Das Geheimnis der Äbtissin - Johanna Marie Jokob

  • Das Geheimnis der Äbtissin - Johanna Maria Jakob


    Inhalt:
    Anno 1156: Kaiser Friedrich I. lässt seine frisch angetraute Frau Beatrix auf der Burg des Grafen von Lare im Harz zurück, wo sich Judith, die junge Grafentochter, um die edle frau kümmert. Judith ist voller Wissbegier und Tatendrang und sie interessiert sich leidenschaftlich für Kräuter und Heilkräuterkunde. In dieser Neigung wird sie unterstützt von Silas dem maurischen Leibarzt des Kaisers, der sie nicht nur als Medizinier fasziniert. Doch ihre Liebe schein keine Zukunft zu haben, denn Judith ist ein Adlige und Silas in den Augen der Welt nur ein Sklave....


    Über die Autorin:
    Johanna Maria Jakob (richtiger Name:Simone Knodel) wurde 1962 in Bleicheroder/Südharz geboren. Sie hat Mathematik und Physik studiert und Kurzgeschichten sowie zwei historische Romane (Adelheid von Lare, Radegunde von Thüringen) veröffentlicht.


    Meine Meinung:


    Es ist ein sehr kurzweiliger Roman, schnell findet man Eingang in die Geschichte und fiebert mit Judith mit. Das Leben auf der Burg Lare sowie die Belagerung von Crema wird gut beschrieben. Für mich hätte der Roman ruhig länger sein können und man hätte vielleicht noch ein paar Einzelheiten hinzufügen können. Liebe, Spannung und ein Geheimnis, das es so sicherlich sehr oft gab runden dieses wirklich gelungene Buch ab.



    Das Buch ist bisher nur im Weltbild-Verlag erschienen.

  • Autorin (Info im Buch):


    Johanna Marie Jakob wurde 1962 in Bleicherode/Südharz geboren. Sie hat Mathematik und Physik studiert und arbeitet als Studienrätin in Nordhausen. Sie hat bereits zahlreiche Kurzgeschichten sowie zwei historische Romane in Kleinverlagen veröffentlicht.



    Kurzbeschreibung auf Amazon:


    Anno 1156 auf der Burg Lare im Harz: Die junge Grafentochter Judith steht in Diensten von Kaiser Friedrich I., um dessen junge Gemahlin sie sich liebevoll kümmert. Sie interessiert sich leidenschaftlich für Kräuter- und Heilkunde – und für Silas, den maurischen Leibarzt des Kaisers, der sie nicht nur als Mediziner fasziniert. Doch ihre Liebe scheint keine Zukunft zu haben, denn Judith ist eine Adlige und Silas in den Augen der Welt nur ein Sklave ...



    Eigene Meinung:


    Johanna Marie Jakobs historischer Roman „Das Geheimnis der Äbtissin“ entführt den Leser in das Hochmittelalter und hält ihn dort durch ihre lebendige, flüssige Sprache, gut konstruierte Figuren und eine spannende Handlung gefangen.


    Gerade die ersten 200 Seiten haben mir wirklich richtig gut gefallen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Judith, die Protagonistin und spätere Äbtissin mit gewichtigem Geheimnis, wird in ihrem Umfeld sehr lebendig und sympathisch beschrieben. Wenn auch andere Figuren neben ihr vergleichsweise etwas blass bleiben, kann man mit ihr richtig mitfiebern.


    Im Laufe der Romanhandlung vergehen aber dann leider immer schneller immer mehr Jahre und ich habe dadurch etwas den Bezug zu Judith verloren. Sie wird immer älter (gerade für mittelalterliche Verhältnisse) und dadurch habe ich als Leser plötzlich das Identifikationspotenzial verloren. Teilweise wurde die Handlung außerdem durch für meinen Geschmack zu lange Beschreibungen unterbrochen. Auch die Spannung, die durch den zentralen Konflikt, ihr Geheimnis, entsteht, konnte für mich nicht bis zu Ende gehalten werden. Ein letzter Kritikpunkt wäre, dass sich die Figuren, gerade Judith, obwohl sie doch so viele Lebensjahre im Roman verleben, nicht wirklich verändern. Man hat am Ende nicht den Eindruck als hätten sie etwas dazu gelernt oder sich durch Lebenserfahrungen geändert.


