Originaltitel: La Fôret des Mânes (2009)
Lübbe Ehrenwirth Verlag 2011, 541 S.
Über den Inhalt:
Jeanne Korowa ist eine brillante Untersuchungsrichterin in Paris. Zusammen mit ihrem Kollegen François Taine wird sie auf eine besonders grausame Mordserie angesetzt. Drei Frauen wurden brutal ausgeweidet, ihre Leichen makaber in Szene gesetzt und Teile ihrer Körper vom Täter verspeist. Drei Tatorte, die die Spuren von Ritual und Wahnsinn zeigen.
Im Zuge ihrer Ermittlungen stößt Jeanne auf einen besorgten Vater, der von den unverständlichen Taten seines autistischen Sohnes berichtet. Er ahnt, dass dieser zu unglaublichen Verbrechen in der Lage ist. Könnte der junge Mann der Täter sein? Die Suche nach der Wahrheit führt Jeanne bis in den Dschungel Argentiniens. Was sie dort entdeckt, hätte sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können ...
Über den Autor:
Jean-Christophe Grangés Markenzeichen ist Gänsehaut pur. Nachdem er gleich mit seinem ersten Thriller „Der Flug der Störche“ zum Topautor avancierte, ist Frankreichs Superstar inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze.
Meine Meinung:
Eigentlich hoffte die 35-jährige Untersuchungsrichterin Jeanne Korowa mit ihrer illegalen Abhöraktion etwas über ihren Exfreund zu erfahren. Stattdessen erhält sie Informationen über einen Fall, in dem ein Kollege sie bereits um ihre Mitarbeit gebeten hat: ein kannibalistischer Täter hat in Paris und Umgebung schon mehrere Morde begangen. Da Jeanne ihr illegal erworbenes Wissen nicht offiziell nutzen kann, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln.
Jean-Christophe Grangés Schreibstil ist wie immer flüssig und selbst in den ekeligsten Szenen noch fast poetisch. Während der Schauplatz von Paris nach Mittel- und Südamerika wechselt, macht die anfänglich depressive Protagonistin eine beachtliche Entwicklung durch und entpuppt sich am Ende gar als Lara Croft-Verschnitt.
Aus der Großstadt in den Dschungel, aus der Zivilisation in die Ursprünglichkeit, Jeannes Weg lässt sich damit erklären, dass sie nichts zu verlieren hat. Grangé hat mit ihr einen sehr widersprüchlichen Charakter geschaffen. Ob ihre Motivation wirklich stark genug ist, sich in das Abenteuer Südamerika zu stürzen, sei dahingestellt.
Grangé spickt seinen Thriller mit einer Menge Sachkenntnis zum Thema Anthropologie und Militärgeschichte Mittelamerikas. Ich empfand manche Stellen als zu langatmig und die detaillierten Schilderungen hätten für meinen Geschmack kürzer ausfallen können. Leider lässt dadurch die Spannung immer wieder nach. Die wahre Motivation des Täters kristallisiert sich erst recht spät heraus und so hält der Schluss noch eine gelungene Überraschung bereit, auch wenn er aus meiner Sicht zu hastig abgehandelt wurde.
Insgesamt bin ich zwiegespalten. Die der Geschichte zugrunde liegende Idee ist faszinierend, die Umsetzung und die Auflösung, trotz des Hauchs Mystik, der den Dschungel durchweht, glaubwürdig. Vor allem am Anfang aber war ich über das Ausmaß an Gewalt und Brutalität schockiert. Mit den Schilderungen der Mordtaten und –opfer ist diesmal ein Ausmaß an Brutalität und Ekel erreicht, das mir entschieden zu weit geht.