Literaturagenten - Teppichhändler der Belletristik

  • SZ-Artikel über Michael Meller


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    Autoren zu finden ist gar nicht so einfach. Zwar landen täglich zwischen zehn und 20 Manuskripte im Postkasten von Michael Mellers Agentur. "Da ist fast nichts dabei." Gerade mal fünf Manuskripte hat Meller in 24 Jahren aus der Papierflut ziehen können, die am Ende als Bücher gedruckt wurden. "Der bessere Weg sind Empfehlungen, eigene Ideen und hin und wieder auch mal interessante Gespräche auf Partys", sagt Meller.
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  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    SZ-Artikel über Michael Meller


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    Autoren zu finden ist gar nicht so einfach. Zwar landen täglich zwischen zehn und 20 Manuskripte im Postkasten von Michael Mellers Agentur. "Da ist fast nichts dabei." Gerade mal fünf Manuskripte hat Meller in 24 Jahren aus der Papierflut ziehen können, die am Ende als Bücher gedruckt wurden. "Der bessere Weg sind Empfehlungen, eigene Ideen und hin und wieder auch mal interessante Gespräche auf Partys", sagt Meller.
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    Fünf? :yikes Schluck! :yikes Hoffentlich werden es bald sechs sein. ;-)

  • Der Titel des Artikels gefällt mir.


    Über Literaturagenturen gibt es recht häufig Artikel, habe ich den Eindruck. Weshalb? Weil sich so viele für diesen Berufszweig interessieren oder mehr für das, wofür sie stehen: Die Tür zur eigenen Veröffentlichung?


    Ich frage mich nach der Lektüre des Artikels, wie der Agent es schafft, täglich 2-3 Verträge zu schließen, wenn er seine Klienten nur aus Empfehlungen, auf Parties oder im Ausland rekrutiert. Der Mann ist offensichtlich viel am Feiern und ständig unterwegs. :grin


    Und wie 71 sieht er eigentlich schon aus.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Die zwei bis drei Vertraege schliesst er doch nicht mit auf Partys angebaggerten neuen Autoren ab! Darin enthalten sind saemtliche Neu- und Lizenzvertraege fuer den riesigen Autorenstamm, den er bereits vertritt. Ich finde diese Zahl keineswegs verwunderlich.

  • Zitat

    Zitat von Buchdoktor aus der SZ: Autoren zu finden ist gar nicht so einfach. Zwar landen täglich zwischen zehn und 20 Manuskripte im Postkasten von Michael Mellers Agentur. "Da ist fast nichts dabei." Gerade mal fünf Manuskripte hat Meller in 24 Jahren aus der Papierflut ziehen können, die am Ende als Bücher gedruckt wurden. "Der bessere Weg sind Empfehlungen, eigene Ideen und hin und wieder auch mal interessante Gespräche auf Partys", sagt Meller. ...


    Wenn man den zitierten Absatz so stehen lässt, führt er natürlich in die Irre, vor allem diejenigen, die den Artikel nicht gelesen haben. An anderer Stelle heißt es, dass die Agentur pro Tag zwei bis drei Verträge schließe.
    Das dürfte Anlass zur Hoffnung geben, egal für wen ;-).

  • Zitat

    Wobei ein Agenturvertrag nicht zwangsläufig bedeutet, dass auch ein Verlags-Vertrag daraus wird.


    Bei Meller durchaus meistens - ich war dreizehn Jahre bei ihm. Aber es war nicht das Manuskript, mit dem ich mich "beworben" habe, aus dem denn ein Verlagsvertrag wurde. Dafür hat es nach Vertragsabschluss noch ein paar Jahre gebraucht. Ich weiß nicht, wie mich Meller "zählt", aber ich habe mich seinerzeit "unverlangt" beworben, bin unter Vertrag genommen worden und habe dann unermüdlich gearbeitet, bis er zu einem Manuskript sagte: "Das kann ich anbieten." Getan, verkauft. Meller ist einer der "größten" Literaturagenten in Deutschland, was die Umsätze und Verkaufszahlen anbetrifft. Besonders im Lizenzgeschäft ist er sehr gut vertreten. Sein Alter merkt man ihm im Tagesgeschäft übrigens nicht an - allerdings empfinde ich es, nicht nur, weil ich lange Zeit mit ihm verbandelt war, als etwas grenzwertig, sich hier so über sein Aussehen auszulassen (Ihr seid nicht unter "Freunden" bei Facebook!). Was hat das mit seiner Tätigkeit zu tun? Würdet Ihr das mögen, wenn man so mit Euch in öffentlichen Foren verfahren würde?


