Er kommt ohne Ankündigung und hat nur bei Nacht geöffnet: der Cirque des Rêves – Zirkus der Träume. Um ein geheimnisvolles Freudenfeuer herum scharen sich fantastische Zelte, jedes eine Welt für sich, einzigartig und nie gesehen. Doch hinter den Kulissen findet der unerbittliche Wettbewerb zweier verfeindeter Magier statt. Sie bereiten ihre Kinder darauf vor, zu vollenden, was sie selber nie geschafft haben: den Kampf auf Leben und Tod zu entscheiden. Doch als Celia und Marco einander schließlich begegnen, geschieht, was nicht vorgesehen war: Sie verlieben sich rettungslos ineinander. Von ihren Vätern unlösbar an den Zirkus und ihren tödlichen Wettstreit gebunden, ringen sie verzweifelt um ihre Liebe, ihr Leben und eine traumhafte Welt, die für immer unterzugehen droht.
Dieses Buch versprüht eine ungeheure Menge an purer, reiner Magie und macht es dem Leser schwer sich dieser Sogwirkung zu entziehen. Es verbreitet ein Gefühl, das nicht von dieser Welt zu sein scheint und mit überirdisch gleichzusetzen ist. Bei der Handlung weiß der Leser erst nicht, auf welches Abenteuer er sich einzulassen bereit ist, jedoch offenbart sich hinter jeder noch so kleinen Handlung in verschiedenen Zeiten ein größeres Ziel, das am Ende auf ein Großes Ganzes zusteuert. Die Passagen zwischen diversen Kapiteln, die den Leser direkt ansprechen, sind so bildhaft beschrieben, dass man mittendrin zu sein scheint. "Der Nachtzirkus" wohnt einem Charme inne, der sich nicht auf spannung- und actiongeladene Szenen begründet, sondern dem das Rätselhafte anhaftet und es deshalb so besonders macht. Jeder der bereit ist sich auf dieses Buch einzulassen, erlebt ein wunderbares Abenteuer, das lange nachwirkt.
Das komplexe Konstrukt der verschiedenen Charaktere ist, wie von der Autorin gewollt, oberflächlich, aber dennoch mit viel Feingefühl ausgearbeitet worden. Es ist leicht sich in die diversen Protagonisten hineinzuversetzen und die meisten von ihnen sind zu jeder Zeit sympathisch und ausgeklügelt dargestellt. Jeder einzelne Person trägt einen wichtigen Teil zur Handlung bei, auch wenn sich dieser erst später offenbart.
Sprachlich bedient sich Erin Morgenstern der Macht der geflügelten Worte. Ihr Schreibstil ist reine Poesie und Magie und verbreitet eine einzigartige Atmosphäre.
Das Cover ist mehr als passend und sehr ansprechend. Nach Beendigung dieses Buches offenbart sich dem Leser der tiefere Sinn hinter dieser optischen Aufmachung und lässt ihn noch einmal über den Nachtzirkus und seine Bewohner nachdenken; sie zu vergessen ist schwer, denn dieses Buch wirkt noch lange nach.