    Puh, das klingt jetzt viel schlimmer und negativer, als ich das Buch empfunden habe!


    Ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt und habe den Roman gerne gelesen. Oft hatte ich das Geschehen bildlich vor Augen und war gespannt, wie es weitergeht. Viele sympathische Figuren wachsen einem ans Herz und man hofft, dass die „Bösen“ scheitern. Gerade die medizinische Verwendeung von Kräutern und die Behandlung von Krankheiten / Verletzungen erschienen sehr authentisch und die Autorin scheint sich hier, wie auch insgesamt die Mühe gemacht zu haben, fundiert zu recherchieren. Man hat als Leser das Gefühl, das Mittelalter zu sehen, wie es war. Außerdem war die Handlung nicht vorhersehbar und viele Wendungen, beispielsweise der Tod mancher Figuren, die man mag, treffen einen recht unvorbereitet.

  • Mir geht es ähnlich wie n8eulchen.


    Wobei ich mich die ersten Seiten schwer getan habe mit den ganzen Namen.
    Im Laufe des Buches wurde es besser.


    Mir hat das Buch gefallen wobei ich es als keine leichte Lektüre empfunden habe, man muss schon am Ball bleiben, aber das macht man, weil es spannend wird und bleibt.

  • Irgendwie passt n8eulchens Rezension perfekt zu meinen Gefühlen zu dem Buch!


    Die Protagonistin wuchs mir von Anfang an ans Herz und auch ihre Rolle als Medizinerin/Heilerin hat mir gut gefallen und diese Aspekte wurden sehr gut beschrieben und auch sorgfältig recherchiert. Top! :)
    Das Geheimnis, das Judith den ganzen Roman mit sich herumträgt, wiegt schwer und die Gefahr ist dem Leser immer allzu deutlich bewusst. Dieser Teil wurde wirklich sehr gut umgesetzt und er war spannend und daher sehr gut zu lesen!


    Auch meine Kritikpunkte sind das Älterwerden der Charaktere und die großen Zeitsprünge. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich durch diesen Roman so viel Historisches mitgenommen habe und nach einer Weile verlor ich Vieles aus den Augen.
    Jedoch muss ich sagen, dass ich trotzdem schnell weitergelesen habe, weil ich wissen wollte, was noch aus Judith wird und ich mit dem Ende dann doch wieder zufrieden war.


    Ich vergebe 7 von 10 Punkten.

  • Und wieder ein "Geheimnis" - ein Begriff, der zurzeit im historischen Genre recht oft abgehandelt wird. Aber ich nehme hier gleich vorneweg: dieses "Geheimnis" lohnt es sich durchaus zu erkunden.


    Der Leser lernt Judith, eine junge Grafentochter, kennen, die schon früh ihr Talent und ihre Leidenschaft für die Kräuter- und Heilkunde entdeckt. Silas, der maurische Leibarzt des Kaisers, führt sie in die Heilkunst ein und erobert gleichzeitig ihr Herz. Seine Herkunft macht eine gemeinsame Zukunft jedoch aussichtslos. Als sie dann noch Mitwisserin eines politisch brisanten Geheimnisses wird, scheint ihr Schicksal vorbestimmt.


    Johanna Maria Jakob ist es gelungen, mich von den ersten Seite an mit ihrer Geschichte zu fesseln. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich und regelmässig angespannt, so dass keine Langeweile aufkommen kann. Auch wenn der eine oder andere Zeitsprung etwas aprupt erscheint, macht die Autorin dies mit überraschenden Wendungen wieder wett. Ihr flüssiger Erzählstil lässt das Ambiente des Hochmittelalters ganz ohne Schnickschnack wieder lebendig werden. Und auch die Romantik kommt nicht zu kurz. :-]


    Alles in allem ein spannendes, unterhaltsames Leseerlebnis, das neugierig auf weitere Werke der Autorin macht. Ich vergebe sehr gerne 9 von 10 Punkten.

