Literaturagenten - Teppichhändler der Belletristik

  • Hallo, Buchdoktor.


    Zitat

    hast du es aufgegeben oder ist es inzwischen auf dem Markt?


    Nein, aufgegeben habe ich es nie, gerade weil mich Meller wollte, nachdem ich ihm dieses Manuskript geschickt hatte. Es erscheint demnächst, aber nur als eBook. Aus Spaß.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Magali.


    Dabei geht es aber nicht um "das Buch". "Buch" ist zunächst einmal nichts weiter als eine Kategorie, eine Form von Medium. Wer etwas generell heiligt oder verteufelt, findet sich alsbald als Protagonist eines Glaubenskrieges, den er nicht gewinnen kann. Es gibt beschissene Bücher und gute Bücher, es gibt schlaue Bücher und dumme Bücher. Es gibt Bücher, die irgendwann einem Kanon angehören, das sind oft schlaue und gute Bücher, aber auch nicht immer. Es gibt Bücher, deren Autoren wissen schon beim Schreiben, dass sie in zwei Jahren vergessen sein werden, aber bis dahin hoffentlich wenigstens ein Strohfeuer abfackeln.


    ja, sehe ich auch so.



    Zitat

    Bei der Argumentation für die Buchpreisbindung geht es auch weniger um den Erhalt von literarischer Kultur, sondern um eine wirtschaftliche Kultur. Und darum, Menschen den Zugang zu einem Medium halbwegs zu gewährleisten.


    Das sehe ich nun nicht. Warum soll man Menschen ausgerechnet den Zugang zum Buch halbwegs gewährleisten? Und nicht zu einem Auto? Kleidung? Ferienreisen? Gebissen, Brillen, Prothesen?




    Zitat

    Ich bin ein energischer Gegner davon, etwas zu heiligen, nur weil es aus Text besteht. Leute reden und schreiben viel Unsinn. Einiges davon wird veröffentlicht, weil man zu spät bemerkt, dass das ein Fehler war, oder weil man den in voller Absicht macht.


    Und auch "den Buchmarkt" gibt es so nicht. Es sind ganz unterschiedliche Spiele, die von den Beteiligten da gespielt werden. Meller hat auf eine Spielweise von vielen verwiesen. Man muss nicht mitspielen.


    Ja, auch klar.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Buchdoktor: Aus der Auskunft "da ist fast nichts dabei" stellt sich für mich die Frage, warum. Hat er alle anderen schon unter Vertrag?


    Meine Antwort auf Deine Frage kann nur aus Spekulationen bestehen.
    Mutmaßlich erhält die Agentur Meller Unmengen an unverlangten Manuskripten eingesandt, die nach ihrer Auffassung nichts taugen oder deren Ideen unverkäuflich sind.
    Sieht man sich den Macher, Literaturvermittler Meller selbst an, dann sieht man einen alten Hasen, der es im Geschäft zu etwas gebracht hat und dem man es mit seinen mittlerweile 71 Jahren nicht verdenken kann, dass er sich nur noch die Rosinen herauspickt. Dass zu diesem Literaturzirkus auch ein wenig Show gehört, ist seinen Äußerungen in dem Artikel deutlich anzumerken.
    Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Wer mag sollte einen Blick auf die Webseite der Agentur und unter "Unsere Autoren" werfen. Mir würden spontan ein paar Schriftsteller einfallen, die nicht dort betreut werden und es offensichtlich ohne Meller es zu etwas gebracht haben ;-).

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Wer mag sollte einen Blick auf die Webseite der Agentur und unter "Unsere Autoren" werfen. Mir würden spontan ein paar Schriftsteller einfallen, die nicht dort betreut werden und es offensichtlich ohne Meller es zu etwas gebracht haben ;-).


    Meller ist bei Weitem nicht der einzige Agent im deutschen Sprachraum, und ein großer Teil der von Dir erwähnten Schriftsteller dürfte von einer der anderen Agenturen vertreten werden.

  • Dem Teppichhändler der Belletristik geht es wie dem “Antiquitätenmarder ... “


    Jedes 26.280te Manuskript hat bei M. Meller Erfolg -
    jedenfalls aus durchschnittlich 15 postalischen Sendungen pro Tag an die „Literary Agency" – sie dort persönlich abzugeben ist verboten, auch wenn der Briefkasten der Deutschen Post neben dem Büroeingang hängt.
    Ist der Inhaber dieser Agentur ein literarischer "Großmeister"? Wenigstens hat er von 131.400 Textzusendungen in 24 Jahren 131.395 für untauglich befunden. „Literaturbewertungsparadox“? Die Wahrscheinlichkeit, dass Meller marktfähige Texte durch die Lappen gegangen sind, ist hier groß, eigentlich auch rein menschlich. Seine Beiträge fallen in den Medien sehr unterschiedlich aus. Ausgerechnet bei der Süddeutschen lässt er o. g. Zahlen spielen. Laut M. Merkur 2009 trat er sogar als Helfer und Trainer der Schriftsteller auf.
    O. g. Zahlen dürften für Autoren kaum Ansporn sein, sich bei dieser Agentur zu bewerben. Also ist es ratsam, sich an den „restlichen“ 119 Agenturen zu orientieren oder den Direktkontakt zu Verlagen zu suchen. Andere renommierte Agenturen gehen nämlich davon aus, dass schon jedes dreihundertste Manuskript Erfolg hat. Das ist nicht gerade berauschend, doch aus eigener Erfahrung ist mit Ideen und Ausdauer Erfolg möglich - es muss ja nicht gleich der Nobelpreis winken.
    Das Literaturgeschäft ist schon hart. Pro Jahr gelangen bis zu 100. 000 Buchtitel auf den Markt, 1 Mio. befindet sich im Buchhandel und 1 Mio. Manuskripte vegetiert in Schubfächern dahin.
    Was den Bestseller betrifft, sollte man kritisch sein. In der Regel wird er als Lektüre mit höchster Qualität gesehen, doch zum Schluss ist es nur der Verkaufserfolg – erreicht durch geschicktes Marketing. Mit Bestsellerdenken wird oft wertvolles „Material“ übersehen, das eben nicht zum Mainstream gehört.
    Ein Agenturvertrag kommt er denn zustande, hat mindesten ein Jahr Laufzeit, bezogen auf den jeweils fixierten Arbeitstitel. Schließlich ist es nicht einfach, einen Publikumsverlag zu finden. Mitunter dauert es Jahre, wenn es überhaupt gelingt. Dabei spielt der Name des Autors von vornherein eine große Rolle. Das geben Literaturagenten selten zu. Sie verhandeln am liebsten mit bekannten Größen, wobei die ihr Schäfchen meist im Trocknen haben ...

  • Naja, ohne Zweifel versteht der Mann sein Geschäft und verdient gut damit. Vielleicht tue ich ihm damit Unrecht, jedoch aus meiner Sicht als Leser verkörpert er den risikoaversen Mainstream, sozusagen die personifizierte Thalia-Buchhandlung. Das x-te Buch eines amerikanischen Massenschriftstellers, Promi-Biographien, die Pauschalreise der Wanderhure etc..
    Angesichts der lausigen Verwertungsquote der ihm zugesandten Manuskripte möchte ich gar nicht darüber nachdenken, welche interessanten Werke es nie bis zum Buch schafften, während er gleichzeitig für irgendeine langweilige Biographie einen Verlag fand.