Anders de la Motte - Game
Klappentext:
Spiel um dein Leben!
Als Henrik "HP" Petersson im Zug ein Handy findet, steckt er es kurzerhand ein und überlegt, es zu Geld zu machen. Doch plötzlich erscheinen die folgenden Worte auf dem Display: WANNA PLAY A GAME? HP zögert, drückt dann aber auf YES. Und damit beginnt der allergrößte Nervenkitzel, den er je erlebt hat - bis es irgendwann um sein eigenes Leben geht.
Der Autor:
Anders de la Motte, Jahrgang 1971, arbeitete mehrere Jahre als Polizist in Stockholm, bevor er 2001 in die Security-Branche wechselte. Heute ist er als Sicherheitschef für die europäische Niederlassung eines internationalen Technologie-Unternehmens tätig. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der Nähe von Malmö.
Meine Meinung:
Kurzfassung: Rasant. Man steigt sofort in die Geschichte los und wird in ihren Bann gezogen. Ich konnte das Buch mit jeder Seite immer schwerer aus der Hand legen, weil immer wieder eine neue Frage aufgeworfen war, die ich beantwortet wissen wollte. Was verlangt das Spiel (daher der Titel) beim nächsten Mal von HP? Wird er es tun? Wie wird er sich entscheiden? Und vieles andere mehr...die Grenzen von Realität und Spiel scheinen auch für den Leser zu verschwimmen. Was ist wirklich geschehen? Was nur im Spiel? Ist alles nur ein Spiel? Was ist inszeniert? Was real? Und schließlich werden auch viele philosophische Ansätze gezeigt und das in einem Buch, wo die Hauptperson eher dem Typus "Loser" angehört. Religion, Polizei, Internetsucht, Spielsucht, Drogen und Politik...und hinter vielem steht die Frage des Bewusstseins. Handele ich bewusst oder fremdgesteuert? WARUM handele ich so, wie ich es tue? Ein sehr rasantes Buch, was vielfach durch Actionszenen für mich so zu lesen war, dass ich dabei einen Film im Kopf sah. Kann mir eine Verfilmung sehr gut vorstellen.
Langfassung:
(ist das schwer ohne zu spoilern; ich gebe mir Mühe nicht zu viel zu verraten)
Das Buch beginnt mit zwei zunächst scheinbar nicht zueinander gehörigen Erzählsträngen, die parallel laufen. Einmal der Geschichte von Rebecca Normén und andererseits der Geschichte von Henrik HP Petersson. Nach und nach weiß man, wie die geschilderten Geschichten von der Säpo-Leibwächterin und HP zusammenhängen, wo sie verknüpft sind - und die Handlungsstränge laufen immer mehr aufeinander zu.
Die ganze Handlung um "das Spiel", was HP auf dem Handy spielt, reißt einen schnell in den Bann. HP wird süchtig danach, aber nach und nach zeigt sich, dass das Spiel nicht harmlos ist. Realität und Spielillusion vermischen sich immer mehr miteinander; Aufträge im "realen Leben" wirken sich eben auch dort aus und nicht nur im Spiel, was den Auftrag gegeben hat.
Neben HP und Rebecca ist Mange alias Faruk (wie er sich nennt, seit er konvertiert ist) eine weitere Hauptperson. Mit HP ist er seit Kindertagen befreundet und hilft HP wo er nur kann. Doch auch mit Rebecca verbinden ihn Ereignisse in der Vergangenheit.
Nach und nach überschlagen sich die Ereignisse. HP gerät selbst in Gefahr - nicht nur in die rein physische Lebensgefahr, sondern auch in die Gefahr, dass das Spiel zu viel seines Lebens bereits einnimmt, es zu viel weiß. Es zu viel sieht. HP beginnt zu hinterfragen und zu zweifeln, er versucht dem Spiel zu entkommen, aber hat er das wirklich getan oder sind all seine vermeintlichen Fluchtversuche auch nur vom Spiel gesteuerte Versuche? Wie viele Handlungen eines Menschen kann der Spielleiter kontrollieren? Wie viele Mitspieler hat das Spiel? Wem nutzt es etwas? Es wird klar, dass das Spiel reale Konsequenzen mit sich bringt. Dass Autos einen Platten bekommen und größere Dinge passieren...wie Große? HP sieht sich inmitten einer großen Verschwörungstheorie und er selbst greift eigentlich die passende Beschreibung als Vergleich auf:
Fletchers Visionen und Der Staatsfeind Nr. 1
Insbesondere die Verknüpfung von Rebecca und HP und letztlich auch Mange gefiel mir sehr gut - die letzten 200 Seiten hatten dann richtig an Fahrt aufgenommen, gerade auch durch die Geschichte der Verbindung und die tragischen Ereignisse, die die Vergangenheiten der drei Hauptpersonen verknüpft.
Am Ende ist das Buch sehr rund geschrieben - es hat für mich nichts vergessen. Manche Actionszenen waren Actionszenen wie in einem Hollywoodfilm - von der größeren Sorte, aber auch das störte mich nicht.
Die Personen waren interessant, insbesondere über HP wollte ich zum Zeitpunkt, als die Verbindung zu Rebecca klar war, immer mehr wissen und ich musste zwar ein wenig warten, aber durch das hohe Tempo des Buchs ging es schnell und ich wurde nicht enttäuscht.
Es gibt Dinge, die zwischen zwei Menschen sind, die man nicht ansprechen muss, um zu wissen, dass sie da sind...
...und am Ende schließt sich der Kreis zum Anfang des Buchs vollständig - und der Leser bekommt eine Antwort darauf, was eine Motivation dafür sein kann, einen Menschen durch ein Handyspiel zu leiten, zu beeinflussen...mit ihm zu spielen.
Und diese Antwort verschiebt die Grenzen von gut und böse...
10 Punkte.