  • Judith von Lare wächst zusammen mit ihren Geschwistern und der Kaisertochter Isabella auf der Burg ihres Vaters in Thüringen auf.
    Als ihr Vater von einem Kampf zurückkehrt ist Kaiser Friedrich mit seinem Gefolge dabei.
    Aus lauter Freude über die Rückkehr des Grafen fällt Judiths Bruder Ludwig die Treppe hinunter und bricht sich das Bein. Zum glück hat der Kaiser seinen Leibarzt einen Mauren dabei, der sich gleich um Ludwig kümmert. Judith geht ihm zur Hand und bemerkt das ihr diese Arbeit sehr viel Spaß macht und so erlaubt ihr Vater, das Silas der Maure sie in der Heilkunst unterweist.
    Der Kaiser ha auch seine junge Frau Beatrix von Burgund mitgebracht. Zwischen ihr und Isabella herrscht gleich eine Feindschaft die sich auch nicht mehr ändern lässt. Allerdings kann es auch an Bischof Konrad liegen dem Beichtvater der Königin, der sehr um seinen Schützling bemüht ist.
    Judith sitzt zwischen den Stühlen und weiß oft nicht was sie machen soll, damit sie den Unmut der anderen nicht auf sich zieht.
    Dann reist Judith mit der Königin nach Italien da diese ihren Mann im Krieg unterstützen will. Dort trifft Judith wieder auf Silas und bemerkt das sie viel mehr für den Mauren empfindet als sie dachte.
    Aber Judith zieht auch den Unmut des Bischofs auf sich, den sie sich zum Feind gemacht hat und dieser ihr nun mach dem Leben trachtet.


    Ein wirklich schön zu lesender Historischer Roman, der eine bunte Vielzahl von Geschehnisse erzählt.
    Sei es nur das Judith sich in der Heilkunst ausbilden lässt und sich dabei in den Leibarzt des Königs verliebt. Oder aber ihre Reise nach Italien wo sie etwas entdeckt was sie besser nicht gewusst hätte. Dann kurz nach ihrer Rückkehr nach Lare wird Isabella ermordet aufgefunden und sie begreift, das ihr Bruder Rache für diesen Tod schwört.
    Doch auch Judith erleidet einen schweren Unfall und wird dann zu ihrer Sicherheit in ein Kloster geschickt.
    In den Jahrzehnten in denen das Buch spielt trifft Judith immer wieder auf Silas, der ihr mehr als einmal hilft.
    Schön fand ich das wirklich bis zum Schluss die ganze Geschichte erzählt war und das nicht ein Handlungsstrang unerzählt geblieben ist.
    Vor allem das Judith dann doch noch ihr Glück gefunden hat finde ich wirklich schön.
    Auch die Schauplätze waren anschaulich beschrieben, so das man alles sehr gut nachvollziehen konnte.
    Mir jedenfalls hat das Buch sehr gut gefallen, doch leider hatte ich es wieder mal viel zu schnell durchgelesen.
    Alles in allem kann ich das Buch wirklich weiterempfehlen, vorausgesetzt man mag Historische Romane und das Mittelalter.

