Qualität von Indie-eBooks

  • Ich habe mich in den letzten zwei Monaten intensiv mit Indie-eBooks auseinandergesetzt. Oft wird ja gesagt: "nicht lektoriert, Schund, schlechte Bücher".
    In meinem Blog präsentiere ich täglich einige eBooks, die über Amazon Select kurzfristig kostenlos angeboten werden- das mache ich aus zwei Gründen: erstens könnte ich mein Versprechen, jedes Buch zu laden, durchzublättern und den tatsächlichen Umfang festzustellen, aus Kostengründen gar nicht umsetzen; zweitens möchte ich gute Indie Autoren unterstützen.


    Ich habe in diesen zwei Monaten genau 420 eBooks angesehen. Ja, ich schaue nur kurz rein, lese aber jedesmal einige Seiten und mache mir ein Bild von Sprache und Grammatik. Manchmal (in der Minderzahl!) sind diese Bücher tatsächlich ziemlich schlimm.


    Oft aber (in der Mehrzahl!) sind diese Bücher gekonnt geschrieben und brauchen sich vor "Verlagsprodukten" nicht zu verstecken.


    Ein Beispiel: Cathy McAllister. Sie hat sich entschieden, ihre Bücher als Indie Autor herauszubringen. Bisher hat sie mehrere Bücher bei Ullstein und C. Bertelsmann herausgebracht.
    Aber - und hier liegt meines Erachtens der Knackpunkt - diese Verlage waren nicht bereit, Cathy unter ihrem echten Namen veröffentlichen zu lassen. Die Verlage haben Cathy ein Pseudonym vorgegeben!
    Die Verlage bauen eigene Autoren-Marken auf. Und kaufen sich Autoren ein, die dann unter diesen Pseudonymen schreiben.
    McAllister hat mehrere Manuskripte bei "ihren" Verlagen angeboten. Sie bekam die Antwort, dass man neue Autoren "lieber in USA einkauft" und ansonsten in die Verlags-Pseudonyme investiert.
    Also hat die Autorin das Wagnis unternommen, und ihre Bücher unter eigenem Namen selbst veröffentlicht. Aus meiner Sicht das beste, was sie tun kann: denn so wird ihr Name selbst eine Autoren-Marke und gewinnt an Wert.


    Solche Perlen aus der Vielzahl von Indie-eBooks herauszufinden, habe ich mir vorgenommen. Ich kann jedem Bücherfreund nur anraten, in diesem Segment die Augen offen zu halten! Denn hier bahnt sich eine echte Revolution an!

  • Zum großen Teil gebe ich dir recht, ich hab selbst schon einige gute Autoren da gefunden die mir recht gut gefallen haben, ich sehe allerdings auch einige Gefahren darin.


    Es gibt viele gute Leute, aber auch viele die nicht gut bis ganz schlecht sind, da besteht die Gefahr, das die guten einfach darin unter gehen, das ist bis dato zwar noch nicht so, aber mit zunehmender beliebtheit könnte das noch kommen.

  • Hallo,


    die Idee, Indie-eBooks zu selektieren und die Guten rauszupicken, finde ich prinzipiell sehr gut.


    Zu deinem Beispiel.
    Ich will nichts unterstellen, denn ich kenne die Autorin nicht. Aber ich gebe zu bedenken, dass es vermutlich nur wenige Punkte gibt, über die im Internet mehr Blödsinn verbreitet wird, als über Verlagsabsagen.
    Ich habe durchaus schon die ein oder andere Verlagsabsage gehört ... man kaufe lieber in USA gehört definitiv nicht dazu. (Doch, warte, ein auf Horror spezialisierter Verlag soll so denken.)
    Diese "Absage" geistert eher in Schreiberforen herum, deren Mitglieder nichtssagende Standartabsagen erhalten und bemüht etwas hineininterpretieren, was nicht bedeutet: Du bist noch nicht gut genug.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich habe durchaus schon die ein oder andere Verlagsabsage gehört ... man kaufe lieber in USA gehört definitiv nicht dazu. (Doch, warte, ein auf Horror spezialisierter Verlag soll so denken.)
    Diese "Absage" geistert eher in Schreiberforen herum, deren Mitglieder nichtssagende Standartabsagen erhalten und bemüht etwas hineininterpretieren, was nicht bedeutet: Du bist noch nicht gut genug.


