'Solang die Welt noch schläft' - Seiten 001 - 156

  • Ich habe jetzt gestern Abend endlich noch mit dem Buch anfangen können und das erste Kapitel gelesen.
    Der Schreibstil von Petra hat mich sofort wieder gefesselt und in seinen Bann gezogen.
    Die Gefängnisszene war sehr gut beschrieben ( danke auch für den Link, beo ) und ich habe mich richtig gefreut, dass sich Josefine gegen Adele zur Wehr gesetzt hat.


    Ich freu mich schon aufs Weiterlesen. :-]


    Das Buch ist ja wirklich sehr schön gestaltet, toll finde ich die Bilder und auch die aufgedruckten Zitate. Man kann es fast nicht glauben, was da damals so zum Thema Frauen und Radfahren veröffentlicht wurde........... ;-)

  • Spannend ist, dass die Geschichte im Gefängnis beginnt. Ja im vorvorigen Jahrhundert war für Frauen noch vieles schwieriger als heute. Obwohl man es nicht glauben sollte, dass selbst das Fahrradfahren verurteilt wurde. Und es interessant, das zu erfahren. Dass jemand der ein Fahrrad gestohlen hat eine derartig massive Strafe bekommt ist für mein Rechtsempfinden nicht nachvollziehbar. Schlimm, dass es so gewesen ist. Das Leben in der damaligen Zeit wird gut beschrieben. Frau sein Mutter sein, versorgt sein, um es mal kurz zusammenzufassen. Die arme Jo tut mir leid und ich hoffe, sie bekommt noch eine Chance, um etwas aus ihrem Leben und ihrer Begabung zu machen. Aber der Jahrhundertwind weht ….ich bin neugierig wie es weitergeht. :wave

  • Liebe Rosenstolz,


    zuerst einmal: Ich habe mich riesig gefreut, dich bei der Lesung in Schorndorf zu sehen! Bist ne ganz ganz Nette ;-)))))))))))))))


    Nun zu Jo und ihren Eltern: Ich glaube, für damalige Zeiten waren die gar nicht so schrecklich, wie sie uns heute anmuten. Aber das Konzept "Liebende Eltern, die für ihre lieben Kleinen sorgen" ist erst zur damaligen Zeit entstanden. Vor allem in der Biedermeierzeit wurde die gute heile Welt sehr hochgehalten. Aber bis dorthin waren Kinder vor allem dazu da, um ihren Eltern Arbeit abzunehmen und sie später im Alter zu versorgen.
    Bei Jo kommt natürlich noch dazu, dass die Eltern sie für den Tod des geliebten Sohnes verantwortlich machen. Einen Sündenbock zu haben ist ja sooo angenehm ...


    Liebe Grüße und viel Spaß beim Weiterlesen!


    Petra

  • Huch, da werd ich ja ganz rot.
    Aber ich gebe das Kompiment gerne an dich zurück. :blume


    Jos Eltern - ja, das mit der Schuldzuweisung ist sicher der ausschlaggebende Grund, weshalb sie nun noch extremer reagieren. Immerhin dürfen die beiden Schwestern ja auch arbeiten gehen.
    Auf jeden Fall bin ich froh, dass Jo ihr doch überwiegend positiv gestimmtes Gemüt, zumindest bis jetzt, nicht verloren hat. Sie findet immer wieder etwas, was sie aufbaut..........

  • Liebe Chiclana,


    mir hat die Lesung in Waiblingen auch gefallen. Ist einfach ein ganz tolles Buchhändler-Team und jedesmal auch ein ebenso tolles fröhliches Publikum!
    Dass du dich zu erkennen gegeben hast, hat mich sehr gefreut. Wie oft heißt es, das Internet wäre ein Plastik- oder Scheinwelt - aber wir bei den Büchereulen oder auch die Fanfreunde in meinem Literarischen Salon strafen solche Reden Lügen! Denn wir schätzen den persönlichen Kontakt, ja, wir suchen ihn sogar. Und wenn ich dann weiß, welcher liebe Mensch sich hinter einem Pseudonym verbirgt, macht alles noch viel mehr Spaß ...


    Viel Spaß beim Weiterlesen wünscht dir Petra (du hast ja jetzt auch ein Gesicht zu dem Namen, gell?!)

  • Liebe Chiclana,


    du hast recht: Die Gästeschar bei meinen Lesungen setzt sich aus ganz jung über mittelreif bis sehr lange jung geblieben zusammen. Natürlich freut's mich immer ganz besonders, wenn eine 92jährige Dame sich von ihrem Neffen hat begleiten lassen und sie ganz aufgeregt ist, weil sie "die Autorin jetz' amol kennelernt!". Und wenn ganz junge Mädchen kommen, manchmal sind's sogar erst Dreizehnjährige, die vor Aufregung Piepsstimmen bekommen, dann freut mich das auch riesig. Denn es zeigt, dass meine Bücher von allen Altersklassen gelesen werden und nicht speziell für eine "Zielgruppe" geschrieben sind. Dass in Waiblingen mehr ältere Herrschaften waren, ist mir ehrlich gesagt gar nicht so aufgefallen, vielleicht war ich zu beschäftigt ...;-)


    Ein schönes Wochenende wünscht Petra

  • So, jetzt zurück zur eigentlich Leserunde. :grin


    Ich habe gerade den ersten Abschnitt beendet und werde nachher gleich weiter lesen. Die Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen und ich muss ganz dringend wissen, wie es mit Jo weitergeht.