    Natürlich arbeiten unterschiedliche Agenturen unterschiedlich. Aber die "Quote", da sollte man sich nichts vormachen, ist bei allen äußerst gering. "Mein" Lektor hat mal in einem Interview gesagt, er hätte in sechs Jahren aus ganzen zwei unverlangten Manuskripten Bücher gemacht - bei mehr als tausend "geprüften" Einsendungen pro Jahr. Diese Quote ist übrigens nicht der Tatsache geschuldet, dass diese Leute pausenlos feiern oder sonstwie unterwegs sind, sondern schlicht derjenigen, dass die Einsendungen überwiegend totaler Murks oder für ein breites Publikum uninteressant sind. Letzteres ist der klassische Neckbreaker bei Publikumsverlagen, aber auch bei Agenturen, denn fünfzehn Prozent von allem lohnen sich kaum, wenn 500 Exemplare bei einem Nischenverlag gedruckt werden.

  • Wie herzerwärmend unsympatisch!
    So mag ich meine Unternehmer.


    Warum schreibt er eigentlich nicht gleich auf seine Webseite, daß Manuskripte unerwünscht sind?
    Ich habe auch volles Verständnis dafür, daß er die Risiken gering halten will. Titel, für die andere sich anderswo eingesetzt haben und zum Erfolg geführt, abzusahnen, ist genau die richtige Weg zur Million.
    'Keine Experimemte' ,sagte schon Adenauer.


    Und genau, Beziehungen, networking, das Ohr am Boden haben, wie die alte Rothaut in der Prärie, damit man der erste ist, der die Büffelherde anrenenn hört. That's the sprit.


    Finde ich richtig. Absolut dafür. Bestseller, money, money, das sind die Parolen, das ist die gesunde Einstellung. Alles korrekt.


    Ich würde mir nur wünschen, daß die Leute endlich aufhören würden, vom Buch als Kulturgut zu reden. Es ist keines. Es ist ein Produkt, dessen Erfolg nur an Verkaufszahlen gemessen wird.
    Ey, schwarze Pumps und Vollmilch-Nuß-Schokolade sind auch Bestseller und das seit Generationen.
    Gibt es dafür vielleicht einen Schutzpreis? Nö. Die müssen sich auch durchkämpfen. Ist das fair??
    Eben.
    Weg mit der Buchpreisbindung, weg mit dem Gesülze über Kulturgut. Es lebe der freie Markt und die Macht des Stärksten.


    Am Ende darf auch das rassistische Versatzstück nicht fehlen. 'Arabischer Teppichhändler'.
    Warum kein deutscher Gebrauchwagenhändler? Sind deren Märchen nicht auch farbig genug?



    Sehr guter Artikel!



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Zitat

    Es ist ein Produkt, dessen Erfolg nur an Verkaufszahlen gemessen wird.


    So ist es. Hast Du etwas anderes geglaubt?


    Kultur wird nicht hergestellt, und Kultur ist nicht die Summe aller Dinge, die irgendwie kulturell sind.


    Autoren wenden sich an Literaturagenten, weil sie genau das wollen: Verkaufszahlen. Sie mokieren sich einerseits über den bösen "Mainstream" und wollen andererseits genau dorthin: Im Mainstream mitschwimmen. Agenten helfen dabei, das Seepferdchen zu machen.


    Niemand ist gezwungen, mit solchen Leuten zu arbeiten, gar die eigenen Bücher überhaupt irgendwie zu "verkaufen" - man kann sie auch für Null Euro als Kindle-Edition verklappen. Aber Kultur sind sie dann trotzdem nicht.


