Stephan M.Rother: Ich bin der Herr deiner Angst

  • Kurzbeschreibung bei amazon


    «In unserem Job bekommt man eine Menge Tote zu sehen. Das Bild aber, das sich uns hinter der Tür im ‹Fleurs du Mal› bot, wird mich bis an das
    Ende meines Lebens begleiten. Viele unserer Leichen sehen so aus, als
    würden sie schlafen. Das war hier nicht der Fall.» Ein in jeder
    Hinsicht verstörender Mord führt die Ermittler Jörg Albrecht und Hannah
    Friedrichs ins Hamburger Rotlichtviertel: Das Opfer war ein Kollege, und
    es wird nicht das letzte sein. Die Taten nehmen an Grausamkeit zu. Und
    alle haben sie mit den dunkelsten Geheimnissen der Opfer zu tun, ihrer
    größten Angst. Irgendwann keimt in Albrecht eine Erinnerung: Der
    Traumfänger-Fall. Seit dreißig Jahren schlummert er in den Akten. Seit
    dreißig Jahren sitzt der Täter in der Psychiatrie. Wie es scheint, hat
    der Alptraum gerade erst begonnen...


    Persönliche Beurteilung


    Der Roman ist in einen Prolog, die eigentliche Erzählung mit diversen, den Prolog gewissermaßen fortsetzenden "Zwischenspielen" und einen Epilog gegliedert. Der Prolog schildert das deprimierende Leben eines älteren Mannes, der in der heruntergekommenen Hamburger Hafengegend in einem Wohnwagen lebt, ein nervliches Wrack ist und sich nur nachts aus seinem Versteck traut.
    Der Hauptteil wird von zwei alternierenden Erzählsträngen getragen: Kommissarin Hannah Friedrichs tritt als Ich-Erzählerin auf, parallel dazu erlebt der Leser die Ermittlungen aus der Sicht ihres Chefs, des Hauptkommissars Jörg Albrecht, wobei hier eine Erzählung in der dritten Person vorliegt.
    Albrecht und Friedrichs ermitteln in einer Mordserie, die zunächst die Beamten der Hamburger Polizei zum Ziel zu haben scheint. Zwei Kollegen sind auf ebenso originelle wie grausame Weise ermordet worden. Albrecht, der seit seiner Kindheit einen durch ein tragisches Ereignis hervorgerufenen Schuldkomplex mit sich herumschleppt, hält sich selbst für den eigentlichen Adressaten des Mörders, der ihm -wie er meint - seine Unzulänglichkeit vor Augen führen will. Als jedoch weitere Morde geschehen, denen auch Menschen außerhalb von Albrechts Abteilung zum Opfer fallen, entwickelt er eine neue Theorie. Die Todesarten der Opfer entsprechen Situationen, die den kollektiven Ängsten der Menschheit entsprechen. Das erinnert Albrecht an den Fall des "Traumfängers", der jedoch seit Jahrzehnten inhaftiert ist, bzw. in einer geschlossenen Abteilung sitzt. Der Psychologe Freiligrath hatte sich seinerzeit durch teuflische Manipulationen am Tode mehrerer Menschen schuldig gemacht, ohne auch nur einen von ihnen direkt zu töten. Aufgrund seiner Inhaftierung kann er in der neuen Mordserie nicht der Täter sein, aber es scheint Albrecht offensichtlich, dass die gegenwärtigen Morde mit der alten Serie in direktem Zusammenhang stehen. Deshalb versucht er, Freiligrath zur Mithilfe im aktuellen Fall zu veranlassen, kann sich jedoch der Manipulation durch den hochintelligenten Mann nicht entziehen.


    Der Beginn des Romans lässt einen typischen, bluttriefenden Thriller über eine Mordserie erwarten. Im weiteren Verlauf wird die Spannung allerdings immer wieder durch die fast schon philosophisch anmutenden Gedankengänge von Jörg Albrecht gebremst, denen zu folgen mir manchmal etwas ermüdend schien. Thematisch hat mich das Buch sehr angesprochen, die Handlung ist intelligent konstruiert und lädt auch zu Diskussionen in Leserunden/Literaturzirkeln ein, dennoch hätte der Mittelteil meiner Meinung nach geraffter präsentiert werden können.
    Zum Schluss hin nimmt die Handlung wieder deutlich an Spannung zu und bietet auch eine weitgehende Klärung der Zusammenhänge mit einem möglichen Cliffhanger im Epilog. Wie realistisch die dargestellten Sachverhalte sind, kann ich nicht beurteilen, diese Frage wäre aber interessant, mit einem Psychologen zu erörtern.


