Titel: Gut gelaufen, Thisbe! – Ida Obersteyns Tagebuch 2011
Autor: Monika Kubach
Verlag: BoD
ISBN: 9783844818918
Seiten: 168
Preis: 10,50 €
Klappentext
Eine Satire für Freunde, Bekannte und Neugierige.
Das fiktive Tagebuch einer Mutter von sechs Kindern, die anscheinend in einer Amateur-Langzeitstudie beweisen möchte, dass Kinder auch ohne Erziehung wachsen, wenn man sie regelmäßig und ausreichend mit Tiefkühlpizza füttert. Wer nach dem Niveau dieses Buchs suchen möchte, dem empfehle ich den Keller. Presslufthammer und Schaufel nicht vergessen!
Aus einem Interview mit Ida Obersteyn vom 13.2.2012:
„(…) Als Mutter von sechs Kindern bin ich natürlich automatisch eine Multitasking-Expertin. Anders könnte man eine so große Familie auch gar nicht so erfolgreich managen. Ich kann zum Beispiel gleichzeitig die Spülmaschine laufen lassen, mit einer Freundin telefonieren, auf ein Paket warten, die Wäsche trocknen, die Fertigpizza im Ofen backen, unsere große Tochter beim Putzen beaufsichtigen und den Zwillingen über die Köpfchen streichen, wenn sie an mir vorbeirennen. Mein Mann kann immer nur eine Sache auf einmal. Männer sind eben vom Mars und wir Frauen vom Vesuv. (…)“
Über die Autorin (Von der Autorin selbst verfasst)
Monika Kubach wurde 1970 heimlich unters Volk gemischt. Nach vielen mit einem Beruf vergeudeten Jahren beschloss sie 2006, ihre merkwürdigen Gedankengänge, mit denen sie bisher nur ihren Ehemann (dem dieses Buch insgeheim gewidmet ist) fast in den Wahnsinn getrieben und ihre Freunde auf Abstand gehalten hatte, zu Papier zu bringen. Man sagt zwar, dass das zweite Buch das schwerste sei, aber in diesem Fall ist das hier vorliegende Buch das zweite, da das erste zu schwer war, um zu Ende geschrieben zu werden.
Monika Kubach ist außerdem die Mitbegründerin der neuen Trendsportart Nordic Cocooning, bei der man sich in eine Baumwolldecke aus einem schwedischen Möbelhaus wickelt, eine Stearinkerze aus Dänemark anzündet, einen Tee aus finnischem Preiselbeerpulver, heißem Wasser und Zucker trinkt und dazu einen Norwegerpullover strickt. Fortgeschrittene schauen dabei noch nebenher eine TV-Doku über Grönland. (Sportmediziner bestätigten bei einem von ihr bezahlten Mittagessen, dass keine andere Sofasportart die Fingermuskulatur so intensiv trainiert wie Nordic Cocooning.)
Meine Meinung
Im Klappentext des Buches steht: „Eine Satire für Freunde, Bekannte und Neugierige.“ Ich bin weder ein Freund noch ein Bekannter der Autorin, sondern einer von den Neugierigen. Dazu wurde ich durch einige sehr erfrischende Beiträge von Monika Kubach im Forum des BoD-Verlages und vor allem durch die Leseprobe. Also habe ich das Buch bestellt. Und, soviel sei verraten, ich hab es nicht bereut.
In „Gut gelaufen, Thisbe!“ bekommt der geneigte Leser quasi aus erster Hand 365 Tage im Leben der Ida Obersteyn (eine Frau, die man wohl lieber nicht in seinem Bekanntenkreis hat) geschildert, nämlich in Form ihres Tagebuches 2011.
Ida Obersteyn ist Mutter von sechs Kindern und, etwas verkürzt gesagt, dummfrech, ignorant, arbeitsscheu und gefräßig; ein ganz leichter *hüstel* Stich ins Asoziale wird hier und da erkennbar. Und so haut sie verbal meist ordentlich drauf, wenn sie ihrem Ärger mit der eigenen Brut, dem auffallend häufig abwesenden Gatten oder der ätzenden Nachbarin im Tagebuch Luft macht. Aber auch das politische Tagesgeschehen kommentiert sie immer wieder gerne. Egal ob EHEC, Super-GAU in Japan oder Nahost-Konflikt – Ida hat selbstverständlich zu allem eine Meinung, wobei ihr im Allgemeinen ein paar im RTL-Mittagsmagazin aufgeschnappte Info-Brocken zur fundierten Meinungsbildung genügen. (Manchmal sind ihre politischen Bemerkungen allerdings doch ziemlich bissig-satirisch und gar nicht dümmlich, was nicht so ganz ins Gesamtbild dieser Figur passt. Aber das ist nur eine Randnotiz; es tut dem Lesespaß keinen Abbruch.)
Insgesamt ist das alles sehr flott geschrieben und mit einigen schönen Running Gags garniert. Ich hatte viel Spaß bei der Lektüre (ein paar dreckig-fiese Lacher eingeschlossen). Besonders amüsant und originell fand ich den Tagebucheintrag vom 28.09.2011. Es geht darin um eine ungewöhnliche Séance im Hause der Obersteyns, aber ich werde hier natürlich nichts weiter verraten. Wer’s genau wissen will, muss sich schon das Buch kaufen, was ich übrigens mit gutem Gewissen empfehlen kann, denn es ist einfach witzig und unterhaltsam!
Ich mach mir jetzt erst mal ’ne Tiefkühlpizza …