Schriftsteller und die Armut

  • Zitat

    Original von agu


    Die mühen sich auch nicht mit Kleinverlagen ab.


    Mal jetzt ganz wertfrei und unprovokativ gefragt:
    Wäre es nicht vielleicht möglich, dass viele Autoren sich schlichtweg überschätzen und darum keinen Verlag finden? Sie sind einfach nicht gut genug? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Mal jetzt ganz wertfrei und unprovokativ gefragt:
    Wäre es nicht vielleicht möglich, dass viele Autoren sich schlichtweg überschätzen und darum keinen Verlag finden? Sie sind einfach nicht gut genug? :gruebel


    Ob sie sich überschätzen, mag ich für andere nicht beantworten, aber 'gut oder nicht gut genug' ist mit Sicherheit einer der springenden Punkte. Nicht der einzige, aber ein entscheidender.
    Da nehm' ich mich selbst nicht aus. Vor sechs oder meinetwegen acht Jahren hätt' ich mich auch nicht verlegt, wenn ich ein Publikumsverlag gewesen wäre.


    //Edit: Aber ob wir die Pandorabüchse jetzt aufmachen wollen, weiß ich auch nicht. Denn dazu müsste man ja erst mal definieren, was 'gut' ist, ob das nicht eigentlich im Auge des Betrachters liegt, wo objektive Kriterien enden und subjektive anfangen, und wann man 'gut' mit 'marktgerecht' verwechselt. Und überhaupt. Und die Rowling wollt' ja auch keiner haben, zuerst. Und wo Übung aufhört und Talent anfängt. Und ob man Kunst messen kann oder sich anmaßen kann, sie zu messen, oder was da die Maßeinheit ist. Oder kommt die nicht doch eigentlich von Können... ?
    Und da ist der Deckel noch nicht mal richtig angehoben.


    //EditEdit :grin

  • Nur weil ein Text einen Verlag findet, muss er nicht zwangsläufig gut sein - oder sein Verfasser.
    Oft reicht es schon, dass ein Thema sich gut verkauft, scheint mir. Da spielen sicher noch eine Mange anderer Faktoren eine Rolle, die sich von Fall zu Fall unterscheiden. Deswegen schafft es ja auch keiner, das Patentrezept für ein gutes Buch, eine erfolgreiche Veröffentlichung oder bloß einen Agenturvertrag zusammenzustellen.


    Was wahrscheinlich für den Büchermarkt gilt wie für jede andere Branche auch: Es ist in den letzten zehn, fünfzehn Jahren sicher nicht leichter geworden, sich zu etablieren oder auch nur in einem Verlag unterzukommen. Die Konkurrenz wächst dank der heutigen PC-affinen Generation und anderen Medien ständig und damit wohl auch der Leistungsdruck.
    Ich könnte mir vorstellen, dass heute - Dank Foren und besseren Informationsmöglichkeiten - sogar weniger oder professioneller verpackter Schrott von Wunsch-Schriftstellern produziert wird als vor 2000. Zugleich nimmt die Anzahl der Schreibwütigen zu.
    Folglich weht der Wind wohl rauer als früher. :gruebel

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Es ist in meinen Augen sehr interessant, wer sich hier an dieser Diskussion beteiligt. Bekannte Autorinnen und Autoren sucht man vergebens. :rofl


    Hallo Voltaire, ich weiß nicht, ob ich in deinen Augen als "bekannter Autor" durchgehen würde, aber immerhin habe ich einige Erfahrung mit renommierten Publikumsverlagen und bisher 10 Bücher veröffentlicht, von denen eines sogar kurzzeitig in der SPIEGEL-Bestsellerliste war. Davon leben kann ich leider trotzdem längst noch nicht (jedenfalls nicht mit drei Kindern und Eigenheim). Andererseits brauche ich auch nicht mehr als eine Stunde Schreibzeit am Tag, um zwei Bücher pro Jahr zu schreiben - da kann man dann nebenher auch noch was "Richtiges" machen ;-).


    Cornelias KDP-Zahlen sind tatsächlich gar nicht so schlecht, verglichen mit dem, was man als Erstautor an Vorschuss für ein Taschenbuch bekommt. Wobei ein Problem die unglaublich langen Vorlaufzeiten sind (2 Jahre vom fertigen Manuskript bis zum Buch im Handel sind durchaus normal), ein anderes die Tatsache, dass man normalerweise in einem Verlag nicht mehr als ein Buch pro Jahr veröffentlichen kann, wenn überhaupt.


