Wie bringt man heute den Menschen noch Bildung bei?

Zitat

Original von Historikus
Bildung wird als der wichtigste Rohstoff in dieser Zeit beschrieben - allerdings ist es aus verschiedensten Gründen der Fall, dass richtige Bildung (auch geisteswissenschaftliche) total vernachlässigt wird.

a) Was sollte ein Mensch an sich haben, um als "gebildet" zu gelten?
Welches Wissen, welche Eigenschaften gehören da dazu?

b) Wie kann man den heutigen Menschen umfassende Bildung beibringen?

c) Wie kann es in einem Land wie Deutschlan und Österreich sein, dass es immer mehr Analphabeten gibt, dass immer mehr Menschen sich mit der Frage schwer tun, wer denn der Bundeskanzler von Deutschland ist?

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Freue mich schon auf die Diskussion.

Gruß

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Wie bringt man heute den Menschen noch Bildung bei?

offenbar überhaupt nicht.
schaut mal DA: http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll...me=STRK:MESE:IT
und es wurde sogar mehrfach darauf geboten...*)

aber im ernst:

a) Was sollte ein Mensch an sich haben, um als "gebildet" zu gelten?

ein möglichst umfassendes allgemeinwissen in den dingen, die man nicht nur zum überleben im täglichen leben (pflicht) braucht. das kür-wissen.
grundsätzlich rechne ich geschichte, geografie, biologie, vielleicht auch schon chemie und physik dazu. etwas durchblick in den politischen zusammenhängen sollte auch vorhanden sein.

Welches Wissen, welche Eigenschaften gehören da dazu?

wissen: s. o.. eigenschaften: gar keine. eigenschaften sind angeboren, bildung wird erworben.

b) Wie kann man den heutigen Menschen umfassende Bildung beibringen?

indem man frühzeitig sein interesse an (guten) büchern weckt, dazu die schulischen fortschritte überwacht und durch eigenes beispiel ermutigt, fakten zu hinterfragen.

c) Wie kann es in einem Land wie Deutschlan und Österreich sein, dass es immer mehr Analphabeten gibt, dass immer mehr Menschen sich mit der Frage schwer tun, wer denn der Bundeskanzler von Deutschland ist?

das alte lied. die welt wird in vielem kälter und konsumorientierter. es gibt keine grossfamilien mehr, in denen die kids von der lebenserfahrung der altvorderen profitieren. eltern wollen oder müssen viel arbeiten, es fehlt der persönliche kontakt (vorlesen von geschichten, gemeinsames TV-schauen und besprechen des gelesenen/gehörten). kids bleiben sich selbst überlassen. sie nutzen das medium internet leider zu wenig als möglichkeit der weiterbildung, sondern schiessen auf moorhühner, pinguine oder sogar artgenossen.

*) dort wurde ein originalautogramm von JESUS angeboten....

Welches Wissen?

Ich finde dass ein Mindestmaß an Allgemeinbildung bei einem Gesprächspartner sehr angenehm ist. Dass er die Zusammenhänge versteht und nicht nur Fakten auswendig gelernt hat und nachplappert, was andere ihm gesagt haben.

Welche Eigenschaften?

Das ist mir noch viel wichtiger! Ich finde, dass soziale Kompetenz einen Menschen viel intelligter erscheinen lässt, als das bloße angesammelte Wissen. Es gibt so viele Menschen, die meinen zwar viel zu wissen, vielleicht tun sie es auch, aber sie wissen nicht, wie man sich anderen gegenüber verhällt. Das lässt sie - für mich zumindest - wesentlich dümmer und engstirniger erscheinen, als die ach so belesenen.

Und was deine Frage nach den Analphabeten angeht: Wer sagt denn, dass die Menschen nicht gebildet sind? Sie kennen sich halt im Bereich der Schrift nicht aus, aber vielleicht um so besser auf anderen Gebieten. Man kann sich Wissen auch aneignen, wenn man nicht lesen kann. Man kann zuhören, nachfragen... Viele können schlicht nichts dafür, dass sie nicht lesen könne, haben vielleicht nur eine Lese- und Schreibschwäche.

