleich.
    Als eBook ist es jetzt als Zweiteiler herausgekommen. Natürlich hoffe ich, dass es so gut läuft, dass es mal als Print herauskommt.

  • Jetzt muss ich doch mal ganz ketzerisch fragen: Warum über einen Verlag veröffentlichen, wenn die es doch nur als eBook rausbringen?


    Also als eBook kannst du es auch selbst veröffentlichen, da brauchst du ja keinen dicken Verlag mehr dazwischen. Der Hauptvorteil eines Verlages, nämlich das Marketing und die Verteilung der Print-Books auf Buchhandlungen etc. fällt bei einem eBook ja weg. Ob der Verlag das Ding nun bei Amazon listet oder du es selber machst, ist ja kein Unterschied.


    Oder in dem Sinne einfach bei einem PoD-Verlag veröffentlichen, da kannst du eBook und Print-Book gleichzeitig auf den Markt bringen?

  • Zitat

    Original von Tannenbernie
    Jetzt muss ich doch mal ganz ketzerisch fragen: Warum über einen Verlag veröffentlichen, wenn die es doch nur als eBook rausbringen?


    Also als eBook kannst du es auch selbst veröffentlichen, da brauchst du ja keinen dicken Verlag mehr dazwischen. Der Hauptvorteil eines Verlages, nämlich das Marketing und die Verteilung der Print-Books auf Buchhandlungen etc. fällt bei einem eBook ja weg. Ob der Verlag das Ding nun bei Amazon listet oder du es selber machst, ist ja kein Unterschied.


    Oder in dem Sinne einfach bei einem PoD-Verlag veröffentlichen, da kannst du eBook und Print-Book gleichzeitig auf den Markt bringen?


    Ein eBook ist auch nicht anders als ein gedrucktes Buch, was die Arbeit am Text angeht. Die Fülle selbstveröffentlichter eBooks zeigt doch gerade den Vorteil, den ein Verlag nicht nur für Autoren, sondern auch für Leser bietet: z.B. ein Lektorat, welches zumindest eine gewisse Lesbarkeit des Textes gewährleistet (Grammatik! Rechtschreibung!), eine professionelle Aufmachung (die scheusslichsten Cover findet man mit schönster Regelmäßigkeit bei selbstveröffentlichter Büchern) und nicht zuletzt auch den Verlagsnamen bzw. das Verlagsprofil/programm. Für den Autor ist sicherlich auch nicht uninteressant, dass der Verlag Geld an den Autor zählt, während bei der Selbstveröffentlichung erst mal Geld investiert werden muss - Werbung ist in der Regel nicht umsonst zu haben.

  • Da kann ich mich nur anschließen. Ich glaube, ohne bereits einen Namen zu haben, ist es nicht sehr sinnvoll, e-Books selbst zu veröffentlichen. Fragt sich natürlich, ob es MIT Verlag sinnvoller ist.


    Ich finde, dass die Flut an e-Books noch viel unübersichtlicher ist als die "reell" veröffentlichter Bücher. Ich selbst suche, wenn ich mir ein e-Book herunterladen will (für den Urlaub, um auf das Gewicht der Bücher zu verzichten) gezielt nach Titeln, die mich sowieso interessieren. Die Listen der verfügbaren e-Books gehe ich gar nicht erst durch. Mich schreckt es ehrlich gesagt ab, dass da so viele unlektorierte Buchmanuskripte erscheinen.


    Für mich selbst ziehe ich vorerst das eigene e-Book-publishing nicht in Betracht. Meine Bücher sind ohnehin auch als e-Books erhältlich, und für die noch nicht veröffentlichten Manuskripte hoffe ich weiterhin auf Verlagsinteresse. Sollte ich in ein paar Jahren auf dem Buchmarkt bekannt geworden sein, würde ich über self-publishing meiner Titel, die nicht (oder dann nicht mehr) erhältlich sind, nochmal nachdenken.


    Ich weiß, dass manche Autoren ihre Bücher, die nicht mehr aufgelegt werden, nun in Eigenregie als e-Books herausgeben. Das finde ich dann auch sinnvoll.