    Verlage leisten ohne Zweifel wichtige Dienste, das Lektorat würde ich z.B. nicht auf die leichte Schulter nehmen (Orthografiekenntnisse hin oder her). Aber ich glaube tatsächlich, dass sie sich warm anziehen müssen, wenn wir in 2-3 Jahren in Deutschland wie jetzt schon in den USA einen E-Book-Marktanteil von mehr als 20% haben werden. Gerade Top-Autoren werden dann dreimal überlegen, ob sie lieber die 70% Umsatzbeteiligung von Amazon oder die 20% von einem Verlag akzeptieren. Und ein Verlag ohne Top-Autoren ist so gut wie tot.


    Für uns "normale" Autoren wird das Leben dann auch nicht leichter, denn man muss sich zukünftig gegen noch wesentlich mehr Konkurrenz durchsetzen. Eine Möglichkeit dafür sehe ich darin, dass sich Autoren zusammen tun und gemeinsam an etwas arbeiten. Nicht in dem Sinn, dass sie alle zusammen ein Buch schreiben, sondern eher so, dass sie gemeinsam eine übergreifende literarische Welt erschaffen, die dann vielleicht mehr Leser bindet, als es jeder Einzelne könnte. Ich nenne das "Social Writing".


    Ein Beispiel dafür ist das Mygnia-Projekt, das ich gerade zusammen mit zwei befreundeten Programmierern gelauncht habe. Dabei geht es darum, dass eine Community gemeinsam eine fiktive Welt "erschaffen" soll. Jeder kann z.B. Geschichten schreiben, die in dieser Welt spielen, die Geschichten anderer bewerten und kommentieren, am Wiki über die fiktive Welt mitarbeiten oder im Forum über die Aspekte der Welt diskutieren. Reich wird damit sicher auch keiner, aber ein spannendes Experiment ist es in meinen Augen schon. Vielleicht auch eine neue Chance für uns.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Mal jetzt ganz wertfrei und unprovokativ gefragt:
    Wäre es nicht vielleicht möglich, dass viele Autoren sich schlichtweg überschätzen und darum keinen Verlag finden? Sie sind einfach nicht gut genug? :gruebel


    Die spannende Frage ist: Was ist gut? Das, was ein Verlag auswählt? Das, was viele Leser findet? Das, was Kritiker in den Himmel loben?


    Die meisten Verlage sind relativ schmerzbefreit, was die "literarische" Qualität ihrer Texte betrifft, solange diese sich verkaufen lassen. Sie wählen das aus, was aus ihrer Sicht wirtschaftlich Sinn ergibt, und das ist auch richtig so, sonst sind sie bald pleite. Ich kenne eine Menge Verlagsleute, die sich trotzdem sehr ernsthaft darum bemühen, "gute" Bücher zu machen, und sich nur sehr ungern dem Diktat des Massengeschmacks beugen. Aber auch sie können nicht wirklich sagen, was das eigentlich ist, ein "gutes" Buch, außer dass sie persönlich es mögen.


    Einige glauben immer noch, diese Auswahlfunktion sei eine wesentliche Aufgabe der Verlage und damit ihre Existenzberechtigung jetzt und in Zukunft. Ich halte das für eine sehr gefährliche Illusion.


    Im Buchhandel braucht man jemanden, der professionell auswählt, weil der Regalplatz knapp ist. Im Internet braucht man so jemanden nicht, eben weil es kein Platzproblem gibt. Ein schönes Beispiel ist Youtube: Unendliche Mengen Schwachsinn und einige wenige Perlen darin. Doch genau diese Perlen sind es, die nach oben gespült werden - weil sie weiterempfohlen werden. Niemand wählt dort aus, niemand bestimmt, was ins Internet kommt und was nicht, wer bloggen oder twittern darf - es funktioniert trotzdem.


    Womit wir wieder beim Thema wären, was "gut" ist. Schaut euch die aktuelle Youtube-Hitliste an, da seht ihr z.B. "Let's play Minecraft #591" von "Gronkh" auf Platz 1. Wer sich dieses Video anguckt und nicht weiß, was "Minecraft" ist, kann nur zu dem Schluss kommen, dass die Youtube-User nicht alle Tassen im Schrank haben. Kein professioneller "Videoredakteur" bei Verstand wäre jemals auf die Idee gekommen, ein solches Machwerk zu veröffentlichen. Aber es ist nicht nur auf Platz 1, es erreicht auch eine extrem positive Bewertung von 98%. Wenn das kein Maßstab für Qualität ist, was dann?


    Offensichtlich steht uns eine Welle von E-Book-Hits auf dem Niveau von Kätzchenvideos bevor. Ich höre jetzt schon die Abgesänge auf die Kultur des Abendlands aus den Feuilletons und Lektoraten. Aber Fakt ist: Self Publishing wird dazu führen, dass Dinge erfolgreich werden, die es nie und nimmer durch den Filter der Verlage geschafft hätten. Das schafft neue Chancen für Autoren, aber auch neue Probleme.


    Ob das nun gut oder schlecht ist, überlasse ich jedem selbst zu bewerten.

  • Hallo, Karl.


    Zitat

    Für uns "normale" Autoren wird das Leben dann auch nicht leichter, denn man muss sich zukünftig gegen noch wesentlich mehr Konkurrenz durchsetzen.


    Wenn ich eine Formulierung wie diese lese, frage ich mich immer, wie sich Autoren eigentlich gegen Konkurrenz durchsetzen. Wie machst Du das genau? Hast Du "Beauftragte", die in den Buchhandlungen stehen und potentielle Kunden mit sanfter Gewalt dazu bewegen, Deine Bücher statt diejenigen der Konkurrenz zu kaufen? :grin


    Spaß beiseite. Autoren müssen sich ohnehin gegen eine gewaltige Konkurrenz durchsetzen, und zwar schon lange vor der Vermarktung - nur eines von ungefähr tausend (in Zahlen: 1.000) "unverlangt eingesandten" Manuskripten wird schließlich zum Buch. Der erste Schlag im Konkurrenzkampf bestand also darin, dieses eine Manuskript zu liefern. Kaum ein Betätigungsfeld kennt mehr Möchtegerns (wertfrei!) wie das unsrige - höchstens noch die Popmusik.


    Mit der "Demokratisierung" des Buchmarktes, die eigentlich schon mit dem Aufkommen der Zuschussverlage, nicht zuletzt aber vor allem mit Print-on-demand eingesetzt hat, wurde diese Konkurrenzsituation bereits einmal zum Endkunden hin verschoben, aber getan hat sich: Nichts. Okay, BoD-Bücher sind teurer als vergleichbare Massenware, DKZ-Bücher findet man nicht im Buchhandel, aber es ist ohnehin nicht die reine Masse, die die Situation potentiell erschwert. Die Anzahl der wirklich guten Bücher erhöht sich kaum. (Ja, auch in Publikumsverlagen erscheinen schlechte Bücher, blabla, geschenkt.) Ich wage deshalb die Prognose, dass das Regulativ "Verlag" noch bedeutungsvoller werden wird. Und Verlagsleistungen bestehen ja mitnichten nur aus Lektorat. Wesentlich bedeutsamer sind alle Aufgaben, die man unter "Marketing" subsummieren könnte, angefangen dabei, dass Bücher im Handel präsent sind, bis hin zu klassischen Werbemaßnahmen.


    Ich sehe auch diese zwanzig Prozent eBook-Anteil noch lange nicht. Und selbst wenn - die Beliebigkeit einer größeren Auswahl wird nicht dazu führen, dass die Leser auch beliebiger zugreifen. Vielleicht, wahrscheinlich wird das genaue Gegenteil eintreten: Sie werden sich stärker auf das Bekannte konzentrieren, weil beim Unbekannten die Gefahr steigt, in die Scheiße zu fassen. 99 Cent für Mist sind verlorene 99 Cent, und auch diese Kleckerbeträge können sich zu einem großen Verlust summieren.


    Fraglos wird es (immer) mehr Autoren geben, die auf die Partnerschaft mit klassischen Verlagen verzichten. Aber die Anzahl derer, die das als Startup ohne fremde Hilfe schaffen, wird nicht bemerkenswert groß werden. Dafür wird der Erfolg im Einzelfall möglicherweise umso größer ausfallen - das erleben wir bei der Popmusik, wo sich beim generellen Konsumverhalten nicht viel geändert hat, aber immer wieder Newcomer "einbrechen", die auf originellen Wegen ihr Publikum gefunden haben (wobei originelle Wege diejenigen sind, die sich am schnellsten abnutzen).


    Insofern kann ich Deinen Pessimismus nicht teilen. Klar, das laute Geschwätz derjenigen, die offenbar keine Ahnung haben (zuletzt: Trittin), nervt irgendwann, aber diese Leute schaffen keine Fakten, und sie können solche auch - glücklicherweise - nicht herbeireden. Fraglos ist die Branche im Wandel, aber das hat mehr mit der sich verändernden Konsumentenstruktur zu tun: Der Buchmarkt verliert Konsumentennachwuchs; das Freizeitverhalten der nachkommenden Generationen hat sich grundlegend umstrukturiert, wozu bei vielen das Buch einfach nicht mehr gehört, ganz egal, in welcher Darreichungsform, woran auch das eBook nichts ändert. Woran wir arbeiten müssen, und zwar alle, das ist, die Jüngeren wieder zum Lesen zu bringen. Beispielsweise mit exzellenten und sehr unterhaltsamen Büchern. Ein Gemeinschaftsprojekt, wie Du es skizziert hast, kann so etwas unterstützen. Allerdings, unter uns: Ich habe noch kein einziges Gemeinschaftsprojekt von mehreren Autoren erlebt, bei dem dann am Ende irgendwas Vorzeigbares herauskam. ;-)

  • Zitat

    Original von Tom
    Hast Du "Beauftragte", die in den Buchhandlungen stehen und potentielle Kunden mit sanfter Gewalt dazu bewegen, Deine Bücher statt diejenigen der Konkurrenz zu kaufen? :grin


    Verdammt, wer hat da wieder gequatscht? :fetch


    Zitat

    Original von Tom
    Mit der "Demokratisierung" des Buchmarktes, die eigentlich schon mit dem Aufkommen der Zuschussverlage, nicht zuletzt aber vor allem mit Print-on-demand eingesetzt hat, wurde diese Konkurrenzsituation bereits einmal zum Endkunden hin verschoben, aber getan hat sich: Nichts.


    Die bisherige Selfpublishing-Situation (Print) hat so gut wie nichts mit der zukünftigen (Digital) zu tun.


    Zitat

    Original von Tom
    Ich wage deshalb die Prognose, dass das Regulativ "Verlag" noch bedeutungsvoller werden wird.


    Da bist du in guter Gesellschaft - ich verweise auf das [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,793198,00.html]SPIEGEL Online-Interview[/URL] mit Kiwi-Verleger Helge Malchow. Leider heißt das nicht, dass ihr beide richtig liegt.


    Zitat

    Original von Tom
    Und Verlagsleistungen bestehen ja mitnichten nur aus Lektorat. Wesentlich bedeutsamer sind alle Aufgaben, die man unter "Marketing" subsummieren könnte, angefangen dabei, dass Bücher im Handel präsent sind, bis hin zu klassischen Werbemaßnahmen.


    Ich weiß ja nicht, was deine Erfahrungen sind. Meine besagen, dass Verlage sehr gut darin sind, Bücher in den Handel zu bringen, aber sehr wenig tun, um sie da wieder raus zu holen (von der Annahme von Remittenden mal abgesehen). Soll heißen: Von Endkundenmarketing verstehen sie eher wenig, und in der Regel ist dafür ohnehin kein Budget da.


    Zitat

    Original von Tom
    Ich sehe auch diese zwanzig Prozent eBook-Anteil noch lange nicht.


    Kommt auf die Definition von "lange" an. Aktuell sind es in den USA über 20%. Wie lange hinken wir da hinterher? 2-3 Jahre? 4-5? Oder ist etwa bei uns doch alles ganz anders? Ich glaube nicht daran.


    Zitat

    Original von Tom
    Und selbst wenn - die Beliebigkeit einer größeren Auswahl wird nicht dazu führen, dass die Leser auch beliebiger zugreifen. Vielleicht, wahrscheinlich wird das genaue Gegenteil eintreten: Sie werden sich stärker auf das Bekannte konzentrieren, weil beim Unbekannten die Gefahr steigt, in die Scheiße zu fassen. 99 Cent für Mist sind verlorene 99 Cent, und auch diese Kleckerbeträge können sich zu einem großen Verlust summieren.


    Absolut richtig, wenn man davon absieht, dass Empfehlungen, Blogs etc. einem bei der Auswahl helfen. Aber was ist das "Bekannte"? Ein Verlag? Der Name eines Autors? Oder der einer Figur in einem Roman? Wer geht in den Buchhandel und fragt nach dem "Buch von Carlsen mit dem jungen Zauberer"?


    Zitat

    Original von Tom
    Fraglos wird es (immer) mehr Autoren geben, die auf die Partnerschaft mit klassischen Verlagen verzichten. Aber die Anzahl derer, die das als Startup ohne fremde Hilfe schaffen, wird nicht bemerkenswert groß werden. Dafür wird der Erfolg im Einzelfall möglicherweise umso größer ausfallen - das erleben wir bei der Popmusik, wo sich beim generellen Konsumverhalten nicht viel geändert hat, aber immer wieder Newcomer "einbrechen", die auf originellen Wegen ihr Publikum gefunden haben (wobei originelle Wege diejenigen sind, die sich am schnellsten abnutzen).


    Sehe ich genauso.


    Zitat

    Original von Tom
    Insofern kann ich Deinen Pessimismus nicht teilen.


    Welchen Pessimismus? Pessimistisch bin ich höchstens, was die Zukunft von Verlagen betrifft, die sich auf ihrer "Auswahlkompetenz" ausruhen.


    Zitat

    Original von Tom
    Klar, das laute Geschwätz derjenigen, die offenbar keine Ahnung haben (zuletzt: Trittin), nervt irgendwann, aber diese Leute schaffen keine Fakten, und sie können solche auch - glücklicherweise - nicht herbeireden. Fraglos ist die Branche im Wandel, aber das hat mehr mit der sich verändernden Konsumentenstruktur zu tun: Der Buchmarkt verliert Konsumentennachwuchs; das Freizeitverhalten der nachkommenden Generationen hat sich grundlegend umstrukturiert, wozu bei vielen das Buch einfach nicht mehr gehört, ganz egal, in welcher Darreichungsform, woran auch das eBook nichts ändert. Woran wir arbeiten müssen, und zwar alle, das ist, die Jüngeren wieder zum Lesen zu bringen. Beispielsweise mit exzellenten und sehr unterhaltsamen Büchern. Ein Gemeinschaftsprojekt, wie Du es skizziert hast, kann so etwas unterstützen.


    Hier bist eher du der Pessimist. Ich kenne keine aktuellen Zahlen, aber eine massive Abkehr vom Geschriebenen kann ich per se nicht erkennen. Trotzdem bin ich mit dir einer Meinung, dass wir alles tun sollten, um Jugendliche so früh wie möglich zum Selberlesen zu bringen und dabei zu halten. Wir Autoren können dazu sicher einiges beitragen, indem wir ganz einfach die richtigen Geschichten erzählen und sie in zeitgemäßer Form - und zu vernünftigen Preisen - unters Volk bringen.


    Zitat

    Original von Tom
    Allerdings, unter uns: Ich habe noch kein einziges Gemeinschaftsprojekt von mehreren Autoren erlebt, bei dem dann am Ende irgendwas Vorzeigbares herauskam. ;-)


    Die Zeit wird zeigen, ob "Mygnia" da die Ausnahme von der Regel werden kann. Es wäre immerhin nicht die einzige: Heftromanserien wie Perry Rhodan arbeiten beispielsweise erfolgreich mit Autorenteams. James Patterson, aktuell der bestverdienende Autor der Welt, schreibt seine Bücher nicht etwa selbst, sondern beschäftigt ein ganzes Dutzend angestellter Autoren, Clive Cussler ebenso. Und ist nicht auch das gesamte Fantasy- oder Vampirroman-Genre so etwas wie ein Gemeinschaftsprojekt vieler Autoren, die sich mit ihren Lesern - wenn auch eher informell - auf eine Anzahl von Genre-Regeln geeinigt haben?


    Um es nochmal deutlich zu machen: Bei Mygnia geht es nicht darum, gemeinsam eine Geschichte zu schreiben, sondern darum, viele voneinander unabhängige Geschichten in einem gemeinsamen "Universum" spielen zu lassen. Wenn das funktioniert, erreichen wir vielleicht genau den Wiedererkennungseffekt, von dem du sprichst.

  • Hallo, Karl.


    Zur Nachwuchssituation: Der Buchmarkt ist jüngst um 3 bis 4 Prozent eingebrochen, was Insider mitnichten auf das eBook- oder Raubkopieangebot zurückführen. Die Situation folgt einer vorhersehbaren Entwicklung. Die (marktbestimmenden) Spontankäufer brechen im Bereich der unter Fünfundzwanzigährigen schlicht weg.


