Schriftsteller und die Armut

  • Zitat

    Original von agu
    Der Königsweg ist natürlich, pro Jahr ein bis zwei Bücher bei Verlagen zu veröffentlichen, die Vorschüsse oberhalb des HartzIV Grundbetrags zahlen.


    Ich glaube, es geht nicht um den Königsweg, denn Wünsche können wir alle jede Menge haben. Entscheidend ist, was machbar ist. Und das ist erstens für jeden von uns etwas anderes, und zweitens liegt das nur begrenzt in unserer Entscheidungsmacht. Ich denke, wichtig ist, die Chancen zu sehen, die der sich wandelnde Buch- und Verlagsmarkt für jeden bereithält und zuzugreifen. Man könnte auch sagen, nach dem Motto: besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, zumal man vielleicht, wenn der Spatz erst einmal in der Hand ist, die Taube trotzdem noch irgendwann kriegt.


    Für mich ist nach vielen Jahren der Frustration über Verlagsabsagen und des wachsenden Manuskriptstapels die Möglichkeit, meinen Büchern über KDP in Eigenregie Leser zu bescheren, ein großes Geschenk, für das ich sehr dankbar bin. Nicht, dass ich nicht immer noch andere Träume hätte. Aber es ist mal ein Anfang.


    LG Cornelia

  • Hallo Cornelia :wave


    Zitat

    Original von Cornelia Lotter


    An dieser Stelle möchte ich mich auch mal in diesem interessanten Thread zu Wort melden. Dieser Satz von Dirk galt ganz sicher bis vor einem Jahr. Und er gilt immer noch, wenn man mit "veröffentlichen" ausschließlich Print-Veröffentlichungen in Verlagen meint. (Vor allem angesichts der letztens festgestellten Zahl von nur 100 Schriftstellern, die das angeblich in Deutschland nur können.)


    Kleiner Einwand:
    In Verlagen veröffentlicht man nicht nur Print.


    Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Aber seit es dieses KDP gibt - von vielen etablierten Autoren misstrauisch beäugt und bei jeder Gelegenheit runtergemacht - hat sich nach meiner Erfahrung das Thema "Vom Schreiben leben können?" um eine interessante Möglichkeit erweitert.


    Es wird misstrauisch beäugt, weil viele (um nicht zu sagen 99,9% aller Werke) einen gewissen Mindeststandard vermissen lassen. Das hat weniger mit Arroganz zu tun, als vielmehr mit Qualitätsdenken gegenüber den Lesern.

    Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Allerdings nur, wenn man nicht schon im Vorfeld einiges an Kosten für Cover und Lektorat abdrücken muss.


    Hier sagst du ja selber dass, sobald eine gewisse Qualitätskontrolle vorgeschaltet wird, der Traum selber veröffentlichen und Geld verdienen schon etwas dünner wird.


    Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Für sieht das ganz konkret so aus, dass ich im Januar Einnahmen aus E-Book-Verkäufen von 800 €, im Februar von 700 €, im März irgendwo dazwischen, habe. Davon geht ein klitzekleiner Teil für meinen Techniker ab, der mir die Dinger konvertiert, einstellt etc. Und natürlich die Steuer.


    Sehr kleine und vor allem schwankende Beträge. Reicht das zum Lebensunterhalt?


    Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Aber es ist mehr, als ich bei meinen Kleinverlagen mit meinen Printbüchern verdienen werde, weshalb es mir wichtiger ist, mit meinen Büchern Geld zu verdienen als sie bei einem weiteren Kleinverlag zu veröffentlichen.


    Jetzt tust du den Kleinverlagen Unrecht.
    Hier ist eine Qualitätskontrolle vorgeschaltet. Kleinverlage veröffentlich nicht ausschließlich Print, die sind gerade im Bereich e-book viel aktiver, als die Großen.


    Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Abgesehen davon, dass ich allein mit meinem ersten E-Book an die 1500 Leser bis jetzt gewonnen habe (in einem Dreivierteljahr), was ich ebenfalls in einem Kleinverlag schwerlich schaffen dürfte.