    Die Beschreibungen der Radtouren gefallen mir sehr, da bekomme ich richtig Lust, das Fahrrad wieder aus dem Keller zu holen und eine Runde zu drehen. Schade, dass der Wetterbericht für die nächsten Tage nicht gerade berauschend ist.

  • :wave Hallo! Schön, dass die Leserunde noch voll im Gange ist! Ich finde, du (Petra) hast neben einer interessanten Zeit (nachdem ich mich an Mittelalterromanen abgelesen habe, lese ich mittlerweile sehr gern Bücher um die Jahrhundertwende) ein ganz interessantes Thema gewählt! Und mit Jo auch eine untypische Protagonistin geschaffen! Genau meine Lese-Wellenlänge! :-]


    Zitat

    Original von Petra Du-Be
    Doch je länger ich am Schreiben war, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass es dem Buch gut tun würde, wenn ich wieder einmal mit einem Rückblick arbeite.


    Meiner Meinung nach hast du da die absolut richtige Entscheidung getroffen! Es fängt wirklich sehr überraschend an und man ist sofort mitten im Buch. Einige Befürchtungen hatte ich anfangs, dass es sich jetzt ewig zieht, bis wir an der Anfangsstelle des Buches sind, aber da bereits mit dem Ende des Abschnitts die komplette Vorgeschichte erzählt wird, waren die vollkommen unbegründet! Diese "Vorgeschichte", in der sehr viel passiert, ist sehr dicht und kompakt erzählt und ist so äußerst kurzweilig und spannend! Gefällt mir sehr gut!


    Entsetzt war ich über das Strafmaß! :yikes Dreieinhalb Jahre Knast für eine Minderjährige wegen Diebstahls! Das fand ich enorm heftig! Ist das irgendwie verbürgt oder schriftstellerische Phantasie? Ich denke aber nicht, dass unsere Protagonistin so lange im Gefängnis schmorren muss.


    Zitat

    Original von Rosenstolz
    Das Buch ist ja wirklich sehr schön gestaltet, toll finde ich die Bilder und auch die aufgedruckten Zitate.


    Dem kann ich nur zustimmen! Gerade durch die Zitate bekommt man sofort ein Gespür für die damalige Atmosphäre und die Abbildungen verdeutlichen vieles besser! Kaum zu glauben, dass vor 120 Jahren noch solche Ansichten vorherrschten!


    Die Sache mit Jos Bruder fand ich heftig und sie macht sich meiner Meinung nach relativ wenig Gedanken darum. Aber vielleicht wäre das dann für den Roman zu sehr in eine falsche Richtung gegangen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    :wave Hallo! Schön, dass die Leserunde noch voll im Gange ist! Ich finde, du (Petra) hast neben einer interessanten Zeit (nachdem ich mich an Mittelalterromanen abgelesen habe, lese ich mittlerweile sehr gern Bücher um die Jahrhundertwende) ein ganz interessantes Thema gewählt! Und mit Jo auch eine untypische Protagonistin geschaffen! Genau meine Lese-Wellenlänge! :-]


    :write
    Ja, die Zeit und auch das Thema Radfahren sind wirklich mal was wunderbar anderes! :-)

  • So eigentlich hatte ich mich nicht zur Leserunde angemeldet aber nachdem ich das Buch nun geschenkt bekommen habe möchte ich doch auch ein paar Eindrücke loswerden.


    Mit dem Einfinden in die Handlung hatte ich so meine Probleme auch nachdem man das ganze ausmaß von Jo's Geschichte dann erfahren hat. Auch den Aufenthalt in Schömberg fand ich nicht schlecht. Nur was ich immer wieder Schade finde ist wenn Schwäbische Ausdrücke sich einfinden wo sie nicht hinpassen. Denn Jo kauft garantiert keine Schuhbändel sondern eher Schnürsenkel. Denn die Schuhbändel sind Urschwäbisch und so ein Wort kennt eine Berlinerin nicht.
    Ansonsten habe ich den Abschnitt gerne gelesen und bin auch schon beim 2. Mittendrin.

  • Liebe Juliane,


    besser spät als nie, so heißt es doch, oder? Herzlich willkommen in der Leserunde. Deinen Hinweis mit den Schnürsenkeln gebe ich gern an meine Berliner und Wuppertaler Lektorinnen weiter. Die haben sich nämlich an den Bändeln nicht gestört ;-))


    Liebe Grüßle sendet Petra

  • :wave


    Die Leserunde hier, und Tabaluga (auch Mitleserin der Runde) haben mich animiert zu diesem Buch zu greifen.


