Es gibt Dinge, die kannst du nur im Dunkeln sagen. »Wusstest du, dass die Sonne hier nicht aufgeht?« Sie lacht laut und herzhaft. Dann verebbt ihr Lachen. »Das ist dein Ernst, oder?« Ich nicke. »In ganz Shyness. Völlige Dunkelheit.« Sie stützt den Kopf auf. Ich sehe ihr an, dass sie überlegt, ob sie mir glauben soll. Ob ich spinne oder nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch dasitzen kann, ohne sie zu berühren. Am Stadtrand von Shyness, wo ewige Dunkelheit herrscht, trifft Wolfboy ein merkwürdiges Mädchen. Sein Name ist Wildgirl und es erklärt Wolfboy zum Fremdenführer für eine Nacht. Auf ihrer Tour durch Shyness kommen sie nicht nur den zuckerabhängigen Kidds in die Quere, sondern auch verrückten Affen, ewigen Träumern, Döner-verkaufenden Wahrsagerinnen, teuflischen Psychiatern und einer großen Liebe – denn eine Nacht ist lang genug, um zwei Leben zu verändern.
Die Idee zu "Die Nacht von Shyness" ist ebenso originell wie ausgefallen. Sie ist mit nichts zu vergleichen, was ich bisher gelesen habe und hat mich mit dieser Andersartigkeit überzeugt. Einem speziellen Genre kann man dieses Buch nicht zuordnen, da es von allem ein wenig besitzt, was von der Autorin zu einer spannenden Handlung verwoben wurde. Mit viel Feingefühl für die Dunkelheit und für die, die in ihr Leben, hat Leanne Hall einen anderen Ort erschaffen, der die Frage aufwirft; was passiert, wenn die Sonne nicht mehr aufgeht? "Die Nacht von Shyness" besitzt Kurzweil, trotz der Handlungsdauer von einer Nacht, was an dem straffen und komplexen Plot liegen mag, der mehr wie Tage anmutet und den Leser durch diese einzigartige Abenteuer fliegen lässt. Es besitzt eine gewisse Intensität und eine Tiefgründigkeit, die Lesespaß für jene garantiert, die sich auf dieses etwas andere Abenteuer einzulassen bereit sind.
Wie die Handlung so sind auch die Figuren alles andere als stereotypisch. Sie besitzen eine Komplexität und Originalität, die ihren Facettenreichtum hervorragend zur Geltung bringt. Mit viel Lebendigkeit und einem ausgefallenen Hintergrund, sind sie alles andere als eindimensional und wirken in ihrer Verletzlichkeit umso authentischer.
Mit einem intensiven Erzählstil und einer sowohl flüssigen, als auch jugendlichen Art zu Schreiben hat Leanne Hall einen echten Pageturner geschaffen, der dem Leser die Nacht näher bringt. Dieser Schreibstil passt sich jederzeit der jeweiligen Situation und Stimmung an und schafft eine authentische Atmosphäre, die düster ist, aber dennoch einiges an Licht bereithält.
Das Cover passt hervorragend zu dieser Geschichte. Diese Schlichtheit spiegelt optimal die Schnörkellosigkeit des Inhalts wieder und auch das Schwarz ist mehr als angemessen.