    Woher willst du das wissen, wenn du Kleinverlage direkt ausschließt?


    Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Wenn man also diesen monatlichen Betrag steigern will, und das will ich, schreibt man einfach noch mehr Bücher, die den Leser hoffentlich zum Kauf animieren werden. (Ich arbeite dran.)


    Die meisten Autoren aus Kleinverlagen (und auch viele aus den Großen) haben noch ansdere Jobs. Der Tag hat 24 Stunden, 8-10 für Brotjob, der Rest für Familie, Schlafen, Hobbys und Schreiben ...
    Quantität bedeutet nicht unbedingt auch Qualität. Oder anders gesagt:
    Mehr Bücher auf dem Markt bedeutet nicht aucxh zwangsläufig mehr Kohle auf dem Konto.

    Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Das hindert mich nicht, das ein oder andere, von dem ich denke, dass es auch einen Publikumsverlag interessieren könnte, einer Agentur bzw. einem Verlag direkt anzubieten. Ist nach einem halben Jahr kein Vertrag zustande gekommen (oder welche Frist auch immer man sich setzen will), kann man es immer noch als E-Book anbieten.


    Sehr knappe Zeitspanne.
    Das wird sich irgendwann rächen, denn niemand, der in der vorgeblich stärkeren Position ist (und das sind Verlage gleich welcher Größe dir gegenüber eigentlich immer) lässt sich gerne die Pistole auf die Brust setzen. Spricht sich das rum, ist das nicht sonderlich fölrderlich für dich.


    Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Lange Rede kurzer Sinn: warum nicht beides parallel machen? Kleinverlag, damit man was Gedrucktes zum Verschenken und für Lesungen und für das Gefühl, ein "richtiger" Autor zu sein, ...


    Kleinverlag drucken nicht nur.

    Zitat

    Original von Cornelia Lotter ... E-Book fürs Geld und um das zu haben, was jeder Autor will, der nicht für die Schublade schreibt (und das habe ich noch nie getan), ...


    Klingt ein wenig ... hm ... herablassend, gerade den Kleinverlagen gegenüber

    Zitat

    Original von Cornelia Lotter ... nämlich Leser, so viel wie möglich, ...


    Wenn die Qualität stimmt kein Problem. Aber das kostet entweder Zeit und / oder Geld

    Zitat

    Original von Cornelia Lotter ... und darüber hinaus weiter versuchen, bei einem Publikumsverlag unterzukommen (auch diese Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben.)


    Sorry wenn ich das jetzt so hart ausdrücke, aber mit dieser Einstellung verbrennst du dich, deinen Namen und deine Texte nicht nur für die Großén, sondern auch für die Kleinverlage.


    Ich bewundere dich für dein Selbstbewusstsein, Cornelia, aber mein Weg wäre das zum Beispiel nicht.


    LG


    Dirk :wave

  • Lieber Dirk, danke für deine ausführliche Beschäftigung mit meinem Post. Weil ich glaube, dass die angesprochenen Dinge gerade viele beschäftigen, versuche ich, genauso ausführlich darauf einzugehen, auch, um manches, was wohl in den falschen Hals gekommen ist, gerade zu rücken.


    Zitat

    Original von Dirk67
    Es wird misstrauisch beäugt, weil viele (um nicht zu sagen 99,9% aller Werke) einen gewissen Mindeststandard vermissen lassen. Das hat weniger mit Arroganz zu tun, als vielmehr mit Qualitätsdenken gegenüber den Lesern.


    Du hast Recht mit deiner Einschätzung der Quote für Schrott unter E-Books. Hab ich selbst mehrfach erlebt. Keine Frage. Aber ich habe den Autoren, die diese Entwicklung kritisch betrachten, nirgendwo Arroganz vorgeworfen. Würde ich im Leben nicht tun. Also bitte nicht den Eindruck erwecken, ich hätte.


    Zitat

    Original von Dirk67Hier sagst du ja selber dass, sobald eine gewisse Qualitätskontrolle vorgeschaltet wird, der Traum selber veröffentlichen und Geld verdienen schon etwas dünner wird.