  • Auch mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, denn die Verfasserin versteht es ganz ausgezeichnet, historische überlieferte Fakten mit vermuteten oder ganz erdachten Handlungsfäden zu verknüpfen.
    Die Atmosphäre war glaubwürdig, das Handeln der Hauptpersonen schlüssig und ihre charakterliche Entwicklung nachvollziehbar.
    Ich durfte das Buch in einer Leserunde lesen, für deren Begleitung ich mich bei Johanna Marie Jakob bedanken möchte.
    Es war das erste, ganz bestimmt nicht aber nicht das letzte von mir gelesene Buch "aus dieser Feder".
    Leseempfehlung! 9 Eulenpunkte :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Knaur Taschenbuch
    ISBN-13: 9783426509517
    ISBN-10: 3426509512
    Historischer Roman
    Originalausgabe 10/2012
    Taschenbuch, 460 Seiten


    Verlagsseite http://www.knaur.de
    Autorenseite http://www.johanna-marie-jakob.de


    Die in Thüringen aufgewachsene und nach wie vor dort lebende Autorin studierte Mathematik und Physik und unterrichtet an einem Gymnasium. Nachdem ihre Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, konnte sie sich zudem der Verwirklichung eines lang gehegten Traums widmen und ging dem Schicksal ehemaliger Bewohner von Burg Lohra nach. Unter dem Pseudonym Simone Knodel veröffentlichte sie anschließend 2004 ihren ersten historischen Roman Adelheid von Lare, dem 2008 Radegunde von Thüringen folgte. 2011 erschien dann der ursprünglich von Weltbild herausgegebene und jetzt als Taschenbuch bei KNAUR neu aufgelegte Roman Das Geheimnis der Äbtissin, dem die historisch belegte Äbtissin des Klosters Eschwege Judith von Lohra zugrunde liegt.


    Der Name ist geblieben, denn laut Inhaltsangabe geht es in Das Geheimnis der Äbtissin um Judith, die auf Lare aufgewachsen ist, und sich für Heil- und Kräuterkunde interessiert. Im Zuge dessen kümmert sie sich nicht nur um die Gemahlin des Kaisers, sondern lernt auch Silas kennen und lieben. Der maurische Leibarzt des Kaisers erwidert ihre Gefühle, doch die gesellschaftlichen Zwänge verhindern ein Zusammenkommen.


    Die Geschichte beginnt im Sommer 1156 (Judith ist zu diesem Zeitpunkt noch keine 13 Jahre alt) und endet (lange nach ihrem Verschwinden 1191) im Jahr 1220 in Eschwege. Sie umspannt also somit nahezu das gesamte Leben der Hauptfigur. Bieten all diese Jahre jede Menge Stoff für gemütliche Lesestunden? Zumal ja auch der Titel auf einen spannenden zweiten Erzählstrang hindeutet. Wer liebt schließlich keine Geheimnisse?


    Inhaltsangabe und zumeist positive Leserstimmen weckten meine Neugier und bald darauf durfte ich Das Geheimnis der Äbtissin in Händen halten. Recht vielversprechend beginnt der Roman dann auch gleich mit dem eigentlichen Ende im Jahr 1220 und einer drohenden Verhaftung und im Zuge dessen auch vermuteter Folter. Danach geht es in die Vergangenheit und es folgt die Geschichte, die zu eben dieser Verhaftung führt.


    Gleich anfangs offenbart sich Judith als gleichermaßen sympathisch-wissbegierige wie mutige Hauptfigur. Sie steht nach dem Tod ihrer Mutter nicht nur dem Haushalt ihres Vaters auf Lare vor und erzieht ihre beiden Brüder mit. Darüber hinaus bietet sie auch der Tochter und der intriganten Gemahlin des Kaisers Obdach und Freundschaft. Ihr bereits bestehendes Interesse für die Heilkunde wird mit einem Unfall eines ihrer Brüder und der Ankunft des maurischen Leibarztes des Kaisers, des Sklaven Silas, verstärkt. Im Laufe der Jahre wird Judith erwachsen, überquert als Begleiterin der Gemahlin der jungen Kaiserin die Alpen und landet in Italien mitten im Krieg. Dort werden ihre heilerischen Fähigkeiten auf die Probe gestellt, denn sie arbeitet Hand in Hand mit Silas und auch die Kaiserin benötigt ihre Hilfe. Während dieser Reise bekommt sie zufällig mit, was die junge Kaiserin auf Drängen ihres Bischofs gegen ihre Kinderlosigkeit unternimmt und hat fortan einen Geistlichen zum Feind, der offenbar auch vor Mord nicht zurückschreckt. Judith kehrt nach Hause zurück und wird nach etwas mehr als der Hälfte des Buches dann Nonne und später Äbtissin des Cyriakusstifts zu Eschwege. In diesem Zusammenhang wird sie in ein weiteres Geheimnis eingeweiht. Judith gerät also mehr als einmal in Gefahr.