Wenn die Tatsache, dass jemand nicht lesen kann auf mangelndes Wissen schließen würde, dann müsste man ja auch davon ausgehen, dass Blinde, die nicht vollen Zugang zur Blindenschrift haben - z. B. auch Computer haben, die Texte in Blindenschrift übertragen - sich nicht weiterbilden können.

Und wer legt fest, was einen Menschen zu einem "wissenden" Menschen macht? Was soll denn ein gebildeter Mensch wissen?

Natürlich ist es schön, wenn man sich mit jemanden unterhalten kann, der viel weiß, weil man sich dann über viel mehr Themen unterhalten kann. Aber außerhalb der Grundkenntnisse, der Allgemeinbildung, hat halt jeder so seine Bereiche, in denen er sich auskennt.

Der eine kennt aller Klassiker auswendig, hat aber von Technik und Naturwissenschaften keine Ahnung. Der andere kann viele Sprachen und kennt sich mit Kulturen aus, weiß aber nicht viel von Geschichte.

Ein anderer schwärmt von Kunst und seiner schönen, aber naiven Lebenseinstellung, kennt aber nicht mal die Grundabläufe der Marktwirtschaft und er BWL.

Zitat

Original von Ronja
Ich finde, dass soziale Kompetenz einen Menschen viel intelligter erscheinen lässt, als das bloße angesammelte Wissen.

Richtig!

Kann man Bildung überhaupt beibringen? Ist es nicht viel mehr so, daß man seinen Kindern soviel Neugier und Engagement mit auf den Weg geben sollte, daß der Hunger nach noch mehr Information (Bildung?) hoffentlich nie zu stillen ist?

Ein Mensch, der mit offenen Augen und Ohren die Welt um sich herum wahrnimmt, auch mal kritisch hinterfragt, der wird m. E. wie von selbst jede Menge Wissen im Laufe seines Lebens ansammeln.

Gruss,

Doc

Zitat

Original von Historikus
Bildung wird als der wichtigste Rohstoff in dieser Zeit beschrieben - allerdings ist es aus verschiedensten Gründen der Fall, dass richtige Bildung (auch geisteswissenschaftliche) total vernachlässigt wird.

a) Was sollte ein Mensch an sich haben, um als "gebildet" zu gelten?
Welches Wissen, welche Eigenschaften gehören da dazu?

b) Wie kann man den heutigen Menschen umfassende Bildung beibringen?

c) Wie kann es in einem Land wie Deutschlan und Österreich sein, dass es immer mehr Analphabeten gibt, dass immer mehr Menschen sich mit der Frage schwer tun, wer denn der Bundeskanzler von Deutschland ist?

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Freue mich schon auf die Diskussion.

Gruß

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Vor einiger Zeit gab es in div. Zeitungen einige aufschlussreiche Artikel zum Thema "Bildung".

Der Grundtenor war, dass das was heute mit "Bildung" gemeint ist, nichts anderes als das Ansammeln von vorgebenen Wissen und Fähigkeiten ist, um den wirtschaftlichen und gesellschaflichen vorgegebenen Anforderungen zu genügen.

Bildung liegt aber die eigene Formung der Persönlichkeit zu Grunde. Und das ist etwas ganz anderes.