    Selbstverständlich, deshalb kann ich auch nur von mir reden. Und damit du jetzt nicht mir Arroganz vorwirfst (deine letzte Bemerkung mit dem Selbstbewusstsein klang schon ein wenig danach), noch ein Wort dazu: Für einige Cover habe ich selbst Fotos ausgesucht, und die Schrift hat mir ein Freund reinmontiert, war sicher nicht immer optimal. Jetzt habe ich eine Grafikerin, mit der ich auf Basis gegenseitiger Hilfestellung das Cover quasi umsonst kriege. Und was das Lektorat anbetrifft, bin ich mal so frei zu behaupten, dass ich als Lehrerin und Sekretärin zumindest, was die Orthografie und Grammatik anbetrifft, ziemlich sicher bin. Die Romane/Geschichten an sich sind nicht so schwierig gestrickt (und auch nicht so umfangreich), dass es vom Inhaltlichen großen Handlungsbedarf gäbe.


    Zitat

    Original von Dirk67Sehr kleine und vor allem schwankende Beträge. Reicht das zum Lebensunterhalt?


    Natürlich nicht. Aber es ist Lichtjahre mehr, als ich mit der Schreiberei in den letzten 10 Jahren verdient habe. Außerdem gebe ich mich ja nicht damit zufrieden, und arbeite daran.


    Zitat

    Original von Dirk67Jetzt tust du den Kleinverlagen Unrecht.
    Hier ist eine Qualitätskontrolle vorgeschaltet. Kleinverlage veröffentlich nicht ausschließlich Print, die sind gerade im Bereich e-book viel aktiver, als die Großen.


    Das hat doch nichts mit Unrecht tun zu tun, Dirk. Dass Kleinverlage nicht nur Print veröffentlichen, weiß ich, in wenigen Wochen erscheint bei Chichili eine Kurzgeschichtensammlung von mir als E-Book. Eben weil ich auch diese Schiene mal ausprobieren will. Und ich bin SEHR gespannt, wie sich das Lektorat da gestalten wird, das kannst du mir glauben!


    Zitat

    Original von Dirk67Woher willst du das wissen, wenn du Kleinverlage direkt ausschließt?


    Ich schließe Kleinverlage ja nur für die Zukunft aus, und auch nicht für alles. Einige der Romane, die noch in meiner Schublade liegen, halte ich bei meinem Kleinverlag für besser aufgehoben, weil ich ihnen vom Thema her als E-Book keine großen Chancen einräume. Insofern muss ich mich berichtigen. Und was das Wissen anbetrifft, ich bin ja schon bei Kleinverlagen, und rede auch mit denen, was Verkaufserwartungen etc. anbetrifft.


    Zitat

    Original von Dirk67Das wird sich irgendwann rächen, denn niemand, der in der vorgeblich stärkeren Position ist (und das sind Verlage gleich welcher Größe dir gegenüber eigentlich immer) lässt sich gerne die Pistole auf die Brust setzen. Spricht sich das rum, ist das nicht sonderlich fölrderlich für dich.


    Ich sehe das nicht als Pistole auf die Brust setzen. Ich denke, dass die Verlage - egal ob groß oder klein - in der Zukunft damit leben müssen, dass ihre Autoren auch in Eigenregie die Bücher, die sie nicht haben wollen, oder von denen sie sich als Print nicht so hohe Einnahmen versprechen, eben als E-Book rausbringen. Das ist Marktwirtschaft.


    Zitat

    Original von Dirk67Sorry wenn ich das jetzt so hart ausdrücke, aber mit dieser Einstellung verbrennst du dich, deinen Namen und deine Texte nicht nur für die Großén, sondern auch für die Kleinverlage.


    Sorry, lieber Dirk, aber ich sehe das anders. Und ich probiere es gern aus. Eine spannende Zeit für Autoren, wie ich finde.