    Das stimmt schon, aber gerade in diesem Fall ist es nicht so (deshalb habe ich dieses Beispiel auch gebracht).


    Es gibt ein Interview mit Lutz Dursthoff von Kiwi, wo er über Manuskripte und neue Autoren spricht. Wo kriegt der Verlag neue Autoren her? erstens: Literaturagenten, zweitens Einkäufe von ausländischen Verlagen, drittens Empfehlungen durch bestehende Autoren und Buchhändler. Viertens: das unverlangt eingeschickte Manuskript, das von der Assistentin vorselektiert wird ...

  • Eine ältere Diskussion hier drehte sich um die Qualität von gemeinfreien Übersetzungen, die als Gratis-e-Book angeboten werden. Auf deiner Webseite habe ich deshalb gerade mit Interesse deine Einträge zu Jules Verne angesehen. Du gibst kein Impressum für die Bücher an, nennst nicht den Namen des Übersetzers und hast wohl auch keine Vergleichsmöglichkeiten, ob genau diese Ausgabe des Buches - außer dass sie gratis ist - überhaupt empfehlenswert ist. Irritierend finde ich auch die Illustrationen. Stimmt die kindle-Gratis-Ausgabe jeweils mit der abgebildeten Ausgabe überein oder zeigst du einfach nur eine beliebige Abbildung?

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Du gibst kein Impressum für die Bücher an, nennst nicht den Namen des Übersetzers und hast wohl auch keine Vergleichsmöglichkeiten, ob genau diese Ausgabe des Buches - außer dass sie gratis ist - überhaupt empfehlenswert ist. Irritierend finde ich auch die Illustrationen. Stimmt die kindle-Gratis-Ausgabe jeweils mit der abgebildeten Ausgabe überein oder zeigst du einfach nur eine beliebige Abbildung?


    Vielen Dank für deine Hinweise! Ich habe mich auf eine kurze Beschreibung, einen Hinweis auf mögliche Konvertierungsprobleme (sozusagen: Lesbarkeit)und eine gemeinfreie Abbildung aus der Originalausgabe beschränkt -> Bild dient zur Auflockerung.


    Was ich noch leisten kann, ist die Angabe von Auflage und Verlag des Buches, aus dem der Scan gezogen wurde: bei "Michael Strogoff" ist das zum Beispiel "Vierte Auflage, A. Hartleben's Verlag, Wien. Pest. Leipzig". Das klingt romantisch, gibt aber kaum verwertbare Informationen ab. Wie im 19. Jahrhundert üblich, wird der Übersetzer nicht genannt.


    Bei "Reise um die Erde" steht wenigstens das Jahr der Drucklegung drin: 1875.


    Ich werde diese Infos nachtragen!

  • Zitat

    Original von J_Zum_Winkel
    Das stimmt schon, aber gerade in diesem Fall ist es nicht so (deshalb habe ich dieses Beispiel auch gebracht).


    Es gibt ein Interview mit Lutz Dursthoff von Kiwi, wo er über Manuskripte und neue Autoren spricht. Wo kriegt der Verlag neue Autoren her? erstens: Literaturagenten, zweitens Einkäufe von ausländischen Verlagen, drittens Empfehlungen durch bestehende Autoren und Buchhändler. Viertens: das unverlangt eingeschickte Manuskript, das von der Assistentin vorselektiert wird ...


    Ich hab das mal in deinem Beitrag fett markiert.
    Natürlich Literaturagenten! Das - zur Erklärung - sind die deutschen Autoren (also an erster Stelle); vom Agenten vorselektiert, d.h. unverkäufliche MSe und Mist kommt bei denen gar nicht erst durch.
    Die Zeit der unverlangt eingeschickten MSe ist einfach vorbei - dafür kommen inzwischen zu viele von denen und die meisten für den Verlag uninteressant.