    Magali, Dein Schminktischsozialismus ist an dieser Stelle fehl am Platze.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Wenn man den zitierten Absatz so stehen lässt, führt er natürlich in die Irre, vor allem diejenigen, die den Artikel nicht gelesen haben. An anderer Stelle heißt es, dass die Agentur pro Tag zwei bis drei Verträge schließe.
    Das dürfte Anlass zur Hoffnung geben, egal für wen ;-).


    Aus der Auskunft "da ist fast nichts dabei" stellt sich für mich die Frage, warum. Hat er alle anderen schon unter Vertrag?

  • Tom


    Du hast mich mißverstanden. Ich schrieb, daß man aufhören soll, das Buch als besonderes Kulturgut anzupreisen. Ich halte es für einen Widerspruch, Bücher besonders zu schützen und fördern, wenn sie ein Produkt sind, wie andere auch.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo, Buchdoktor.


    Zitat

    Aus der Auskunft "da ist fast nichts dabei" stellt sich für mich die Frage, warum.


    Die Frage würdest Du nicht mehr stellen, hättest Du mal in einer beliebigen Jury irgendeines Literatur-/Schreibwettbewerbs gesessen. Ich kann nur immer wieder - leider - als Beispiel das Superstar-Casting heranziehen. Zehntausende glauben, Gesangstalente zu sein, gar bühnen- und bohlentauglich, aber selbst die Gewinner sind es selten. Hunderttausende schreiben ihre Lebensgeschichten auf und verschicken sie an Verlage und Agenturen. Da mögen sogar einige wenige lesenswerte, also gut geschriebene bei sein, aber schon die zweite Hürde - Massentauglichkeit - nimmt dann kaum noch jemand.


    Übrigens ist das, was Meller schildert, auch bei Verlagen so. Die unverlangt eingesandten Manuskripte, aus denen Bücher werden, sind extrem selten. Neue Autoren kommen über Empfehlungen, indirekte Kontakte oder über Agenturen. Und, natürlich, über Lizenzen.


    Der Rest, der so angeboten wird, ist entweder nicht gut oder als Massenprodukt untauglich. Belletristikverlage aber stellen Massenprodukte her - ein Buch muss sich fünftausend Mal verkaufen, damit es sich wenigstens rechnet. Ab zehn-, zwanzigtausend Exemplaren lohnt es sich.

  • Zitat

    Original von Tom


    Wer tut das?


    Na, hör mal! Es ist mal wieder Buchmesse. Hörst Du die Sonntagsreden nicht? Alles WohltäterInnen der Menschheit, die mit dem Buch das reine Glück in die warmen Stuben bringen, indem sie den menschlcihen Geist fördern.
    Und die hitzigen VerteidigerInnen der Buchpreisbindung? 'Schützenswertes Kulturgut' und dann wird's jedesmal ganz rosa im Raum.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo, Magali.


    Dabei geht es aber nicht um "das Buch". "Buch" ist zunächst einmal nichts weiter als eine Kategorie, eine Form von Medium. Wer etwas generell heiligt oder verteufelt, findet sich alsbald als Protagonist eines Glaubenskrieges, den er nicht gewinnen kann. Es gibt beschissene Bücher und gute Bücher, es gibt schlaue Bücher und dumme Bücher. Es gibt Bücher, die irgendwann einem Kanon angehören, das sind oft schlaue und gute Bücher, aber auch nicht immer. Es gibt Bücher, deren Autoren wissen schon beim Schreiben, dass sie in zwei Jahren vergessen sein werden, aber bis dahin hoffentlich wenigstens ein Strohfeuer abfackeln. Bei der Argumentation für die Buchpreisbindung geht es auch weniger um den Erhalt von literarischer Kultur, sondern um eine wirtschaftliche Kultur. Und darum, Menschen den Zugang zu einem Medium halbwegs zu gewährleisten.


    Ich bin ein energischer Gegner davon, etwas zu heiligen, nur weil es aus Text besteht. Leute reden und schreiben viel Unsinn. Einiges davon wird veröffentlicht, weil man zu spät bemerkt, dass das ein Fehler war, oder weil man den in voller Absicht macht.


    Und auch "den Buchmarkt" gibt es so nicht. Es sind ganz unterschiedliche Spiele, die von den Beteiligten da gespielt werden. Meller hat auf eine Spielweise von vielen verwiesen. Man muss nicht mitspielen.