Regional-/Provinzkrimis & Co.


  • Super Beitrag, nofret, jetzt muß ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen. :wave Ich lese unheimlich gerne Regionalkrimis, sei es die von Elke Schwab, die in meiner Heimatregion spielen, oder auch die "Klufti-Krimis"( von denen es auch Bessere und Schwächere gibt), andere hingegen liegen mir überhaupt nicht (z.B. die Regionalkrimis von Jörg Maurer). Ich mag einfach auch die Eingebundenheit der Personen in die jeweilige Region, das vermeintlich typische. Ist so! Man mag mir damit ein einfaches Gemüt bescheinigen, aber es ist wie so immer, was mich unterhält, lese ich :grin :wave

  • Elke Schwab kenne ich noch gar nicht...
    Siehst, ich finde die Krimis von Jörg Maurer wiederum toll! :-) Wäre ja nicht auszudenken, wenn jeder den gleichen Geschmack hätte und alle dieselben Dinge/Bücher gut finden würden. Der Unterschied und die Vielfalt machen es aus und ich fände es sehr schade, wenn man als Gernleser von Regionalkrimis in eine Schublade gepresst würde. Das haben wir und die Bücher nicht verdient, denn dieses Genre hat sich, meiner Meinung nach gerade in den letzten Jahren, ganz schön gemausert.

  • Regionalkrimi ist doch einfach eine Schublade die neu etikettiert wurde- Hans Jörg Martin mit seinem fiktiven Handlungsort schrieb Norddeutsche Krimis, Huby mit seinem Bienzle - bevor er ins bodenlose des Fernsehniveaus versank- württembergische Krimis, Fred Breinersdorfers Jean Abel hat wahnsinnig verloren als er aus Tübingen und Stuttgart fürs Fernsehen nach München verpflanzt wurde, der Kommissarius van de Wetering, selbst Robert van Guliks Richter Di, - alles Krimis in denen der Lokalkolorit eine wesentliche Rolle spielt und mindestens dreissig Jahre her. Spannend wäre die Schublade für Kemelmann- die Romane funktionieren auch nur in einer bestimmten Umgebung, die keinesfalls allein vom religiösen Hintergrund bestimmt ist.

  • Ich denke, das "Problematische" an den Büchern ist einfach ihr Verkaufserfolg - wenn sie sich nicht so gut verkaufen würden, gäbe es nicht so viele und es würde von den Verlagen wesentlich stärker aussortiert. Da sich aber in diesem Bereich aktuell so ziemlich alles verkauft, was reichlich Lokalkolorit und eine Leiche hat, gibts eben auch ein übermäßiges Angebot und ein größeres Angebot steht selten für eine höhere Qualität.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Das mit der Schublade mag stimmen, aber wenn eine Schublade erst mal da ist, möchte sie auch gefüllt werden.
    Natürlich gab es auch früher Krimis, die in eine bestimmte Region eingebunden waren, aber erst mit Jacques Berndorf tauchten diese Regionen auf dem Titelblatt auf und das Genre war geboren. Und plötzlich gab es eben für jede denkbare Gegend in Deutschland entsprechende Krimis, die, in den meisten Fällen, nur in genau dieser Region gelesen werden. Wer bitte, außerhalb Leipzigs, liest Henner Kotte, wer außerhalb Schwabens Wanninger?


    Ja Kemelman funktioniert nur in Suburbia, welches, ob Chicago oder Boston, ist mir zumindest so egal, dass ich gar nicht mehr weiß, wo genau die Krimis spielen. Oder war's doch New York :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Spannend wäre die Schublade für Kemelmann- die Romane funktionieren auch nur in einer bestimmten Umgebung, die keinesfalls allein vom religiösen Hintergrund bestimmt ist.


    Wenn man für den genialen Harry Kemelman überhaupt eine Schublade aufmachen soll, dann am ehesten die des Ethno-Krimis. Und in der Tat: Seine großartigen Bücher um den jüdischen Rabbi David Small sind ohne ihren Schauplatz, die US-amerikanische Großstadt, nicht denkbar. Mit irgendwelchen deutschen Regionalkrimis allerdings haben Kemelmans Bücher nichts gemein.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Und plötzlich gab es eben für jede denkbare Gegend in Deutschland entsprechende Krimis, die, in den meisten Fällen, nur in genau dieser Region gelesen werden. Wer bitte, außerhalb Leipzigs, liest Henner Kotte, wer außerhalb Schwabens Wanninger?


