Kriegsromane - Gibt es so etwas noch?

  • Zwei junge Cree-Indianer verlassen ihre Heimat in Nordkanada und ziehen aus Abenteuerlust in den Ersten Weltkrieg. In den Schützengräben Flanderns erleben sie den Zusammenprall zwischen der Kultur ihrer Ahnen und der zerstörerischen Welt der Weißen – eine Erfahrung, die beide Männer für immer verändert. Mit jedem Kriegstag zerbricht etwas in ihnen, und die beiden Freunde werden sich selbst immer fremder.

  • Ein Ex-Deutscher, der mit der USA-Armee in Europa einmarschiert.


    Stefan Heyms bedeutender, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg im US-amerikanischen Exil geschriebener Kriegsroman liefert eine facettenreiche Darstellung der amerikanischen Armee. Ausgehend von eigenen Erfahrungen setzte sich der Autor mit den Kriegszielen der USA sowie dem Demokratieverständnis und der Motivation der amerikanischen Soldaten auseinander.
    Inhalt: Der Roman schildert den Siegeszug der amerikanischen Truppen nach der Landung in der Normandie 1944 sowie die ersten Monate der Militärregierung in einer Ruhrgebietsstadt. Im Mittelpunkt stehen Angehörige einer Propagandaabteilung und einer Panzerdivision, die an der Einnahme von Paris, der Zurückschlagung der deutschen Ardennenoffensive und der Befreiung eines Konzentrationslagers beteiligt sind. Tapfer kämpfende und von ihrer Sache überzeugte Soldaten treten ebenso auf wie Armeeangehörige, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht oder in Schwarzmarktschiebereien verwickelt sind.
    Nach dem Krieg arbeiten die amerikanischen Verantwortlichen mit Handlangern des NS-Regimes zusammen, was der vielfach gepredigten grundlegenden Erneuerung Deutschlands bzw. einer wirksamen Entnazifizierung im Wege steht. Denjenigen, die sich für eine andere Besatzungspolitik einsetzen, gelingt es am Schluss zwar, einen SS-Obersturmbannführer, der untergetaucht war und neue politische Netze knüpfte, zu enttarnen und den ehemaligen KZ-Häftlingen eine angemessene Unterkunft zu verschaffen, aber sie wissen, dass sie nur Teilerfolge errungen haben.
    Aufbau: Der an Figuren und Schauplätzen reiche Roman stellt verschiedene Haltungen und Auffassungen über Sinn und Notwendigkeit des Kriegs einander gegenüber. Ungebrochen an die amerikanischen Freiheitsideale der Unabhängigkeitserklärung glaubt nur Sergeant Bing, ein deutscher Jude, der vor den Nazis in die USA floh; seine Überzeugung, an einem gerechten Krieg teilzunehmen, treibt ihn zum Handeln. Doch die mit dem Näherrücken an seine alte Heimat aufgeworfene Frage, wie viel von dem, was er an den Deutschen ablehnt, in ihm selber steckt, verunsichert ihn und macht ihn zunehmend apathisch. Lieutenant Yates, wie Bing bei der Propagandaabteilung, die deutsche Soldaten zum Aufgeben aufruft und Gefangene verhört, entwickelt sich hingegen vom unpolitischen Intellektuellen zum verantwortungsbewusst Handelnden. Er zieht aus dem Krieg gegen den Faschismus die Lehre, sich nicht nur für die von den Nazis Unterdrückten einzusetzen, sondern auch gegen Machtmissbrauch und faschistische Tendenzen in der eigenen Armee vorzugehen, die als Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft gestaltet ist.
    Was Yates bekämpft, ist in Offizieren wie Farrish, Crerar oder Willoughby personifiziert, denen an Demokratie nicht viel liegt, die nur an ihr eigenes Fortkommen denken oder nach dem Krieg einzig danach streben, die Ordnung wiederherzustellen bzw. eine Gesellschaftsform, in der der Kapitalismus gedeihen kann.
    Wirkung: Der bittere Lorbeer wurde in den USA nach seinem Erscheinen hoch gelobt und gelangte gleich auf die Bestsellerliste. Ein Verfilmungsprojekt zerschlug sich jedoch angesichts der beginnenden McCarthy-Ära und ihrer Diffamierung der politischen Linken. Ähnlich erging es Heym in der DDR: Sein Roman, der dort unter dem Titel Kreuzfahrer von heute im selben Jahr wie in der Bundesrepublik herauskam, wurde ein großer Erfolg, die zunächst geplante Verfilmung aber abgelehnt. Offenbar galt, wie Heym vermutete, im einsetzenden Kalten Krieg die siegreiche US-Army nicht als ein geeignetes Sujet.


    Quelle: Das Buch der 1000 Bücher

  • Zitat

    Original von Alexandermerow


    Das ist sicherlich ein oder auch "der" Klassiker.


    Und so brilliant geschrieben, dass fuer mich danach feststand, ich kann keinen weiteren Kriegsroman lesen. Jedenfalls nicht, wenn er genauso authentisch - sprich grausam - ist!!!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Es ist zwar schon ein paar Jahre her das ich das Buch gelesen habe, aber ich habe es immer noch als sehr beeindruckend im Kopf. Wird mal wieder Zeit es hervor zu holen.


    Kurzbeschreibung nach Amazon:
    Junge Menschen am Ende des Zweiten Weltkriegs; als Fallschirmjäger werden sie hinter den feindlichen Linien der Ostfront abgesetzt, um Sabotageakte zu verüben. Der Krieg ist bereits verloren, aber das Sterben geht weiter ... bis zuletzt auch sie an der Reihe sind.

  • Natürlich gibt es das Genre, auch wenn ich bei Durchsicht meiner Leseliste festgestellt habe, dass doch vieles, was ich in dem Bereich gelesen habe, mehr autobiographisch als Roman ist. Und es hilft natürlich, Englisch zu lesen, da ich vor allem dort fündig werde.


    Außer den bereits genannten habe ich gelesen:


    2. WK:


    J.G. Ballard/Empire of the sun --- vielleicht kein Kriegsroman in dem Sinn, allerdings spielt es im Krieg und handelt von einem englischen Jungen, der diesen in China (?) erlebt. Klassiker.


    James Delingpole/Coward on the beach --- Auftakt einer Serie über einen Mann, der weniger Feigling, sondern eher normaler Mensch ist. Hat mir gut gefallen, da möchte ich gern weiterlesen.


    Herman Wouk/Die Caine war ihr Schicksal --- Klassiker, selbsterklärend


    Vietnam:


    Nicholas Proffitt/Gardens of stone --- das ist insofern ungewöhnlich, weil es zwar den Krieg zum Inhalt hat, aber aus Sicht der Heimat und zwar von den in Arlington stationierten Soldaten. Gutes Buch.


    Derek Robinson/Goshawk Squadron --- Auftakt einer Serie über Flieger Vietnam. War an sich nicht schlecht, hat mich aber nicht so wirklich beeindruckt.


    Israel vs. Libanon:


    Ron Leshem/Beaufort/Wenn es ein Paradies gibt --- das Buch hat mich schwerstens beeindruckt.


    Sonstiges:


    Der typischste Vertreter der "Kriegsromane", der mir untergekommen ist, scheint mir W.E.B. Griffin zu sein. Sein Schwerpunkt liegt allerdings immer mehr auf den Hintergründen, als auf den Kämpfen. Zwei seiner Serien habe ich bislang mit Hingabe verschlungen.


    Brotherhood of war --- Army-Offiziere mit Schwerpunkt auf Special Ops und Aviators vom Ende des 2. WK bis zu Vietnam.


    The Corps --- Marines von 2. WK bis zu Korea, mit Schwerpunkt vor allem später Richtung OSS.


    Band 1 habe ich bisher gelesen von "Honour bound", da scheint wieder der OSS das vorherrschende zu sein, allerdings in Argentinien.

  • Ab und zu gibt es auch immer wieder mal Krieg im Unterhaltungsgenre, bei denen Helden und Romantik beschrieben werden. Der Krieg selbst ist dabei dann eher eine Hintergrund-Kulisse.


    Was immer man auch davon halten soll. :rolleyes


    Das war besonders in den 90ziger Jahren beliebt.


    Beispiel:
    Wie ein Licht in dunkler Nacht - Susan Isaacs


    Dazu gab es dann einen Film mit Melanie Griffith und Michael Douglas


    Handlung:
    Linda Voss, Amerikanerin jüdischer Abstammung, darf im Jahre 1940 dank ihrer Deutschkenntnisse für den Anwalt Ed Leland arbeiten. Der gemütliche Übersetzer-Job ändert sich schlagartig, als die Amerikaner in den Zweiten Weltkrieg eintreten und damit beginnen, das Deutsche Reich mit Spionen zu infiltrieren. Die ehrgeizige Linda bekniet Leland, mit dem sie inzwischen eine Affäre hat, solange, bis dieser sie als Agentin in die faschistische Hochburg schleusen läßt. Tatsächlich schafft es die unerfahrene Linda, mit weiblicher List und als Berliner Hausmädchen getarnt, geheime Unterlagen auf Mikrofilm zu bannen. Doch als sie in die USA zurückkehren will, haben die Nazis sämtliche Fluchtwege versperrt.

  • Zitat

    Original von Alexandermerow
    Mich würde mal interessieren, ob es z.B. in den USA Kriegsromane gibt, die den Vietnam- oder Irakkrieg in ähnlicher Weise behandeln, wie die deutschen Romane der Nachkriegszeit.


    Die gibt es natürlich, allerdings ist einiges nicht übersetzt worden.


    Sympathy for the Devil / Night Dogs von Kent Anderson


    hatte ich eher durch Zufall entdeckt, ich fand die beiden Bücher großartig und habe danach noch einiges über den Vietnam-Krieg gelesen.


    Meine Rezension



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  • Ein anspruchsvoller, gut gemachter Kriegsroman, der noch relativ neu ist:


    Heimaturlaub von Joachim Geil


    Kurzbeschreibung
    Eine Woche Heimaturlaub hat Leutnant Dieter Thomas, der im Sommer 1944 von der Ostfront kommt. In der pfälzischen Provinz lebt es sich beschaulich: Der Krieg scheint fern, man glaubt unerschütterlich an den »Endsieg«, im Freibad geht die Zeit dahin. Rasch hat Dieter ein Auge auf Heidi geworfen und Heidi auf ihn.
    Doch die Idylle bekommt Risse, denn Dieter wird von einer Erinnerung aus dem russischen Winter heimgesucht. Seine Romanze mit der hübschen Maschenka im Dorf »Malaja Irgendwas« endet mit einem brutalen Übergriff, und in Verzweiflung weiß Dieter nur einen Ausweg: seine Liebe durch einen Mord zu retten.
    Außen netter Bursche, innen eine verheerte Seele: Joachim Geil erkundet die verschwiegenen und unterdrückten Gefühle eines Menschen im Krieg. Er schildert die bodenlosen Ängste und inneren Konflikte, die sich keinen Weg bahnen dürfen. Heimaturlaub lässt niemanden unberührt - ein großer Roman über das persönliche Trauma Krieg.

  • Kriegsromane kann man wohl grob unterteilen in "Thriller" oder "literarische Auseinandersetzung mit dem Krieg". Die "neuen" Kriege spielen wohl schon eine Rolle im Krimi/Thriller, für die literarische Auseinandersetzung im Roman ist es vielleicht noch "zu früh", während die Kriege noch nicht beendet sind.


    Die Frage war ja eigentlich nach Romanen, aber es gibt einige wirklich empfehlenswerte Sachbücher (... und ich wollte schon längst meine Buchvorstellungen geschrieben haben.):



    War: Ein Jahr im Krieg von Sebastian Junger


    Kurzbeschreibung
    Das Gesicht des Kriegs von heute – eine hautnahe Dokumentation


    Als Korrespondent der „Vanity Fair” lebte Sebastian Junger über einen Zeitraum von insgesamt 15 Monaten zusammen mit einer Einheit von US-Soldaten im Korengal-Tal in Afghanistan, einem erbittert umkämpften Gebiet nahe der Grenze zu Pakistan. Die Angst. Das Töten. Die Liebe. Dies sind die drei Gewalten, die der Reporter erlebte, während er zusammen mit einer Gruppe junger Menschen den Alltag in einem hoch gefährdeten Außenposten zu meistern versuchte – einer umzäunten Ansammlung spärlich geschützter Bretterbuden auf einer einsamen, unwirtlichen Anhöhe im Nirgendwo. Die Angst, den nächsten Angriff, die nächste Patrouille, die nächste Nacht nicht zu überleben. Die Gewissheit, getötete Freunde, Zivilisten und Feinde sehen zu müssen, bevor die Dienstzeit im Krieg zu Ende geht und die Rückkehr in die Zivilisation verarbeitet werden will. Die Kraft, die daraus erwächst, bei jedem Schritt und jedem Handgriff Verantwortung für das Leben der anderen zu tragen.


    Sebastian Junger macht deutlich, dass er nicht an Abstraktionen wie Religion, Politik oder militärischer Strategie interessiert ist, sondern daran, wie das Gesicht des Kriegs von heute aussieht. Als einer der angesehensten Journalisten und meistverkauften Buchautoren beweist Junger, dass er weit über die Grenzen dessen geht, was als „embedded” gilt. Nur zwei Dinge durfte er nicht tun: zurückschießen und im Weg stehen. Was »War« über Ort und Zeit dabei so erhaben macht, sind Jungers Ausführungen über die physischen und psychischen Extreme eines Lebens unter Beschuss und über die Gedanken und Gefühle der Soldaten. Ausgeliefert, unvorbereitet, einsam. Abhängig von der Geistesgegenwart des Nebenmanns, allein mit den traumatisierenden Erfahrungen, ohne Perspektive auf ein normales Leben nach dem Einsatz.


    Ein brillanter, eindringlicher und persönlicher Mitschnitt aus dem Krieg im 21. Jahrhundert.



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  • Auch auf meiner Jahresbestenliste 2011:


    Die reden - Wir sterben: Wie unsere Soldaten zu Opfern der deutschen Politik werden von Andreas Timmermann-Levanas


    Kurzbeschreibung
    Deutsche Soldaten kämpfen und sterben im Krieg in Afghanistan. Die Gefallenen werden mit militärischen Ehren in der Heimat beerdigt. Über 40 deutsche Soldaten sind gefallen, Zehntausende sind traumatisiert. Alltag in Deutschland. Erst jetzt werden die Mängel an Ausbildung und Ausrüstung der Truppe diskutiert, die politische und die militärische Führung versuchen noch immer, die Gefahren und Konsequenzen zu verharmlosen. Für Tausende von Soldaten geht der Kampf nach ihrer Rückkehr weiter: Sie werden mit ihren Erlebnissen, mit ihren physischen und psychischen Verwundungen und Verletzungen alleingelassen. Eine rechtmäßige Unterstützung müssen sie oft vor Gericht erstreiten. "Die reden - Wir sterben": Diese traurige Bilanz zieht der langjährige Berufssoldat und Oberstleutnant a. D. Andreas Timmermann-Levanas aus über 20 Jahren Berufserfahrung. Er schildert erschütternde Erlebnisse und kritisiert grundsätzliche Probleme der Einsatzarmee. Das Buch zeigt, was sich ändern muss, um die Soldaten nicht weiter kaputt zu machen.



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