    "Ich bin der Herr deiner Angst" ist ein ambitionierter Psychothriller, der nicht dem klassischen Serienmörder-Schema folgt und nicht ganz ohne Längen ist. Für Leser, die gern psychologische Hintergründe von Verbrechen erfragen, gebe ich eine Leseempfehlung.


    Ich vergebe 7 Punkte.

  • Meine Meinung: Die Handlung wurde oben ja schon wiedergegeben - wobei ich mir als Leser gewünscht hätte das der "Traumfänger-Fall" und seine Bedeutung nicht schon im Klappentext enthüllt worden wäre. So wartet man als Leser ständig darauf, dass den Ermittlern dieser Zusammenhang auch endlich klar wird.


    Allerdings wartet man nicht lange - dazu lässt Rother uns Lesern keine Zeit. Besinnliche Absätze sucht man hier vergebens, etwas wie "Paul saß auf seiner Veranda, eine Tasse Kaffee in der Hand und sah der Sonne beim Aufgehen zu. Die Zwitscher Vö... äh.. Vögel zwitscherten, ansonsten war auf alle Gipfeln ruh..." kommt nicht vor. Für so was ist keine Zeit. Sogar das affärige Gevögel wird auf einen literarischen Quickie verkürzt, dann geht es schon weiter mit dem Fall und den Ermittlungen. Der Autor gönnt weder seinen Protagonisten noch dem Leser eine Minute Ruhe - neue Entwicklungen und Ereignisse folgen Schlag auf Schlag.


    Rückblickend mag man Rother vorwerfen das er dadurch die Charakterisierung seiner Protagonisten vernachlässigt, ich halte es jedoch für müßig nach der Lektüre alles rauszufriemeln was einem nicht gepasst hat, sofern es nicht beim Lesen sofort negativ aufgefallen ist - wozu sich die Lektüre nachträglich madig machen?
    So mag man die Figur des Traumfängers als eine Art "Diebstahl" bei Harris verurteilen, ich selbst allerdings konnte mich der Faszination dieser Mischung aus Hannibal Lecker und Dr. Mabuse nicht entziehen und nenne es deswegen eine Hommage, wobei sich Rother vor dem berühmteren Autoren nicht zu verstecken braucht, er nimmt diese Idee und macht sie sich zu eigen, und er versucht erst gar nicht - ich unterstelle ihm hier durchaus eine gewisse Arroganz - die Tatsache zu verschleiern, das der Traumfänger keine Original-Rother-Idee ist.
    Macht aber nix!


    Ich habe diesen Roman in einem Zug in zwei Zügen gelesen (is so ne Art Teekesselchen... :chen ) um dann nachts um sonstwann eine begeisterte Mail an meine Vertreterin zu schreiben! Das mache ich durchaus nicht bei jedem Buch....

  • Dieser Thriller besitzt zum Einen eine Rahmenhandlung, die als Vorspiel, Zwischenspiel und Nachspiel auftaucht und bei der man erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt im Buch begreift, um wen und was es sich dabei handelt. Zum Anderen wird die Erzählung aus den Perspektiven des Hauptkommissars Jörg Albrecht und der Kommissarin Hannah Friedrichs wiedergegeben, sodass man immer mitten im Geschehen ist und es zudem nie langweilig mit einem Charakter wird. Aus der Perspektive des Täters erleben wir zwar keinen Mord, wobei dessen Grausamkeit in den Taten schon mehr als deutlich wird.


    Die Geschichte spielt in meinem derzeitigen Wohnort Hamburg, deswegen konnte ich unter den genannten Schauplätzen meist das Bild dazu im Kopf haben :-)


    Zur Handlung kann man definitiv sagen, dass es sich um einen Psychothriller handelt, der gut durchdacht ist. Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei, wie schon im Titel angedeutet, die Angst. Den Täter hatte ich zwar schon ins Auge gefasst, aber das Motiv war mir bis zum turbulenten Ende schleierhaft. Zwischendurch gab es ein paar Längen, in denen die Handlung nicht so voranging, aber man bekam dabei einen besseren Einblick in die Psyche der Figuren.


