'Die Vermessung der Welt' - Seiten 001 - 100

  • Ich bin noch ziemlich am Anfang, möchte aber schon mal einen ersten Eindruck los werden.


    Gauß und Humboldt sind Namen, die man kennt, aber über beide weiß ich nicht wirklich viel. Gauß kommt im ersten Kapitel als ziemlich grässlicher Zeitgenosse rüber, gleichermaßen arrogant und anmaßend. "Ein wenig sonderbar" wie es im Klappentext heißt, scheint mir sehr euphemistisch ausgedrückt ;-). Mathematik war für mich schon immer ein Buch mit sieben Siegeln und ich hoffe, die diesbezüglichen Ausführungen halten sich in Grenzen. Schon bei den wenigen Sätzen dazu im ersten Kapitel hatte ich mit glasigen Augen zu kämpfen :grin.


    Das zweite Kapitel beginnt mit Alexander von Humboldts Kindheit - mit einem solchen älteren Bruder war es für ihn wohl auch kein Zuckerschlecken.


    Könnte schon sein, dass mir das Buch gefällt, mal sehen. Auf jeden Fall wird das Lesen ein bisschen dauern, ein Pageturner ist es sicher nicht, aber interessant und ich freue mich auf die Leserunde.

  • Ich habe schon ein bisschen vorgearbeitet und bin mit den ersten Seiten durch.
    Als ich das Buch zum ersten Mal in einer Buchhandlung in die Hand nahm, hatte es irgendwie "jeder" bereits gelesen. Ich habe mir also die erste Seite angeschaut. Der Stil hat mir gefallen, er hatte Witz und Ironie. Jetzt, beim zweiten Lesen, gefällt er mir immer noch.
    Gauß war mir dem Namen nach nicht unbekannt, dafür sorgen schon so manche Physiker im Freundes- und Verwandtenkreis. Zumindest seine Glockenkurve habe ich mehrmals als Beleg für dies und das betrachten dürfen. Der Mensch Gauß war mir unbekannt. Hier nun lerne ich ihn zuerst als alten und kauzigen Menschen kennen. Er versteckt sich unter der Bettdecke, aber man lässt ihn nicht aus seiner Pflicht. Wie lästig :grin Irgendwie mag ich ihn. Ich habe mich bei Wikipedia etwas über ihn informiert, noch bin ich nicht sicher, was ist Fiction im Roman, was ist belegt!
    Mit Humboldt ist es (mit dem "kennen") ganz ähnlich, nur das ich für ihn weit weniger Sympathie empfinde. Sein Bruder hat zudem eine ganz eigene Art, seine Zuneigung zu zeigen. Oder sind das etwa echte Anschläge. Ich bin versucht, sie als eine merkwürdige Art von Prüfung zu betrachten. Nur wofür?
    Der Schreibstil von Daniel Kehlmann gefällt mir ganz gut. Er ist schnörkellos und ein bisschen lapidar, nicht ausschweifend und auf den Punkt kommend. Ausserdem finde ich ihn ironisch, auf eine liebevolle Art. Kurzum, mir gefällt das Buch sehr gut.

  • Ich habe auch bereits die ersten Seiten gelesen, bin aber noch nicht ganz mit dem Abschnitt durch..
    Bisher komme ich noch nicht ganz in die Geschichte rein, was aber wohl eher daran liegt, dass ich vorher "Dark Canopy" von Jennifer Benkau gelesen habe. Das war natürlich vom Schreibstil und vom Genre was ganz anderes. Ich habe sogar extra 2 Tage Pause gemacht..


    Von Gauß wissen wir ja bisher noch nicht zu viel und Humboldt scheint wirklich ein komischer Kauz zu sein. Auch seine Beziehung zu seinem Bruder ist mir nicht ganz schlüssig.
    Bisher tauchen sehr viele Namen auf - vor allem wenn Humboldt alles kennen lern, wer ihn unterrichtet etc. Ist mir persönlich fast ein wenig zu viel..