Wikipedia.org drückt es für mich sehr gut aus. Hier der Einführungstext:

Zitat

Bildung ist ein sprachlich, kulturell und historisch bedingter Begriff.
Bildung bedeutet sowohl Veränderung/Formung des Menschen hin zur Perfektion im Hinblick auf seine geistigen, seelischen, kulturellen und sozialen Fähigkeiten als auch den Zustand einer solchen Perfektion. Es kann keinen perfekten Menschen geben, das Ideal der Bildung ist daher nicht erreichbar. Bildung ist nur in Form einer Annäherung an dieses Ideal möglich, deswegen kann der Prozess der Bildung nie abgeschlossen werden.
Nach Daniel Goeudevert ist B. „ein aktiver, komplexer und nie abgeschlossener Prozess in dessen glücklichen Verlauf eine selbständige und selbsttätige, problemlösungsfähige und lebenstüchtige Persönlichkeit entstehen kann". Bildung kann daher nicht auf Wissen reduziert werden: Wissen ist nicht das Ziel der Bildung, aber sehr wohl ein Hilfsmittel. Wissen ohne Urteilsvermögen/Reflexion, Verantwortungsbewusstsein, kritischer Distanz, Kreativität und Selbstvertrauen, d.h. das reine Abrufen von Daten und Fakten, führt zwangsläufig zu "Vergleichsgültigkeit". Jede Information wird somit gleich gültig. Eine solche „Bildung" wird auch als Halbbildung bezeichnet.

Danach beantwortet Doc die zweite Frage mit

Zitat

Ist es nicht viel mehr so, daß man seinen Kindern soviel Neugier und Engagement mit auf den Weg geben sollte, daß der Hunger nach noch mehr Information (Bildung?) hoffentlich nie zu stillen ist

hätte er noch Goeudevertes Punkte dazugenommen.

Es ist noch kein Mensch gebildet, weil er viele Bücher, Klassiker, Philosophen etc. gelesen hat, sondern nur wenn er daraus etwas für seine Persönlichkeit mitgenommen hat.

Und ich habe großen Respekt vor Analphabeten. In unserer Schriftwelt zu recht zu kommen und zu leben, ohne lesen udn schreiben zu können, muss eine enorme geistige Anstregung erfodern.

LG Dyke

Zitat

Original von dyke
Es ist noch kein Mensch gebildet, weil er viele Bücher, Klassiker, Philosophen etc. gelesen hat, sondern nur wenn er daraus etwas für seine Persönlichkeit mitgenommen hat.

Und ich habe großen Respekt vor Analphabeten. In unserer Schriftwelt zu recht zu kommen und zu leben, ohne lesen udn schreiben zu können, muss eine enorme geistige Anstregung erfodern.

LG Dyke

Eben! Meine Meinung!

Persönlichkeitsbildung

Zitat

Original von Ronja
Persönlichkeitsbildung

Genau!
Nur wir hier bei den Eulen können diesen Job ja nicht alleine übernehmen.

Gruss,

Doc

Zitat

Original von Doc Hollywood

Genau!
Nur wir hier bei den Eulen können diesen Job ja nicht alleine übernehmen.

Gruss,

Doc

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Ne, da muss man vor allem selber dran arbeiten. Man muss hier genauso mit offenen Augen und offenem Bauch ( ) durchs Leben gehen.

So wie man niemanden etwas beibringen kann, sondern jeder da die Arbeit des Lernens selber übernehmen muss, so muss auch jeder seine Persönlichkeit selber bilden.

Wenn man kein Gespühr für sowas hat, kann man alt und grau werden und verhällt sich immer noch, wie eine noch sehr unausgebildete Persönlichkeit.

Da können wir den Leuten hier Erfahrungen bieten und tolle Persönlichkeiten vorleben, an sich etwas "bilden" müssen sie schon selber.

Vielleicht meint His ja, wie bei Menschen das Interesse an Dingen geweckt werden kann, die sie nicht notwendigerweise für ihren persönlichen Alltag brauchen.

Das geht meiner Meinung nicht durch Diktat von oben, rechts oder links, sondern durch aktives Vorleben, wecken von Neugierde, vorsichtiges bei der Hand nehmen und begleiten statt zu führen.
Dabei sollte mein persönlicher Anspruch hintenanstellen. Wichtig ist hinzuspüren, was dem anderen womöglich locken könnte.

Da sind unsere sogenannten Bildungsinstitutionen naturgenäß überfordert, Also was tun?? Einfach in seinem eigenen kleinen Umfeld wirken. Hat man zwei auf den Weg gebracht und die zwei wieder jeder zwei und und und...