    Zu den zwanzig Prozent eBook-Anteil: Äpfel und Glühbirnen. Der amerikanische Buchmarkt ist ein völlig anderer als der unsrige. Das fängt bei der (in den U.S. of A. teilweise erschütternden) Ausstattung der Bücher an, geht über die Einzelhandelssituation und endet beim Status des Kulturguts "Buch". Aber das können wir einfach abwarten, uns bleibt ohnehin nichts anderes übrig. Ob es etwas und was es genau ändern wird, lässt sich auch nur schwer antizipieren. Haarige Vergleiche gibt es zur Genüge. Zutreffende bisher nur wenige. Weil einfach noch keine Entwicklung eingetreten ist, die irgendwas ändert.


    Zitat

    Meine besagen, dass Verlage sehr gut darin sind, Bücher in den Handel zu bringen, aber sehr wenig tun, um sie da wieder raus zu holen


    Da wir ja (wenigstens teilweise) beim selben Verlag sind, muss ich diese augenzwinkernde Feststellung leider bestätigen - bezogen auf diesen Verlag. Andere sind in dieser Disziplin besser. Aber es soll sich ja was tun. Der Hoffende stirbt zuletzt.


    Zitat

    Aber was ist das "Bekannte"? Ein Verlag? Der Name eines Autors?


    In aller Regel letzteres. Oder tatsächlich ein Buchtitel oder der Name einer Figur - ich nehme an, es ist im Buchhandel häufiger nach Henry Potter als nach John Kay Rohling gefragt worden. :grin Aber hier kann man sich schlicht selbst befragen: Von welchen Autoren kaufe ich Bücher? Wo habe ich zuletzt experimentiert? Wie kam es dazu? Usw.


    Zitat

    Heftromanserien wie Perry Rhodan arbeiten beispielsweise erfolgreich mit Autorenteams.


    Ja. Äußerst klare Vorgaben und stark abgestimmte Plots. Das ist Auftragsschreiberei. Ich wünsche Dir trotzdem sehr viel Erfolg mit dem Projekt! :wave

  • Ich schreib', weil es mir Spass macht. Und zwar dann, wenn ich Zeit habe. Reich wird man damit natürlich nicht, aber das war mir klar. Ich hab mich schon gefreut, dass ich einen kleinen schnuckeligen Verlag gefunden hab. :-)


    Aber auf der Leipziger Buchmesse wurde mir klar, was viele Autoren falsch machen: sie schreiben einfach nur ein Buch.
    Man muss sich zuerst bekannt machen, ein "wenig" verrückt herumlaufen, durch sämtliche Talkshows tingeln und DANN ein Buch schreiben. Dann erscheint man mit 8 Bodygards auf der Messe, hat eine Traube von "Fans" um sich herum und das Buch verkauft sich garantiert, ganz egal was drin steht :grin :lache.


    Spass muss sein, das Leben ist traurig genug :grin


    LG Kirsten

  • Zu geringer Skandal-Effekt, Alexander ;-)


    Mach dich nackich und gib den Flitzer auf 'ner Buchmesse :grin
    Und sobald die netten Herren mit den dicken Oberarmen und dem modischen Kurzhaarschnitt dich eingefangen haben, behauptest du, deine Flitzerei wäre Aktionskunst, die eng mit dem von dir verfassten Roman "Der Knast. Männer alleine unter der Dusche" gewesen wäre :lache

  • Zitat

    Mach dich nackich und gib den Flitzer auf 'ner Buchmesse


    Und das soll Skandalpotential haben? :sleep


    Nackich, Umschnalldildo, und dann versuchen, die Programmleiter der großen Publikumsverlage "symbolisch" zu begatten. Und vorher die ersten drei Seiten des unverkäuflichen Manuskripts auf den Rücken tätowieren lassen. Nicht vergessen: Rückseite immer in die Kameras halten.


    Auch kein Skandalgarant. Aber nur nackich - nee.

  • Zitat

    Original von Dirk67
    Tom ... Voltaire ... Oh mein Gott!Diese Bilder in meinem Kopf ... die werde ich nie mehr los :yikes


    Voltaire reicht völlig aus, mein lieber Freund. Obwohl...... :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • ... aber wo wir schon dabei sind ... es geht auch subtiler.
    Man suche sich auf der Messe eine/n Programmleiter/in aus, überreiche ihm / ihr eine Bodylotion und flüstert dabei mit rauer Stimme:
    "Es reibt sich jetzt die Haut mit Lotion ein!"
    :lache


    P.S.:
    Den kleinen, wuscheligen Hund mit weißem Fell sollte man natürlich nicht vergessen :grin