    Ich lasse mich jetzt einfach überraschen und lese weiter, auch wenn ich befürchte, dass ich nicht allzu schnell vorankommen werde..

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Nach den ersten beiden Kapiteln wollte ich eigentlich das Buch abbrechen. Ich habe die Seiten zwar gelesen, aber irgendwie ging der Inhalt an mir vorbei. Im Gedächtnis ist nur geblieben, das Gauß sich weigert zu verreisen, sich merkwürdig verhält und auch zu seinem Sohn nicht gerade freundlich ist. Mit dem 2. Kapitel konnte ich gar nichts anfangen und ich habe überlegt, was mir das Buch bringen soll.
    Aber dann wurde es echt besser. Gauß seine Kindheit, es ist bestimmt nicht einfach wenn man ein Genie ist und sich beherrschen muss, nur um nicht aufzufallen. Bei der Beschreibung der Zahnschmerzen habe ich richtig mitgelitten. Wie Recht er doch hatte, das es in Zukunft Ärzte und Schmerzmittel gibt. Aber er hat sich auch geirrt, es gibt noch kein Mittel, damit einem die Haare nicht ausfallen. :rolleyes
    Nun heiratet er seine Johanna, eine Frau, die ihm vom Geist her vielleicht nicht ebenbürtig ist, aber doch mithalten kann.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ich habe den ersten Abschnitt jetzt beendet, weiß aber immer noch nicht ganz, was ich von dem Buch halten soll.
    Die ersten Seiten haben mir sehr gut gefallen, wie Liesbett schon schrieb, Kehmann schreibt voller Ironie und Wortwitz, danach fand ich es allerdins schon sehr zäh. Vor allem die Kapitel über Gauß haben mich so gar nicht gefesselt, mir ist Humboldt lieber, äußerst komische Gesellen sind es ja alle beide.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Ich habe den ersten Abschnitt jetzt beendet, weiß aber immer noch nicht ganz, was ich von dem Buch halten soll.
    Die ersten Seiten haben mir sehr gut gefallen, wie Liesbett schon schrieb, Kehmann schreibt voller Ironie und Wortwitz, danach fand ich es allerdins schon sehr zäh. Vor allem die Kapitel über Gauß haben mich so gar nicht gefesselt, mir ist Humboldt lieber, äußerst komische Gesellen sind es ja alle beide.


    :lache


    Bei mir ist es genau umgekehrt, ich fand die ersten Seiten furchtbar, den Rest vom 1. Abschnitt gut und irgendwie kann ich mit Gauß mehr anfangen als mit Humboldt.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ehrlich gesagt bin ich ziemlich fasziniert von diesem Buch und schreibe im Moment gern nach jedem Kapitel meine Eindrücke, damit es nicht so viel wird. Bin mal gespannt, ob das so bleibt.


    Das 2. Kapitel beschäftigt sich ausschließlich mit Humboldt, seiner Kindheit und seinem anfänglichen Werdegang und ich finde es total spannend, in das Leben dieser Persönlichkeit einzutauchen. Was für ein krasser Typ, völlig abgedreht und getrieben - mal sehr flapsig ausgedrückt. Aber solche Menschen treiben die Wissenschaft voran :grin.


    Die Geschichte ist erstaunlich gut lesbar in klarer verständlicher Sprache, nicht unbedingt selbstverständlich, wenn es um solche Genies geht. Die einzelnen Anekdoten werden sehr geschickt in die Erzählung einflochten und vermitteln einen sehr lebendigen Gesamteindruck.


    Bei der Szene mit dem Selbstversuch S. 32 konnte ich mir bei allem Ernst der Situation ein Grinsen nicht verkneifen, immer wenn ich den gepeinigten Diener vor Augen hatte, kein Wunder, dass der arme Kerl kurz danach gekündigt hat. Humboldt bräuchte da jemanden mit deutlich sadistischerer Ader :grin. Auch die knappen witzigen Dialoge zwischen Humboldt und Bonpland gefielen mir! Nicht zu vergessen S. 38 "Der ganze Kniff sei, sich nie etwas durchgehen zu lassen, sagte er zu Frau Schobel, seiner Zimmervermieterin, und bat um noch ein Glas der grünlichen Molke, vor der es ihn so ekelte" :lache - immer hart gegen sich selbst.