Zwar mühsam, aber für mich der einzige erfolgversprechende Weg

meint Dyke

@ dyke: zustimmung! denn...

@ babyjane: wenn kein interesse da ist, hört derjenige sich das nicht an, sondern bastelt ein mobile draus...

Zitat

Original von dyke
Vielleicht meint His ja, wie bei Menschen das Interesse an Dingen geweckt werden kann, die sie nicht notwendigerweise für ihren persönlichen Alltag brauchen.

Ja, das könnte er gemeint haben.

Zitat

Das geht meiner Meinung nicht durch Diktat von oben, rechts oder links, sondern durch aktives Vorleben, wecken von Neugierde, vorsichtiges bei der Hand nehmen und begleiten statt zu führen.
Dabei sollte mein persönlicher Anspruch hintenanstellen. Wichtig ist hinzuspüren, was dem anderen womöglich locken könnte.

Ja, da bin ich genau deiner Meinung.

Wenn den Menschen immer wieder gesagt wird, dass sie das und jenes doch wissen müssen, weil sie ansonsten ungebildet sind, dann haben sie wegen diesem Zwang oft gar keine Lust mehr sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Und wenn diejenigen, die sich auf dem Gebiet schon auskennen und von oben herab auf die "ungebildeten" "dummen" Menschen sehen, dann bekommen die Leute, die man noch für etwas hätte begeistern können, eine Stinkwut auf die "Schnösel" und wollen mit der Sache erst recht nichts mehr zu tun haben.

Also, wie dyke schon gesagt hat: Nicht durch Diktat, sondern durch Interesse wecken.

*lacht*

nein, erzwingen kann man nichts.
aber - wie oben schon gesagt - kann (und SOLLTE!) im elternhaus durch vorbild und sanftes anleiten interesse an büchern und bildung geweckt werden.

Um mal zur Ausgangsfrage zurückzukehren:
Den von gewissen Herrschaften immer wieder im Munde getragenen "Bildungs"begriff ("flexibel, teamfähig, mobil, schnellstmöglich durch die Ausbildung"), lassen wir mal beiseite.

Eine Demokratie braucht mündige Bürger, kein Heer von Fachidioten neben einer breiten Masse von Ungebildeten. Und um mündig zu sein, bedarf es einer gewissen Bildung -- am ehesten noch im Sinne Schillers.
Dazu können selbstverständlich bestimmte Gebiete beispielhaft gelehrt werden, z.B. Geschichte, Literatur, Kunst, Musik, Philosophie. Aber erstens muß das auch im eigenen Leben umgesetzt werden und zweitens kann man dabei nicht stehenbleiben.
Haben wir ja alles schon festgestellt.

Wichtig wäre nicht nur die althergebrachte "monolektische" Lehrmethode ("Wenn alles schläft und einer spricht, ..."), sondern einen klug geführten Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden.
Ich schlage vor, zu diesem Zweck mal mehr als 2300 Jahre zurückzublicken und sich die Platonischen Dialoge zu Gemüte zu führen.

Zitat

Ich schlage vor, zu diesem Zweck mal mehr als 2300 Jahre zurückzublicken und sich die Platonischen Dialoge zu Gemüte zu führen.

Kann ich nicht empfehlen. Das Zeug macht süchtig und ehe man sich versieht, hat man ein Regal voller quietschgelber und -oranger Reclamheftchen. Und dann fängt man an Aristoteles zu lesen, weil's Platons Schüler war und Plutarch, weil er ein Fan von Platon war, Homer, weil Platon ihn öfters mal zitiert, Sappho, weil er sie irgendwo zu einer grossen Dichterin erklärt und Herodot für den geschichtlichen Hintergrund.

Gefährliches Zeug ist das. Bloss nicht lesen!

lg Iris

Willst du damit behaupten, ich hätte dich angefixt?

....wie ein Zitterrochen.