Originaltitel: Glacé (2011)
Droemer Verlag 2012, 683 S.
Über den Inhalt:
Bei eisiger Dezemberkälte schweben zwei Arbeiter in einer Seilbahn zu einem Wasserkraftwerk in 2000 Meter Höhe. An der Bergstation machen sie eine verstörende Entdeckung: Ein riesiger, bedrohlich schwarzer Schmetterling scheint sich von den schnee- und blutbedeckten Felsen abzuheben. Ein Tierkadaver, grauenvoll inszeniert. Das Werk eines Wahnsinnigen? Am Tatort werden DNA-Spuren des hochintelligenten Serienmörders Julian Hirtmann gefunden. Doch dieser sitzt seit Jahren im Hochsicherheitstrakt einer hermetisch abgeriegelten psychiatrischen Anstalt. Wie konnte der gefährlichste Serientäter Europas am Tatort seine Spuren hinterlassen, obwohl er nie seine Zelle verlassen hat? Noch während Commandant Servaz und die junge Anstaltspsychologin Diane Berg versuchen, das Rätsel um den schwarzen Schmetterling zu lösen, wird der kleine französische Ort von einer kaltblütig inszenierten Mordserie erschüttert, die die Ermittler an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit bringt …
Über den Autor:
Bernard Minier, Jahrgang 1960, ist in den Ausläufern der Pyrenäen im Südwesten Frankreichs aufgewachsen. "Schwarzer Schmetterling" ist sein erster Roman, mit dem er nicht nur unterhalten, sondern auch ein Bild unserer Zeit zeichnen möchte. Er wurde dafür mit dem renommierten Prix Polar 2011 für den besten Roman ausgezeichnet. Bernard Minier lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in der Nähe von Paris.
Meine Meinung:
Commandant Servaz ist verärgert, dass er im Fall eines ermordeten Pferdes ermitteln soll. Doch dies ist erst der Beginn einer Mordserie, die ein kleines Dorf in den Pyrenäen erschüttert und Servaz und seine Kollegin von der Gendarmerie, Capitaine Irène Ziegler, vor große Probleme stellt. Denn zunächst ist ihr einziger Verdächtiger der hochintelligente Psychopath Julian Hirtmann, der in einer psychiatrischen Anstalt für Schwerverbrecher einsitzt. Auch die junge Psychologin Diane Berg, die gerade erst ihren Job in der Klinik angetreten hat, interessiert sich besonders für diesen Serienkiller.
Bernard Minier macht in seinem ersten Roman Anleihen bei Jean-Christophe Grangé (Die purpurnen Flüsse) und Robert Harris (Schweigen der Lämmer). Es braucht eine Weile, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt, doch nahm mich die düstere Atmosphäre der atemberaubenden Kulisse der winterlichen Pyrenäen von Beginn an gefangen.
Durch die Perspektivwechsel befinden wir uns einerseits auf dem Revier und im Privatleben der ermittelnden Polizisten, auf der anderen Seite in den Räumen der psychiatrischen Anstalt. Die Handlungsstränge entwickeln sich parallel und finden erst ganz am Ende zueinander. Der Weg zur Aufklärung führt auch zu einem schrecklichen, in der Vergangenheit verborgenen Geheimnis, das die Härte und Grausamkeit der Taten in der Gegenwart widerspiegelt. Durch die vielen Wendungen und geschickt gelegten Spuren hatte ich immer wieder andere Verdächtige im Visier. Am Ende gelingt dem Autor eine überraschende Auflösung, mit der ich so nicht gerechnet hatte.
Die Charaktere sind gut gelungen, einige erwecken Sympathie, andere sind zumindest glaubwürdig in ihren Aktionen.
Kommandant Servaz ist ein Mann mit heftigen körperlichen Reaktionen: er zittert, er zuckt, er hat Schweißausbrüche. Dieser Fall nimmt Formen an, die ihm die Grenzen seiner physischen und psychischen Belastbarkeit aufzeigen. Ein bisschen unglaubwürdig erscheinen da die Nehmerqualitäten, die er am Ende des Buches zeigt.
Neben den anderen starken Charakteren bleibt die Figur der Psychologin Diane Berg hinter meinen Erwartungen zurück. Sie füllt ihre Rolle nicht aus, wirkt zu schwach und könnte genauso gut eine untergeordnete Angestellte oder Sekretärin der Anstalt sein.
Zum Schluss gibt es einen kleinen Cliffhanger, was Servaz’ Privatleben anbelangt. Eine Fortsetzung ist also denkbar.
Das Buch bringt beste Voraussetzungen für eine Verfilmung mit. Neben der atemberaubenden Kulisse und den spektakulären Leichenfunden fehlt auch die Actionheldin, hier in Person von Irène Ziegler, nicht. Auch der Soundtrack ist schon vorhanden, teilen Servaz und Hirtmann doch die Leidenschaft für Gustav Mahler und hört Servaz’ Kollege Espérandieu gern bestimmte Rockbands.
Insgesamt ein spannender Psychothriller, eingebettet in eine eindrucksvolle Kulisse mit interessanten Charakteren und einer nicht leicht zu verdauenden Handlung und einer sauberen Auflösung.