    Jetzt bin ich gespannt auf das nächste Kapitel, welches sich wohl wieder mit Gauß beschäftigen wird.


    Edit: Im nächsten Kapitel stellt sich heraus, dass Gauß die Anmaßung schon in die Wiege gelegt wurde, er kann wohl echt nix dafür und Genies haben es selten leicht im Leben.

  • Ich bin mit dem Abschnitt erst zu 1/3 durch. Den Stil Kehlmanns fand ich erst etwas gewöhnungsbedürtig, weil er so schlicht und knapp formuliert und oft die Anekdoten aus der Kindheit einfach aneinander reiht. Gauß wirkt auf mich schon sehr unsympathisch, vor allem wie er mit seinem Sohn umgeht... Aber klar wird auch schon sein Genie deutlich.


    Mit Humboldt kam ich da schon besser klar, aber wie die Erziehung der Brüder beschrieben wird ist ja schon krass, 12 Stunden pro Tag, jeden Tag in der Woche Unterricht. Und das Verhältnis der Brüder ist ja sehr seltsam. Etwas gestört hat mich dann auch bei Humboldts Werdegang in dieser komprimierter Form, dass sehr viele Namen einfach nur so aufgelistet wurden, seine Lehrer und auch die Orte, da konnte ich dann nicht so viel mit anfangen in der Kürze. Aber ich denke das ist nur so bei der Einführung, danch wird es vlt. interessanter, vor allem wenn Humboldt auf Reisen gehen wird...

  • Ich bin mit dem Abschnitt auch durch. Ich habe ja schon einmal versucht, das Buch zu lesen. Damals fand ich es schwer zu lesen. Heute habe ich mir Zeit und Ruhe genommen, so dass ich den meisten Handlungen gut folgen konnte. Aber für mich ist es definitiv kein Buch, dass ich nebenbei lesen kann.
    Da ich zu wenig Hintergrundwissen über die beiden habe, bin ich mir manchmal nicht sicher, was wahr ist oder wo die künstlerische Freiheit anfängt.
    Ansonsten ein sehr rationales Buch. Keine überflüssigen Beschreibungen, alles kurz und knapp auf den Punkt gebracht und auch für Laien gut erklärt, auch wenn ich mir manches trotzdem nicht so gut vorstellen konnte.

  • Ich habe den ersten Abschnitt nun auch durch..
    Langsam habe ich mich an den Schreibstil gewöhnt - vor allem die fehlende wörtliche Rede ist gewöhnungsbedürftig - und mir gefällt die Geschichte schon besser..
    Obwohl ich mit den ganzen Namen und irgendwelchem mathematischen Regeln etc. nicht so viel anfangen kann und mich immer wieder dabei erwische, dass ich viele Sätze nur überfliege..


    Daher lese ich auch die Abschnitte über Humboldt lieber.. Zwischendrinnen kam mir der Gedanke, ob er wohl schwul ist? Frauen scheinen ihm ja ziemlich egal zu sein..

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Ich finde die sich abwechselnden Perspektiven interessant und gut gemacht. Das erleichtert die doch mitunter großen Zeitsprünge deutlich. Ausserdem stellte sich mir die Frage: ist die Welt nicht für Gauß gemacht oder Gauß nicht für die Welt? Er entspricht schon sehr dem Klischee des weltenfernen Genies. Bemerkenswert, dass ihm die Wissenschaft einfach so zufliegt, je er kann sich gar nicht dagegen wehren. Eigentlich klar, dass er sich dann auch nicht vorstellen kann, dass es anderen Menschen da ganz anders ergeht. Das sie sich ihre Ideen und Theorien hart erarbeiten und nicht auf dem Nachhauseweg, oder gar beim Beischlaf, zufliegen. Wie schwer zu verstehen muss es auch sein, dass die eigenen Söhne so gar nicht dem eigenen Genie entsprechen wollen. Leider ist er aber auch nicht einfühlesam genug, sie eben für andere Dinge zu lieben ... Literarisch interessant, als echter Mensch sicherlich nur scher zu ertragen.
    Und zu Humboldts sexueller Orientierung: mich überkamen ähnliche Gedanken :-]