    Liebe Grüße
    Angelika

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Da stellt sich natürlich die Frage, inwieweit man den US- Buchmarkt mit dem deutschen vergleichen kann. Amanda Hocking wird immer wieder als Erfolgsgeschichte hochgehalten, wenn es darum geht, selfpublishing als Erfolgsmodell darzustellen, nur leider lässt sich dieses Beispiel nur schwer auf die hiesigen Bedingungen übertragen.


    Das ist schon klar... Schon allein dadurch, dass der englischsprachige Markt weitaus größer ist als der deutschsprachige.

  • Ich bin stark am überlegen, ob ich mein nächstes Buchprojekt, als E-Book herausbringen soll, also im Self Publishing.


    Es gibt ja einige deutsche erfolgreiche Autoren, aber viele raten auch davon ab.


    Bin unsicher :-(

  • Ich habe es ausprobiert und ich muss sagen, dass ich seit fünf Wochen ganz zufrieden bin. Seltsamerweise läuft mein kleines Südfrankreich-Reisebuch am besten, eben ein Nischenprodukt. Die Käufer geben sich zufrieden auch ohne Straßenkarte, ohne bunte Hochglanzbilder, dank eines günstigen Preises.
    Durch der Gratis-Werbeaktionen bei kann man hin und wieder das Ranking entsprechend beeinflussen und vielleicht etwas im Gedächtnis bleiben.


    Da ich meinen HR ohne Lektorat laufen habe, ist mir trotz sorgfältiger Überarbeitung immer noch mulmig zumute. Ich hätte lieber ein Lektorat gehabt, aber für einen Probeschuss bei amazon war es dennoch gut genug.
    Trotzdem werde ich n Zukunft nicht auf Verlage verzichten. Falls ich noch einmal einen Krimi aus der Schublade als e-book einstelle, muss ich mir wegen des Lektorats noch einmal Gedanken machen.


    Gruß
    Brunhilde

  • Das mit dem Lektorat sehe ich auch als Problem. Ein guter Freund oder Familienmitglied kann natürlich auch mal Korrektur lesen, aber das ist dann eben doch nicht dasselbe. Eine Option ist eventuell Crowd-Korrektur, also zu versuchen, eine Korrektur von wenigstens 10 Probelesern oder mehr zu bekommen. Im Gegenzug kannst du dann auch bei ihnen helfen und so kann man versuchen, einen guten Richtigkeitsgrad durch Masse zu erreichen.

  • Zitat

    Das mit dem Lektorat sehe ich auch als Problem. Ein guter Freund oder Familienmitglied kann natürlich auch mal Korrektur lesen, aber das ist dann eben doch nicht dasselbe. Eine Option ist eventuell Crowd-Korrektur, also zu versuchen, eine Korrektur von wenigstens 10 Probelesern oder mehr zu bekommen. Im Gegenzug kannst du dann auch bei ihnen helfen und so kann man versuchen, einen guten Richtigkeitsgrad durch Masse zu erreichen.


    Hallo Tannenbernie, :wave


    mittlerweile hat sich aufgrund der Vielzahl an Selfpublishern in Deutschland ein großes Dienstleistungsnetzwerk gebildet. Du bekommst vom Cover bis zum Lektorat alles zu durchaus günstigen Konditionen (Vergleichen lohnt sich natürlich, auch in der Ergebnisqualität). Klar kostet das Geld, aber der Leser wird es Dir danken. :-)


    Liebe Grüße, Emily

  • Na klar geht das, ein Lektorat zu kaufen ist kein Problem. Was du mit "günstigen Konditionen" meinst, weiß ich jetzt nicht, aber ich würde ein Lektorat auch nur bei einem Profi kaufen. Also bei jemandem, der als Selbstständiger sein Geld damit verdient. Der muß von dem Geld leben und mir natürlich einen entsprechenden Preis machen.


    Ein Dumping-Lektorat würde ich nicht kaufen, zumal die Kontrolle dieser Dienstleistung sehr schwer ist. Der Lektor soll ja Fehler finden, die ich selbst nicht gefunden habe. Wie kann ich da kontrollieren, ob er sie gefunden hat, wo ich sie selbst nicht sah? Ist halt ein Problem in der Sache selbst.


    Crowd-Korrektur ist lediglich eine Alternative, die kein Geld kostet, dafür Organisationstalent.