  • Zitat

    Original von Mulle: Die Zeit der unverlangt eingeschickten MSe ist einfach vorbei - dafür kommen inzwischen zu viele von denen und die meisten für den Verlag uninteressant. __________________


    So völlig ohne Kontaktaufnahme können aber auch Agenturen nicht existieren,
    siehe Webseite Deiner Agentur ;-).

  • Zitat

    Original von J_Zum_Winkel
    ... Was ich noch leisten kann, ist die Angabe von Auflage und Verlag des Buches, aus dem der Scan gezogen wurde: bei "Michael Strogoff" ist das zum Beispiel "Vierte Auflage, A. Hartleben's Verlag, Wien. Pest. Leipzig". Das klingt romantisch, gibt aber kaum verwertbare Informationen ab. Wie im 19. Jahrhundert üblich, wird der Übersetzer nicht genannt.
    Bei "Reise um die Erde" steht wenigstens das Jahr der Drucklegung drin: 1875.


    Hier unterschätzt du Buchliebhaber. Mit der Aussage Hartleben sind eine Menge Informationen zugänglich und die Angaben sind z. B. im ZVAB zu bibliografieren. Mir ist immer noch nicht klar, ob die kindle-Ausgaben die Abbildungen des Originals enthalten und ob sie auf dem Reader akzeptabel dargestellt werden.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Mir ist immer noch nicht klar, ob die kindle-Ausgaben die Abbildungen des Originals enthalten und ob sie auf dem Reader akzeptabel dargestellt werden.


    OK! Bin schon dran! So wird mein Beitrag wertvoller und wertvoller, mögen die Zugriffe das bestätigen :-)

  • Das Sichten dieses undurchsichtigen Bergs an Indie-Texten gleicht einem Kampf gegen Windmühlenflügel. Bei den modernen Texten könnten sich doch wenigstens die Autoren die Mühe machen, eine kurze Inhaltsangabe als Artikelbeschreibung zu verfassen. Zum Überleben des Fitteren würde beitragen, dass die sich planvoll darstellenden Autoren besser verkauft werden als die, die dem Kunden nur ihre Texte vor die Füße werfen.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Das Sichten dieses undurchsichtigen Bergs an Indie-Texten gleicht einem Kampf gegen Windmühlenflügel. Bei den modernen Texten könnten sich doch wenigstens die Autoren die Mühe machen, eine kurze Inhaltsangabe als Artikelbeschreibung zu verfassen. Zum Überleben des Fitteren würde beitragen, dass die sich planvoll darstellenden Autoren besser verkauft werden als die, die dem Kunden nur ihre Texte vor die Füße werfen.


    Sehr richtig. Ich mache in diese Richtung die ersten Schritte - letztlich ist es schon ein Wahnsinn, wenn ein Autor als "Klappentext" bei Amazon "Das ist eine Sammlung von kurzen Geschichten" einträgt und kein Autorenprofil vorhält. Oft sind die Klappentexte auch voller Rechtschreibfehler - und das Buch selbst ist dann erstaunlich gut geschrieben.


    Das sind so die Basics... aber gleichzeitig verstehe ich natürlich, dass gerade Autoren mit Marketing nicht viel am Hut haben. Ich habe vor, hier im Blog stärker in die Beratung zu gehen.

  • Ich finde das Sichten, Auswählen und Empfehlen von guten E-Books enorm wichtig. Der Berg an E-Books wird rasant wachsen und damit auch der Berg an qualitativ weniger guten aber auch der Berg an den Perlen.


    Im Print-Bereich war diese Auswahlfunktion jahrelang den Verlage vorbehalten. Diese Monopolstellung verschwindet. Genauso, wie es z. B. Zeitschriften gibt "Die 100 besten Apps" wird es Zeitschriften, Blogs, Webseiten geben "Die 100 besten E-Books" oder so ähnlich. Wer sich hier rechtzeitig und gut positioniert, sichert sich einen Platz für die Zukunft.


    Klaus

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich hab das mal in deinem Beitrag fett markiert.
    Natürlich Literaturagenten! Das - zur Erklärung - sind die deutschen Autoren (also an erster Stelle); vom Agenten vorselektiert, d.h. unverkäufliche MSe und Mist kommt bei denen gar nicht erst durch.


    Nee, das kann ja nicht sein, denn jedes Mal, wenn ich in die Buchhandlung gehe, liegt da eine Menge Mist herum. Wenn ich nur an die ganzen unsäglichen "Die [immer absurdere Berufsbezeichnung]in"-Klone denke, die seit der "Päpstin" auf den Markt geworfen wurden, oder die ganzen auf der Bis(s)-Welle mitschwimmenden Vampirromane... :rolleyes


    Dass man durch eine Vorselektion durch Agenten und Verlage Mist entgeht, halte ich für eine Illusion. Es wird, meiner Meinung nach, eine ganze Menge Mist gezielt produziert, weil er sich halt grad gut verkauft.


    Bei dieser ganzen Angst, dass die guten Bücher in einem Haufen nicht-vorselektiertem Mist untergehen könnten, habe ich immer eher das Gefühl, dass dem Leser nicht zugetraut wird, selbst zu selektieren, also dass das ganz gut das Bild zeigt, was Verlage von Lesern haben. Statt dessen bekommt man dann vorselektiertes Zeug vorgesetzt.


    Ich kann im Jahr vielleicht 50 Bücher lesen. Es werden mir viele Perlen entgehen und hoffentlich auch viel Mist. Ob da nun Agenten vorselektieren oder nicht.

  • Hallo Delphin,


    ach ja, diese Berufsbezeichnungen ;-( Man könnte weinen! Nicht nur als Leser, glaub`s mir, auch als Autor! Als man mir vor nunmehr 14 Jahren den Titel meines ersten Romans vorsetzte, widersprach ich heftig, doch ohne Erfolg. So hieß das Werk denn "Die Detektivin", was ich ganz furchtbar fand, aber vielen Lesern gefiel der Titel sogar. Beim zweiten Roman setzte ich mich durch (ohne "-in"), aber was mich DAS für Nerven gekostet hat!!! Über Mitentscheidungsrechte bei Covern rede ich da nicht mal. Und damit bin ich beim Thema: Ich bin ja nicht nur Autorin, sondern auch Leserin, und ich LIEBE es, bei Büchern sozusagen die Fortsetzung von Titel und Cover irgendwo im Buch zu finden. Kannste aber bei den "Großen" vergessen. Man ist dort sehr genrebezogen - und damit komme ich zum Thread-Thema: eBooks bieten eine tolle Möglichkeit, ein Buch mal so zu machen, wie man es WIRKLICH will. Und: Ja, auch Indie-Autoren mit Verlagsgeschichte tummeln sich hier! Ich zähle dazu, und ich werde sicher auch wieder in "meinem" Genre historischer Krimi schreiben, aber darf denn ein Autor nicht auch mal eine andere Geschichte erzählen?
    Mein Verlag meinte: Nö. Die möchten von mir das eine und sonst nix. Konnte ich vor Jahren immerhin noch einen "Ausreißer" als TB unterbringen, war mit meinem neuen Roman nichts zu machen.
    Nun ist er als eBook erschienen, und meine Leser jammern: WARUM nicht auch auf Papier? Allerdings muss ich gestehen, dass dieses eBook-Abenteuer mich ganz unabhängig von der Verlags-Schiene interessiert hat: NEUGIER :-]


    Doch den kritischen Schreibern hier muss ich ebenfalls recht geben: Es ist ein Problem, wenn es zu viele Bücher gibt, die eigentlich, was die Qualität angeht, nicht veröffentlicht werden sollten. Nicht, weil der dahinter stehende Autor nicht talentiert wäre, sondern vielleicht sogar eben darum: Es ist keine Entwicklung möglich, wenn man nicht gezwungen wird, Standards einzuhalten. So sehe ich die schöne neue eBook-Welt mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
    Und was die eingangs genannte Autorin angeht: Ich habe zwar ihre Bücher nicht gelesen (ist nicht so meine Richtung), aber wenn man sich das Layout der Leseproben anschaut, sieht das doch recht gut aus. Im Gegensatz zu manchem anderen Werk.