    Insgesamt ein sehr spannender und mitreißender Thriller, den ich nicht nur Psychologie-Interessierten empfehlen würde.
    Ich vergebe dafür 8/10 Punkten.

  • Zitat

    Original von Bodo
    Die Handlung wurde oben ja schon wiedergegeben - wobei ich mir als Leser gewünscht hätte das der "Traumfänger-Fall" und seine Bedeutung nicht schon im Klappentext enthüllt worden wäre. So wartet man als Leser ständig darauf, dass den Ermittlern dieser Zusammenhang auch endlich klar wird.


    Ja, das fand ich auch ganz furchtbar! Das nimmt einem schon so viel vorweg :rolleyes :keks

  • Meine Meinung:
    In Hamburg werden zwei Mitglieder eines Ermittlungsteams auf grausame Art getötet. Der leitende Hauptkommissar Jörg Albrecht sieht sich selbst im Visier des Täters, bis er auf einen mehr als 20 Jahre zurückliegenden Fall aufmerksam gemacht wird, der vor seiner Zeit in diesem Kriminalkommissariat die Kollegen in Atem hielt. Der damalige Täter sitzt in einer geschlossenen Psychiatrischen Anstalt und kann die Morde nicht begangen haben. Wer also kann die Morde begangen haben?


    Der Einstieg ist gut gelungen und es baut sich schnell Spannung auf. Doch bald wird erkennbar, dass es sich um einen sehr konventionell aufgebauten Thriller handelt, der ohne große Überraschungen in der Entwicklung seiner Handlung auskommt, im Mittelteil einige Längen hat und über weite Strecken aus vielen Wiederholungen des praktisch immer gleichen Szenerios besteht, so dass die Spannung verflacht. Auf die platten Andeutungen am Ende vieler Abschnitte hätte ich gut verzichten können.


    Rothers Schreibstil empfand ich als gewöhnungsbedürftig. Es gibt abwechselnd Passagen mit kurzen knappen Sätzen und solche mit verschachtelten Satzungetümen. Der Autor lässt wenig Raum für Phantasie oder Entwicklung eigener Gedanken des Lesers. Alles wird breit vor ihm ausgelegt und beschrieben, einschließlich der Gedanken und Empfinungen der Ermittler. Doch da, wo es darauf angekommen wäre, bei der Aufklärung und wie die Morde tatsächlich begangen wurden, lässt der Autor den Leser im Dunkeln. Auch stehen Motiv und Ausführung der Taten meiner Meinung nach in keinerlei Relation zueinander. Zum Ende hin wird es wieder spannender, auch wenn sich der Täter bei aufmerksamem Lesen erkennen lässt. Leider spielt ihm der Zufall ein wenig zu oft in die Hände. Die letzten Sätze deuten dann eine Entwicklung an, die in meinen Augen ganz und gar unnötig ist.

    Mit der Figur des Hauptkommissars Jörg Albrecht tat ich mich schwer. Rother schreibt ihm Eigenschaften zu, die er meines Erachtens nicht besitzt. Abgesehen davon, dass mit ihm ein weiterer Vertreter der Gattung „Einsamer Wolf/von der Ehefrau verlassen/trägt schwer an einer Bürde aus seiner Vergangenheit“ die Bühne betritt, kommt er betulich und steif daher, was ihn nicht sympathisch macht. Dass er seine langjährigen Kollegen immer mit ihren Titeln anredet, klingt merkwürdig und ist unglaubwürdig. Die ihm zugedachte Rolle des Genies mit begnadeter Intuition füllt er nicht aus, da helfen auch die vielen Wiederholungen nicht, die dieses ständig beteuern. Es wird ein Anspruch erweckt, den Abrecht meiner Ansicht nach nicht erfüllt, da kann er noch so oft Sokrates zitieren.

