Als Kind war ich Feuer und Flamme für die Abenteuer von Old Shatterhand und seinem orientalischem Alias Kara Ben Nemsi, so dass meine Neugierde auf das neue Buch „im Stil von Karl May“ groß war. Schließlich sollte hier Nemsis treuer Gefährte Halef nach Amerika reisen und dort auf seinen „Sidhi“ und auf Winnetou treffen. Leider folgte recht schnell die Ernüchterung. Auf den ersten fünfzig Seiten zum Beispiel passiert nicht viel mehr, als dass zwei Leute reiten und sich dabei über Gott und die Welt unterhalten. Danach steigt zwar – wie so oft – kurz die Spannung, wird aber schnell wieder todgeredet oder durch Nichtigkeiten gestört.
Am schlimmsten ist es am Anfang eines jeden Kapitels, wenn der Autor seitenlang zu schwafeln beginnt. Da machen es auch die absichtlich auf älter getrimmte Sprache, die eine oder andere Anspielung und die erstaunlich vielen Deutschen im Wilden Westen nicht einfacher, von denen jeder im eigenen Dialekt spricht. Jedwedes Interesse erstickt im Keim, so dass der Leser unglaublich viel Geduld beweisen muss, bis Titelheld Halef nach über 300 Seiten endlich seinen Freund trifft und eindeutig die Frage klärt, ob Old Shatterhand der Abenteurer Kara Ben Nemsi ist. Der Grundgedanke des Buches war zweifellos ein guter, beim Endergebnis schießt der unerkannt bleiben wollende Autor (warum nur?) aber eindeutig über das Ziel hinaus.