Bevor ich verbrenne - Gaute Heivoll

  • Gebundene Ausgabe: 328 Seiten
    Verlag: Schöffling (15. Februar 2012)
    ISBN-13: 978-3895615061
    Preis: Euro 21.95 als Gebundene Ausgabe
    Preis: Euro 17.99 als Kindle Edition E-Book


    Autor


    Gaute Heivoll, geboren 1978, lebt mit seiner Familie in Finsland. Er studierte Jura, Psychologie und literarisches Schreiben und hat Erzählungen, Gedichte und Kinderbücher veröffentlicht. Sein vierter Roman, BEVOR ICH VERBRENNE, wurde mit dem Brage-Preis und dem Hunger-Preis, Norwegens bedeutendstem Preis für junge Autoren, ausgezeichnet und in 18 Sprachen übersetzt.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    In der Nähe von Kristiansand geht ein Pyromane um. Einen ganzen Monat hat er nachts heimlich gewütet, Scheunen und zum Schluss sogar bewohnte Gebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt. In der kleinen Gemeinde wächst die Panik. Endlich greift die Polizei ein. Der Pyromane muss gefasst werden, aber es gibt nur wenige Spuren. Am Sonntag, dem 4. Juni 1978, als das erste Haus brennt, wird in der Kirche von Finsland ein Junge getauft. Dieser Junge ist niemand anderer als Gaute Heivoll selbst. Der Autor begibt sich auf die Suche danach, wie sein eigenes Leben mit den dramatischsten Brandstiftungen in der Geschichte Norwegens zusammenhängt. Wer war der junge Mann, der die ruhige Gegend in ein Flammenmeer verwandelte? Warum hat er es getan? Und was verbindet ihn mit dem Jungen, der in jenem Sommer zur Welt kam? Mit leiser Dramatik, die unter die Haut geht, zeichnet Heivoll das bezwingende Portrait eines Getriebenen und fragt, wie viel Gewalt in jedem von uns steckt.


    Meine Meinung


    Er ist gefasst! Die Neuigkeit dass der Brandstifter von der Polizei ausfindig gemacht und festgenommen werden konnte verbreitet sich in der Kleinstadt rasend schnell. Die Meldung wirkt für die Bewohner beruhigend wie ein Valium und die Anspannung die sie seit Tagen nicht mehr losgelassen hat weicht einer merkwürdigen Ruhe. Die bleierne Müdigkeit die sie eben noch ignoriert haben schleicht sich in die Glieder und die Menschen gehen schlafen. Das erste Mal seit Wochen ohne Angst...


    Dieser Roman des jungen Norwegers Gaute Heivoll entfaltet mit seiner ruhigen und gelassenen Erzählweise eine ganz seltsame und beklemmende Stimmung. Er schafft ein Spannungsfeld das von unterschwelliger Dramatik und dem Gefühl vom unwiederbringlichen Verlust von Hab und Gut geprägt ist. Von Beginn weg lullt er den Leser mit seiner sonoren, gleichmässig fliessenden Sprache ein, ganz gefasst und mit dieser ureigenen nordischen Gelassenheit erzählt er von den Bränden die sich innert kürzester Zeit ereignen, die die Menschen bis tief ins Mark erschüttern und ihnen die alltägliche vertraute Sicherheit nehmen. Schwarze Brandruinen am Tag nach den Feuerbrünsten stehen als Mahnmal dafür dass sich etwas Unbekanntes ins Dorfleben geschlichen hat, etwas das nicht fassbar ist. Als wäre der Himmel zusammengefallen kehrt Stille ein und Misstrauen befällt die Bewohner der kleinen Stadt.


    Aus diesem Roman hätte man ohne Probleme einen actionreichen Krimi oder Thriller mit viel Rambazamba machen können. Der Autor macht aber etwas ganz anderes aus diesem Stoff, mit stoischer Ruhe demaskiert er den Pyromanen sehr früh und stellt ihn und seinen Charakter, seinen Werdegang ins Zentrum der Handlung. Weshalb wird aus einem Menschen ein Verbrecher? Was treibt ihn an und weshalb kann er nicht mehr aufhören? Der Autor Gaute Heivoll verbindet seine eigene Lebensgeschichte mit diesen Bränden und lässt den Leser zwischen den beiden Welten hin und her taumeln. Die Gedanken verschwommen und undeutlich, gleichzeitig aber sonderbar klar. Eigentlich charakterisiert diese Klarheit einen Menschen der vom rechten Weg abgekommen ist und neben sich selbst steht. Wer ist es aber den wir sehen wenn wir uns selbst betrachten?


    Das Ende des Buches lässt mich einigermassen konsterniert zurück. Was will der Autor mit diesem Schluss sagen? Gibt es überhaupt eine Botschaft die er vermitteln will? Ich kann auch mit der Distanz von ein paar Tagen zum Leseschluss nichts finden was ich verwerten soll. Ein seltsames Buch das ich fünfzig Seiten vor dem Ende mit 9 Punkten bewertet hätte, ausgelesen nun aber nur noch mit 7 Punkten. Dieser Roman wird gewiss seine Liebhaber und begeisterte Leser finden aber auch etliche Leser die wie ich den Sinn suchen und ausser der gut geschriebenen bedrückenden Atmosphäre nichts weiter zählbares finden werden.


    Edit: Mein erstes Buch das ich auf dem Kindle gelesen und rezensiert habe. :-)

  • Eine sehr interessante Buchvorstellung. Herzlichen Dank dafür. Deine Rezi macht wirklich neugierig auf dieses Buch. Ich werde es dann gleich einmal auf meine Wunschliste setzen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.