    Anfänglich erinnerte mich der Stil in den Szenen, in denen Hannah Friedrichs aus der Ich-Perspektive erzählt, an Sherlock Holmes und Dr. Watson. Doch schon bald wird klar, dass Hannah eine eigenständige Ermittlerin ist. Als Figur hat sie mir gut gefallen, ihre amourösen Eskapaden haben mich eher amüsiert als abgestoßen. Als störend empfand ich nur die Schwärmerei für ihren Vorgesetzen Albrecht („unser Herr und Meister“). Ich konnte hier leider auch keine Ironie in ihren Worten erkennen, nur eine distanzlose Verehrung ihres Vorgesetzten.


    Insgesamt bleiben die Figuren eher distanziert und kraftlos, lediglich der Bösewicht (auch wenn er ein klarer Hannibal Lecter-Verschnitt ist) besitzt etwas Farbe.


    Ich fand den Thriller akzeptabel, eine Fortsetzung werde ich aber nicht lesen.

  • Ich hatte es als Leseex., da ich derzeit aber in Büchern ersticke, hatte ich inständig gehofft, dass ihr hier eine Rezension posten würdet :-)


    Nach Bodos Rezension (danke dafür!) habe ich das Buch aus dem Riesenstapel gekramt und es liegt auf dem Zwischenstapel, der irgendwann wiederum dann partiell auf den Nachhausemitnehmstapel wandert :-)



    bis zum Hals verbuddelte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Als Jörg Albrecht zu einer Leiche in einen Club auf der Hamburger Reeperbahn gerufen wird, hat er noch keine Ahnung, dass sich dieser Fall zu einem persönlichen Alptraum für ihn und sein Team entwickeln wird. Denn das Opfer war einer ihrer Kollegen. Die Ereignisse überschlagen sich, denn es bleibt nicht bei diesem einen Opfer.


    Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Jörg Albrecht (in der dritten Person) und seiner Mitarbeiterin Hannah Friedrich (als Ich-Erzählerin) geschildert. Zwischendurch gibt es immer wieder als "Zwischenspiel" überschriebene Einschübe, in denen es um einen Mann in einem alten Wohnwagen geht, der offensichtlich von irgendjemandem beobachtet wird - um wen es sich dabei jeweils handelt, wird natürlich erst gegen Ende aufgelöst.


    Die häufigen Perspektivwechsel sind normalerweise ein Instrument, das ich als gut geeignet empfinde, um Tempo und Spannung in eine Geschichte zu bringen. Hier allerdings irritierten sie mich des Öfteren und ich hatte immer wieder Probleme festzustellen, um wen es nun gerade geht.


    Die Taten sind grausam und blutig, werden allerdings nicht allzu detailliert beschrieben, da bleibt noch viel Raum für die eigene Phantasie - allerdings gehören die geschilderten Mordmethoden wirklich nicht zu den Themen, die man sich gerne näher ausmalen möchte.


    Zu den Ermittlern: Jörg Albrecht ist zwar einerseits ein brillanter Ermittler mit einer gehörigen Intuition und faszinierenden Auffassungsgabe. Andererseits gehört er leider in die stereotype Reihe der familiär gescheiterten Polizisten, die mir in Krimis und Thrillern einfach zu häufig begegnen. Dass er auf einen geradezu offensichtlichen Zusammenhang erst von der Sekretärin hingewiesen werden muss, lässt außerdem ein wenig an seiner Brillanz zweifeln. Hannah Friedrichs hingegen begibt sich in ihrem persönlichen Verhalten auf sehr dünnes Eis, obwohl sie es eigentlich besser weiß. Wahrscheinlich durchaus menschlich, ich konnte über so viel fehlende Professionalität nur den Kopf schütteln.


    Sprachlich fand ich das Buch an vielen Stellen ziemlich holprig, die Verwendung von Bildern sollte noch einmal geübt werden, ebenso wie der Satzbau, der mich mehr als einmal stolpern ließ. Auch die häufige Erwähnung von Sokrates passte für mich einfach nicht in die Situation.


    Das Spiel mit den Ängsten der Menschen fand ich eine sehr interessante Idee. Leider ging die Spannung zwischendurch immer wieder verloren und die Handlung dümpelte trotz vieler Toter streckenweise etwas vor sich hin. Die Auflösung am Ende war mir zu konstruiert und unrealistisch.