    Was für ein tolles Leseerlebnis. Fasziniert habe ich die vielen Anzeigen zu den Fahrrädern und den Errungenschaften der Technik studiert.


    Das unterkühlte Verhältnis von Jo zu ihren Eltern hat mich auch schockiert. Aber ich kann mir gut vorstellen, wie einfach es für diese war einfach einen Sündenbock zu haben. Die Ausbeutung der Kinder durch die Eltern ist mir schon einige Male auch anderswo begegnet. Jo jammert ja auch nicht darüber, das fand ich imponierend.


    Dieser fiese Industrielle - ja - erst anfüttern und dann soetwas. Klar, war das Diebstahl, wenn man es so darstellt, aber eigentlich war das doch nur ein verunglückter Leihvorgang - und so hatte er den schädlichen Einfluss von seiner Tochter ferngehalten - na toll.


    Ich fürchtete auch , wie noch jemand hier, dass es dann doch zuuu lange in den Rückblick gehen könnte und war dann sehr angenehm überrascht, dass der dann zu Ende war. Damit konnte es endlich aufwärts gehen für Jo. Isabell war eine einzige Enttäuschung, obwohl nachvollziehbar.


    Claras Willkommen Zurück und ihre neue Lebenssituation sind so glaubhaft. Wie sehr sie sich selbst belügt - sie, die immer lernen wollte, wird einfach abgeschoben in den Haushalt - dieser Fiesling - der wird schon noch fieser werden, davon bin ich überzeugt - und die arme Clara kriegt es gar nicht mit - da erkenne ich mich erschrocken wieder.


    Ich bin fasziniert, wie die Frauen um ihr Recht kämpfen und wie glaubhaft die einzelnen Strömungen für und wieder das Radfahren sich hier spiegeln.


    und muss nun dringend weiterlesen

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • Das Buch beschäftigt mich auch nachhaltiger als ich das anfangs gedacht.
    Zufällig habe ich gestern im dritten Programm einen kleinen Bericht über eine Pionierin des Frauenfußballs gesehen.
    Auch dort wurde den Frauen, die diesen Sport ausübten, nachgesagt, Fußballl sei ungesund und unterbinde die weibliche Anmut. Sie Zurschaustellung des Körpers sei unschicklich. Obwohl es verboten wurde, wurde der Sport ausgeübt und diese Dame spielte in der inoffiziellen Nationalmannschaft, die 1956 sogar ein Spiel gegen die Niederlande (!) gewann.
    Das hat mich doch sehr an Jo und ihre Freundinnen erinnert.
    Diese Frau nahm um zum Training zu kommen einen einfachen Weg von etwa 2 Stunden in Kauf. Ihre Mutter unterstützte sie, vor allem, wenn die Jungs klingelten une noch einen guten Spieler suchten. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Dazu noch eine kleine Info von mir:


    Der DFB verbot den Damenfußball 1955 mit der Begründung, er schade Körper UND! Seele der Damen und sei unschicklich.
    Dass die Frauen zehn Jahre zuvor die Trümmer vom Krieg wegräumen durften, war allem Anschein nach nicht unschicklich ...
    Was für eine Doppelmoral!
    Das Fußballverbot wurde übrigens erst 1976 aufgehoben ...


    Alles noch gar nich so lange her, kann man da nur sagen.


    Liebe Grüße sendet eure Petra

  • Zum Thema Frauenfußball gab es letztes Jahr aus aktuellem Anlaß :-] einige sehr interessante Fernsehbeiträge, gerade auch über die bewegte Geschichte. Auch die "Profifußballerinnen" heute, die meistens "nebenbei" einen Brotwerb haben (müssen), sind im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen deutlich schlechter gestellt (Bezahlung, Ausstattung, Team ...) Schade, da muss sich noch viel ändern! Manche Männer wollen ihre Pfründe wirklich um jeden Preis behalten!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Jetzt hole ich das doch mal hoch; das Buch habe ich heute begonnen zu lesen. Bin noch nicht sehr weit (Seite 34), aber ich empfinde es als extrem deprimierend. Bleibt die "Stimmung" noch lange so?


    Und eine Frage an die historisch mehr bewanderten, als ich es bin: sind die geschilderten Verhältnisse und Einstellungen typisch für die damalige Zeit oder typisch für das damalige Deutschland? Mein vorletztes Buch spielte zwanzig Jahre später, und wie ich aus den Äußerungen der Autorin schloß, gab es damals (um 1912) zumindest mental und stimmungsmäßig deutliche Unterschiede zwischen Deutschland und England.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Schade, dass du das Buch als extrem deprimierend empfindest.
    Diesen Eindruck hatte ich nun gar nicht.
    Natürlich ist es kein einfaches Leben, welches hier beschrieben wird. Aber es gibt doch auch immer wieder Highlights und schöne Momente, nette Menschen und Erlebnisse.
    Ich bin gespannt, wie deine Entscheidung ausfallen wird: ob du weiterliest oder abbrichst. :wave