Hanser,2006
143 Seiten
Aus dem Französischen von Elisabeth Edl
Kurzbeschreibung:
Ein junger Mann wird spät in der Nacht am Place de Pyramide von einem Auto gestreift. Leicht verletzt und mit nur mehr einem Schuh bringt man ihn zusammen mit der Fahrerin ins Krankenhaus, doch die Frau flieht ...
Über den Autor:
Patrick Modiano, geboren 1945, gilt als einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller der Gegenwart. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den großen Romanpreis der Academie francaise und den Prix Goncourt. Von Peter Handke für die deutschen Leser entdeckt, erschienen viele seiner Romane auch in deutscher Übersetzung.
Mein Eindruck:
Ein schon etwas älterer Roman (2003 geschrieben), den ich im hohen Erwartungsniveau des letzten Romans gelesen habe und so zwangsläufig ein klein wenig enttäuscht wurde.
Unfall in der Nacht ist sehr in der Schwebe gehalten, dem Rätselhaften der Handlung fehlt es an Substanz. Dafür ist diesmal eine starke romantische Komponente enthalten.
Schauplatz ist Paris in den Sechzigern. Das ist ziemlich prägend für den Roman, da Modiano sehr oft und viel Straßennamen und Orte erwähnt.
Zur Handlung: Ein junger Mann wird von einem Wagen angefahren. Sowohl er als auch die Fahrerin des Wagens kommen leicht verletzt ins Krankenhaus. Er ist irgendwie fasziniert von dieser Frau und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus macht er sich auf die obsessive Suche nach ihr.
Gleichzeitig sind bei dem Protagonisten durch diese Begegnung alte Erinnerungen erwacht, über die er sinniert.
Das drückt Modiano dann wieder gewohnt souverän in sprachlicher Kunstfertigkeit aus und es entstehen starke Stimmungsbilder, die beeindruckend sind. Der Leser wird in das Buch eingesogen und befindet sich bald ebenso auf der Suche wie der Ich-Erzähler, dessen Assoziationsketten offen lassen, was Wirklichkeit und was Fantasie ist. Das wird deutlich durch einige mysteriöse Vorgänge aus, für die der Protagonist keine Erklärung hat. So bleiben auch beim Leser Zweifel an der offenbar reduzierten Wahrnehmungsfähigkeit des Erzählers.
Erfreulich, dass sich die beiden Hauptfiguren am Ende des Romans tatsächlich wieder begegnen.
Das Buch erinnert an Modianos Meisterwerk „Die kleine Bijou“, ohne es ganz zu erreichen.
Es ist ein Roman für Leser, die das Nostalgische ebenso wie das Rätselhafte lieben.