Der Autor: "In all of nature, there is no sound more pleasing than that of a hungry animal at its feed. Unless you are the food."
Edward Abbey
Edward Abbey war vieles, vor allem aber war er als Philosoph und Schriftsteller eine der wichtigsten literarischen Stimmen Amerikas aller Zeiten. Er lebte und schrieb konsequent seinen amerikanischen Traum, er war die ehrliche Verkörperung all dessen, wofür er in seinen Büchern und anderen Schriften eintrat.
Vor allem sein Vater, Paul Revere Abbey, hatte einen großen Einfluss auf Edwards spätere Lebensphilosophie, war er doch Atheist und Anarchist, und gerade letzteres spielte in all seinen Facetten eine nicht unbeträchtliche Rolle in Abbeys späterem Schaffen.
"Anarchism is founded on the observation that since few men are wise enough to rule themselves, even fewer are wise enough to rule others.!"Edward Abbey
Das Buch: Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts endete die Ära des Wilden Westens….
… doch irgendjemand hat vergessen das diesen vier Typen zu sagen:
Seldom Seen Smith, Veranstalter von Wildwasser- und Canyontouren, mehrfach beweibter Mormone und verträumter Naturfreund…
Doc Sarvis und Bonnie Abbzug, tagsüber ein Arzt mit seiner Muse, nachts Zerstörer die Natur verschandelnder Reklametafeln….
George W. Hayduke III, Vietnamveteran und ehemaliger Green Beret mit einer Vorliebe für Bier, Gras und Sprengstoff…
… sie alle treffen sich eher zufällig und stellen dabei recht schnell fest, das sie in einem Punkt einer Meinung sind: Die Zerstörung der Natur durch den Menschen hat ein kritisches Ausmaß erreicht und muß, wenn nicht gestoppt, so doch verlangsamt werden. Und was wäre amerikanischer als das eine kleine Truppe von willigen und fähigen Personen loszieht und das richtige tut? Also machen sie kaputt was die Erde kaputtmacht: Sie sabotieren Baumaschinen, Stromleitungen und sogar eine Zubringerbahn….
… doch ihr größtes Ziel ist „Der Damm“!
Meine Rezension: „Der Held kommt immer über die Ebene…….“ (Fernau/Disteln für Hagen), vor allem in Western(„Man was created to complete the horse.“) Und nicht nur Helden, praktisch jeder kommt erst mal über die Ebene, durch Wüste und Prärie sucht ein jeder Zuflucht in den Städten der Zivilisation. Nur wenige gehen den umgekehrten Weg, wieder hinaus in die Wildnis, in die Einsamkeit und Freiheit, um die unberührte Schönheit der Natur zu erfahren.
„Und wenn wir die ganze Welt durchreisen, um das schöne zu finden: Wir mögen es in uns tragen, sonst finden wir es nicht!“ (R.W Emerson, 1803 – 1882)
Unsere vier Helden tragen die Schönheit in sich, und sie sehen die Schönheit der Natur in Gefahr, und versuchen diese wieder herzustellen, indem sie alles zerstören oder funktionsuntüchtig machen was die Natur zerstört.
„…Rebellion for a good cause is self-justifying – a good in itself. Rebellion transforms slaves into human beings, if only for an hour!” Edward Abbey.
Vordergründig mag man dieses Buch als Abenteuerroman eines naturverbundenen Idealisten beschreiben, doch was Edward Abbey und hier vorlegt ist sehr viel mehr als das, vor allem durch die Fragen die er hier stellt, an uns als Leser und alle, die sich für mehr interessieren als sich selbst. Natürlich sind Abbeys Ideen recht radikal, aber gerade heute sind die Probleme, gegen welche schon die Monkey Wrench Gang zu Felde zog das auch, und – etwas das diesen Roman möglicherweise aktueller macht als zum Zeitpunkt seines Erscheinens – erfordern radikale Lösungen. Abbeys Roman bekommt hier etwas zeitloses, weit über die Relevanz von Genreliteratur hinaus.
„The function of an ideal is not to be realized but, like that of the north star, to serve as a guiding point” Edward Abbey
Edward Abbeys Prosa wechselt in diesem Roman immer wieder zwischen der reinen Schilderung der zuweilen sehr turbulenten Handlung, großartigen witzigen Dialogen und – ohne dabei seinen Erzählstil zu durchbrechen – der Beobachtung von oft scheinbar banalen Naturereignissen, wie zB einem Sonnenaufgang. Er vermeidet es seine Schilderungen hier romantisch zu überhöhen, es gelingt ihm einfach die Schönheit in der Schilderung von Tatsachen zu beschreiben.
Abbeys Schreibstil: Locker erzählend, pointiert, ohne dabei jemals ins banale abzugleiten. Als Leser ist man sofort nicht nur dabei, man ist Teil der Handlung, ein (für die Protagonisten) unsichtbarer Beobachter der Geschehnisse, welcher alle Sinneseindrücke mit der Gang teilt.
Die vier Gangmitglieder bilden eine Einheit von verschiedenen Charakteren, von denen jeder einzelne seine Berechtigung hat, jeder tritt immer wieder in den Vordergrund, ohne jedoch dauerhaft zu dominieren oder die anderen zu verdrängen.
Ich kann mich an kaum ein Buch in meiner gesamten Lesekarriere erinnern das mich so dermaßen nicht nur beim Lesen sondern nachhaltig so absolut zu begeistern vermochte! Schon nach einem Drittel gehörte es zu meinen „All time favorites“, nach der Hälfte hatte ich bereits einen nicht unbeträchtlichen Teil von Abbeys Werk bestellt (und mittlerweile auch gekauft). „The Monkey Wrench Gang“ ist ein großes, ein bleibendes Werk der amerikanischen Literatur, zusammen mit Emerson, Thoreau und Twain! Diese vier Autoren sind zusammen selber eine literarische „Monkey Wrench Gang“!