'Das Lied des Achill' faßt den Troja-Mythos in einen unterhaltsamen Roman, zentriert auf Achill, erzählt aus der Perspektive von Patroklos, der in dieser Interpretation als Liebhaber des halbgöttlichen Kriegers erscheint.
Patroklos, Prinz in einem entfernten Königreich, ist eine Enttäuschung für seinen Vater, denn er ist kleiner, schwächlicher und weniger wehrhaft als andere Jungen. Dennoch nimmt sein Vater ihn mit zur Brautschau der schönen Helena, bei der diese aus der Menge der Bewerber einen Ehemann erwählen soll, und Patroklos, der noch ein Kind ist, soll sich in diese einreihen.
Als es beinahe zum Kampf um ihre Gunst kommt, schlägt Odysseus vor, einen Pakt zu schwören, dass alle abgewiesenen Bewerber den einen, den sie erwählt, unterstützen sollen. So geschieht es, sie wählt den König Menelaos, und die Sache ist für viele Jahre vergessen. Patroklos, der bei einem Unfall einen anderen Jungen tötet, wird verbannt und gelangt an den Hof von Achills Vater, wo er mit anderen Jungen zu einem Krieger herangezogen werden soll. Doch Kampf ist nicht seine Sache. Dafür weckt er das Interesse des Kronprinzen Achilles, der vom König mit der Nymphe Thetis gezeugt wurde, und um dessen Gunst alle buhlen. Achill erwählt nun ausgerechnet den schwächlichen Patroklos zu seinem Gefährten, und fortan sind sie untrennlich. Gemeinsam durchlaufen sie ihre Ausbildung, und gemeinsam ziehen sie auch in den trojanischen Krieg, als der trojanische Prinz Paris die schöne Helena aus Menelaos' Haus entführt und sein Bruder Agamemnon alle griechischen Herrscher unter dem Vorwand mobilisiert, die Schande zu sühnen und Helena zurückzuerobern.
Patroklos zieht selbst nicht in die Schlacht, sondern macht sich im Lager als Wundarzt nützlich und hütet Achills Zelt. Achill erlangt unsterblichen Ruhm in den Schlachten vor Trojas Toren, vermeidet jedoch die Konfrontation mit dem unbesiegbar scheinenden Prinzen Hektor, Paris' Bruder, denn es gibt eine Weissagung, dass er fallen wird, wenn Hektor tot ist. Der Rest der Geschichte folgt in den Grundzügen ebenfalls der Illias - Agamemnon beansprucht das Mädchen Briseis, Achilles Ehrengabe, für sich. (Wobei Achill in diese nicht verliebt ist, sondern sie nur zu sich nimmt, um sie vor den groben Soldaten zu beschützen - vor allem gedrängt durch Patroklos, der ein weiches Herz hat). Achill, tödlich beleidigt, weigert sich, zu kämpfen. Die Griechen erleiden schwere Verluste und betteln Achill an, doch wieder ins Feld zu ziehen. Schließlich überredet Patroklos ihn, ihn in seiner Rüstung mit den Myrmidonen ziehen zu lassen, wegen der moralischen Wirkung. Einmal in der Schlacht, erliegt Patroklos jedoch dem Rausch der Jagd, hält sich nicht an sein Versprechen, sich aus den Kampfeshandlungen herauszuhalten, und wird von Hektor getötet, der ihn für Achill hält. Achill schwört Rache, erschlägt Hektor, schändet seinen Leib... der Rest ist Geschichte.
Ich habe den Roman beim Lesen gemocht, und die zarte Liebesbeziehung zwischen Patrokolos und Achill hat ihren Reiz, auch wenn die historische Vorlage an einigen Stellen mit dem groben Hammer zurechtgebogen werden musste, um in diese Interpretation zu passen
Ich hatte den Eindruck, dass die Schilderung der Charaktere stark inspiriert ist von Wolfgang Petersens Verfilmung 'Troy' mit Brad Pitt als strahlendem Achill, und Eric Bana als Hektor. Was der Geschichte aber keinen Abbruch tut. Auf alle Fälle die unterhaltsame und durchaus spannende Nacherzählung des Homer-Epos, mit etwas künstlerischer Freiheit an der einen oder anderen Stelle.
Das Buch ist kein schwergewichtiger historischer Roman, dafür geht es zu wenig in die Tiefe und in die Atmosphäre; der Schwerpunkt liegt hier auf der Charakterzeichnung und der Interaktion zwischen den beiden Gefährten, sowie Patroklos' Gefühlswelt, der als Ich-Erzähler auftritt.
Dennoch durchaus lesenswerte, leichte Lektüre.
ASIN/ISBN: 3961610827 |