    Obwohl ich mit Baden-Baden wenig zu tun habe, lese ich beispielsweise trotzdem die Regionalkrimis von Rita Hampp mit großer Begeisterung.


    Auch die Conny-Lens-Krimis (sie spielen in Essen - "Steeler-Straße-Krimis") habe ich immer sehr gern gelesen.


    Zudem ist es doch auch immer wieder interessant, auch mal aus anderen Regionen als der eigenen Region etwas zu erfahren. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich bin ein Fan der regionalen Krimis.


    Oft sind es nicht die Besten, aber die meisten, die ich gelesen habe, haben Qualitäten, die dem internationalen gewiss um nichts nachsteht.


    Gerade bei diesen Autoren sind soo viele dabei, die echt schwach sind.


    Mir persönlich gefallen die große Autoren des nördlichen Europas überhaupt nicht. Mankell z.B. einen gelesen..... alle gelesen....
    Jo Nesbo wiederholt sich auch....


    Genauso sind so manche amerikanische Autoren echt ein Reinfall:


    Michael Robotham - Adrenalin - schwach....
    Patricia Cornwell - ewige Wiederholungen in der Lebensgeschichte von Kay Scapetta. Fast die hälfte des Romans nur noch wiederholungen...


    na da sind mir Regionale doch lieber....


    super gefällt mir da


    Andreas Franz
    Wolfgang Burger
    Manfred Bomm
    Nikola Förg
    Jörg Maurer
    Klaus Wanninger
    Bernd Franzinger
    Rita Hampp
    Andreas Föhr
    Klüpfl/Köbr
    Helmut Vorndran
    Susanne Mischke
    Jürgen Seibold
    Klaus Peter Wolf
    Silke Tusnelda :-]
    Britt Reissmann
    Monika Detering
    uvm....


    und diese noch vergessen:


    Nele Neuhaus
    Inge Löhnig

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Zitat

    Original von Buchdoktor


    In dem Fall hat Madame Google kläglich versagt ... ?(


    Muscht du Facebook gugga...

    Gruss Hoffis :taenzchen
    ----------------------
    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Ich habe den einen oder anderen Regionalkrimi in den letzten Jahren gelesen. Aber am meisten enttäuscht haben mich jene, die in der Stadt spielen, in der ich selbst lebe. Das lag weniger an der Darstellung der Stadt, sondern an der Krimihandlung selber, die ich alles andere als gut empfand.
    Auf die Bücher des einen Autors begegne ich nur in jeder Buchhandlung hier, eben weil sie hier spielen. :rolleyes
    Wenn die Handlung jedoch nur in benachbarten Städten spielt, die ich vielleicht kenne, ist es ganz interessant, aber die Handlung selbst muss trotzdem gut sein.

  • Natürlich habe ich die Kluftinger Bücher gelesen. :grin
    Wann kommen Allgäuer schon mal in einem Krimi vor? Überhaupt in irgend einem Buch vor? Wir sind uninteressant und wenig verbrecherisch.


    Da habe ich auch schon mal Zugeständnisse gemacht, die ich sonst vielleicht nicht so machen würde.
    Aber inzwischen ist dieser Nachholbedarf etwas gestillt. Ich stürze mich nicht mehr wild auf Krimis, nur weil die in meiner Region spielen, jetzt lese ich zuerst mal ein bisschen auf den ersten Seiten.

  • Ich lese durchaus sehr gerne Regionalkrimis. Und sie funktionieren fuer mich, wenn sie wirkliches Lokalkolorit haben, das ueber die Benennung von Strassennamen und Plaetzen hinaus geht. Meine ersten in dieser Richtung waren Juergen Kehrers Wilsberg Krimis aus Muenster. Und inzwischen hab ich mit Garry Ryan auch einen guten Autor hier fuer Calgary entdeckt.


    Bei diesen ist der Wiedererkennungswert wichtig. Doch reicht es mir dabei nicht im Gedanken leicht die Pfade des Ermittlers mitverfolgen zu koennen. Ich muss schon mehr von der Mentalitaet der Menschen und den Geschichten, die sie erleben mitbekommen und sagen koennen, dass es so wirklich nur in dieser Region passieren kann. Ein Ermittler, der aus Unterstuetzung seines Eishockey spielenden Neffen ehrenamtlich als Schiedsrichter in dem Sport fungiert, passt eben nur nach Calgary und nicht auf eine nordfriesische Insel. Dort wuerde man auch nicht ungedingt einen Hund mit Stachelschweinnadeln in der Nase beim Tierarzt vorstellig werden lassen ....