    LG Cornelia

  • Ach, ja, und was den Titel des Threads angeht: ich kenne einige Autoren (teils aus Klein- aber auch aus Großverlagen) persönlich, die nur vom (literarischen) Schreiben leben (müssen). Schriftsteller, die teilweise jedes Jahr einen Roman rausbringen, Romane, die beachtet werden und gemessen an Kleinverlagszahlen nicht schlecht laufen. Und, Leute, ich weiß, WIE sie leben. Und was sie sich alles NICHT leisten können, was für mich selbstverständlich ist. Weshalb ein solches Leben für mich auch nicht erstrebenswert ist. Die würden froh sein, wenn sie regelmäßig im Monat auf meine E-Book-Einkünfte kämen. Das nur mal so nebenbei.


    LG Cornelia

  • Zitat

    Original von Cornelia Lotter


    Natürlich nicht. Aber es ist Lichtjahre mehr, als ich mit der Schreiberei in den letzten 10 Jahren verdient habe. Außerdem gebe ich mich ja nicht damit zufrieden, und arbeite daran.


    So klein sind diese Beträge gar nicht, wenn man sie vor dem Hintergrund sieht, dass kein großer Publikumsverlag dahintersteht.
    Im Kleinverlag verkaufen sich gut laufende Bücher vielleicht ein paar hundert Mal, und jede Menge Titel gehen weniger als hundert Mal über den Ladentisch. Ein Buch, dass sich beim Kleinverlag tausend oder zweitausend Mal verkauft, gilt als sensationeller Bestseller, der nicht häufig vorkommt.
    Das bedeutet für den durchschnittlichen Kleinverlags-Autor, dass, selbst wenn er mehrere Bücher dort laufen hat, die halbjährlichen Abrechnungen mühsam an der 500-EUR-Grenze kratzen, wenn überhaupt.


    Wenn man die hier angegebenen E-Book-Erlöse dazu ins Verhältnis setzt, kann man nur sagen, dass das massiv mehr ist, als der allergrößte Teil der Kleinverlagsautoren für sich verbuchen kann, egal, ob der Kleinverlag nun Print oder E-Books macht, oder beides. (Die rührigen unter den Kleinverlagen bedienen ohnehin alle Kanäle). Und selbst wenn dann noch zusätzliche Einnahmen dazukommen - wie z.B. Hörbuch-Lizenzen, oder, was auch ab und an mal vorkommt, eine TB-Lizenz an einen Großverlag, halte ich es immer noch für sportlich, an diese Summen heranzukommen.


    Nochmal:
    Leben können kann man davon nicht - aber das kann man von den Erlösen aus einem Kleinverlagsvertrag auch nicht. Wer davon leben will, muss es schaffen, bei einem großen (oder mehreren) Publikumsverlag(en) pro Jahr ein bis zwei Titel zu veröffentlichen, die mindestens im ordentlichen Mittelfeld laufen - damit weitere Verträge zustande kommen. Nur der Multiplikator, der sich aus dem Vertriebsnetzwerk eines Publikumsverlags ergibt - über die Präsenzbuchhandlungen - treibt die Umsätze in eine Region, die es erlaubt, von den Tantiemen Miete, Essen und Versicherungen zu bezahlen.


    Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel.
    Selbstveröffentlicher, die mit ihren Titeln permanent in den Top30 der Kindle-Bestseller-Liste sitzen, werden wohl auch ein erklägliches Einkommen damit generieren. Aber das sind Ausnahmen, weiter nichts. Frau Rowling, deren Bücher über 500 Mio mal gedruckt worden sind, ist auch eine Ausnahme innerhalb der Berufsschriftsteller.



    Und was das 'Schwanken' beim Einkommen angeht:
    'Schwankend' ist der Untertitel beim Autorenverdienst. Kein Mensch weiß, wie sich ein Buch verkauft, wenn es auf den Markt kommt. Die Faustregel lautet ja, dass es innerhalb der ersten 3 Monate den Großteil seiner Einnahmen generiert haben muss, denn danach läuft nicht mehr viel. Explodiert es also wie eine Granate, dann schießen die Einnahmen nach oben - kann aber genauso gut sein, dass 3 Monate später jeder das Interesse daran verliert. Oder es generiert permanent einen kleinen Umsatz. Oder es floppt vom ersten Tag an. Man weiß es nicht. Und zwar gleichgültig, ob das Ding jetzt im Kleinverlag, im Großverlag oder im Selbstverlag erscheint.