    Die Beschreibung der damaligen Zeit ist anschaulich und nachvollziehbar gestaltet. Egal ob es sich um die Lebens- und Wohnverhältnisse, die Macht der Kirche und ihrer Vertreter, die Willkür der Herrschenden, die Verklärung des Rittertums oder das damalige Frauenbild handelt: Man hat keine Schwierigkeiten, sich die Gegebenheiten und Unwägbarkeiten vorzustellen. Der Schreibstil der Autorin ist an die damalige Zeit angepasst und lässt sich grundsätzlich leicht lesen.


    Dennoch: Trotz der hintergrundmäßig dichten Atmosphäre und der an sich spannenden Grundidee konnte mich der Roman nicht wirklich fesseln. Dazu hat die Geschichte in meinen Augen bedauerlicherweise zu viele Schwachstellen.


    Zum einen blieben mir die Charaktere abgesehen von Judith samt und sonders fremd. Sie sind zu distanziert und eher oberflächlich skizziert. Nicht einmal Silas wird näher beleuchtet. Die nach Lektüre der Inhaltsangabe vermutete Liebesgeschichte kommt, auch weil die beiden tatsächlich gesellschaftsbedingt überaus wenig Zeit miteinander verbringen, nicht zum Tragen. Und obwohl (nicht nur) Judith für damalige Verhältnisse alt wird, entwickelt sie sich in meinen Augen nicht wirklich weiter. Man könnte sagen, dass sie trotz einiger mädchenhafter Züge von Anfang alt ist oder sich im Alter auch etwas Mädchenhaftes bewahrt, allen Erlebnissen zum Trotz. Das mit dem früh alt wirken kann durchaus mit der damaligen Zeit zusammenhängen, in der Kindern nicht unbedingt viel Zeit für ihre Kindheit zugebilligt wurde. Doch genau dieses Stehenbleiben ihres Charakters führte dazu, dass Judith mir im Laufe der Geschichte zunehmend fremder wurde.


    Unabhängig davon wirken die Geheimnisse etwas zu bemüht. Ihre angedeutete Brisanz wird durch die tatsächliche Handlungsweise der Geheimnisträger ad absurdum geführt. Zwar erscheinen Judiths Reaktionen durchaus nachvollziehbar, die ihrer Widersacher jedoch in gewisser Weise recht ausgebremst.


    Wie bereits erwähnt, kann eine lange Handlungsdauer für viele gemütliche Lesestunden sorgen. Zu viele Jahre können eine Geschichte faktisch aber auch zerstückeln und in Das Geheimnis der Äbtissin finde ich die Proportionierung der Jahre tatsächlich nicht sehr gelungen. Bereits zwischen den Jahren 1156 bis 1166 treten kleinere Zeitsprünge auf, die jedoch zunächst nicht weiter ins Gewicht fallen. Insgesamt widmet die Autorin diesen Jahren, in denen sich Judiths und Silas‘ Wege mehrfach kreuzen und wieder trennen, bereits zwei Drittel des Buches. 1166 ist Judith schon Nonne geworden, jedoch noch keine Äbtissin.