    Andererseits les ich aber auch gerne Regionalkrimis aus Gegenden, die ich nicht so gut kenne und so eben gerne kennen lernen moechte. Mit einigen Islandkrimis hab ich da schon gute Erfahrungen gemacht. Und mit Arjouni hat sich mir auch Frankfurt und die Hessen etwas mehr erschlossen. Gerade letzterer hat wirklich mehr zu bieten als reine Unterhaltung. Freue mich schon auf seine neuen Buecher aus Berlin, eben weil ich weiss, dass er mir eine gute Geschichte UND gute Regionalkenntnisse vermitteln wird.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Puh, eine Büchereule sogar im fernen Calgary! Sogleich springen mich herrliche Erinnerungen an: Unvergessliche Motorhome-Tour durch den Jasper National Park - lang ist's her ...


    Ich denke, wir sollten nach all den interessanten Postings zu diesem Thema noch einmal eine kurze Begriffsentwirrung versuchen:
    Zunächst einmal spielt jede Geschichte, also auch ein Krimi, an irgendeinem Ort. Dadurch z. B., dass dieser "Ort" die ganze Insel Island ist, wird der Islandkrimi aber nicht automatisch zum Regionalkrimi. Dasselbe gilt für Arjouni, wenn er seine Krimis künftig in Berlin spielen lässt, auch wenn man zweifellos immer auch etwas vom Lokalkolorit mitnimmt.
    Bei Wiki wird das Genre des Regionalkrimis so definiert:
    Ein Regionalkrimi (kurz: Regiokrimi) wird verstanden als Subgenre des Kriminalromans. Seine Handlung spielt in einer bestimmten Region, meist einer Stadt. Mit dem Begriff "Regiokrimi" werben kleinere, regional operierende Verlage und bundesweit nicht bekannte Autoren.* Sie sprechen Leser an, die sich nicht in erster Linie für die eigentliche Handlung des Krimis interessieren, sondern vor allem auch für ihre eigene Region bzw. ihre Stadt, in der sie die Romanhandlung wiederfinden wollen und den Handlungsort kennen.
    * Das mit den kleinen Verlagen und den unbekannten Autoren hat sich inzwischen deutlich geändert!


    Dann gibt es ja auch noch den Provinzkrimi. Der scheint mir eine "verschärfte" Form des Regionalkrimis zu sein, also noch stärker als dieser das Lokale zu betonen, oftmals, wie wir ja aus den Postings schon entnehmen konnten, zu Lasten der Krimi-Elemente.
    Eine Bewertung im Sinne von "lesenswert oder nicht" allein auf Grund des Genres aber ist sicher auch bei diesen Büchern nicht fair. Letztlich ist es stets Geschmackssache, ob man sie gern liest. Aber gut geschrieben sollten sie allemal sein, und da fallen viele dieser Werke m. E. dann doch durch das Raster.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Ich denke, wir sollten nach all den interessanten Postings zu diesem Thema noch einmal eine kurze Begriffsentwirrung versuchen:
    Zunächst einmal spielt jede Geschichte, also auch ein Krimi, an irgendeinem Ort. Dadurch z. B., dass dieser "Ort" die ganze Insel Island ist, wird der Islandkrimi aber nicht automatisch zum Regionalkrimi. Dasselbe gilt für Arjouni, wenn er seine Krimis künftig in Berlin spielen lässt, auch wenn man zweifellos immer auch etwas vom Lokalkolorit mitnimmt.


    Zu Arjounis Buechern, die in Berlin spielen, kann ich noch nichts sagen, die stehen auf meiner Wunschliste. Die Kayankaya Titel spielen aber nicht nur in Frankfurt, sie lassen eindeutig ein besonderes Frankfurter Flair mitklingen. Auch der leichte hessische Akzent an manchen Stellen hilft da mit. Im Vergleich dazu hab ich letztens Feuertod von Astrid Paprotta gelesen, das zwar ebenfalls in Frankfurt spielt, aber keinen regionalen Eindruck beim Leser hinterlaesst. Das haette auch leicht woanders spielen koennen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich