Kriegsromane - Gibt es so etwas noch?

  • Ich habe neulich von einem älteren Herrn eine Kiste voller Bücher aus den 50er und 60er Jahren bekommen. Darunter waren einige Geschichtsbücher und vor allem auch Kriegsromane. Letztere waren in dieser Zeit weit verbreitet. Heute scheint es dieses Genre kaum oder gar nicht mehr zu geben - zumindest nicht in Deutschland. Romane wie "Haie und kleine Fische" (Ott) oder "Das Boot" (Buchheim) sind nach wie vor lesenswert, wobei es allerdings keine neueren Romane zu geben scheint, die sich mit dem Thema "Krieg" befassen (muss ja auch nicht nur auf Deutschland bezogen sein). Gibt es dieses Genre heute noch - auch international gesehen?

  • Die Rache resultiert aus der Ohnmacht und Verzweiflung einer geschundenen Generation, die nicht so willfährig war, wie unsere ach so geschundenen Kriegsveteranen, die nichts besseres zu tun hatten, als für ein bestimmtes Publikum ihr Leben in Szene zu setzen. Da finde ich den Hauptmann von Köpenick und "Im Westen nichts neues" als bessere Zeitzeugen. Ach ja und 08/15. Sonst ist da nicht viel kritisches drüber geschrieben worden. Vielleicht noch "Die Brücke". Aber war kein Buch

  • Zitat

    Die Rache resultiert aus der Ohnmacht und Verzweiflung einer geschundenen Generation, die nicht so willfährig war, wie unsere ach so geschundenen Kriegsveteranen, die nichts besseres zu tun hatten, als für ein bestimmtes Publikum ihr Leben in Szene zu setzen.


    Das kommt ganz auf den jeweiligen Roman an. So pauschal kann man das nicht sagen.

  • Zitat

    Original von hef
    Vielleicht noch "Die Brücke". Aber war kein Buch


    Einspruch - zuerst war das Buch von Manfred Gregor 1958


    Immer noch erhältlich.


    Nach dem Buch wurde der Film gedreht

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von hef
    Die Rache resultiert aus der Ohnmacht und Verzweiflung einer geschundenen Generation, die nicht so willfährig war, wie unsere ach so geschundenen Kriegsveteranen, die nichts besseres zu tun hatten, als für ein bestimmtes Publikum ihr Leben in Szene zu setzen. Da finde ich den Hauptmann von Köpenick und "Im Westen nichts neues" als bessere Zeitzeugen. Ach ja und 08/15. Sonst ist da nicht viel kritisches drüber geschrieben worden. Vielleicht noch "Die Brücke". Aber war kein Buch


    Da ist noch eine Menge mehr geschrieben worden:


    Wöss - Hunde wollt ihr ewig leben
    Gerlach - Die verratene Armee
    Plevier - Stalingrad


    "08/15" von Kirst dagegen bestreitet unterschwellig die Teilnahme der Wehrmacht an Kriegsverbrechen. In diesem Zusammenhang sei das Buch "Die Truppe des Weltanschauungskrieges" empfohlen.
    Kirst vermittelt in seinen Büchern leider oftmals ein falsches, weil heroisches Bild der Reichswehr/Wehrmacht. Subalterne Offiziere waren bei ihm fast alles "Widerstandskämpfer im Geiste".

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Zitat

    Original von Alexandermerow
    Heute scheint es dieses Genre kaum oder gar nicht mehr zu geben - zumindest nicht in Deutschland.


    Als Thriller gibt es doch noch jede Menge, wie die Romane von Patrick Robinson, Tom Clancy und Co.
    Beziehen sich in der Regel nciht auf reale Ereingisse/Kriege sondern auf Möglichkeiten.


    In der Ullstein-Reihe Maritim gibt es noch jede Menge U-Boot-Romane.


    Aber auf eigene Erfahrungen beruhende, wie die bisher genannten Romane, gibt es wohl wirklich nciht mehr. Das wird dann eher als Dokumentation/Erfahrungsbericht verkauft


    meitn Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Da sich der Krieg an sich und die Wahrnehmung desselben in unserer Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert hat, wird es den "klassischen Kriegsroman" vermutlich nicht mehr geben. Wie dyke schon schreibt, ist er ersetzt worden vom Thriller, der mit Utopien und Möglichkeiten arbeitet, und ich denke auch, dass so manche fiktionale Endzeitstory sich mit dem Thema auf moderne Weise auseinandersetzt. Interessant ist es nun zu sehen, wie sich Intellektuelle in den nach wie vor vom Krieg betroffenen Ländern wie dem Irak und Afghanistan, um nur die klassischen Beispiele zu nennen, mit der Thematik auseinandersetzten. Ich habe einen kurzen Roman, eigentlich mehr eine Erzählung mit dem Titel "Erde und Asche" von dem afghanischen Schriftsteller Atiq Rahimi, der sich mit der Problematik der Zeit beschäftigt, als die Russen in Afghanistan waren.


    Einer der besten klassischen Kriegsromane ist für mich übrigens "Im Westen nichts Neues" von Remarque.

  • Zitat

    Einer der besten klassischen Kriegsromane ist für mich übrigens "Im Westen nichts Neues" von Remarque.


    Das ist sicherlich ein oder auch "der" Klassiker. Kriegsromane heute haben oft einen Science-Fiction-Hintergrund bzw. spielen in Fantasywelten. Natürlich hinkt der Vergleich mit einem auf realen Ereignissen basierenden Buch, aber vom Prinzip her kommt es mir gelegentlich so vor. Man denke nur an Military-SF usw.
    Mich würde mal interessieren, ob es z.B. in den USA Kriegsromane gibt, die den Vietnam- oder Irakkrieg in ähnlicher Weise behandeln, wie die deutschen Romane der Nachkriegszeit.

  • Ein Buch über den Vietnam-Krieg:


    Denis Johnson
    Ein gerader Rauch

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Der große amerikanscihe Roman über den 2. Weltkrieg dürfte wohl dieser sein von 1948 - also vergleichbar mit den deutschen Kriegsromanen

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Über den Korea-Krieg (wer kennt den eigentlich noch?) dre Welterfolg als Buch und vor allem als FIlm.


    Übrigens ist diese wohl einzige deutsche Ausgabe miserabel

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • in den 60ern gab es noch diesen Roman ebenfalls verfilmt, der aber schon zeigt wohin der amerikanische Kriegsroman geht - Richtung Thriller

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von dyke
    Über den Korea-Krieg (wer kennt den eigentlich noch?)


    Den Korea-Krieg kenne ich schon noch.


    Hier ein weiteres Buch über den Krieg der USA im Pazifik:


    Leon Uris
    Schlachtruf oder Urlaub bis zum Wecken

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • 1951, kurz nach Ausbruch des Koreakriegs, wird Yu Yuan, ein junger chinesischer Offizier, wie Tausende Freiwillige von Mao Zedong nach Nordkorea geschickt, um den kommunistischen Brüdern im Norden des Landes zur Seite zu stehen. Er gerät amerikanische Gefangenschaft und einzig der Gedanke an die Heimat birgt für ihn die Hoffnung, wieder zu dem Menschen zu werden, der er vor dem Krieg einmal war. Doch als Yu schließlich nach Hause zurückkehrt, muss er feststellen, dass es diese Heimat so nicht mehr gibt. Vierzig Jahre nach seiner Freilassung schreibt der inzwischen siebzigjährige Yu gegen das Vergessen an.

  • Das Haus Nire


    Hier ist es nur einer der Erzählstränge - aber man liegt als Leser mit im Dreck.


    Ein Jahrhundertroman! Dieses preisgekrönte Meisterwerk erzählt vom Aufstieg und Fall der Familie Nire und der von ihr geführten Nervenklinik. Mit feiner Ironie und scharfer Beobachtungsgabe zeichnet Kita Morio ein faszinierendes, bisweilen karikierendes Bild eines Clans, der im Konflikt zwischen geschäftlichem Erfolg und persönlichem Lebensglück zu zerbrechen droht. Familienpatriarch Kiichiro und seine älteste Tochter setzen alles daran, ihre vermeintlich heile Welt zu retten. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, scheint das Schicksal des Familienimperiums endgültig besiegelt.