Memento – Die Überlebenden
Julianna Baggott
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Pure
Übersetzer: Axel Merz
ISBN: 978-3833901133
Baumhaus
461 Seiten, 16,99 Euro
Über die Autorin: Die Bestsellerautorin Julianna Baggott schreibt ebenfalls unter dem Pseudonym Bridget Asher und N.E. Bode. Sie hat in den letzten zehn Jahren sechzehn Bücher veröffentlicht, vier davon sind bereits in deutscher Sprache erschienen. Insgesamt gibt es neununddreißig fremdsprachige Ausgaben ihrer Titel und ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet. Neben ihrem Beruf als Schriftstellerin ist sie auch Dozentin für kreatives Schreiben an der Universität Florida. Julianna lebt mit Mann und vier Kindern in Florida.
Klappentext: Die Welt wurde von Bomben in Schutt und Asche gelegt. Während die Bewohner des Kapitols sicher unter ihrer Kuppel leben, müssen sich die Überlebenden in der zertrümmerten Stadt jeden Tag aufs Neue durchschlagen. Nahrungsmittel sind knapp, noch immer hängt Asche in der Luft, die in die Lungen dringt und das Atmen schwer macht. Es gibt keine Elektrizität mehr, keine Schulen, keine Geschäfte, nichts. Das höchste Gut der Überlebenden sind ihre Erinnerungen an die Zeit davor, die Zeit vor der Explosion. Erinnerungen zu teilen ist ein Freundschaftsbeweis.
Pressia ist gerade sechzehn geworden und befindet sich auf der Flucht vor dem Militär. Sie soll eingezogen werden, doch sie will nicht für das grausame Militärregime arbeiten, das Angst und Schrecken in der Stadt verbreitet. Als sie Bradwell trifft, scheint das zunächst ihre Rettung zu sein. Er kennt den Untergrund und hilft ihr unterzutauchen. Doch dann wird sie erwischt.
Meine Meinung: Bei dieser Dystopie war ich bis zur Mitte des Buches so begeistert, dass ich schon dachte, eines meiner zukünftiges Jahreshighlights vor mir zu haben, doch leider verebbte meine Freude mit jeder weiteren Seite, da sich der Handlungsverlauf zwar immer mehr zuspitzt, dann aber letztlich den Leser und die Protagonisten ohne Perspektive und Struktur zurück lässt.
Zuerst einmal jedoch das Positive: Innerhalb sehr kurzer Zeit ist der Markt so mit Dystopien überschwemmt worden, dass sich Vampire blass vor Neid in ihren Särgen umdrehen können. Leider fallen gute Bücher bei solch einer Masse an Neuerscheinungen kaum auf und so war ich froh, als ich „Memento“ zu lesen begann, dass es sich hier nicht um eine bittersüße Teenie-Romanze vor dem Hintergrund einer schaurig schönen, aber harmlosen untergegangenen Welt handelt.
Julianna Baggott entwirft für ihre Überlebenden eine grausame Lebensfeindliche Umgebung fernab jeglicher gesellschaftlicher Strukturen. Einerseits gibt es eine elitäre Gruppe, die die Zerstörung der Welt unter einer Kuppel, dem Kapitol, überlebt hat, und die sich darauf vorbereitet die Welt zu beherrschen, nachdem die Außenwelt wieder normale Lebensbedingungen bietet und andererseits gibt es die Überlebenden, Menschen, die das Bombardement überstanden haben und die nun in den Trümmern zerstörter Häuser und Keller versuchen, genug Nahrung zu bekommen, um am Leben zu bleiben. Und über allem regnet der Himmel immer noch schwarze lähmende Asche…
Durch eine besondere Zusammensetzung der Bomben sind die Menschen bei der Explosion mit dem zusammengeschmolzen, was in ihrer unmittelbaren Nähe war und so gibt es Mütter, deren Kinder an ihnen festgewachsen sind, andere, wie Pressia, die zurzeit der Explosion ein Kind war, sind mit Gegenständen verschmolzen, die sie gerade in der Hand hatten (Pressia hat statt ihrer Hand einen Puppenkopf) – Überall gibt es grausame entstellte Menschen, die teilweise zu Monstern geworden sind und es herrschen Kannibalismus und Anarchie vor. Das Militär macht Jagd auf Menschen und niemand ist vor ihnen sicher.
Dieser Entwurf gefiel mir sehr gut, und auch die Idee der Handlung, dass nun ausgerechnet ein Junge aus dem Kapitol flieht und auf Pressia trifft, die ihm helfen will, seine Mutter zu finden, hat wenig mit einer verträumten Teenie-Dystopie zu tun. Doch dann verliert die Autorin leider ein wenig das Ziel vor Augen und so habe ich mich nach dem Beenden des Buches ratlos gefragt: „Ja und was jetzt?“ Es fehlen jegliche Perspektiven für die Protagonisten und ihr Handeln ist teilweise nicht gut nachzuvollziehen, außerdem bleibt unklar, ob denn mit der letzten Seite das Ende der Geschichte gekommen ist, oder ob dies der Auftakt einer Serie sein soll, denn das Potential ist auf jeden Fall da.
Mein Fazit: Die Idee ist gut, die Figuren und die Handlung weichen wohltuend von dem üblichen Schema ab, den letzten Szenen jedoch fehlt es an allem, was man sich von einem vernünftigen Ende wünscht und so ist dieses zwar ein wirklich gutes Buch, doch zu meinem Jahreshighlight hat es dann doch nicht gereicht. 8 Eulenpunkte dafür…