Der FC Bayern München und seine Juden – Dietrich Schulze-Marmeling

  • Aufstieg und Zerschlagung eines liberalen Fußballklubs


    Verlag Die Werkstatt
    255 Seiten
    2011


    Kurzbeschreibung:
    Im Jahr 1932 stand der Fußball vor einer großen sportlichen Zukunft. Der Verein wurde modern geführt, die Mannschaft errang mit attraktivem Fußball die Deutsche Meisterschaft. Doch die Nazis, die einige Monate später an die Macht kamen, galt der FC Bayern als „Judenklub“. Gemeinsam mit willfährigen Helfern im DFB machten sie sich daran, eine liberale und weltoffene Fußballkultur zu zerschlagen.


    Dieses glänzend geschriebene Geschichtsbuch wirft einen ganz neuen Blick auf die Vergangenheit des heutigen Rekordmeisters – und auf eine Fußballszene, deren jüdische Akteure viel zu lange in Vergessenheit geraten sind.


    Mein Eindruck:
    Obwohl der FCB nicht gerade mein Lieblings-Fußballverein ist, möchte ich auf dieses informative „Fußballbuch des Jahres 2011“ aufmerksam machen. Es verändert den Blick auf den Verein.


    Das Buch ist zwar nicht sehr literarisch, braucht es aber nicht zu sein, es ist ja ein Sachbuch. Schlecht geschrieben ist es aber auch nicht.


    Es erzählt von einem Verein, der von 1900 bis 1933 ein weltoffener und liberaler Klub war. Nicht nur jüdische und ausländische Fußballer waren willkommen, auch im Vorstand waren es jüdische leistungsträger, die den Verein erfolgreich machten. 1932 wurde der FC Bayern sogar Deutscher Meister,


    Eine herausragende Gestalt des Vereins, der ausführlich und sehr sympathisch beschrieben wird, ist der Jude Kurt Landauer, der 1913 erstmals Präsident bei den Bayern wurde.


    Landauer war einer der ersten, der sich um einen internationalen Vergleich im Fußball bemühte und es gelang ihm so, den Klub für die Welt zu öffnen. So brachte er Bayern auf einen erfolgreichen Weg und förderte einen modernen, attraktiven Fußball.
    Mit den Nazis ging der Verein ab 1933 in eine sportliche Krise.


    Er überlebte das KZ Dachau und emigrierte 1939 in die Schweiz. 1947 kehrte er zurück und wurde zum vierten Mal Präsident des FC Bayer.
    Das Buch schildert seine Persönlichkeit als offen und herzlich, er war sehr beliebt, sowohl bei den Fans als auch bei den Fußballern, nur nicht bei Nazis natürlich.


    Schulze-Marmeling schreibt dann aber auch ausführlich über den langen, manchmal beschwerlichen Weg des aktuellen Vereins sich seiner jüdischen Geschichte zu besinnen und zu bekennen.


    Ein wichtiges Merkmal dieses Buches ist es, verdienstvolle Persönlichkeiten, die in Vergessenheit geraten sind, wieder in das Bewusstsein des heutigen Fußballfans zu bringen. Das ist sehr verdienstvoll, denn Leute wie Kurt Landauer oder der Erfolgstrainer Richard „Little“ Dombi haben viel für den Fußball getan.


    Im Mittelteil des Buches befindet sich eine Reihe von Fotos, größtenteils in schwarz-weiß, die spannend zu betrachten sind. Im Anhang gibt es ein Glossar und Quellenangaben.


    Man braucht kein Bayern-Fan zu sein, um dieses Buch zu schätzen.
    Das Buch ist jedem zu empfehlen, der sich für die Geschichte des deutschen Fußballs interessiert.

  • Auch ich kann dieses Buch wärmstens weiterempfehlen. Auch wenn natürlich der Fußball und der FC Bayern im Vordergrund stehen, bietet es einen interessanten Einblick in die damalige Zeit auch neben dem Fußball. Es ist sehr spannend über den ersten Aufstieg der Bayern zu lesen. Der jüdische Präsident des Klubs Kurt Landauer wird sehr sympathisch beschrieben, als ein Mann, der seinen Verein geliebt hat und der auch von den Anhängern und den Spielern des Vereins geliebt und geschätzt worden ist. Daher ist es auch sehr schade, dass dieser Teil der Vereinsgeschichte einige Zeit in den Hintergrund geraten ist. Aber nun wird diese Geschichte aufgearbeitet, was auch den Engagement der Fans zu verdanken ist.
    Ich kann dieses Buch also wärmstens empfehlen sowohl für Bayernfans und auch für nicht Baynerfans, die aber geschichtsinteressiert sind.

  • Zitat

    Original von Guardian
    Der jüdische Präsident des Klubs Kurt Landauer wird sehr sympathisch beschrieben, als ein Mann, der seinen Verein geliebt hat und der auch von den Anhängern und den Spielern des Vereins geliebt und geschätzt worden ist.


    Am 15.10.2014 kommt übrigens der Film "Landauer - Der Präsident" im Fernsehen. Josef Bierbichler spielt die Hauptrolle.


    FSK ab 6 freigegeben


    Sendetermin:
    Mittwoch, 15.10.2014, 20.15 Uhr im Ersten