    Auf Seite 342 findet man sich dann plötzlich im Jahr 1184 wieder. Dort wird erwähnt, dass Judith Äbtissin des Cyriakusstifts geworden ist und vom Kaiser nach Mainz geladen wird. Abgesehen davon, dass sie bei dieser Reise Silas erneut begegnet, spielt die Beziehung der beiden nach wie vor eine eher untergeordnete Rolle. Zu ausführlich geht die Autorin stattdessen auf ein Ereignis im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten ein und ganz nebenbei auch auf eines der Geheimnisse, knüpft angedachte Intrigen und weitere Widersacher in die Geschichte ein. Dann folgt ein weiterer Sprung ins Frühjahr 1191 und damit zum bereits angesprochenen Verschwinden Judiths. Ihre Beweggründe für eine Flucht sind zwar durchaus nachvollziehbar erklärt. Die ihres Widersachers jedoch nicht. Speziell dieses Kapitel lässt den Eindruck entstehen, dass hier die Geschichte schnell und irgendwie fertig erzählt werden musste. Auch Silas wird darin wiederum eher präsentiert als geschickt mit der Handlung verwoben.


    Und gerade die letzten beiden Zeitsprünge drohen die roten Handlungsfäden um Silas und Judith beziehungsweise um Judiths Geheimnisse fast zu zerreißen. Insgesamt nehmen sie der Geschichte eindeutig an Spannung. Zu vieles wird einfach erwähnt, ohne wirklich erklärt zu werden. Zu oft wird vom Tod einer Figur berichtet, die entweder zuvor bereits nahezu sang- und klanglos aus dem Fokus der Autorin verschwunden zu sein scheint oder aber gerade erst an Kontur gewinnt. Trotz mehrerer geschickt angedachter Wendungen kommt die verlorene Spannung für mich auch nicht wieder auf.


    Beide Erzählstränge haben letztlich ein offenes und im Bezug auf Silas und Judith tatsächlich überraschendes Ende. Dieses lässt nicht nur LeserInnen Platz für eigene Gedankengänge. Es bietet der Autorin auch Raum für eine Fortsetzung.


    Fazit: :lesend :lesend :lesend


    Eins der Bücher, die mich gespalten zurücklassen. Einerseits der anschaulich beschriebene Hintergrund, der dazu passende Schreibstil, die leicht lesbare Sprache und die anfangs überaus sympathische Hauptfigur. Andererseits sorgt der zunehmende Spannungsverlust für Längen, die das Lesen erschweren. Erschwerend hinzu kommen die überwiegend zu blassen Charaktere und dann noch die Diskrepanz zwischen der Inhaltsangabe und der daraus bei mir entstehenden Erwartungshaltung. Wirklich schlecht fand ich das Buch nicht, dazu fand ich den historischen Bezug zu gut gelungen. Doch richtig packen konnte mich Judiths Geschichte auch nicht, weshalb ich für Das Geheimnis der Äbtissin nur drei von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

    Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.
    Mark Twain

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  • Klappentext:
    Anno 1156 auf der Burg Lare im Harz: Die junge Grafentochter Judith steht in Diensten von Kaiser Friedrich I., um dessen junge Gemahlin sie sich liebevoll kümmert. Sie interessiert sich leidenschaftlich für Kräuter- und Heilkunde - und für Silas, den maurischen Leibarzt des Kaisers, der sie nicht nur als Mediziner fasziniert. Doch ihre Liebe scheint keine Zukunft zu haben, denn Judith ist eine Adlige und Silas in den Augen der Welt nur ein Sklave ...
    * Meine Meinung *
    Dieses Buch kann ich zu meinen Lese-Highlights 2012 zählen, denn es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln können!
    Die Hauptfigur des Romans ist die Grafentochter Judith, die mir von Anfang an sehr sympathisch war. Sie ist klug, besonnen, mutig und wissbegierig, und sie ist unglücklich verliebt in Silas, den Leibarzt des Kaisers!
    Doch obwohl sich diese unglückliche Liebe durch das ganze Buch zieht, bleibt sie doch eher im Hintergrund. Im Vordergrund steht das turbulente Leben von Judith, die wirklich vieles erlebt und dabei auch oft in Gefahr gerät. Ihr Leben scheint verknüpft zu sein mit dem Leben der Königin Beatrix.
    Alle Figuren wirken echt und lebendig. Ich konnte sie beim Lesen vor meinem inneren Auge deutlich sehen und habe mich in die Geschichte regelrecht eingesogen gefühlt; sie hat mich nicht mehr losgelassen.
    Besonders gut hat mir gefallen, wie die Autorin es geschafft hat, die geschichtlichen Hintergründe geschickt in den Roman einzuarbeiten!
    Zusammenfassend kann ich wirklich nur sagen, dass es ein ausgezeichneter Roman ist, der unbedingt gelesen werden sollte!

