Schätzing, Fitzek, Klüpfel & Kobr in der Köln Arena...

  • Seit Wochen freuten meine Freundinnen und ich uns auf die Veranstaltung mit Frank Schätzung, Klüpfel und Kobr und Sebastian Fitzek in der Köln Arena.


    Ein wenig früher waren wir verabredet, damit wir noch einen feinen Kaffee trinken könnten.
    Also stellten Vorleser und ich unsere Autos stilecht im Parkhaus des Polizeipräsidiums ab und machten uns zu Fuß auf den Weg zur Köln Arena. Gerade hatten wir die Straße überquert und schlenderte gemütlich plaudernd dahin, als mein Polizistenunbehagen sich meldete, irgendwas ging da an der Ampel in dem Minivan vor. Ich lauschte immer unkonzentrierter den Erzählungen meiner Freundin und mein Blick wurde magisch immer wieder in Richtung des an der roten Ampel wartenden Fahrzeugs gezogen, als dort die Tür aufflog und neben einem jungen Mann auch ein mir vage bekannter Kollege aus dem Auto stürmten. Der junge Mann brüllte zwar lautstark um Hilfe, machte aber eher den Eindruck eines flüchtenden Straftäters. Unser Geplauder war zum Erliegen gekommen. Ich blickte auf die andere Straßenseite und gestattete mir eine kurze Überlegung, die im Grunde nur "Tu einfach so, als würdest du nichts sehen und geh einfach weiter, kurz vor der Lesung die Fresse poliert zu kriegen, ist keinen gute Idee! Dann kannste die Lesung vergessen." beinhaltete.


    Konnte ich aber natürlich nicht, der Kerl und mein Kollege kamen durch die Autos hinweg auf uns zu gerannt, ich schob meine Umhängetasche auf den Rücken und spurtete unter den Blicken der verdutzten Vorleser los und war rasch auf einer Höhe mit dem jungen Rennenden, da er im Grunde immer noch auf uns zu lief. Ich versetzte ihm in vollem Lauf einen ordentlichen Schubser, er flog zu Boden und wenige Sekunden später knieten der Kollege und ich auf seinem Rücken und legten Handfesseln an, während der Zivilwagen mit quietschenden Reifen direkt neben uns auf den Bordstein bretterte. Ich gab mich als Polizistin zu erkennen nickte höflich und als der junge Mann wieder sicher im Auto saß, gingen wir weiter zu unserer Lesung.


    Das Lustige an der Sache war jedoch der mit einer kompletten türkischen und bekopftuchten Großfamilie besetzte Kleinwagen, der ebenfalls an der Ampel gewartet hatte und dessen Insassen uns nun alle den hochgereckten Daumen zeigten und freundlich lächelten.


    Beschwingt ging es also zum Cafe und anschließend zur Lesung. Bei der Ankunft in der Köln Arena kurze Ernüchterung über unsere trotz teuerster Kategorie miesen Plätzen und dann ging es mit Popcorn und toller Musik des WDR-Orchesters los. Wirklich grandios wurden die Titelmelodien bekannter Krimiserien nachgespielt. Ganz groß und gut, selbst mich, die eigentlich total unmusikalisch ist, hat das doch enorm beeindruckt.
    Schätzing erscheint auf der Bühne gibt ein paar Kölsche Krimiwitze zum Besten und kündigt Klüpfel und Kobr an, die etwas sehr klamaukig eine aber doch ganz unterhaltsame Darbietung ablieferten und mich durchaus neugierig auf ihren Kommissar Kluftinger machten.


    Und dann kams...


    Claudia Michelsen und Matthias Brandt nahmen auf der Bühne platz und lasen Krimitexte. Da ich auf keinen Fall die wirklich gute Leseleistung der beiden Schauspieler schmälern will, muß ich jetzt aufpassen was ich sage, denn es tut mir sehr leid, aber ich bin eingepennt. Die Auswahl der Textpassagen waren so ungünstig, langweilig, langatmig und unspannend, dass mich auch das gekonnte Vorlesen nicht mehr bei der Stange halten konnte. Nach wenigen Minuten war ich trotz der kleinen Adrenalinspritze vor der Lesung sanft eingeschlafen und erwachte immer nur kurz, um festzustellen, daß es immer noch um ein kleines Kind am Grab mit Bommeln an der Mütze und einem weißen Röckchen ging, das die gleichen blauen Augen, wie sein Onkel hatte...
    Grausam! Ehrlich, was hat man sich dabei gedacht? Es gibt so viele gute und lesenswerte Texte, wieso greift man da zu einem solch nichtssagende Ausschnitt, der weder neugierig auf das Buch macht, noch literarisch wert- oder gar anspruchsvoll ist?


    Ich atmete regelrecht auf, als das Orchester wieder übernahm und ein James Bond Medley zum Besten gab, bei welchem mir allerdings die neueren James Bond Filme fehlten. Anschließend wieder kurz Schätzing, der eher eine moderierende Funktion inne hatte und dann erneut Michelsen und Brandt, mit zwei weiteren Texten, die zwar immerhin ein wenig besser waren, aber mich auch nicht wirklich überzeugen konnten, obwohl ich Anne Chaplet sonst wirklich gerne lese.
    Offenbar sahen das andere ähnlich, die im Publikum herrschende Unruhe war kaum zu überhören und viele verließen bereits ihre Plätze und die Arena.


    Anschließend gabs wieder Musik und dann nach einem eher etwas peinlichen und lückenfüllend anmutendem Ratespiel von Schätzing mit dem Publikum endlich Fitzek, der aus meiner Sicht ganz klar den Abend rettete. Gut, ich boykottiere immer noch den Erwerb seiner Bücher, weil ich sein Realitygame damals einfach ziemlich deplatziert fand, aber das hindert mich ja nicht daran, Sebastian sehr sympathisch zu finden und er hat, trotz seines biederen Versicherungsvertreteraussehens einfach eine wahnsinnig gute Bühnenpräsenz, er erzählt und plappert drauflos und es ist einfach gut und spannend und interessant. Eine kurze Szene aus DAS KIND hat er gelesen und eine aus dem AUGENSAMMLER, außerdem gab es den Trailer zum Kinofilm "DAS KIND" zu sehen und am Ende tatsächlich eine kleine Geiselnahme samt Zugriff. Als die Schauspieler dann auf dem Geiselnehmer auf der Bühne knieten ertönte es rechts neben mir: "GENAU SO HAT DIE JANINE DEN AUCH EBEN FESTGENOMMEN!" Und ich grinse Vorleser an, die ja bereits vor der Lesung eine gute Portion Action geliefert bekam.


    Fazit: Definitiv keine so tolle Veranstaltung wie erwartet, generell hatte ich eher das Gefühl, daß zwischen Musik und Schätzing und Fitzek der Rest als Lückenbüßer dienen mußte, Klüpfel und Kobr haben das ganz ordentlich hinbekommen und die Schauspieler haben auch gut gelesen, aber ein guter Leser kann aus einem langweiligen Text leider auch keine mitreißende Show zaubern.
    Von daher bleibt ein fader und langweiliger Beigeschmack an die Veranstaltung. Da bin ich von anderen Aktionen Schätzings doch deutlich Besseres gewohnt!