'Die Vermessung der Welt' - Seiten 195 – Ende

  • Durch den letzten Abschnitt habe ich mich mehr oder weniger wieder durchgequält und ich bin echt froh, dass ich das Buch beendet habe.


    Was ich mich frage, ob Gauß als Vater überhaupt Gefühle für seine Kinder hatte oder nicht. Irgendwie behandelt er Eugen schlecht, bedauert das er ihn als Sohn hat und nicht den Weber und seine Tochter wird von ihm als häßlich beschrieben. Aber vielleicht hat man eine andere Sicht auf die Dinge wenn man ein Genie ist. Auch wenn der Vater nicht viel von Eugen hält, am Ende hat man das Gefühl die Geschichte wiederholt sich. Auch Eugen kann plötzlich spielend sich Sachen merken und wundert sich,warum andere so lange mit den Antworten warten.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Bei Eugen habe ich das Gefühl, daß er sein "wahres Ich" erst zeigen kann, als er sich vom Vater gelöst hat. So lange er unter Gauss' Fuchtel stand, hielt er sich selbst für dumm und sein Selbstvertrauen war alles andere als gut. Das hat sich nun am Ende geändert und plötzlich stellt er selbst fest, daß er gar nicht so blöd ist, wie es ihm sein Vater sein ganzes Leben lang eingetrichtert hat. Mir hat Eugens Entwicklung sehr gut gefallen.

  • Irgendwie weiß ich nicht so ganz, was ich von diesem Buch halten soll :gruebel
    Durchgequält habe ich mich nicht, vor allem der Schreibstil hat mir gut gefallen, aber wirklich begeistern konnte mich das Buch auch nicht.
    Gauß und Humboldt waren mir beide zu schräg dargestellt.

  • Mir hat es gar nicht gefallen, wie Eugen einfach fallen gelassen wurde. Bei allem Verständnis für die Marotten alter Herren, soetwas ist dann doch zu arg. Fein, dass der Junge dennoch ganz gut zurecht kommt. Irgendwie befreit von seinem Vater und den elend großen Fußstapfen zeigt sich, dass auch in dem Jungen mehr steckt, als man aus Gauß' Perspektive erfahren hat.
    Am Ende neigt sich der Roman wieder der Null zu, will heißen, die Höhepunkte des wissenschaftlichen Tuns sind überschritten, die geistigen Kräfte der beiden Männer nähern sich denen von Kindern. Während Gauß das Nachlassen bemerkt und auch bedauert, ist sich Humboldt gar nicht darüber im Klaren. Eigentlich ganz praktisch so, dann kann er die Gängelungen seiner Reisebegleiter gut übersehen.

  • Der letzte Abschnitt hat mich im Vergleich zu den beiden andren deutlich weniger gefesselt. Wahrscheinlich halten sich daher auch meine Anmerkungen dazu in Grenzen ;-).


    Mit dem Erlahmen der Geisteskräfte unserer beiden Genies fehlt der Geschichte irgendwie auch der Esprit, man quält sich mit ihnen dem Ende zu :grin. Humboldts "Russlandexpedition" gerät dann auch zu einer ziemlichen Farce, in jüngeren Jahren hätte er sich diese Restriktionen sicher nicht gefallen lassen.


    Gauß bleibt auch im Alter bei seiner oft so brüskierenden Ehrlichkeit und liefert damit seinen Sohn einem ungewissen Schicksal aus. Amüsant fand ich, dass Eugen nun scheinbar doch Einiges von seinem Vater übernommen hat. Diese Pausen der Gesprächspartner vor einer Antwort hatten doch schon den jungen Gauß genervt. Ohne den Druck eines solchen übermächtigen, und auch noch lieblosen Vaters geht es im bestimmt besser.

  • Mir hat es ja schon sehr gefallen, wie Gauss die Korruptionssache behandelt hat. Ehrlich, direkt und entschlossen :grin
    Der Übeltäter hat dann tatsächlich den Nerv, Satisfaktion zu fordern. Für Ehrverlust! EHRVERLUST. :fetch
    Wäre es heute passiert, ich hätte mich maßlos erregt. So musste ich grinsen, weil er damit auch nicht weiter kam. Dumm nur, dass Eugen hier das Ersatzopfer wurde.


