Ärgert ihr euch, wenn ihr in einem Buch auf Stereotypen stoßt, die ihr schon hundertmal gelesen habt? Oder fühlt ihr euch wohl, weil ihr euch in einer Welt wiederfindet, die ihr kennt?
Freut sich das Leserherz, wenn es auf den unbarmherzigen großkapitalistischen Ausbeuter trifft? Oder wenn der Baseballmütze tragende Computerfreak mit den fettigen Haaren dem Helden bei der Auflösung des Welträtsels hilft? Oder wenn der gutaussehende sympathische Held dem hässlichen unbarmherzigen Grobian das Handwerk legt? Kommt dann wirklich Freude auf oder klatscht ihr das Buch an die Wand?
Existieren diese Stereotypen tatsächlich? Oder werden sie uns von Autoren aufgezwungen, die ihrerseits nur Werkzeuge höherer Mächte, z.B. der Medien, sind, die dem Leser diese „populären Vorurteile“ eintrichtern, aus welchen Gründen auch immer?
Fragt man einen Polizisten, dann sind die meisten Krimis und Thriller pompös überladen. Fragt man einen Kardinal, dann sind die Kirchenthriller unglaubwürdig und versponnen. Fragt man einen Arzt, dann kann der Held wohl kaum aus dem fahrenden Auto springen und danach noch zwanzig Heldentaten vollbringen. Fragt man einen Vorstandsvorsitzenden, dann wird er sich über die einförmigen Vorstellungen der Autoren über den „Machtmenschen“ lustig machen.
Wir wissen, auch aus der Seele des Autors sprudeln Ressentiments hervor, wenn er ein Buch schreibt.
Aber braucht der Leser wirklich diese Stereotypen, um Sicherheit zu gewinnen, um sich im Stoff wiederzufinden und sich wohlzufühlen? Muss der Autor zwangsweise Klischees einbauen, damit sein Buch überhaupt gelesen wird?
Oder hängt es vom Genre ab? Muss im Krimi ein vertrottelter Kommissar trotz all seiner Schwächen den Mord am Ende doch aufklären? Muss im Thriller der Weg des Helden unbedingt mit zwanzig Leichen gepflastert werden? Im Horrorschinken das Blut spritzen? Im Mystery Thriller die Welt untergehen? Na ja, zumindest fast! Müssen im Liebesroman Adam und Eva anfangs gefühlsmäßig Lichtjahre entfernt sein und sich am Ende trotz aller Widerstände doch kriegen?
Oder handelt es sich bei diesen Genres nur um Unterhaltungsliteratur, die meilenweit von der Schönen Literatur entfernt ist? Und wenn es so wäre – kommt die Schöne Literatur ganz ohne Klischees aus?