  • Über das Buch:
    Anno 1156 auf der Burg Lare im Harz:
    Die junge Grafentochter Judith steht in Diensten von Kaiser Friedrich I., um dessen junge Gemahlin sie sich liebevoll kümmert. Sie interessiert sich leidenschaftlich für Kräuter- und Heilkunde – und für Silas, den maurischen Leibarzt des Kaisers, der sie nicht nur als Mediziner fasziniert. Doch ihre Liebe scheint keine Zukunft zu haben, denn Judith ist eine Adlige und Silas in den Augen der Welt nur ein Sklave ... (Quelle: http://www.droemer-knaur.de)


    Über die Autorin:
    Johanna Marie Jakob wurde 1962 in Bleicherode/Südharz geboren. Sie ist Studienrätin für Mathematik und Physik und hat bereits zahlreiche Kurzgeschichten sowie mehrere Romane veröffentlicht. Ihr historischer Roman "Das Geheimnis der Äbtissin" war ein großer Erfolg. (Quelle: http://www.droemer-knaur.de)


    Meine Meinung:
    Dieses Buch stand schon lange in meinem Regal, bestimmt schon 3-4 Jahre und da ich mir im neuen Jahr vorgenommen habe mehr „alte“ Bücher zu lesen, fiel meine Wahl auf das Buch von Johanna Marie Jakob. Eigentlich weiß ich nicht warum ich solange damit gewartet habe, denn verdient hatte er es nicht. Mit Debüt-Romanen bin ich in der Regel etwas gnädiger, als mit dem zehnten Roman von Autor xy.
    Alles in Allem hat mich der Roman überzeugt und ich werde mit Sicherheit irgendwann den zweiten Teil dieser Geschichte lesen. Gut gefallen hat mir der Stil der Autorin diese Geschichte zu erzählen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und man erfreut sich daran, wie die Autorin behutsam ihre Figuren in der Geschichte aufbaut und ihnen immer mehr Eigenleben und Verantwortung überträgt. Wir begleiten die Protagonisten über eine längere Zeitspanne von ca. 35 Jahren und genau dies wird einem im ersten Moment des Lesens nicht immer bewusst. Die Zeitsprünge sind teilweise unvorhersehbar und kommen auch im Kleinen auf einer einzigen Seite vor. Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich bei diesem Buch anführen möchte.
    Der Aufbau der Geschichte ist geschickt und überzeugend durchkonzipiert, es entstehen keine großen Ungereimtheiten. Wer gerne und viel historische Romane liest, wird sich in diesem Buch schnell zu Recht finden und wird auch nicht von der relativ großen Anzahl an handelnden Personen in die Flucht geschlagen.
    Sicherlich muss man den Kritikern dieses Buches einräumen, dass Johanna Marie Jacob nicht eine gänzlich neue Geschichte geschrieben hat, dennoch ist dieser Roman nicht uninteressant. So oder so ähnlich hat es diese Geschichte schon mal gegeben, dennoch überzeugt die Autorin aufgrund des Settings der Burg Lare und der Kombination des geschichtlichen Hintergrunds.
    Wer gerne auch mal etwas unbekannteren Autoren ein Chance geben möchte, der sollte bei Johanna Marie Jakob zugreifen, denn diese Autorin hat Potential.


    8/10 P.