    Insgesamt ein interessanter Ansatz für einen Thriller, aber mit deutlichen Mängeln in der Umsetzung.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Insgesamt bleiben die Figuren eher distanziert und kraftlos, lediglich der Bösewicht (auch wenn er ein klarer Hannibal Lecter-Verschnitt ist) besitzt etwas Farbe.


    Ich fand den Thriller akzeptabel, eine Fortsetzung werde ich aber nicht lesen.


    Den Hannibal-Lecter-Vergleich hatte ich schon nach der ersten Rezi in diesem Thread im Kopf ... :lache

  • 575 Seiten



    Meine Meinung:
    Ein sehr außergewöhnlicher Thriller, der einen sofort fesselt. Schon das Vorspiel lässt unangenehme Schauer über den Rücken jagen. Gleich zu Beginn werden die Kommissare Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs zu einem Mord ins Hamburger Rotlichtviertel gerufen und stellen fest, dass es sich um einen Kollegen handelt, der in dem Club „Fleurs du Mal“ Ermittlungen durchführte. Alle sind entsetzt und dann gibt es einen weiteren Mord aus ihren Reihen. Es wird immer schrecklicher und es kristallisiert sich heraus, dass es immer mit den größten Ängsten der Opfer zu tun hat.


    Die Ermittler stehen vor einem Rätsel und Kommissar Albrecht bemerkt Ähnlichkeiten zu einem früheren Fall, dem Traumfänger-Fall, der allerdings dreißig Jahre zurückliegt. Der Täter Dr. Maximilian Freiligrath hat damals Menschen durch ihre Ängste umgebracht, befindet sich aber seitdem in der Psychiatrie. Wer steckt jetzt hinter diesen Fällen? Hat er einen Verbündeten? Die beiden Kommissare müssen alles wieder aufrollen.


    Erzählt wird die Geschichte des Jörg Albrecht aus der Sicht von Hannah Friedrichs, der Rest wird in dritter Person erzählt. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr ausgeprägt und eigenwillig und passen genau in diese düstere Handlung. Nach und nach erfährt man auch die privaten Probleme der Ermittler und hat daher ein sehr gutes Bild vor Augen. Die Psychospielchen sind extrem, aber auch sehr interessant und die Fäden der beiden Handlungsstränge, der Traumfänger-Fall vor dreißig Jahren und die Fälle der Gegenwart, werden auch gut verknüpft. Sehr unheimlich sind die Kapitel „Zwischenspiel“, die immer von einem Mann in einem Wohnwagen erzählen, der Angst hat und der heimlich beobachtet wird.


    Es gibt zwar zwischendurch leichte Durststrecken, aber die Spannung ist doch vordergründig und es lässt sich sehr flüssig lesen. Stephan M. Rother ist hier auf jeden Fall ein guter Thriller gelungen, der auf mehr hoffen lässt.

  • einer meiner neuen Helden: Jörg Albrecht


    Ganz im Ernst: was hat mir


    Da hätte ich dem Jörg gerne einen Orden verliehen (den goldenen "RickyundMolly"Award am Band *lach)


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Fall war unheimlich und sehr spannend.
    Auch ich musste beim "Traumfänger" an Hannibal Lecter denken

    .
    Allerdings waren mir Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs sympathischer als Clarice Starling im "Schweigen der Lämmer" ;-).
    Ich hab mehrere Verwandte bei der Polizei und für mich kamen die beiden (und ihre Kollegen) so richtig lebensecht rüber


    Von Albrechts gescheiterter Ehe inclusive den üblichen Vorwürfen seiner Ex-Frau (meine Polizei-Verwandten sagen beide, das man in DEM Job eigentlich nur mit nem Kollegen zusammen sein kann auf Dauer, weil die anderen einen eh nicht verstehen und kaum Verständnis für Schichten/Belastung/usw. haben - deshalb sind die beide mit nem Kollege verheiratet ;-) ) bis über seinen Selbstvorwürfen und sein Verantwortungsgefühl und der dauernd präsenten nervtötenden Presse.
    Ich würde dem Jörg echt gerne mal sagen:


    Der Jörg ist viel zu nett :-).


    BTW: den Joachim Merk hatte ich ehrlich gesagt auch lange im Verdacht :-). Da war Hannah nicht alleine.