  • So, mir fehlen jetzt noch ca. 20 Seiten bis zum Ende dieses Abschnitts. Also auf jeden Fall ist dieses Buch ein Beweis dafür, dass Genie und Wahnsinn doch oft nah beieinander liegen!


    Für Humboldt gibt es wohl nichts wichtigeres im Leben als alles zu vermessen. An den Frauen interessieren ihn nur die Kopfläuse. Gauss Kindheit ist auch sehr speziell, aber sein strenger Lehrer hat sein Genie ja doch erkannt. Er muss wirklich sehr intelligent gewesen sei, und dadurch kommt er eben schlecht mit normalen Leuten zurecht.


    Die beiden haben ja einiges gemeinsam, aber es gibt einen grossen Unterschied: Humboldt kommt aus adligen Kreisen mit der besten Ausbildung und Gauss aus ärmlichen Verhältnissen und wurde nur durch seine Lehrer gefördert.

  • Zitat

    Original von Amalia
    Die beiden haben ja einiges gemeinsam, aber es gibt einen grossen Unterschied: Humboldt kommt aus adligen Kreisen mit der besten Ausbildung und Gauss aus ärmlichen Verhältnissen und wurde nur durch seine Lehrer gefördert.


    Ich finde auch, das beide einiges gemeinsam haben. Den Drang nach neuen Erkenntnissen.
    Es gibt auch große Unterschiede. Was Gauß einfach zufliegt, muss sich Humboldt erarbeiten. Dafür ist er aktiver als der Mathematiker, irgendwie beweglicher. Und während der eine sich einigelt muss der andere Grenzen sprengen. Der eine lebt seine Wissenschaft am liebsten für sich, der Andere teilt sie mit, lehrt und belehrt ... es ist ein gut komponiertes Stück Literatur. Ob es dem Autor leicht gefallen ist?

  • Bin jetzt durch mit Abschnitt 1. Es ist wirklich komisch, wenn man mal näher über diese Gemeinsamkeiten / Unterschiede nachdenkt. Ja, beide sind auf der Suche nach der Wahrheit - der eine quasi zuhause, der andere am Ende der Welt, eben jeder auf seine Art.
    Und man spürt auch die Einsamkeit, die solch klugen Menschen in sich tragen, da sie nur wenige Leute haben, mit denen sie sich austauschen können. Deshalb hat Gauss ja sogar eine Reise von 11 Tagen auf sich genommmen, um in Königsberg mit Kant zu sprechen - was dann ja leider nicht möglich war.
    Aber zumindest macht es ja den Eindruck, als sei seine Frau Johanna auch überdurchschnittlich klug, und zum Glück hat sie doch noch ja gesagt....

  • Ich bin in den letzten Tagen leider nicht zum Lesen gekommen und deshalb auch noch nicht so weit. Ich werde Eure Beiträge auch erst später lesen...


    Mir gefällt es bis jetzt eigentlich ganz gut. Die Sprache ist gut zu lesen. Ich habe es mir viel langweiliger vorgestellt.


    Aber was ich mich die ganze Zeit frage: Was davon ist echt passiert und was ist erfunden :gruebel


    Aber jetzt geh ich noch ein bisschen lesen :lesend

  • Gauß scheint ja wirklich sehr frustriert von der Menschheit zu sein, bin gespannt wie es mit seiner Ehe laufen wird...


    Und auch wie Bonplant es mit Humboldt aushält ist erstaunlich, da muss er doch wirklich sehr tolerant sein um all seine Macken hinzunehmen.


    Weiter geht es mit Abschnitt 2...