    Da ich ja seit vielen Jahren "Printautorin" eines Publikumsverlags bin, stand für mich von Anfang an fest, dass ich ins Layout viel Arbeit investieren musste. Ich habe daher "meinen" Kindle eigentlich nur gekauft, um zu schauen, wie sich der Roman darauf liest, entdeckte aber dann durchaus die Vorzüge dieses "Geräts". So kam beides zusammen ... Autorin und Leserin fanden Vergnügen an dieser neuen Art des Publizierens und Lesens. Und es war wunderbar, ein eigenes, zur Geschichte passendes Cover und einen ebenso passenden Titel zu kreieren. Und: Ja, ein Buch eigens für den Kindle zu illustrieren. Ich habe dazu meine ursprünglich für den Print vorgesehene (ebenfalls illustrierte) Vorlage komplett umgearbeitet und neu layoutet. Insgesamt habe ich mir von der Idee bis jetzt zur Veröffentlichung fast vier Jahre Zeit gelassen, davon ein gutes halbes Jahr nur für die Einarbeitung in das Layoutprogramm InDesign (allein das Handbuch umfasst 900 Seiten, und ich sah manches Mal beim Lesen so aus: ?( ). Das ist der "Nachteil" beim Selbstverlegen: Man kann nichts auf andere schieben, sondern muss selbst "da durch". Natürlich hat mir meine langjährige "Autorenerfahrung" bei der Umsetzung geholfen. Und wenn ich ehrlich bin: Nachdem ich hier und da heftigst geflucht habe, weil ich mir selbst beim fünften Mal Lesen vorkam wie der dümmste Mensch auf Erden, fing das Ganze an, mir mächtig Spaß zu machen: Layouten ist nicht weniger kreativ als Schreiben! Und jetzt arbeite ich an einem Fachbuch. Das mache ich auch selbst, allerdings e- UND Print.


    Also, bitte, nach langer Rede kurzes Fazit: Das eBook ist ein ganz erwachsenes Medium, und "WIR" eBook-Autoren gehören nicht nur der Anfängerfraktion an :chen


    Herzlichst
    Nikola

  • Zitat

    Original von Nikola_Hahn
    Also, bitte, nach langer Rede kurzes Fazit: Das eBook ist ein ganz erwachsenes Medium, und "WIR" eBook-Autoren gehören nicht nur der Anfängerfraktion an :chen


    Danke für die interessante Stellungnahme, allerdings muß ich Deinem Fazit widersprechen: Du profitierst imho doch von der Erfahrung durch jahrelange Arbeit mit den Verlagen, wenn ich das richtig sehe. Also die Autoren, die aus dem Printbereich rüberwechseln, haben sicher in den meisten Fällen durchaus das Zeug, ohne fremde Hilfe ganz allein ein gutes Ebook zu produzieren. Aber was ist mit den ganzen "Anfängern", die eben jetzt ihre Chance sehen, weil sie evtl bisher keinen Verlag gefunden haben oder ihre kreative Ader erst jetzt entdecken? Das Ebook kann nur so gut sein wie sein Autor.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Lieber LeSeebär,


    das ist doch kein Widerspruch, sondern Du sagst genau das, was ich auch ausdrücken wollte. Im Prinzip ist es das gleiche Dilemma wie beim BoD. Ich finde es auch schade, dass so viele glauben, Schriftsteller würde man von allein, und es genüge, einfach eine Geschichte irgendwie aufzuschreiben. Dabei muss man das Handwerk "Schreiben" ebenso lernen wie das "Handwerk" Büchermachen. Und das bedeutet: Viel Arbeit, aber auch Freude, wenn man weiterkommt.


    Ich sehe also durchaus beide Seiten der Medaille ...
    Herzliche Grüße
    Nikola :write

  • Nikola_Hahn


    das Problem liegt nicht unbedingt darin, daß ebooks professionell gemacht werden (können und sollen!), sondern darin, daß in Deinem Fall auch zum Tragen kommt, daß Du eine bereits bekannte Autorin bist.


    Wer bereits Bücher bei Verlagen vorweisen kann, hat es meiner Ansicht nach leichter, sich auch bei ebooks durchzusetzen, weil der Name bekannt ist. Will sagen, bereits für Qualität bürgt.