    Ich würde mich sehr freuen, wenn Jörg und Hannah einen neuen Fall zusammen bekämen

    . Die beiden sind mir total sympathisch und ich mag ihre Macken, Ecken und Kanten.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

  • Ich bin bei diesem Thriller etwas zwiegespalten. Ich kam am Anfang nicht wirklich rein und auch Spannung hat sich für mich erst am Ende etwas aufgebaut. Auch da kamen mir erst die Figueren etwas näher. Am Anfang waren sie sehr auf Distanz gehalten und der ständige Wechsel zwischen Ich-Erzähler und Erzähler aus der dritten Person ging mir auf den Senkel. Wenn ich keine Zugfahrt nach Hamburg in dieser Zeit gehabt hätte, hätte ich das Buch auch sicherlich nicht so zügig gelesen.
    Die Morde, die an sich ja grausam waren, waren für mich zum Teil "lieblos" (mir fällt kein passenderes Wort ein) geschrieben. Die Grausamkeit, die dahinterstand, kam nicht an mich heran. Auch die "Angst", die der Titel schon nahegelegt hat, wurde für mich nciht manifest. Und wenn dann erst im Showdown, der ein gut gemeint war, aber dem etwas fehlte.
    Auch die Idee zudem Konstrukt, das im Thriller aufgebaut war, war in seiner Idee gut. In der Umsetzung hat es meiner Meinung nach aber gemangelt. Die vielleicht sogar angestrebte Verwirrung des Lesers, war für mich nervend gewesen (dagegen schafft Fitzek es, den Leser in ein spannendes Verwirrspiel mitzunehmen). Es gab viele Längen, so dass ich mich zwischendurch gefragt habe, wie der Autor noch die ganzen Seiten füllen will. Mit vielen weiteren Toten, die irgendwie nur am Rande des Geschehens herumschweben?
    Trotz dieser gehäuften Kritik, hat mich der Roman stellenweise unterhalten und auch für kurze Sequenzen in den Bann gezogen.


    Einen weiteren Thriller von Rother um Albrecht und Friedrichs werde ich wohl nicht mehr lesen. Dafür gefiel mir der Schreibstil zu wenig. Aber es war eine nette Unterhaltung, wobei die Story leider nicht optimal umgesetzt worden ist.

  • Ein geistesgestörter Psychologe, ein schuldbeladener Ermittler und immer mehr Tote aus dessen Ermittlerteam. Was hat dies alles mit dem Herrn der Angst zu tun?
    Jörg Albrecht ist der Ermittler in einem Fall, in dem nach und nach seine Mitarbeiter auf unterschiedlichste grausame Weise sterben. Als er sich an den Fall des Traumfängers erinnert, ist es fast zu spät. Der Traumfänger hat vor 24 Jahren seine Opfer deren schlimmsten Ängsten ausgesetzt und die meisten sind daran gestorben. Viel mehr möchte ich auch eigentlich vom Inhalt nicht verraten, weil es einfach viel zu viel Spannung nehmen könnte.
    Trotz relativ langer Kapitel war das Buch sehr spannend, da es aus verschiedenen Perspektiven geschrieben wurde, zum großen Teil aus Sicht von Jörg Albrecht und seiner Ermittlerin Hannah Friedrichs. Der Täter durfte in kurzen Kapiteln seine Sichtweise darstellen, blieb aber fast bis zum Ende unerkannt. Der Autor hat die Darsteller sehr lebendig geschrieben, so dass man keinen Moment das Gefühl hatte, dass dies nur eine erfundene Geschichte ist. Ich konnte stellenweise gar nicht aufhören zu lesen. Besonders gefallen hat mir der Epilog nach der Lösung des Falles, da kurz beschrieben wurde, wie die betroffenen Personen mit dem Erlebten umgegangen sind.
    Es ist ein sehr spannendes Buch, das sich für alle Fans des Thrillers meiner Meinung nach lohnt.

