Enthüllungen eines Präsidentenhundes
Verlag Wagenbach
Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Originaltitel: Indiscreciones de un perro gringo
Übersetzt von Stefanie Gerhold
Kurzbeschreibung:
FBI- Agenten haben Bill Clintons Hund entführt und ihn mit High-Tech zum Sprechen gebracht: Nun soll er gegen sein Herrchen aussagen, den 42. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Über den Autor:
Luis Rafael Sánchez, geboren 1936 in Humacao auf Puerto Rico, ist erfolgreicher Theaterautor und Verfasser mehrerer Romane.
Mein Eindruck:
Ein sprechender Hund. So eine Darstellung kann leicht albern sein, aber der Autor nutzt diese Idee eigentlich nur, um eine Satire auf die USA, Verschwörungstheorien und menschliche Verhaltensweisen zu schreiben. Dabei zieht er die berühmte Lewinsky-Affäre, die Mitte der 90ziger Jahre so viel Aufsehen erregte, heran, um allzu großes, fehlgeleitetes Interesse einer Öffentlichkeit auf etwas eigentlich Unwichtiges, abzubilden.
Als Bill Clinton mit Monica Lewinsky herummachte, gab es nur einen Zeugen, den Hund First Dog Buddy Clinton.
Diesen Hund haben Agenten entführt und ihm ein elektrisches Gehirn eingesetzt, um ihm das Sprechen und eine fortwährende Humanisierung beizubringen.
Was der First Dog da aber da alles erzählt, ist vermutlich nicht unbedingt das, was sie hören wollten. Es gibt da einige humorvolle Szenen. Tragisch ist jedoch, dass die elektrische Manipulation fehlerhaft ist und Buddy sich bald eigenartig verhält. Er entwickelt mit zunehmender Vermenschlichung auch unangenehme Seiten, zum Beispiel sein Hass auf Katzen. Dennoch gibt er bis zuletzt den Moralaposteln Contra.
Luis Rafael Sánchez, der in Puerto Rico geboren ist, zeigt augenzwinkernd ein modernes USA, und schafft es mit leichter Ironie auf Eigenarten hinzuweisen. Dabei ist es keine zynische Betrachtungsweise, im Gegenteil sind zum Beispiel die Manhattan-Passagen nahezu liebevoll geschildert.
Der Autor spielt aber auch mit dem Text, indem er im Prolog und Epilog einen Ich-Erzähler einführt, der Buddys Monologe in einer Klammer schließt. Dieser Erzähler gibt vor, Buddys Manuskript in der New Yorker U-Bahn gefunden zu haben. Er hat sich entschlossen, dieses Manuskript zu bearbeiten und als eben dieses hier vorliegende Buch zu veröffentlichen. Er nennt Kürzungen und Streichungen aus dem Originaltext. Gleichzeitig werden Buddys Ausführungen in Zweifel gezogen und so wird bei dem gesamten Text mit der Glaubwürdigkeit gespielt. Geschickt gemacht. Allerdings gab es solche Erzählmanöver auch schon in anderen Büchern manchmal etwas schärfer. Was man diesem Buch daher vorwerfen könnte, ist seine Harmlosigkeit. Aber Sanchez wollte vermutlich auch nicht unbedingt einen sozialkritischen Roman schreiben, deshalb ist das betont Leichte der Sprache schon angemessen.
Ein kurzer und kompakter Roman, den ich gerne gelesen habe. Es bleibt aufgrund der erwähnten Einschränkung jedoch bei knapp 8 Punkten!
Es wäre wünschenswert, wenn ältere Texte des Autors, die vom magischen Realismus geprägt sein sollen, auch noch ins Deutsche übersetzt werden.