Onno Viets, langzeitarbeitsloser und mehrfachgescheiterter, ansonsten aber glücklicher Hamburger, hat, angeregt durch einen Fernsehbericht, die entscheidende Geschäftsidee, die ihm nach über fünfzig Jahren des Prekariats eine solide finanzielle Basis liefern soll: Onno will Detektiv werden, denn auch wenn er nichts kann, mit dem man Geld verdienen kann, so besitzt er drei Eigenschaften, die ihm in diesem Berufsfeld durchaus zum Vorteil gereichen könnte:
Da ist sein „Charme für Arme“, seine so uneingeschränkt gutmütige, gar gütige Ausstrahlung, dass selbst die härtesten Jungs ihm innerhalb kurzer Zeit ihre Lebensgeschichte erzählen. Dann Reaktionsschnelligkeit, die ihm, dem technisch miserablen Tischtennisspieler, dennoch den Spitzenplatz in seiner Hobby-Pingpong-Clique sichert. Und nicht zuletzt seine Fähigkeit zu sitzen, stundenlang ungerührt dazusitzen und nichts zu tun.
All diese Eigenschaften sind also durchaus brauchbar, wenn einer Privatdetektiv werden will. Und so schustert ihm sein Tischtenniskumpel seinen ersten Auftrag zu: Dick Nolan (Nick Dolan?) ist mit anzüglichen Schlagern berühmt geworden, Jurymitglied einer Porno-Casting-Show und hat den Verdacht, dass seine Ische Fiona, letztjährige Gewinnerin des Pornocastings, einen Liebhaber haben könnte. Hat sie, wie Onno recht schnell herausfindet, ausgerechnet den Irren vom Kiez, rechte Hand eines Kiezoligarchen und, gelinde gesagt, brutal, unberechenbar und psychopathologisch auffällig (Falls, Sie das lesen sollten, Herr Schulz, wie auch ihr Gesprächspartner von der taz auf der Leipziger Buchmesse halte ich Händchen aber auch für durchaus sensibel).
Da Onno jedoch den Auftrag hat, ein Foto der beiden Verliebten abzuliefern, ist der Auftrag mit dieser Erkenntnis noch lange nicht erledigt und Onno verfolgt Händchen und und seine Geliebte bis nach Mallorca, wo er die zwei durch eine Verkettung unglücklicher Umstände näher kennenlernt. Das Drama nimmt nun erst so richtig seinen Lauf.
Obwohl es sich bei diesem Buch vordergründig um einen Krimi handelt, ist es alles, nur das nicht. Denn das Thema ist nicht ein Verbrechen, wer es getan hat oder warum, sondern eigentlich geht es immer um das große Thema Freundschaft. Da sind Onnos Tischtenniskumpels, erfolgreiche Männer, die dennoch unerschütterlich zu ihrem Looser-Kumpel stehen. Da ist aber auch die Beziehung zwischen Onno, Händchen und Fiona, die alles andere als alltäglich ist. Ohne Rücksicht auf Gewohnheiten und Konventionen lotet Schulz das Thema aus, lässt menschlichen Stärken und menschlichen Schwächen völlig wertungsfrei ihren Lauf, bis zur Eskalation
Die Geschichte, wortgewaltig oder auch sprachverliebt, detailversessen aber trotzdem extrem unterhaltsam, beginnt kurzweilig, fast harmlos und wandelt sich mehr und mehr zur Groteske. Sie zog mich derartig in ihren Bann, dass ich breitwillig jeder noch so absurden Wendung folgte und selbst Szenen, bei denen ich im Kino Augen und Ohren geschlossen hätte, fasziniert durchstand. Ich weiß nicht, ob das jetzt die großartige Literatur ist, als die sie im Feuilleton angepriesen wird, doch mir hat diese Lektüre, obwohl sie es einem nicht einfach macht, großartig gefallen.