  • Titel: Ich bin der Herr deiner Angst
    Autor: Stephan M. Rother
    Verlag. Rowohlt
    Erschienen: April 2012
    Seitenzahl: 574
    Preis: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    In unserem Job bekommt man eine Menge Tote zu sehen. Das Bild aber, das sich uns hinter der Tür im Fleurs du Mal bot, wird mich bis an das Ende meines Lebens begleiten.
    Viele unserer Leichen sehen so aus, als würden sie schlafen. Das war hier nicht der Fall.
    Ein in jeder Hinsicht verstörender Mord führt die Ermittler Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs ins Hamburger Rotlichtviertel: Das Opfer war ein Kollege, und es wird nicht das letzte sein. Die Taten nehmen an Grausamkeit zu. Und alle haben sie mit den dunkelsten Geheimnissen der Opfer zu tun, ihrer größten Angst. Irgendwann keimt in Albrecht eine Erinnerung: Der Traumfänger-Fall. Seit dreißig Jahren schlummert er in den Akten. Seit dreißig Jahren sitzt der Täter in der Psychiatrie. Doch wie es scheint, hat der Alptraum gerade erst begonnen ...


    Der Autor:
    Stephan M. Rother wurde 1968 im niedersächsischen Wittingen geboren. Er ist studierter Historiker und war fünfzehn Jahre lang als Kabarettist unterwegs. Seit einem Jahrzehnt veröffentlicht er Romane, darüber hinaus ist er als Übersetzer tätig. Stephan M. Rother ist verheiratet und lebt am Rande der Lüneburger Heide.


    Meine Meinung:
    Es hätte wirklich ein guter Thriller werden können – wenn nicht diese schlimme Ansammlung von handwerklichen und Recherchefehlern gewesen wären. Fehler übrigens, die man bei sorgfältiger Arbeit hätte vermeiden können.
    Und so ist man als Leser wirklich das eine oder andere Mal extrem genervt. Es wirkte auch mich so, als hätte sich der Autor in den eigenen Fuß geschossen.
    Dabei ist die erzählte Geschichte doch wirklich interessant, die Handlung kompakt und durchaus auch spannend. Nur in diesem Buch wurde etwas aufgebaut und dann mit dem eigenen Hintern teilweise wieder umgeschmissen.
    Schade!
    Vielleicht sollte sich der Autor bei seinen nächsten Romanen einmal intensiv mit dem öffentlichen Dienstrecht, der Sicherheitsverwahrung, der Rechtsmedizin und dem kollegialen Nebeneinander bei der Polizei beschäftigen. Die Miranda-Warning hat im deutschen Rechts nichts verloren. Die Rechtsmedizin ist nicht Teil der Spurensicherung und ein Rechtsmediziner beschäftigt sich übrigens nicht mit Forensischer Entomologie, auch wenn dieses in den Bereich der Forensik gehört.
    Der ganze dienstrechtliche Unsinn der in diesem Buch beschrieben wurde, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Nur dieses als Beispiel: Kein Beamter bekommt Sonderurlaub für die Wiederherstellung seiner Dienstfähigkeit. Er ist dann nicht dienstfähig. Basta. Und sein Dienstherr zahlt ihm Rahmen seiner Fürsorgepflicht das Gehalt weiter.
    Unabhängig davon ist ein Kuraufenthalt (kein Krankenhausaufenthalt) für einen Beamten finanziell kaum zu leisten.


    Die Auflösung dieser Geschichte war ganz originell wenn auch völlig an den Haaren herbeigezogen. Der Freiligrath wäre nie in der Sicherheitsverwahrung gewesen; das Gericht hätte seinerzeit unter Garantie die besondere Schwere der Schuld festgestellt und damit eine Begnadigung ausgeschlossen – er wäre also nicht in die Sicherheitsverwahrung entlassen worden.


    Und dann noch dieses:
    Altbürgermeister Schultz erinnert fatal in Handlungen, Sprechweise und Gebaren an den Altbundeskanzler Helmut Schmidt.
    Und das bei dem Dr. Freiligrath ganz klar Hannibal Lecter Pate gestanden hat – das war kaum zu übersehen, wobei auch diese Geschichte in vielen Punkten an „Das Schweigen der Lämmer“ erinnert hat.


    Ein Thriller, gut geeignet für den unkritischen Thrillerleser, weniger geeignet für den, der auch in Thrillern ein wenig Authenzität verlangt.


    Mal schauen, ob ich Rother mit einem anderen Thriller noch eine weitere Chance gebe – der Mensch entwickelt sich ja bekanntlich weiter. 5 Eulenpunkte für einen Thriller der für mich mehr Schatten als Licht hatte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.