    Humboldt hat meines Erachtens nach die letzte Reise mehr oder weniger schlafend verbracht.

  • Ich weiß nun auch nicht, was ich von dem Buch halten soll. Der Schreibstil hat mir, nach anfänglichen Schwierigkeiten, gut gefallen. Und teilweise war die Geschichte wirklich amüsant. Aber insgesamt... mmmhhh.. weiß nicht..


    Im letzten Kapitel erfähren wir ja quasi wie das Leben der beiden endet und was für Probleme das Alter birgt. Eigentlich ziemlich trostlos.. Gauß hat weiterhin keinerlei Gefühle für irgendwen: seine Frau nervt ihn, seine Söhne sind nicht sonderlich intelligent, seine Tochter hässlich etc. Andere Menschen veröffentlich das, was er schon lange wusste..
    Und Humboldts letzte Reise wird auch zu einem ziemlichen Flop und ist für ihn doch ziemlich entwürdigend. Die Reise ist ja absolut gar kein Vergleich zu seiner anderen...
    Eugens Entwicklung gefällt mir ganz gut. Und seine Reise tut ihm wohl ganz gut - losgelöst von seinem Vater.


    Nicht ganz kapiert habe ich das Gespräch Humboldts mit seinem Bruder auf S.264 auf der sie etwas von Knaben reden?
    Vielleicht habe ich dafür das Buch einfach nicht so genau gelesen.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Zitat

    Original von verena


    Nicht ganz kapiert habe ich das Gespräch Humboldts mit seinem Bruder auf S.264 auf der sie etwas von Knaben reden?
    Vielleicht habe ich dafür das Buch einfach nicht so genau gelesen.


    Ich weiß nicht ob es genauf auf S. 264 war, ich habe das Buch im Moment nicht hier.
    Aber es geht wohl darum, wie viele hier auch bereits vermutet haben, das der Humboldt nicht auf Frauen, sondern auf Männer bzw. Knaben steht. Er versuchte das wohl geheim zu halten und ist jetzt erstaunt, das sein Bruder von seiner "Vorliebe" wußte.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Achso.. ok..
    Na ja, vielleicht daher auch sein seltsamer Traum in diesem Zelt, da hat er auch von einem Jungen geträumt..
    Homosexualität ist ja soweit in Ordnung, aber das hätte doch gereicht, das hätten ja nicht auch noch Knaben sein müssen...

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Jetzt bin ich auch mit dem letzten Abschnitt durch. #


    Ich bin geteilter Meinung zum Buch. Auf der einen Seite finde ich es bemerkenswert, wie viel der Autor über die beiden recherchiert haben muss und wie detailliert er sich in diese Welt und in die beiden hineingedacht hat. Dazu gehört nicht nur viel Wissen, sondern auch Durchhaltevermögen und großes Interesse.
    Auf der anderen Seite fand ich das Buch sehr rational geschrieben. Obwohl es sehr viele gute Kritiken bekommen hat, musste ich mich immer wieder motivieren zu lesen. Kein einfaches Buch, bei dem man sich entspannen kann. Für jemanden, der neue Anregungen sucht und sich für Naturwissenschaften und Geschichte interessiert, sicher noch besser geeignet.
    Trotzdem bin ich froh, dass ich das Buch gelesen haben. Auch wenn ich manche kleinen Sätze übersprungen habe oder einiges nicht mein Interesse geweckt hat, sind dennoch Passagen hängen geblieben und Humboldt und Gauß sind nicht mehr so fremd für mich, wie sie es früher waren.


    Danke für die Organisation der Leserunde :-)
    Liebe Grüße

  • Ich bin mit dem letzten Teil immer noch nicht durch. Ich weiss auch gar nicht, was ich dazu schreiben soll. Mir haben die ersten Teile, wo es mehr um die Naturwissenschaften geht, besser gefallen... es scheint jetzt irgendwie politisch zu werden. Na mal sehen wie es endet...

  • Grisu, auch mir hat der letzte Abschnitt weniger gefallen als die beiden anderen. Irgendwie war da die Luft raus :gruebel. Aber insgesamt gesehen fand ich es sehr lesenswert. Sprache und Erzählstil waren echt interessant und ich bin mit Sonnenblume1988 einer Meinung: Gauß und Humboldt sind für mich lebendiger geworden, nicht mehr lediglich dem Namen nach bedeutende Wissenschaftler.