  • Zitat

    Original von Cornelia Lotter
    Danke Agu, genauso sehe ich das auch. Dachte schon, ich geh da von falschen Voraussetzungen aus oder alles, was ich bisher hörte, sei falsch (was die Kleinverlagserlöse anbetrifft.)


    Nein, überhaupt nicht. Du siehst das ganz realistisch.


    Ich habe vier Bücher bei einem Kleinverlag veröffentlicht, und das ist noch eine der renommierteren Adressen, mit einer durchaus professionellen Herangehensweise, engagiertem Marketing und viel Umtriebigkeit, was Lizenzen und zusätzliche Vertriebswege angeht.
    Ich bereue die Zusammenarbeit nicht, im Gegenteil, ich habe viel gelernt und wäre heute nicht da, wo ich bin, ohne diesen Verlag.
    Doch die finanzielle Seite ist höchst ernüchternd - und ich weiß von vielen Kollegen, dass es bei anderen Kleinverlagen ebenso ist. Die Erklärung ist ganz einfach: Höchst eingeschränkte Vertriebskanäle, weil eine Vertriebsinfrastruktur in den klassischen Buchhandel fehlt und finanziell auch nicht geleistet werden kann, demnach nur Online-Vertrieb bleibt, und der immer noch einen sehr geringen Prozentsatz der insgesamt verkauften Bücher in Deutschland ausmacht. Setzt man das in Verhältnis zur sechsstelligen Summe an Neuerscheinungen pro Jahr auf dem deutschsprachigen Markt, die alle um Käufer buhlen, wird klar, wo die schlechten Zahlen herkommen.


    Allein der Vorschuss meines ersten Publikums-Verlagstitels (und der war, an marktüblichen Zahlen gemessen, niedrig!) lag über den Gesamterlösen besagter vier vorheriger Bücher über einen Gesamtzeitraum von vier Jahren.
    Was eigentlich alles sagt.

  • Hallo Cornelia :wave


    Ich wollte dich mit einer Antwort nicht angreifen. Sorry, wenn das so rüberkam


    Aber erst jetzt, nachdem du auf meine "Vorwürfe" reagiert hast, differenzierst du das Bild, dass du in meinen Augen mit deinem ersten Post gemalt hast.
    Es war ein zu rosarotes, zumindest habe ich es so gelesen.
    Und ja, ich wusste (oder vemutete zumindest) das da bei dir mehr hintersteckt. Aber ein Newbie, der hier rein stolpert und deinen ersten Post vollkommen unbedarft liest ...


    "WOW! Ich brauch bloß einen Klopper nach dem anderen raushauen, die alle per amazon selbst zu veröffentlichen, und schon habe ich ein Einkommen an der oberen Hartz IV Grenze!"


    Du hattest nach meinem Empfinden die Arbeit, die du investierst, deinen Background, der viele Qualtitätsschritte im Grunde unnötig macht, einfach unter den Teppichg gekehrt.
    Auf den ersten Blick wirkte dein Post dadurch so, als würde auch Hänschen Müller, der nie über die neunte Klasse hinausgekommen ist, mit dem Schreiben von e-books sein Glück (Geld) machen können.
    Zudem erschienen mir in deinem ersten Post gerade die Kleinverlage eher sehr schlecht aufzutreten, da sie dir ja Geld wegnehemen würden für die Dinge, die ganz gut alleine in den Griff bekommst.
    Klar, auch ich sehe das Selfpuplishing als große Chance für uns Autoren.
    Aber umgerechnet in die Zeit, die wir zusätzlich in Marketing, Lektorat, Covergestaltung investieren müssen, relativiert sich dieser Gewinn dann auch ganz schnell wieder.


    Wir beschweren uns, dass wir rein beim Schreiben eines Romans, einen kaum nennenswerten Stundensatz herausbekommen.
    Ich frage jetzt mal ganz dümmlich, weil ich mir das anders nicht vorstellen kann, ob der Stundensatz wirklich so viel höher ist, wenn ich nach dem Schreiben (oder währenddessen sogar, weil ich am Nachfolger arbeite) mich um Korrektorat, Lektorat, Covergestaltung, Werbung und Verkauf kümmern muss?
    Ich bin hier wirklich verblüfft, dass all das nebenbei ablaufen soll und in der Rechnung Eingebrachte Leistungen / Empfangene Leistungen nicht auftraucht.


    Aber vielleicht sehe ich da auch was total falsch, und ich würde mich freuen, wenn mir das jemand erklären kann.


    LG


    Dirk :-)

  • Hallo Dirk, o.k. ich muss zugeben, ich rechne mir meinen Stundensatz nicht aus. Wozu auch? Ich schreibe und veröffentliche nicht, um einen marktwirtschaftlich sinnvollen Stundensatz herauszubekommen. Wer das will, sollte wirklich nicht annehmen, es mit dem Schreiben und Veröffentlichen von Büchern (Ausnahmen mal wieder ausgenommen) zu erreichen. Egal, wieviel Kosten/Zeit er in die Leistungen steckt, die sonst von Verlagen übernommen werden.


    Ich schreibe, weil ich sowieso schreiben MUSS. Weil ich ohne schreiben nicht leben kann. Weil ich will, dass andere das, was ich schreibe, lesen.


    Bisher war es so, dass ich einen Roman nach dem anderen schrieb und einen Roman nach dem anderen, sobald er geschrieben war, den Agenturen bzw. Verlagen angeboten habe. Erfolglos, wie oben zu lesen. Jetzt kann ich das, was ich geschrieben habe, selbst veröffentlichen. Der Kunde entscheidet, ob er es kauft oder nicht. Der Markt allein entscheidet. Was verliere ich? Ich schreibe auch extra Sachen für E-Books, von denen ich hoffe, dass der Leser sie kauft. Ich schreibe das gern und schnell und es macht mir Spaß. Es ist auch immer wieder spannend zu sehen, ob sich was verkauft oder nicht. Die Werbemöglichkeiten halten sich in Grenzen, vor allem, wenn man unter Pseudonym schreibt und das Genre (z.B. Erotik) nicht dazu geschaffen ist, unter Familie/Kollegen/Bekannten zu werben.


    Was ich sicher nicht machen würde: Über ein Jahr oder mehr an einem recherchelastigen oder sehr umfangreichen Roman zu arbeiten mit dem Ziel, ihn als E-Book anzubieten und nicht zu wissen (denn das weiß man NIE vorher), ob sich das Teil überhaupt verkauft. Dafür wäre mir die Zeit zu Schade, und so groß könnte der Spaß beim Schreiben gar nicht sein. Doch die Sachen, die ich schreibe, sind eben anders, oder sie sind schon vorhanden und würden sonst nur in der virtuellen Schublade verstauben.


    Fazit: es gibt keine allgemeingültige Lösung oder Ratschläge, wie jemand, der schreibt, in puncto KDP, Klein-oder Großverlagsszene am besten handelt. Für mich hat sich die von mir seit Juni letzten Jahres ausprobierte Linie als gut erwiesen und "never change a winning team". Und das nicht weiter zu machen, weil sich vielleicht irgendwas irgendwo rumspricht und ich vielleicht bei irgendwem "verbrannt" bin, neee, da bleibe ich lieber auf dem Boden bekannter Tatsachen, bevor ich mich von Eventualitäten ins Bockshorn jagen lasse.


    Und jetzt geh ich ins Bett. Danke für die interessante Diskussion.


    LG Cornelia

  • Ich sehe es wie Cornelia. Als Vielschreiber, allerdings von sehr rechercheintensiven Romanen, nützen mir die ganzen Diskussionen nichts. Ich muss es selbst probieren. ICH BIN bei einem großen Publikumsverlag, bei dem ein Teil meiner Romane sowohl als auch veröffentlicht wird.


