Luftschiff - Stefan aus dem Siepen

  • Kurzbeschreibung:
    Für Oberregierungsrat Neise geht ein lang ersehnter Traum in Erfüllung: die Reise mit dem Luftschiff von Berlin nach Amerika. Es sind die 20er Jahre, die Welt ist in Bewegung und der Beamte Neise möchte für einen kurzen Moment der Alltagsroutine seines Schreibtisches entfliehen. Endlich ist es soweit: das Luftschiff startet von Berlin Tempelhof, Neise richtet sich in seiner behaglichen Kabine penibel ein. Er besichtigt die Bibliothek, das Raucherzimmer, den Salon, lauscht den angenehmen Klängen des Bordorchesters, knüpft interessante und kuriose Bekanntschaften und erlebt den sagenhaften Anblick von Paris aus der Luft. Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten gönnt sich Neisesogar ein Techtelmechtel, das ihn zu tiefschürfenden Gedanken über die Philosophie der Liebe anregt. Nach drei Tagen angenehmster Fortbewegung und gepflegter Unterhaltung soll das Luftschiff in Amerika landen. Doch aus unerklärlichen Gründen kommt alles ganz anders, Raum und Zeit existieren nicht mehr, die eben noch so kleine, bürgerlich-heile Gesellschaft steuert dem unvermeidlichen Chaos entgegen...
    Ein ungewöhnlicher, komischer und von beißender Ironie getragener Roman, der in eine faszinierende Welt von kafkaesker Absurdität entführt.


    Über den Autor:
    Stefan aus dem Siepen wurde 1964 in Essen geboren, studierte Jura in München und trat in den Diplomatischen Dienst ein. Über Stationen in Bonn, Luxemburg, Shanghai und Moskau führte ihn sein Weg nach Berlin, wo er seit 2009 im Planungsstab des Auswärtigen Amtes arbeitet. Stefan aus dem Siepen lebt mit seiner Frau und vier Kindern in Potsdam.


    Meine Rezension:
    Kafkaesk ist in der Tat das Adjektiv, das den Roman "Luftschiff" am besten beschreibt. Was wie eine normale Reise mit einem Zeppelin in den 20er Jahren beginnt, entpuppt sich als ein absurdes Verwirrspiel, in dem so einiges anders ist als es scheint, aber - und das mag nicht jedem Leser gefallen - selbst am Ende keiner wirklich weiß, wie es denn tatsächlich ist. Stefan aus dem Siepen hat einen ungewöhnlichen, aber fesselnden Erzählstil, der seine Figuren zum Leben erweckt und dennoch auf merkwürdige Weise auf Distanz hält, was die surreale Atmosphäre des Romans noch verstärkt. Bemerkenswert ist, ihre Entwicklung zu verfolgen, die sowohl überraschend als auch zwingend erscheint. Das Gefühl, das "Luftschiff" vermittelt, ist schwer zu beschreiben, es lässt den Leser etwas in der Luft hängen, tupft Episoden und Begegnungen wie Wolken um den ungewöhnlichen Handlungsort herum und gibt Raum für viele eigene Gedanken und Interpretationen. Das gilt insbesondere für das Ende, was mir in diesem Fall nicht ganz so gut gefallen hat. Dennoch ein interessanter Roman, der ebenso anspruchsvoll wie skurril ist!


    7 Punkte dafür von mir.