    Ich habe auch überlegt, ein bisschen mehr über die Beiden zu lesen, das Interesse ist geweckt, wahrscheinlich wird es aber am Zeitmangel scheitern :-(.

  • Zitat

    Original von sonnenblume1988
    Humboldt und Gauß sind nicht mehr so fremd für mich, wie sie es früher waren.


    :write da kann ich Euch nur zustimmen


    mich amüsiert gerade das Kapitel (Die Geister), in dem Humboldt und Gauß versuchen Eugen zu befreien. (hab grad erst angefangen) Gauß wollte erst gar nicht. Humboldt hat Angst um seinen Ruf. Und was ich lustig finde: obwohl sich Gauß scheinbar nicht für seine Mitmenschen interessiert, kennt er sie doch sehr genau (als sie der Frau das Geheimnis entlocken, wo ihr Mann ist S.252) , während Humboldt doch reichlich naiv an die Sache rangeht.

    :wave


    Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele (Cicero)

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  • Und die Bestechung erst... ich hab mich köstlich amüsiert :lache


    Das ist genau das was ich meinte, der weitgereiste Humboldt kapiert gar nichts, der scheinbar abgehobene Denker versteht gleich was los ist... und reagiert genial :lache


    Ihre Unterhaltungen sind auch klasse... sie reden eigentlich dauernd aneinander vorbei.

  • Ich finde Eure Meinungen zu dem Buch sehr interessant und bin geradezu beruhigt, dass das Buch bei den Eulen nicht nur positiv gesehen wird.


    Als ich es vor einigen Jahren mal gelesen habe, hatte ich vorher und auch als ich es las, ständig zu hören bekommen, was für ein tolles Buch dies sei. Das meinten ALLE, auch die, die von sich selbst erzählen, dass sie sonst kaum Bücher lesen.


    Tja, ich war von Anfang an nicht sehr angetan. Mir hat der Schreibstil leider nicht gefallen. Ich fand ihn schon zu simpel.
    Die Informationen über die beiden fand ich bzgl. Ihrer Entdeckungen sehr interessant, denn wie die meisten hier, wusste ich eigentlich recht wenig konkretes über sie. Vielleicht aus diesem Grund, kann ich aber bis heute die Realität nicht von der Fiktion trennen (was mich stört).
    Wie die beiden menschlich dargestellt werden ist mir mehr und mehr gegen den Strich gegangen.
    Mich erinnerte der Stil des Autors immer mehr an das Niveau von nachmittaglichen Talk-Shows einiger Privatsender: Je dümmer die Gäste, desto schlauer fühlen sich die Zuschauer. Das war/ist das klare Konzept hinter diesen Sendungen. Je besser sich der Zuschauer fühlt, desto beliebter ist die Sendung.


    Meiner Meinung nach lässt sich das auf dieses Buch übertragen. Obwohl der Autor bestimmt viel Arbeit in Recherchen gesteckt hat (und diese Leistung möchte ich positiv hervorheben!), verkauft er es durch seine derart einfache Sprache so, dass es absolut jeder lesen kann. Da es thematisch um 'bedeutende Persönlichkeiten' geht, haben viele Leser das Gefühlt, sie hätten 'hochwertige' Literatur gelesen.
    Fragt sich nur, ob sie alle dabei geblieben wären, wenn man Humboldt und Gauss nicht derart lächerlich dargestellt hätte :gruebel
    Denn für mich hatte das Buch leider nichts mitreissendes...... Zu Ende gelesen habe ich es nur, weil ich so schlecht Bücher abbrechen kann :chen


    Ich bin froh, dass ich bei dieser LR als Zaungast dabei sein durfte!!!


    :wave

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Hallo, bin noch im letzten Abschnitt. Ich war über Ostern im Urlaub und habe dort andere Lektüre gehabt. Nun geht es hier wieder weiter, allerdings bin ich auch nicht soo begeistert. Der Stil ist doch irgendwie seltsam, so zynisch. Meld mich nochmal wenn ich durch bin