    Aber, ich habe momentan keine Lust mehr mit meinem Prota "zu arbeiten".
    Wir gehen uns auf den Keks. Das passt zwar dem Verlag nicht, also schlage ich jetzt mal den digitalen Weg ein, um mal zu schreiben, WAS ICH WILL. Ohne Verlag, der gespannt auf das Ergebnis wartet.


    Man nennt es auch Selbstversuch. 4 komplizierte storys sind im Rohr. Ein single als Testballon und eine Trilogie mit jeweils um die 400 - 500 Seiten, die aber eine fortlaufende Geschichte erzählt. Wer Teil I liest, muss auch Teil II u. III lesen. Ein download allein reicht nicht.


    Nächstes Jahr um diese Zeit weiß ich mehr

  • Hallo Cornelia :wave


    Aber genau darüber, über den omniösen Stundensatz, über die Zeit, das Geld (für die Hardware), das Herzblut und all die Momente des schlimmsten Frusts, machen sich viele auf der anderen Seite des Schreibtisches kein Bild.
    Und wenn, dann ist es vollkommen verzerrt, zeigt es Schriftsteller, die gedankenverloren aus ihrem Haus am Meer auf den Atlantik starren und auf den göttlichen Funken warten, zeigt es Schriftsteller, die ein aufregendes Leben in der High Society mit Dinnerpartys, Golf und Sportwagen leben.
    Dieses Bild zeigt nicht die Verzweiflung, wenn mal wieder eine unbezahlte Rechnung zu einer Mahnung wird, es zeigt nicht die Momente, wo unser Verstand schneller und unklarer in seinen Aussagen ist, als unsere Finger folgen können. Dieses Bild zeigt nicht die Stunden, in denen unsere Kinder und Lebensgefährten auf uns verzichten müssen, obwohl wir daheim sind, weil wir uns an diesem scheißverfluchten Kapitel aufreiben.


    Die Unbedarften sehen dann das Verfassen eines Romans als ein Hobby wie Häkeln an, als etwas alltägliches und unser Gejammer über die niedrigen Erlöse auf der gleichen Stufe wie das Japsen eines Managers, dem man seinen Lieblingsdienstwagen weggenommen hat.


    ICH weiß, dass du nicht leichtferrtig ins Blaue hinein schreibst.
    ICh weiß, welche Arbeit du in deine Sachen steckst.
    ICh respektiere deine Leistungen und gönne dir wirklich von ganzem Herzen deinen Erfolg.
    Aber ich sitze auch direkt neben dir am Schreibtisch.
    Den Monitor vor Augen, der Blick so starr wie der eines Snipers und immer nur das nächste Wort, den nächsten Satz, das nächste Kapitel im Visier.


    Ganz zu Anfang, als ich meine ersten Gehversuche unternommen habe, und versuchte meine Ideen in lesbare Worte zu fassen, da wären mir deine Worte aus dem ersten Post wie eine Offenbarung erschienen.
    Ich hätte mir niemals Testleser gesucht, Blut und Wasser über herbe Kritiken geschwitzt, die Hände zu Fäusten geballt und in den Himmel gereckt, weil "die da draußen, die ES ja geschafft haben so blöde sind und mein Genie nicht erkennen." Niemals wäre ich auf den ketzerischen Gedanken gekommen, das Schreiben auch ARBEIT und wahrhaftig lebenslanges Lernen bedeuten kann, egal wieviel Spaß es mir macht, gleichgültig welch starke Droge das Abtauchen in die eigenen Traumwelten werden kann und wie herb jede einzelne Niederlage wirkt.


    All das hast du schon hinter dir.
    Ich arbeite noch dran.
    Daher konnte ich deinem ersten Post gut folgen und dir nur zustimmen.
    Aber wer ohne diese Erfahriungen nur deinen ersten Post liest, der könnte auf die Idee kommen, dass das Schreiben von Romanen ja etwas ist, das man zwischen Feierabend und Tatort (oder DSDS, oder Ballermann) erledigt.


    Deswegen waren meine Worte nicht als Kritik an dir und deinem (erfolgreichen) Weg gedacht, sondern der Versuch all den Hoffnungsvollen aber vollkommen Unerfahrenen da daraußen klar zu machen, dass Selfpuplishing zwar ein guter Weg ist, aber das man vorher durch eine harte Schule muss, um nicht vollkommen unterzugehen.
    Ein Weg, den du mit all deiner Erfahrung und deinen Fähigkeiten gehen kannst, aber auch nur deswegen.
    DU weißt aber auch, was du da tust.
    Gilt das aber für jeden, der vielleicht Tante Ernas Erinnerungen an ihre Zeit im Pferdeinternat daheim in der Schublade liegen hat? Oder für den, der sein Werk über kommunistischen Kapitalismus in Zeiten der maoistischen Friedensbewegung versucht (gewinnbringend) an den Leser zu bringen? Oder dem Hundetrainer, der alten Hunden neue Tricks beibringen will?


    Lieben Gruß


    Dirk :wave


    Nachtrag:
    Hallo Andrea, hallo hef.
    Euch gelten meine Worte natürlich ebenso,
    IHR wisst, was Schreiben bedeutet.
    Aber wir sitzen hier in einem Forum für Leser, einem offenen dazu.
    Da ist sehr schnell ein schiefes oder gar falsches Bild über das wahre Leben eines Kreativen abgeliefert.
    Daher mein Posting :-)

  • Es ist in meinen Augen sehr interessant, wer sich hier an dieser Diskussion beteiligt. Bekannte Autorinnen und Autoren sucht man vergebens. :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Dirk67
    Wie jetzt?
    ?(
    Du kennst mich nicht, Voltaire?????
    Du Kulturbanause :grin


    Ich bin böse - abgrundtief böse. :ups

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Okay, das Folgende hast du dir selber zuzuschreiben :grin


    Ich verlange Satisfaktion und werde deshalb drakonische Maßnahmen ergreifen.
    In meinem nächsten Werk wird der abgrundtiefe Böse ... Volti der Grässliche heissen :lache

  • Zitat

    Original von Dirk67
    Wie jetzt?
    ?(
    Du kennst mich nicht, Voltaire?????
    Du Kulturbanause :grin


    Wirst du auch nicht. Die nagen am Hungertuch und zerfleischen sich gerade das Gehirn, um einen neuen Bestseller zu "erfinden", um nächstes Jahr ihre Recherchereise finanzieren zu können....by the way....Zoe Beck, auch in meinem Verlag, bringt ihr erstes e-book raus und nur e-book :chen

  • Zitat

    Original von hef


    Wirst du auch nicht. Die nagen am Hungertuch und zerfleischen sich gerade das Gehirn, um einen neuen Bestseller zu "erfinden", um nächstes Jahr ihre Recherchereise finanzieren zu können....by the way....Zoe Beck, auch in meinem Verlag, bringt ihr erstes e-book raus und nur e-book :chen


    Aha!
    Hef der Mentor ist wieder unterwegs.
    Kinners, packt eure Sachen, Papa stellt die Gummibäume auf ... Dr. Hef kommt mit seinem Marketingfliewahtüht vorbeigesaust :lache .. klick klick ... :lache


    (nicht wundern, habe heute in einem Anfall von kindlicher Sehnsucht Robbi, Tobbi und das Fliehwahtüht geguckt :-] Immer wieder genial :-] )

  • Lieber Dirk, ich bin nicht für das verantwortlich, was andere meinen tun zu müssen. Jeder muss seine Erfahrungen selbst machen.


    Wenn ich jeden Post daraufhin abklopfe, was andere, die noch nicht soviel Erfahrung haben, evtl. jetzt daraus für Schlüsse ziehen, würden meine Posts dreimal so lang. Und soviel Zeit hab ich schlicht nicht.


    Bedauernde, aber verständnisvolle Grüße von


    Cornelia (die jetzt im Geschäft ihre Brötchen verdienen muss).