    Wenn man aber noch keinen Namen auf dem Buchmarkt hat, ist man einfach irgend jemand in der anwachsenden Menge von e-Publikationen. Dazu kommt, daß sehr viele davon schlampig gemacht sind. Das heißt, daß die Besseren bis Guten arg Gefahr laufen, in der Menge der Durchschnitts - bis mieser Ware unterzugehen.
    Es ist ein bißchen so, als würde man DKZV-Material und Verlagsbücher unter gleichen Bedingungen auf den Markt werfen.
    Wie soll man als Leserin noch entscheiden?


    1. Man orientiert sich an den Namen. Das fällt zugunsten der bereits bekannten aus. Pech für die guten unter den Unbekannten


    2. Man übergeht SelbstveröffentlicherIn,en konsequent, weil man ohnehin nur mit Quark rechnet. Pech für alle Beteiligten, einschließlich der Leserin, die tatsächlich etwas verpasen kann.


    3. Man verbringt unmäßig viel Zeit mit Anlesen von Angeboten. Ergebnis: weniger Lesezeit für ein ganzes Buch.


    4. Man verzichtet auf ebooks und hält sich an Bewährtes.


    :gruebel





    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo magali,
    das Problem "Massenware" besteht doch nicht nur bei den eBooks. Auch bei den gedruckten Büchern fällt es immer schwerer, in der Masse der Neuerscheinungen durchzublicken. Verlagsvorschauen helfen da nicht unbedingt weiter, viele Buchhändler leider auch nicht - die stellen einfach das ins Regal, von dem sie glauben, dass es sich verkauft. Echte Empfehlungen? Zumeist Fehlanzeige. Deshalb finde ich solche Foren wie das hier so wertvoll. Hier kann man unmittelbare Lese-Eindrücke und Leser-Empfehlungen finden.


    Auch sehr gut sind (nicht verlagsfinanzierte!) Büchermagazine, wie z. B. die Buchwelt oder die Lesart. Dort stößt man wirklich auf interessante Bücher!


    Ich glaube, bei den eBooks müssen sich solche "Filter" erst noch etablieren.


    Mit den besten Grüßen
    Nikola :-)

  • Wenn ich jetzt ganz böse wäre, könnte ich sagen, daß wir, eben weil es schon Massen an gedruckten Büchern gibt, von Verlagen ebenso wie von Dienstleistern, die Schreibwillige abzocken, ebooks nicht auch noch brauchen.


    Okay, ich bin böse.
    :grin



    Realistisch bin ich aber auch. Das ebook ist da, mehr als abwarten, was daraus wird, kan man wohl nicht.
    Ich begrüße es, wenn eine Autorin, wie Du, sich dafür ausspricht, daß ebooks professionell gemacht werden, und nicht jede und jeder irgend etwas Zusammengeschustertes ins Internet stellt, weil's in der digitalen Welt wohl nicht so darauf ankommt, oder wie auch immer die Ausreden lauten.


    Ich halte es auch für eine beträchtliche Leistung, daß Du Dich in die Materie eingearbeitet hast. Und entdeckt, daß es etwas ist, das Dir auch gelingt. Das gefällt mir und ich finde es richtig toll.


    Trotzdem bleiben die genannten Kritikpunkte. Dazu kommt, daß der Umgang mit Software nicht jeder gegeben ist. Nicht jede hat einen Blick für Layout. daher kann man in Zukunft nicht von jeder, die schreibt, verlangen, daß sie sich auch persönlich um die Digitalisierung kümmert.


    Ich gebe Dir recht, daß man auch bei ebooks 'Filter' brauchen wird, sie sind ja schon dabei, sich zu etablieren. z.B. in solchen Diskussionen, wie der hier anläßlich einer Website, die so etwas anbietet.
    Dieses Bücherforum gehört wohl auch dazu. Aber ich gebe zu, daß ich anfange, die SelbstveröffentlicherInnen, die ihre Bücher hier anpreisen, schon ein Spürchen lästig zu finden, obwohl sie erst seit wenigen Wochen regelmäßiger auftauchen. Kommt wahrscheinlich daher, daß wir alle gründlich BoD und DKZV-geschädigt sind über die Jahre.
    :lache





    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus